Homer, Ilias 6, 312ff
Welt des Krieges - Welt des Friedens: 2.) Hektor bei
Paris und Helena
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Hom.Il.6,312-368 Hektor bei Paris und Helena |
1.) Hom.Il.6,312-324:
Die Szenerie |
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ὣς αἳ μέν ῥ' εὔχοντο Διὸς κούρῃ μεγάλοιο,
Ἕκτωρ δὲ πρὸς δώματ' Ἀλεξάνδροιο βεβήκει
καλά, τά ῥ' αὐτὸς ἔτευξε σὺν ἀνδράσιν οἳ τότ' ἄριστοι
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Während nun jene der Tochter des Zeus,
des großen, Gelübte taten, schritt Hektor zu
des Alexandros schöner Behausung, die er selbst gebaut,
mit Männern, welche damals die erfahrensten |
ἦσαν ἐνὶ Τροίῃ ἐριβώλακι τέκτονες ἄνδρες,
οἵ οἱ ἐποίησαν θάλαμον καὶ δῶμα καὶ αὐλὴν
ἐγγύθι τε Πριάμοιο καὶ Ἕκτορος ἐν πόλει ἄκρῃ.
ἔνθ' Ἕκτωρ εἰσῆλθε Διῒ φίλος, ἐν δ' ἄρα χειρὶ
ἔγχος ἔχ' ἑνδεκάπηχυ· πάροιθε δὲ λάμπετο δουρὸς |
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Künstler
in der hochscholligen Troia gewesen; diese bauten ihm
Kammer, Saal und Vorhof, zunächst dem Priamos und
Hektor auf der hohen Burg. Dort trat Hektor ein, der Liebling
des Zeus; in der Hand hielt er den elfelligen Speer, vorn
strahlte der Lanze eherne Spitze, |
αἰχμὴ χαλκείη, περὶ δὲ χρύσεος θέε πόρκης.
τὸν δ' εὗρ' ἐν θαλάμῳ περικαλλέα τεύχε' ἕποντα
ἀσπίδα καὶ θώρηκα, καὶ ἀγκύλα τόξ' ἁφόωντα·
Ἀργείη δ' Ἑλένη μετ' ἄρα δμῳῇσι γυναιξὶν
ἧστο καὶ ἀμφιπόλοισι περικλυτὰ ἔργα κέλευε. |
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und herum lief ein goldener
Reif. Jenen fand er nun im Gemach, um die zierlichen Waffen
emsig geschäftig, den Schild und den Panzer, und
den krummen Bogen glättend; aber die argeische Helena
saß unter den dienenden Frauen und der Mägde
überherrliche Arbeit leitete sie gebietend. [Übersetzung
nach J.St.Zauper] |
Aufgaben:
- Bei Homer sind einfache Gegenstände und Sachverhalte
häufig (ohne Symbole zu sein) Träger einer
tieferen Bedeutung, die mit dem Handlungsgeschehen
korreliert oder zu ihm kontrastiert. Überlegen
Sie, welche Bedeutung sich verbinden könnte
- mit der Qualität des Hauses von Paris und
seiner Baumeister;
- mit dem besonderen Standplatz seines Hauses;
- mit der Tatsache, dass Hektor seine Lanze in
der Hand hält;
- mit dem Ort, an dem Hektor Paris antrifft;
- mit der Art und Weise, wie Paris (im Unterschied
zu Hektor) mit seinen Waffen umgeht;
- mit der Szenerie, in der Helena handelnd in
Erscheinung tritt!
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2.) Hom.Il.6,325-331:
Hektors Rede |
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τὸν δ' Ἕκτωρ νείκεσσεν ἰδὼν αἰσχροῖς
ἐπέεσσι·
δαιμόνι' οὐ μὲν καλὰ χόλον τόνδ' ἔνθεο θυμῷ,
λαοὶ μὲν φθινύθουσι περὶ πτόλιν αἰπύ τε τεῖχος
μαρνάμενοι· σέο δ' εἵνεκ' ἀϋτή τε πτόλεμός τε
ἄστυ τόδ' ἀμφιδέδηε· σὺ δ' ἂν μαχέσαιο καὶ ἄλλῳ,
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Ihn nun schalt Hektor, als er ihn sah, mit schmähenden
Worten: "Heilloser! nicht rühmlich ist's, solchen
Groll ins Herz zu fassen. Die Völker schwinden hin um die
Stadt her und die hohe Mauer kämpfend, und um den willen
ist der Schlachruf und der Krieg um die Veste herum entbrannt;
du wohl auch strittest mit einem andern, |
ὅν τινά που μεθιέντα ἴδοις στυγεροῦ πολέμοιο.
