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Platon, Politeia 357a - 362c


Was ist Gerechtigkeit?
Glaukon als advocatus diaboli (4)
Ein Gedankenexperiment: Die Höchstform der Ungerechtigkeit

 

 
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[4]
Τὴν δὲ κρίσιν αὐτὴν τοῦ βίου πέρι, ὧν (e) λέγομεν, ἐὰν διαστησώμεθα τόν τε δικαιότατον καὶ τὸν ἀδικώτατον, οἷοί τ' ἐσόμεθα κρῖναι ὀρθῶς· εἰ δὲ μή, οὔ. τίς οὖν δὴ ἡ διάστασις; ἥδε· μηδὲν ἀφαιρῶμεν μήτε τοῦ ἀδίκου ἀπὸ τῆς ἀδικίας, μήτε τοῦ δικαίου ἀπὸ τῆς δικαιοσύνης, ἀλλὰ τέλεον ἑκάτερον εἰς τὸ ἑαυτοῦ ἐπιτήδευμα τιθῶμεν.
[4]
Sodann werde wir das Urteil selbst über das Leben derjenigen, von denen wir reden - nur dann richtig fällen können, sofern wir den Gerechtesten und den Ungerechtesten einander gegenüberstellen, sonst nicht. Wie stellen wir sie nun einander gegenüber? Folgendermaßen: Nehmen wir weder dem Ungerechten etwas von seiner Ungerechtigkeit noch dem Gerechten von seiner Gerechtigkeit, setzen wir vielmehr beide als vollendet in ihrem Treiben!
πρῶτον μὲν οὖν ὁ ἄδικος ὥσπερ οἱ δεινοὶ δημιουργοὶ ποιείτω - οἷον κυβερνήτης ἄκρος ἢ ἰατρὸς τά τε ἀδύνατα ἐν τῇ τέχνῃ καὶ τὰ δυνατὰ διαισθάνεται, καὶ (361a) τοῖς μὲν ἐπιχειρεῖ, τὰ δὲ ἐᾷ· ἔτι δέ, ἐὰν ἄρα πῃ σφαλῇ, ἱκανὸς ἐπανορθοῦσθαι - οὕτω καὶ ὁ ἄδικος ἐπιχειρῶν ὀρθῶς τοῖς ἀδικήμασιν λανθανέτω, εἰ μέλλει σφόδρα ἄδικος εἶναι. τὸν ἁλισκόμενον δὲ φαῦλον ἡγητέον· ἐσχάτη γὰρ ἀδικία δοκεῖν δίκαιον εἶναι μὴ ὄντα. δοτέον οὖν τῷ τελέως ἀδίκῳ τὴν τελεωτάτην ἀδικίαν καὶ οὐκ ἀφαιρετέον, ἀλλ' ἐατέον τὰ μέγιστα ἀδικοῦντα τὴν μεγίστην δόξαν αὑτῷ παρεσκευακέναι εἰς δικαιοσύνην ( b) καί, ἐὰν ἄρα σφάλληταί τι, ἐπανορθοῦσθαι δυνατῷ εἶναι, λέγειν τε ἱκανῷ ὄντι πρὸς τὸ πείθειν, ἐάν τι μηνύηται τῶν ἀδικημάτων, καὶ βιάσασθαι, ὅσα ἂν βίας δέηται, διά τε ἀνδρείαν καὶ ῥώμην καὶ διὰ παρασκευὴν φίλων καὶ οὐσίας.
Fürs erste nun handele der Ungerechte wie die großen Meister: wie z.B. ein ausgezeichneter Steuermann oder Arzt das in seiner Kunst Mögliche und Unmögliche zu unterscheiden weiß und (361) jenes unternimmt, dieses unterlässt, und überdies, wenn er je einmal einen Missgriff gemacht hat, im Stande ist, ihn zu verbessern; ebenso muss der Ungerechte, wenn er ganz ungerecht sein soll, seine ungerechten Handlungen so geschickt