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- Die wissenschaftliche Methodenlehre unterscheidet zwischen
Induktion und Deduktion:
- Deduktion geht vom Allgemeinen zum Besonderen und
kommt im Beweisverfahren (ἀπόδειξις) zur Anwendung
- Induktion (ἐπαγωγή) geht abstrahierend vom Besonderen
(Einzelfall) zum Allgemeinen (Allsatz). Die einzelnen Stufen
sind nach dem Anfang
der Metaphysik: Wahrnehmung - Erinnerung - Erfahrung -
Wissen)
- Der Begriff ist grundlegend für die formale Logik.
- Die Kategorie ist das, was ein Einzelbegriff bezeichnet:
Substanz |
οὐσία, τί ἐστι |
Zeit |
ποτέ |
Quantität |
ποσόν |
Lage |
κεῖσθαι |
Qualität |
ποιόν |
Haben |
ἔχειν |
Relation |
πρός τι |
Wirken |
ποιεῖν |
Ort |
που |
Leiden |
πάσχειν |
- Das Urteil ist eine Wortverbindung zu einem Satz, der
eine wahre oder falsche Aussage trifft.
- Der Schluss (συλλογισμός) verknüpft nach bestimmten
Regeln (mindestens) zwei Urteile (Prämissen) zu einem Schlusssatz
(Conclusio).
- Der Beweis (ἀπόδειξις) führt durch die Verkettung
mehrerer Schlüsse zur Erklärung der Ursache (αἰτία).
- Die Definition (ὁ ὁρισμός) erfasst im Rahmen der Induktion
und Deduktion jeweils sowohl das Allgemeine (Oberbegriff) als
auch das Besondere (spezifische Differenz).
- Das Prinzip (z.B. der Satz vom Widerspruch) ist das allgemeinste.
Es ist ist nicht ableitbar (beweisbar), weil es sonst nicht Prinzip
wäre, es ist aber evident wahr.
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- "Erste Philosophie"
- Mit seiner Lehre von Stoff und Form überwindet
Aristoteles den
platonischen Idealismus:
nicht ἓν παρὰ τὰ πολλά, sondern ἓν κατὰ τῶν πολλῶν: Idee (Form)
und Materie (Stoff) sind nicht getrennt, sondern in einer Einheit
verbunden. Ein Ding ist immer geformter Stoff. Das Wesen der Dinge
liegt in ihnen.
Proportion:
Stoff : Form = Möglichkeit
: Wirklichkeit = δύναμις : ἐνέργεια |
Die Anlage (δύναμις) wird durch Bewegung (κίνησις)
in Wirklichkeit (ἐνέργεια) umgesetzt.
- Vier Ursachen (ἡ αἰτία, αἱ αἰτίαι) sind im Werdeprozess
(κίνησις) zu unterscheiden:
Stoff (causa materialis) |
ὕλη, τὸ ἐξ οὗ, δύναμις,
δυνάμει ὄν |
Form (causa formalis) |
εἷδος, μορφή, τὸ τί ἐστιν,
ἐνέργεια |
Bewegungsursache (causa
efficiens) |
ἀρχὴ τῆς κινήσεως, τὸ
διά τι, τὸ ὑφ οὗ |
Zweck (causa finalis) |
τὸ τέλος, τὸ τοῦ ἕνεκα |
Das Ding ist Entelechie (ἐντελέχεια). Es ist ὕλη πρώτη
und ἐντελέχεια πρώτη und durchläuft in seiner Bewegung
eine Stufenleiter von Entelechien.
- Die erste Ursache aller Bewegungen ist "das unbewegt
Bewegende" (τὸ ἀκίνητον κινοῦν), das ist aber Gott (unstofflich,
unendlich, vollendet, rein theoretische Tätigkeit, reines
Sichselbstdenken (θεωρία).
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- Die Lehre von der Natur () befasst sich
- mit den bewegten Körpern. Dabei unterscheidet Aristotees
vier Arten der Bewegung:
μεταβολή
Veränderung |
substantiell |
Entstehen / /Vergehen |
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quantitativ |
Zunahme / Abnahme |
κίνησις |
qualitativ |
Verwandlung |
räumlich |
Ortsveränderung |
- den Aufbau des Kosmos:
Der Ewigkeit von Stoff und Form und der Anfangs- und Endlosigkeit
der Bewegung entspricht die Ewigkeit der Welt.
