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Dion Chrysostomos
In Olympia - Vom ersten Gottesbegriff
or.12,1-85
Ὀλυμικὸς ἢ περὶ τῆς πρώτης τοῦ θεοῦ ἐννοίας
or.12,1-11 (Übersetzung: H.
Stich, bearbeitet von E.Gottwein)
Versammelte Männer!
So soll mir denn hier bei Euch wie anderwärts das Seltsame
und Ungereimte widerfahren, was, wie man sagt, der Eule begegnet?
Wiewohl jene um nichts vornehmer ist als die anderen Vögel,
noch auch besser an Gestalt, sondern eben gerade so, wie wir sie
kennen, so wird sie doch, wenn sie ihren kläglichen, keineswegs
angenehmen Ruf ertönen lässt, von den andern Vögeln
umflattert: Wenn sie die Eule nur sehen, so setzen sie sich teils
in der Nähe nieder, teils fliegen sie im Kreise um sie herum,
wie mir scheint, voll Geringschätzung ihrer Hässlichkeit
und Schwäche; die Leute freilich sagen, die andern Vögel
bewunderten die Eule.1)
Warum sollten sie
aber nicht eher den Pfau2) bewundern, der so schön und bunt ist, der sich auch selbst
aufbläht und die Schönheit seines Gefieders zur Schau
trägt, wenn er sich, dem Weibchen zu gefallen, brüstet?
Da entfaltet er denn seinen Schweif und stellt ihn im Kreise um
sich auf, wie ein wohlgestaltetes Theater oder einen gemalten
Sternenhimmel. Dabei ist er auch am übrigen Körper von
wunderbarer Schönheit: das Blau, das nahezu mit Gold vermischt
ist, am Ende der Federn aber die Zeichnung, die wegen der Gestalt,
sowie auch um anderer Ähnlichkeit willen an Augen oder an
Ringe erinnert.
Und sollte man nicht
wiederum auch auf die Leichtigkeit des Gefieders bewundernd schauen,
wie es nicht niederdrückt, noch wegen der Länge hinderlich
ist, und wie sich der Pfau in der Mitte gar ruhig und ohne Zittern
darstellt, gleich als wenn er bei einem Festaufzug sich bewege?
Wenn er aber andere erschrecken will, so schüttelt er sein
Gefieder und lässt einen nicht unschönen Ruf ertönen,
wie wenn ein nicht zu starker Wind einen dichten Wald bewegt.
Aber nicht den Pfau mit all seinein Schmuck wollen die andern
Vögel sehen, nicht das Anhören der Nachtigall, wenn
sie den Morgen mit ihrer Stimme grüßt, macht einen
Eindruck auf sie.
Ja auch den Schwan3) verehren sie nicht wegen seines Gesanges, selbst nicht, wenn er
sein letztes Lied singt, wohltönend vor lauter Lust und Vergessenheit
der Leiden des Lebens, sich selbst preisend und leidlos
geleitend, wie es scheint, zu einem leidlosen Tode. Also nicht
einmal hier versammeln sich die Scharen der anderen Vögel
bezaubert von den Gesängen "am Ufer eines Flusses oder
auf einer weiten Wiese oder am reinen Gestade eines Sees oder
auf einer kleinen, reich bewachsenen Flussinsel".4)
Geradeso macht Ihr
es! Ihr habt soviel Ergötzliches zu schauen und zu hören:
hier gewaltige Redner, dort zierliche Schriftsteller in gebundener
und ungebundener Rede und dann wieder bunte Pfauen: die vielen
Sophisten, die sich mit ihrem Ruhm und ihren Schülern wie
jene Vögel mit ihrem Gefieder brüsten, und doch naht
Ihr Euch mir, wollt mich hören, der ich nichts weiß
noch zu wissen behaupte. Hab' ich da nicht recht, Euren Eifer
mit dem zu vergleichen, was der Eule begegnet - nicht ohne göttlichen
Willen, wie es fast scheint?
Daher kommt es ja
wohl auch, dass der Vogel der Athene teuer sein soll, der schönsten
und weisesten Göttin, dass er ferner zu Athen der Kunst des
Pheidias teilhaftig geworden ist, der es mit Zustimmung des Volkes
nicht für unpassend hielt, diesen Vogel neben der Göttin
aufzustellen5),
während er sein und des Perikles Bild nur verstohlen, wie es heißt, auf dem Schilde anzubringen
wagte6).
Nun kann es mir aber nicht beikommen, dies alles für Vorzüge
der Eule zu halten, wenn sie nicht irgendwie mehr Einsicht besitzt.