angreifen, dass man sie nicht bemerkt; einen, der sich ertappen lässt, muss man für schlecht halten; denn die äußerste Ungerechtigkeit ist: gerecht zu scheinen, ohne dass man es ist. Man muss nun dem vollendeten Ungerechten die vollendetste Ungerechtigkeit zuteilen und nichts davon nehmen, sondern zugeben, dass er, während er die größten Ungerechtigkeiten begeht, sich den größten Ruf hinsichtlich der Gerechtigkeit erworben hat, und falls er je einen Missgriff begeht, im Stande ist, ihn zu verbessern, indem er überzeugend zu sprechen vermag, wenn etwas von seinen Ungerechtigkeiten zur Anzeige kommt, und Gewalt anzuwenden, wo immer Gewalt erforderlich ist, durch Mut und Stärke und den Besitz von Freunden und Mitteln.
τοῦτον δὲ τοιοῦτον θέντες τὸν δίκαιον αὖ παρ' αὐτὸν ἱστῶμεν τῷ λόγῳ, ἄνδρα ἁπλοῦν καὶ γενναῖον, κατ' Αἰσχύλον οὐ δοκεῖν ἀλλ' εἶναι ἀγαθὸν ἐθέλοντα. ἀφαιρετέον δὴ τὸ δοκεῖν. εἰ γὰρ δόξει δίκαιος εἶναι, (c) ἔσονται αὐτῷ τιμαὶ καὶ δωρεαὶ δοκοῦντι τοιούτῳ εἶναι· ἄδηλον οὖν εἴτε τοῦ δικαίου εἴτε τῶν δωρεῶν τε καὶ τιμῶν ἕνεκα τοιοῦτος εἴη. γυμνωτέος δὴ πάντων πλὴν δικαιοσύνης καὶ ποιητέος ἐναντίως διακείμενος τῷ προτέρῳ· μηδὲν γὰρ ἀδικῶν δόξαν ἐχέτω τὴν μεγίστην ἀδικίας, ἵνα ᾖ βεβασανισμένος εἰς δικαιοσύνην τῷ μὴ τέγγεσθαι ὑπὸ κακοδοξίας καὶ τῶν ὑπ' αὐτῆς γιγνομένων, ἀλλὰ ἴτω ἀμετάστατος μέχρι θανάτου, ( d) δοκῶν μὲν εἶναι ἄδικος διὰ βίου, ὢν δὲ δίκαιος, ἵνα ἀμφότεροι εἰς τὸ ἔσχατον ἐληλυθότες, ὁ μὲν δικαιοσύνης, ὁ δὲ ἀδικίας, κρίνωνται, ὁπότερος αὐτοῖν εὐδαιμονέστερος.
Nachdem wir diesen in solcher Art aufgestellt haben, wollen wir den Gerechten in unserem Gedankenexperiment neben ihn stellen, einen geraden und edlen Mann, der, wie Aischylos sagt, nicht gut scheinen, sondern sein will. Den Schein also muss man ihm wegnehmen. Denn wenn er gerecht erscheint, so werden ihm, weil er so erscheint, Ehren und Geschenke zufallen, und es ist dann ungewiss, ob er wegen der Gerechtigkeit oder um der Ehren und Geschenke willen so ist. Man muss ihn also alles anderen außer der Gerechtigkeit entkleiden und seine Lage der des vorigen entgegengesetzt darstellen: während er nämlich keine Ungerechtigkeit begebt, soll er den größten Schein der Ungerechtigkeit haben, damit er hinsichtlich der Gerechtigkeit geprüft sei, dass er