- Die Gestirne über dem Mond bilden das unvergängliche
Jenseits. Sie bestehen aus dem gegensatzlosen und unveränderlichen
αἰθήρ ("quinta essentia")
- Die irdische diesseitige Welt unter dem Mond besteht
aus den vier Elementen und ist vergänglich. Die Veränderung
geschieht durch den Ausgleich in den Gegensätzen
von
schwer
- leicht |
warm
- kalt |
trocken
- feucht |
- Die Welt ist kugelförmig und besteht aus 56 Sphären
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- Die Seele ist Bewegungsprinzip. Sie ist der innere Bewegungszweck,
d.h. Entelechie: ἐντελέχεια ἡ πρώτη σώματος φυσικοῦ ὀργανικοῦ
- Die Seele besitzt weder Präexistenz noch Postexistenz (also
erfährt sie auch keine Metempsychose). Sie verhält sich
zum Körper wie die Form zum Stoff, d.h. die Seele ist dem
Körper immanent und kann ohne ihn nicht existieren.
- Endsprechend dem geschichteten Aufbau des Kosmos sind drei Schichten
der Seele zu unterscheiden:
Pflanze |
ψυχὴ
θρεπτική |
anima
vegetativa
Ernährung |
ohne μεσότης |
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Tier |
ψυχὴ
αἰσθητική |
anima
sensitiva
Ernährung und Wahrnehmung |
mit μεσότης |
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Mensch |
νοῦς |
ποιῶν
tätiger Nus: unsterblich . |
παθητικός
rezeptiver Nus: vergänglich |
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anima
cogitativa
Ernährung und Wahrnehmung. Darüber das Denken |
mit μεσότης |
(θύραθεν) von außen
kommend |
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- Das menschliche Handeln (πρᾶξις) verfolgt als Zweck das Gut
des glückseligen Lebens (εὐδαιμονία).
- Dieses Ziel ist durch tugendhaftes Handeln erreichbar. Tugendhaftes
Handeln widerspricht nicht der menschlichen Natur, sondern ist
Ausdruck eines gereiften Charakters. Es wird nicht durch Unterricht
oder einmaliges Handeln angeeignet, sondern durch permanente Übung.
So wird es zur zweiten Natur (ἕξις).
Tugend
: Natur = Form : Stoff
= Wirklichkeit : Möglichkeit = Entwicklung : Trieb
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- Tugend definiert sich als die richtige Mitte (μεσότης) zwischen
zwei fehlerhaften Extremen.
- Zu unterscheiden sind
- die dianoetischen (theoretischen) Tugenden. Z.B.: νοῦς,
ἐπιστήμη, σοφία, τέχνη, φρόνησις.
- die praktischen (ethischen) Tugenden. Z.B. Tapferkeit, Freigebigkeit
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- Der Mensch ist von Natur aus ein gesellschaftlich veranlagtes
Wesen (ἄνθρωπος φύσει πολιτικόν ζῷον).
- Die menschliche Gemeinschaft wächst natürlich heran:
Familie, Gemeinde, Staat.
- Zweck ist die Erziehung der Bürger zur Tugend um so ihre
Glückseligkeit (εὐδαιμονία) in einer vollkommenen Gemeinschaft
zu erzielen.
- Verfassung : Polis = Form : Stoff. Schema der Verfassungen:
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einer
herrscht |
viele
herrschen |
alle
herrschen |
richtige Verf. |
Monarchie |
Aristokratie |
Politie |
verfehlte Verf. |
Tyrannis |
Oligarchie |
Demokratie |
- Im Gegensatz zu Platon bleiben Familie und Privateigentum unangetastet.
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- Die Poetik (ποιητική)
behandelt Literaturtheorie, besonders die Tragödie.
- Dichtung beruht wie alle Kunst auf Nachahmung (μίμησις),
aber nicht dessen, was geschehen ist, sondern dessen, was
nach der Natur der Sache hätte geschehen sollen.
- Die Tragödie erstrebt durch Erregung von Mitleid
und Furcht (ἔλεος καὶ φόβος) die Reinigung (κάθαρσις)
der Seele von derartigen Affekten.
- Aristoteles fordert die Einheit von Ort, Zeit, Handlung
und Charakter
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