ἀλλ' ἄνα μὴ τάχα ἄστυ πυρὸς δηΐοιο θέρηται. |
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den du säumen
säh'st während der erschütternden Schlacht. Aber
auf! dass nicht zu schnell die Stadt im flammenden Feuer verzehrt
wird." [Übersetzung nach J.St.Zauper] |
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Aufgaben:
- Wieso unterstellt Hektor Paris Groll (χόλον) <auf die
Trojaner>? Meint χόλος nur "schlechte Laune",
wie man gemeint hat?
- Hektor baut Paris eine "goldene Brücke".
Groll wäre, wenn er zu recht (καλὰ) bestünde,
wie bei Achill ein anerkennenswertes Motiv. Wenn er,
was er vielleicht denkt, Paris offen Feigheit unterstellen
wollte, würde er Streit anzetteln und seine Absicht,
Paris wieder in den Kampf zurückzuholen, verfehlen.
Aber es ist nicht einmal glaubwürdig, dass er ihm
unausgesprochen Feigheit unterstellt: Wer wollte schon
gemeinsam mit einem Feigling in den Kampf ziehen (305ff)?
Er kennt die tiefe Depression, die Paris nach dem verlorenen
Zweikampf befallen haben muss, und versucht ihm bei
ihrer Überweindung zu helfen. Deswegen ist er zu
Paris gekommen. Helena hat schon gute Vorarbeit geleistet.
- Mit welchen Appellen (Argumenten) versucht Hektor
im einzelnen, auf Paris einzuwirken?
- provokante Unterstellung von χόλος;
Paris muss sich des wahren Motivs bewusst werden, um
sich eines besseren zu besinnen;
- Appell an sein Ehrgefühl (αἰσχροῖς ἐπέεσσι
- "mit ehrenrührigen Worten" und Gemeinschaftssinn):
er solle nicht andere seine Schuld ausbaden lassen;
- Die Verallgemeinerbarkeit seiner Forderung (Paris
würde bei einem anderen genau so urteilen) erweist
ihren Wert: das Prinzip der "Goldenen Regel"
und des "Kategorischen Infinitivs"
- Abschließende Ermunterung (ἀλλ' ἄνα) und
letzter Appell an seine Verantwortung für den Bestand
der Stadt.
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3.) Hom.Il.6,332-341:
Paris antwortet |
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τὸν δ' αὖτε προσέειπεν Ἀλέξανδρος θεοειδής·
Ἕκτορ ἐπεί με κατ' αἶσαν ἐνείκεσας οὐδ' ὑπὲρ αἶσαν,
τοὔνεκά τοι ἐρέω· σὺ δὲ σύνθεο καί μευ ἄκουσον·
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Ihn redete wieder der göttlichgestaltete
Alexandros an: "Hektor, weil du nach Verdienst mich gescholten
und nicht mit Unrecht, deshalb sag' ich dir, und du beachte
und höre mich: |
οὔ τοι ἐγὼ Τρώων τόσσον χόλῳ οὐδὲ νεμέσσι
ἥμην ἐν θαλάμῳ, ἔθελον δ' ἄχεϊ προτραπέσθαι.