sich nicht erweichen lasse von der Verleumdung und deren Folgen; sondern er bleibe unwandelbar bis zu seinem Tod, erscheine sein Leben lang ungerecht, sei aber in Wahrheit gerecht, damit beide, wenn sie die äußerste Grenze erreicht haben, der eine in der Gerechtigkeit, der andere in der Ungerechtigkeit, beurteilte werden, welcher von beiden der glücklichere sei.
[5]
Βαβαῖ, ἦν δ' ἐγώ, ὦ φίλε Γλαύκων, ὡς ἐρρωμένως ἑκάτερον ὥσπερ ἀνδριάντα εἰς τὴν κρίσιν ἐκκαθαίρεις τοῖν ἀνδροῖν.
Ὡς μάλιστ', ἔφη, δύναμαι. ὄντοιν δὲ τοιούτοιν, οὐδὲν ἔτι, ὡς ἐγᾦμαι, χαλεπὸν ἐπεξελθεῖν τῷ λόγῳ, οἷος ἑκάτερον βίος ἐπιμένει. λεκτέον (e) οὖν· καὶ δὴ κἂν ἀγροικοτέρως λέγηται, μὴ ἐμὲ οἴου λέγειν, ὦ Σώκρατες, ἀλλὰ τοὺς ἐπαινοῦντας πρὸ δικαιοσύνης ἀδικίαν. ἐροῦσι δὲ τάδε, ὅτι οὕτω διακείμενος ὁ δίκαιος μαστιγώσεται, στρεβλώσεται, δεδήσεται, ἐκκαυθήσεται τὠφθαλμώ, τελευτῶν (362a) πάντα κακὰ παθὼν ἀνασχινδυλευθήσεται καὶ γνώσεται, ὅτι οὐκ εἶναι δίκαιον ἀλλὰ δοκεῖν δεῖ ἐθέλειν. τὸ δὲ τοῦ Αἰσχύλου πολὺ ἦν ἄρα ὀρθότερον λέγειν κατὰ τοῦ ἀδίκου. τῷ ὄντι γὰρ φήσουσι τὸν ἄδικον, ἅτε ἐπιτηδεύοντα πρᾶγμα ἀληθείας ἐχόμενον καὶ οὐ πρὸς δόξαν ζῶντα, οὐ δοκεῖν ἄδικον ἀλλ' εἶναι ἐθέλειν,
[5]
Ei ei, sagte ich, mein lieber Glaukon, du säuberst ja die beiden Leute für die Beurteilung so gründlich wie Bildsäulen!
So sehr ich nur kann, versetzte er. Sind beide so beschaffen, so ist es, glaube ich, nicht mehr schwer darzulegen, was für ein Leben auf beide wartet. Also heraus damit! Und wenn es etwas plump ausfällt, so glaube, Sokrates, dass nicht ich rede, sondern diejenigen, die die Ungerechtigkeit mehr preisen als die Gerechtigkeit. Sie werden denn sagen, dass der Gerechte unter diesen Umständen gegeißelt, gefoltert, gebunden werden wird, dass ihm die Augen ausgebrannt werden, (362) und dass er zuletzt nach allen Misshandlungen gekreuzigt wird und einsieht, dass man gerecht nicht sein, sondern scheinen muss. Das Wort des Aischylos würde also viel richtiger auf den Ungerechten angewendet. Denn in Wahrheit werden sie sagen, dass der Ungerechte, sofern er etwas treibt, das mit der Wahrheit zusammen hängt, und nicht nach dem Schein lebt, nicht ungerecht erscheinen, sondern sein wolle,
βαθεῖαν ἄλοκα διὰ φρενὸς καρπούμενον,
( b) ἐξ ἧς τὰ κεδνὰ βλαστάνει βουλεύματα,