Aus diesem Grunde
hat wohl auch Aisopos die Fabel gedichtet, dass die Eule vermöge
ihrer Klugheit den Vögeln geraten habe, die Eiche von Anfang
an nicht groß wachsen zu lassen, sondern auf jede Weise
zu vernichten; denn es werde ein unentrinnbares Gift aus diesem
Baum entstehen, das ihr Verderben sein werde: der Vogelleim.7) Und wiederum, als die Menschen den Flachs säten, hieß
die Eule die Vögel auch diesen Samen aufpicken; denn
nicht. zu ihrem Heile werde er keimen.8)
Und zum dritten,
als sie einen Mann mit einem Bogen erblickte, sagte sie voraus:
"Dieser Mann wird Euch mit euren eigenen Federn überholen,
wenn er als Fußgänger seine befiederten Geschosse gegen
Euch sendet"9).
Die Vögel aber misstrauten den Worten und glaubten, die Eule
sei unverständig, und behaupteten, sie sei von Sinnen. Später
aber, als sie die Probe gemacht hatten, bewunderten sie die Eule
und hielten sie wirklich für sehr weise. Und darum kommen,
sowie sich die Eule blicken lässt, die anderen Vögel
heran, im Glauben, jene verstehe alles.
Sie aber rät
ihnen nichts mehr und klagt nur. Vielleicht habt Ihr nun ein wahres
Wort und einen nützlichen Rat vernommen, den die Philosophie
den früheren Griechen gab, und den die damaligen Menschen
verkannten und gering schätzten. Da erinnern sich dessen
die Heutigen und kommen zu mir heran, indem sie mich wegen der
äußeren Gestalt, eines Philosophen ehren, wie die Eule10),
die doch in Wahrheit ohne schöne Stimme und große Beredsamkeit
ist. Bin ich mir doch bewusst, weder früher etwas gesagt
zu haben, was des Strebens wert gewesen, noch jetzt mehr zu wissen
als Ihr.
Nein, es gibt andere,
weise und wahrhaft beneidenswerte Menschen - ich will sie Euch
auf Verlangen verraten, jeden einzelnen mit Namen nennend. Denn
beim Zeus, ich glaube, das allein ist von Nutzen: die weisen und
redegewandten Männer zu kennen, die alles verstehen. Wollet
Ihr Euch an diese anschließen und alles andere lassen, Eltern
und Heimat, die Heiligtümer der Götter und die Gräber
der Vorfahren, wollt Ihr ihnen darin folgen, wohin sie gehen,
und da bleiben, wo sie ihren Wohnsitz aufschlagen, sei es nun
zu Babylon11),
der Stadt des Ninos und der Semiramis. oder in Baktra, sei es
in Susa oder Palibothra oder in einer andern von den berühmten
und reichen Städten, wobei Ihr den meistern Geld zahlet oder
sie auf andere Weise gewinnet, so werdet Ihr glücklicher
sein als das Glück selber.
Wollt Ihr aber für
Euch selbst, darauf verzichten, indem Ihr Eure Natur oder Armut,
Alter oder Schwachheit vorschützet, so missgönnet das
Glück einer solchen Bildung wenigstens Euren Söhnen
nicht, beraubet sie nicht des größten Gutes: belasst
sie in ihrem Streben oder wenn sie nicht von selbst darnach streben,
so überredet und nötigt sie auf alle Weise, auf dass
sie, tüchtig gebildet und zur Weisheit gelangt, bei allen
Griechen und Nichtgriechen fortan berühmt seien, ausgezeichnet
durch Tugend und Ruhm, Reichtum und Machtmittel schier jeglicher
Art! Denn nicht nur dem Reichtum folgt nach der allgemeinen Stimme
Tugend und Ruhm12),
auch die rednerische Bildung hat notwendigerweise die Tugend zum
Geleit.
Dion redet vor dem Zeustempel in Olympia. Mit dem
Bild der Eule charakterisiert er sich selbst, seine Stärken
und Schwächen, und drückt sein Erstaunen über
den starken Zulauf aus.
NachPlut.Perikl.169c hat sich
Pheidias selbst kahlköpfig und alt dargestellt, wie
er mit beiden Händen einen Stein hebt; den Perikles aber als Krieger im Kampf mit einer Amazone: ἡ δὲ δόξα τῶν
ἔργων ἐπίεζε φθόνῳ τὸν Φειδίαν, καὶ μάλισθ’ ὅτι τὴν πρὸς
Ἀμαζόνας μάχην ἐν τῇ ἀσπίδι ποιῶν αὑτοῦ τινα μορφὴν ἐνετύπωσε,
πρεσβύτου φαλακροῦ πέτρον ἐπηρμένου δι’ αμφοτέρων τῶν χειρῶν,
καὶ τοῦ Περικλέους εἰκόνα παγκάλην ἐνέθηκε μαχομένου πρὸς
Ἀμαζόνα.