νῦν δέ με παρειποῦσ' ἄλοχος μαλακοῖς ἐπέεσσιν
ὅρμησ' ἐς πόλεμον· δοκέει δέ μοι ὧδε καὶ αὐτῷ
λώϊον ἔσσεσθαι· νίκη δ' ἐπαμείβεται ἄνδρας. |
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Nicht aus Groll, noch aus Unmut über
die Troer, saß ich im Gemach daheim, nur dem Schmerze
wollte ich nachhängen; doch jetzt hat mich die Gattin,
mit Schmeichelworten anredend, zum Krieg ermuntert, und es scheint
mir schon selber, so werde es besser sein, denn der Sieg wechselt
unter den Männern. |
ἀλλ' ἄγε νῦν ἐπίμεινον, Ἀρήϊα τεύχεα δύω·
ἢ ἴθ', ἐγὼ δὲ μέτειμι· κιχήσεσθαι δέ σ' ὀΐω. |
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Daher harre nun, bis ich die kriegerische
Rüstung anlege;
oder gehe, ich folge dir nach, und denke,
dich einzuholen." [Übersetzung nach J.St.Zauper] |
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Aufgaben:
- Inwiefern ist Paris' Antwort auf Hektors Rede bezogen
(Wortbezüge, Motivaufnahme)?
- An die Stelle des unterstellten χόλος Τρώων tritt das
persönliche ἄχος. Was ist damit gemeint?
- Über welche Stufen will Paris sein ἄχος so weit überwunden
haben, dass er wieder in den Kampf ziehen will?
- tiefe Depression;
- Helenas Zureden (μαλακοῖς ἐπέεσσιν) baut ihn auf.
[Zu glauben, es sei ein "ausgemachter Schwindel"
wenn Paris sich auf Helena beruft, halte ich für
ausgemachten Unsinn].
- "Betasten" der Waffen (ἀσπίδα καὶ θώρηκα,
καὶ ἀγκύλα τόξ' ἁφόωντα·, 322)
- Hektors mahnendes Zureden
- Eigene Einsicht (Reflexion statt Emotion):
- δοκέει δέ μοι ὧδε καὶ αὐτῷ | λώϊον ἔσσεσθαι·
- νίκη δ' ἐπαμείβεται ἄνδρας. Die Sentenz zeigt
ihn wieder dem "normalen Denken" verhaftet.
Inhaltlich erinnert sie an das Mut machende Diktum
des Archilochos (128 W [67a/b
D]): γίνωσκε δ', οἷος ῥυσμὸς ἀνθρώπους ἔχει.
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4.) Hom.Il.6,342-358:
Helenas Ansprache an Hektor |
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ὣς φάτο, τὸν δ' οὔ τι προσέφη κορυθαίολος
Ἕκτωρ·
τὸν δ' Ἑλένη μύθοισι προσηύδα μειλιχίοισι·
δᾶερ ἐμεῖο κυνὸς κακομηχάνου ὀκρυοέσσης,
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So sprach er und nichts erwiderte der helmbuschumflatterte
Hektor. Aber Helena redete zu ihm mit freundlichen Worten: "Mein
Schwager! von mir, dem unheilstiftenden, abscheulichen Weibe; |
ὥς μ' ὄφελ' ἤματι τῷ ὅτε με πρῶτον τέκε μήτηρ
οἴχεσθαι προφέρουσα κακὴ ἀνέμοιο θύελλα
εἰς ὄρος ἢ εἰς κῦμα πολυφλοίσβοιο θαλάσσης,
ἔνθά με κῦμ' ἀπόερσε πάρος τάδε ἔργα γενέσθαι.
αὐτὰρ ἐπεὶ τάδε γ' ὧδε θεοὶ κακὰ τεκμήραντο, |
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o hätte mich an jenem Tage doch, als mich die Mutter geboren,
ein rasender Windstoß auf's Gebirge geschleudert, oder
in die Wogen des tobenden Meeres, und dort mich verschlungen,
ehe diese Missetaten geschehen; aber nachdem einmal solches
Unheil von den Göttern beschlossen war, |
ἀνδρὸς ἔπειτ' ὤφελλον ἀμείνονος εἶναι ἄκοιτις,
ὃς ᾔδη νέμεσίν τε καὶ αἴσχεα πόλλ' ἀνθρώπων.
τούτῳ δ' οὔτ' ἂρ νῦν φρένες ἔμπεδοι οὔτ' ἄρ' ὀπίσσω
ἔσσονται· τὼ καί μιν ἐπαυρήσεσθαι ὀΐω.