aus tiefer Furche erntend klugen Sinnes Frucht,
die aus ihr sprosst: den fürsorglichen Rat zur Tat, (Aischyl.Hept.593f.)

πρῶτον μὲν ἄρχειν ἐν τῇ πόλει δοκοῦντι δικαίῳ εἶναι, ἔπειτα γαμεῖν, ὁπόθεν ἂν βούληται, ἐκδιδόναι, εἰς οὓς ἂν βούληται, συμβάλλειν, κοινωνεῖν, οἷς ἂν ἐθέλῃ, καὶ παρὰ ταῦτα πάντα ὠφελεῖσθαι κερδαίνοντα τῷ μὴ δυσχεραίνειν τὸ ἀδικεῖν· εἰς ἀγῶνας τοίνυν ἰόντα καὶ ἰδίᾳ καὶ δημοσίᾳ περιγίγνεσθαι καὶ πλεονεκτεῖν τῶν ἐχθρῶν, πλεονεκτοῦντα δὲ πλουτεῖν καὶ τούς τε φίλους εὖ ποιεῖν καὶ τοὺς ἐχθροὺς (c) βλάπτειν, καὶ θεοῖς θυσίας καὶ ἀναθήματα ἱκανῶς καὶ μεγαλοπρεπῶς θύειν τε καὶ ἀνατιθέναι, καὶ θεραπεύειν τοῦ δικαίου πολὺ ἄμεινον τοὺς θεοὺς καὶ τῶν ἀνθρώπων, οὓς ἂν βούληται, ὥστε καὶ θεοφιλέστερον αὐτὸν εἶναι μᾶλλον προσήκειν ἐκ τῶν εἰκότων ἢ τὸν δίκαιον.
zuerst zu regieren im Gemeinwesen, weil er als gerecht erscheint, dann zu heiraten aus welchem Haus er will, und zu verheiraten, an wen er will, sich anzuschließen und zu verbinden, mit wem er Lust hat, und über das alles Vorteil und Gewinn zu haben, weil er sich das Unrechttun nicht verdrießen lässt. Infolge dessen wird er in Kämpfen, persönlichen und öffentlichen, über die Feinde siegen und die Oberhand gewinnen, in Folge davon reich werden und seinen Freunden wohltun und seinen Feinden schaden können und den Göttern Opfer und Weihegeschenke in großer Zahl glänzend darbringen und viel besser als der Gerechte den Göttern und, wem von den Menschen er will, dienen können, so dass er natürlich auch auf die Liebe der Götter einen größeren Anspruch hat als der Gerechte.
οὕτω φασίν, ὦ Σώκρατες, παρὰ θεῶν καὶ παρ' ἀνθρώπων τῷ ἀδίκῳ παρεσκευάσθαι τὸν βίον ἄμεινον ἢ τῷ δικαίῳ.
So sagen sie, Sokrates, dass dem Ungerechten von Göttern und Menschen das Leben angenehmer eingerichtet sei als dem Gerechten.

 

Sententiae excerptae:
Griech. zu "Platon" und "Staat"
Literatur:
zu "Platon" und "Staat"
802
Arends, J.E.M
Einheit der Polis. Eine Studie über Platons Staat
Leiden/New York (Brill) 1988; Mnemos.Suppl.106, Leiden (Brill) 1988
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zvab

1561
Ballauff, T.
Idee der Paideia.. zu Plat.Höhlengleichnis u.Parmenides Lehrged
Bonn 1949
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zvab

1008
Balzert, M.
Das 'Trojanische Pferd der Moral'. Die Gyges-Geschichte bei Platon und Cicero.
in: AU 39, 3/1996, 49-68
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zvab

1017
Demandt, A.
Der Idealstaat. Die politischen Theorien der Antike
Köln 1993
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zvab

2280
Hoffmann, Ernst
Platon
Zürich, Artemis 1950
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zvab

579
Meyerhöfer, H.
Platons Politeia - Ciceros De re publica. Versuch eines Vergleichs
in: Anr 33/4,1987,218
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zvab

4480
Neumann, Peter
Die Rezeption von Platons Atlantis in der 'Utopia' des Thomas Morus
GRIN Verlag , 1,2011
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zvab

2332
Pöhlmann, R.v.
Geschichte der sozialen Frage und des Sozialismus in der antiken Welt, I/II; 3. Aufl., durchges. u. um einen Anhang verm. v. Fr. Oertel. I-II
München (Beck) 1912; 3/1925
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zvab

2333
Pöhlmann, R.v.
Salin, E. Zenons Politeia. Xenophons Kyrupädie. Theopompos' Meropis
in: Platon u.die griechische Utopie, München 1921
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zvab

4481
Schölderle, Thomas
Utopia und Utopie: Thomas Morus, die Geschichte der Utopie und die Kontroverse um ihren Begriff
Baden-Baden : Nomos, 1,2011
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zvab

2642
Unruh, Peter
Sokrates und die Pflicht zum Rechtsgehorsam, eine Analyse von Platons "Kriton"
Baden-Baden: Nomos (Studien zur Rechtsphilosophie und Rechtstheorie 26) 2000
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zvab


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