ἀλλ' ἄγε νῦν εἴσελθε καὶ ἕζεο τῷδ' ἐπὶ δίφρῳ |
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mich wenigstens
zur Gattin eines besseren Mannes bestimmt, welcher den Unwillen
fühlte, und die vielen Schmähungen der Menschen; aber
der hegt weder, noch zeigt standhaften Sinn, noch hegt er ihn
künftig; und darob, denk' ich, büßet er noch
später. Trete also herein und setze dich in diesen Armstuhl. |
δᾶερ, ἐπεί σε μάλιστα πόνος φρένας ἀμφιβέβηκεν
εἵνεκ' ἐμεῖο κυνὸς καὶ Ἀλεξάνδρου ἕνεκ' ἄτης,
οἷσιν ἐπὶ Ζεὺς θῆκε κακὸν μόρον, ὡς καὶ ὀπίσσω
ἀνθρώποισι πελώμεθ' ἀοίδιμοι ἐσσομένοισι. |
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Schwager, weil dich zumeist im Herzen die Sorgen umfangen um
mich, die Schändliche, und um Alexandros' Frevel, welchem
Zeus ein böses Verhängnis auferlegt, so, dass wir
in Hinkunft noch ein Spottlied sein werden den kommenden Menschengeschlechtern."
[Übersetzung nach J.St.Zauper] |
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Aufgaben:
- Wie erklärt sich Hektors "Sprachlosigkeit"
gegenüber Paris (τὸν δ' οὔ τι προσέφη κορυθαίολος Ἕκτωρ,
342)?
- Es wird wohl nicht so sein, dass er jedes weitere
Wort für verloren, sondern für überflüssig
hält: er hat sein Ziel erreicht, seine Mission
ist weder gescheitert, noch bleibt ihr Erfolg fraglich.
- Wie charakterisiert der Dichter Helena durch ihre Rede?
- Entspricht Helena dem Bild des raffinierten und exotischen
Luxusweibchens, nach dem manche Sagenbücher sie
zeichnen?
- Ist Helenas Selbstbeschimpfung (344: δᾶερ ἐμεῖο κυνὸς
κακομηχάνου ὀκρυοέσσης und 356: εἵνεκ' ἐμεῖο κυνὸς)
und Selbstverfluchung (ὥς μ' ὄφελ' ...,345) in dieser
Schärfe wirklich nachvollziehbar oder nicht doch
etwas dick aufgetragen?
- Stellt die Berufung auf die Verantwortung der Götter
(349: αὐτὰρ ἐπεὶ τάδε γ' ὧδε θεοὶ κακὰ τεκμήραντο) einen
(geeigneten) Versuch Helenas dar, sich vor persönlichen
Schuldzuweisungen zu schützen?
- Wir erinnern uns daran, dass auch Priamos
selbst Helena so entlastet hatte. (Il 3, 164f).
- Helena würdigt Paris:
- Wie stellt Helena die derzeitige Verfassung des Paris,
wie seine grundlegende Persönlichkeitsstruktur
dar?
- Sie wirft ihm Mangel an ἀρετή (350:
ἀμείνονος) vor und Mangel an Ehrbewusstsein (er
nimmt νέμεσίν τε καὶ αἴσχεα πόλλ' ἀνθρώπων in Kauf,
351), wobei τιμή nichts anderes meint als die objektive
Anerkennung von ἀρετή in der öffentlichen Meinung.
Paris ist in dem Zustand seiner ἄτη der Antiheld,
der nicht nur seine Reputation in der Stadt, sondern
auch die Liebe seiner Frau aufs Spiel setzt.
- Was genau meint Helena 356 mit Ἀλεξάνδρου ἄτη?
- Wir sollten hier darunter die situative
Verkehrung seines ἀρετή-Bewusstseins verstehen.
Der Begriff der ἄτη spitzt sich besonders
in der Tragödie zu und ist ein Schlüsselbegriff
zum Verständis des griechischen Denkens. Auf
Literatur verweist Heubeck 322 (s.v.).
- Wird sie Paris damit gerecht? (Ist auch ihr Tadel
κατ' αἶσαν oder ist er ὑπὲρ αἶσαν?) Sind diese harten
Worte gemessen an der Wirkung, die sie (jeweils verschieden)
auf Paris und auf Hektor ausüben müssen (sollen),
klug gesprochen?
- Man darf ihre Rede nicht so verstehen, als
bräche sie jetzt grundsätzlich und endgültig
den Stab über Paris. (Helena würde sich
zumindest den Vorwurf der Torheit einhandeln, einem
solchen Mann auf Dauer gefolgt zu sein). Die Worte
müssen situativ und aus ihrer beabsichtigten
Wirkung heraus verstanden werden: Sie setzten voraus,
dass Paris seine ἄτη bereits überwunden
hat und wieder empfänglich ist für die
νέμεσίν τε καὶ αἴσχεα ἀνθρώπων (351). Sie stellen
also in weiblich kluger Verkehrung des Ist-Zustandes
als Nagelprobe den letzten Motivationsschub für
Paris dar. Sie führen entsprechend unmittelbar
vom Reden zum Handeln.
- Die Aufforderung an Hektor zu bleiben geht
in die umgekehrte Richtung. Helena weiß (im
Gegensatz zu Hekabe, die Hektor aus mütterlicher
Fürsorge zum Verweilen aufforderte), dass Hektor
ihre höfliche und ihn ehrende Einladung abschlagen
wird. Sie wünscht nicht einmal, dass er bleibt
(wie das später auf Andromache zutrifft).
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5.) Hom.Il.6,359-368:
Hektors Antwort an Helena |
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τὴν δ' ἠμείβετ' ἔπειτα μέγας κορυθαίολος Ἕκτωρ
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359
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Ihr entgegnete darauf der rüstige, helmbebuschte
Hektor: |
μή με κάθιζ' Ἑλένη φιλέουσά περ· οὐδέ με πείσεις·
ἤδη γάρ μοι θυμὸς ἐπέσσυται ὄφρ' ἐπαμύνω
Τρώεσσ', οἳ μέγ' ἐμεῖο ποθὴν ἀπεόντος ἔχουσιν.
ἀλλὰ σύ γ' ὄρνυθι τοῦτον, ἐπειγέσθω δὲ καὶ αὐτός,
ὥς κεν ἔμ' ἔντοσθεν πόλιος καταμάρψῃ ἐόντα. |
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"Heiße mich, Helena, nicht niedersetzen,
so lieb du es meinst, auch wirst du mich nicht bewegen; denn
die Seele ist mir voll Verlangen, den Troern zu helfen, die
so große Sehnsucht nach mir, dem Abwesenden, hegen; aber
du ermuntere ihn, dass er selbser sich tummle, mich noch inner
der Stadt beim Weggehen zu erreichen. |
[365] καὶ γὰρ ἐγὼν οἶκον δὲ ἐλεύσομαι ὄφρα ἴδωμαι
οἰκῆας ἄλοχόν τε φίλην καὶ νήπιον υἱόν.
οὐ γὰρ οἶδ' εἰ ἔτι σφιν ὑπότροπος ἵξομαι αὖτις,
ἦ ἤδη μ' ὑπὸ χερσὶ θεοὶ δαμόωσιν Ἀχαιῶν. |
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368 |
Denn jetzt geh'`ich nach
Hause, die Genossen zu sehen, und die teuere Gattin, und den
unmündigen Sohn; denn wohl weiß ich nicht, ob ich
je rückkehrend wiederkomme, oder unter der Danaer Händen
die Götter mich zähmen."
[Übersetzung nach J.St.Zauper] |
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Aufgaben:
- Wie begründet Hektor seine Ablehnung zu bleiben?
oder: Welche inneren Kräfte befähigen ihn, die
Gefahr des Krieges auf sich zu nehmen?
- Wie begründet Hektor seine Absicht, sein Haus und
seine Leute aufzusuchen? Hätte es nicht in der Konsequenz
seiner ἀρετή gelegen, sich sofort und ohne Umwege seiner
Aufgabe zu stellen?
- Er unterliegt keinem inneren oder sozialen Zwang.
Er ist keine Kampfmaschine, sondern sensibel für
einfache und tiefe menschliche Regungen. Seine Entschlossenheit
(schließlich zum Tod), in die er Paris hineinzieht,
entspringt einer echten, wertbezogenen Abwägung,
keinem Automatismus, sondern einer bewussten Entscheidung
(gegen hohe für höhere Werte).
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Sententiae excerptae: Griech. zu "Hom.Il"803
ὅς κε θεοῖς ἐπιπείθηται μάλα τ' ἔκλυον αὐτοῦ.
Wer dem Gebot der Götter gehorcht, den hören sie wieder.
Hom.Il.1,218
804
πάντων μὲν κρατέειν ἐθέλει, πάντεσσι δ' ἀνάσσειν
Allen will er gebieten im Heer, und alle beherrschen.
Hom.Il.1,288
897
ἀργαλέος γὰρ Ὀλύμπιος ἀντιφέρεσθαι.
schwer ist es, dem Olympier sich zu widersetzen.
Hom.Il.1,589
805
οὐκ ἀγαθὸν πολυκοιρανίη· εἷς κοίρανος ἔστω.
Niemals frommt Vielherrschaft im Volk; nur einer sei Herrscher.Staatsmann
Hom.Il.2,204
806
ἀλλ’ ἔκ τοι ἐρέω, τὸ δὲ καὶ τετελεσμένον ἔσται.
Aber ich sage dir an, und das wird wahrlich vollendet!
Hom.Il.2,257
807
αἴθ' ὄφελες ἄγονός τ' ἔμεναι ἄγαμός τ' ἀπολέσθαι.
Wärest du nie doch geboren, das wünscht' ich dir, oder gestorben!
Hom.Il.3,40
808
οὔ τοι ἀπόβλητ' ἐστὶ θεῶν ἐρικυδέα δῶρα | ὅσσά κεν αὐτοὶ δῶσιν, ἑκὼν δ' οὐκ ἄν τις ἕλοιτο.
Unverwerflich ja sind der Unsterblichen ehrende Gaben, | Welche sie selber verleihn, und nach Willkür keiner empfänget.
Hom.Il.3,65f.
811
τρεῖν μ' οὐκ ἐᾷ Παλλὰς Ἀθήνη.
Furcht wehret mir Pallas Athene. (Es lässt mich nicht zittern Athene.)
Hom.Il.5,256
812
αἰδομένων ἀνδρῶν πλέονες σόοι ἠὲ πέφανται.
Denn wo sich ehrt ein Volk, stehn mehrere Männer (sind mehr gerettet) als fallen.
Hom.Il.5,531.Hom.Il.15,563.
1
ἀνδρὶ δὲ κεκμηῶτι μένος μέγα οἶνος ἀέξει
dem ermüdeten Mann stählt der Wein die Kraft gar sehr
Hom.Il.6,261
34
νίκη δ' ἐπαμείβεται ἄνδρας
der Sieg wechselt unter den Männern
Hom.Il.6,339
93
Τὸν Κυπρίδος κεστόν
Den Gürtel der Aphrodite (der Schönheit verleiht) (cestum Veneris)
vgl.Hom.Il.14,214ff.
176
αὐτόματοι δ’ ἀγαθοὶ ἀγαθῶν ἐπὶ δαῖτας ἵενται.
von selbst (ohne Einladung) eilen die Tüchtigen zu der Tüchtigen Mahl.
Zenob2,19; Plat.Symp.174b; vgl.Hom.Il.2,438
Literatur: zu "Homer" und "Helena"2696
Lange, Klaus
Euripides und Homer. Untersuchungen zur Homernachwirkung in "Elektra", "Iphigenie im Taurerland", "Helena", "Orestes" und "Kyklops"
Stuttgart, Steiner 2002
3354
Schmitzer, U.
Die Bändigung der schönen Helena in Homers Odyssee
in: Gymn.110/2003, S.23-40
- /Grie/hom/HomIl132.php - Letzte Aktualisierung: 29.12.2020 - 15:40 |