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20. Als Agathon geendet
hatte, sagte Aristodemos, sei ein allgemeiner Beifallsjubel unter
den Anwesenden darüber ausgebrochen, wie würdig der junge
Mann seiner selbst und des Gottes gesprochen habe.
Da habe denn Sokrates
den Eryximachos angesehen und gefragt: Scheint ich dir nun, Sohn
des Akumenos, die ganze Zeit grundlos Furcht gehabt, und nicht vielmehr
ganz recht prophezeit zu haben, dass Agathon wundervoll sprechen,
ich aber in Verlegenheit kommen werde?
Das eine, habe
Eryximachos erwidert, scheinst du richtig vorausgesagt zu haben,
dass Agathon gut reden werde, das andere aber, dass du in Verlegenheit
geraten werdest, glaube ich nicht.
Und Sokrates habe
eingeworfen: Du Glücklicher, wie sollte ich wohl nicht in Verlegenheit
sein und jeder andere (an meiner Stelle), wenn ich nach einem so
schönen und reichhaltigen Vortrag noch einen neuen halten soll?
Das übrige ist freilich nicht gleich bewundernswert, aber die
Schönheit des Ausdrucks und der Wendungen am Schluss, welchen
Zuhörer hätte die wohl nicht in Erstaunen gesetzt? Ich
wenigstens wäre vor Scham, hätte ich es nur gekonnt, beinahe
davongelaufen, als ich bedachte, dass ich selbst nichts auch nur
annähernd Schönes zu bieten habe. Denn an den Gorgias
erinnerte mich die Rede, und so ging es mir ganz nach den Worten
des Homeros: Ich fürchtete, Agathon könnte mir am Schluss
das Haupt des gewaltigen Redners Gorgias gegen meine Rede wenden
und mich stumm wie einen Stein machen. Und da bemerkte ich erst,
wie lächerlich es war zuzustimmen, auch meinerseits in eurer
Reihe dem Eros eine Lobrede zu halten und zu behaupten, in Sachen
der Liebe stark zu sein, ohne zu wissen, wie man eine Lobrede auf
jeden beliebigen Gegenstand halten muss.
Denn in meiner
Einfalt glaubte ich, man brauche nur die Wahrheit über das
zu sagen, was man gerade loben will, und dies müsse die Grundlage
bilden; hieraus aber müsse man das Schönste auswählen
und es möglichst angemessen ordnen. Und ich bildete mir wunder
was ein, wie schön ich sprechen würde, da ich ja die wahre
Aufgabe jeder Lobrede zu kennen glaubte. Nun aber ist nicht dies,
wie es scheint, die richtige Weise, sondern man muss vielmehr dem
Gegenstand das Größte und Schönste zuschreiben,
mag es sich nun damit wirklich so verhalten oder nicht; wenn zu
Unrecht, so macht das gar nichts. Wir sind nämlich, wie es
scheint, vorher übereingekommen, dass sich jeder von uns nur
den Anschein geben soll, den Eros zu preisen, nicht aber wirklich
zu preisen. Deshalb, denke ich, sucht ihr denn alle mögliche
Beredsamkeit hervor und häuft sie auf den Eros und behauptet,
er sei so oder so beschaffen und für so große Güter
verantwortlich, um ihn als den Schönsten und Besten erscheinen
zu lassen;, doch gewiss nur den Unkundigen, den Kundigen wohl kaum.
Und so klingt denn euer Lob recht schön und erhaben.
Ich dagegen kannte
nicht die Art, wie man loben muss, und versprach, ohne sie zu kennen,
euch selber gleichfalls den Eros zu loben, wenn die Reihe an mir
wäre. So gab euch also nur die Zunge das Versprechen und nicht
der Geist. So fahre es denn hin! Denn nicht werde ich in dieser
Weise weiterloben, denn ich vermöchte es nicht, gewiss nicht;
aber die Wahrheit will ich euch vortragen, wenn ihr wollt, in meiner
Weise und nicht in der eurer Reden, damit ich nicht Lachen errege.
Sieh nun zu, lieber Phaidros, ob dir auch mit einer solchen Rede
gedient ist, die dich über den Eros die Wahrheit hören
lässt, aber in einer solchen Wahl der Ausdrücke und Stellung
der Redewendungen, wie sie sich gerade einstellt.
So erlaube denn,
habe er weiter gesagt, lieber Phaidros, dass ich Agathon erst noch
eine Kleinigkeit frage, um in Übereinstimmung mit ihm meine
Rede beginnen zu können.
21. Allerdings, mein
lieber Agathon, scheinst du mir deine Rede vortrefflich mit der
Bemerkung eröffnet zu haben, dass man zuerst von Eros an sich
zeigen müsse, wie er beschaffen ist, und dann erst von seinen
Werken. Diesem Einstieg stimme ich ganz zu. Wohlan denn, sage mir
von Eros, da du seine übrigen Eigenschaften so schön und
herrlich entwickelt hast, auch dies: Ist die Liebe so beschaffen,
dass sie Liebe von etwas ist oder von nichts? Ich will damit nicht
fragen, ob Eros von einer Mutter oder von einem Vater abstammt -
denn das wäre eine lächerliche Frage, ob Eros von Vater
oder Mutter her die Liebe ist - sondern wie wenn ich dir über
"Vater" die selbe Frage vorlegte: Ist der Vater Vater
von etwas oder nicht? Du würdest dann doch wohl sagen, wenn
du richtig antworten wolltest, dass er als Vater Vater eines Sohn
oder einer Tochter ist, oder nicht?
Beantworte mir
demnach noch einige Fragen, habe Sokrates gesagt, damit du noch
besser begriefst, was ich will. Wenn ich dich nämlich fragte:
wie weiter? Wie steht es mit dem Bruder? Ist er das, was er ist,
nicht eben dadurch, dass er Bruder von etwas ist? Oder nicht?
Wovon, behalte
jetzt noch bei dir im Gedächtnis, habe Sokrates gesagt. Jetzt
dagegen sage mir nur so viel, begehrt die Liebe eben diesen Gegenstand,
auf den sie sich richtet, oder nicht?
Freilich habe er entgegnet.
Diesen Gegenstand nun, den sie begehrt und liebt,
begehrt und liebt sie den, indem sie ihn besitzt, oder indem sie
ihn nicht besitzt?
Indem sie ihn nicht besitzt, wie es scheint, sei
die Antwort gewesen.
Überlege doch, habe Sokrates eingewendet, ob es nur so scheint,
oder es nicht vielmehr so sein muss, dass das Begehrende das begehrt,
woran es Mangel hat, oder nicht begehrt, wenn es keinen Mangel
hat. Mir nämlich scheint dies ganz wunderbar notwendig zu
sein, Agathon. Wie aber dir?
Wohl gesprochen! Wünscht nun wohl jemand,
wenn er schon groß ist, noch groß, oder wenn stark,
noch stark zu sein?
Das ist nach dem Zugestandenen unmöglich.
Denn wenn er dies schon ist, dürfte er wohl
keinen Mangel daran haben.
Du hast Recht.
Zwar könnte wohl, habe Sokrates gesagt, der
Starke stark, der Schnelle schnell und der Gesunde gesund zu sein
wünschen; - wenigstens könnte man von diesen und allen
entsprechenden Fällen glauben, dass diejenigen, die so beschaffen
und im Besitz dieser Dinge sind, dennoch das, was sie besitzen,
auch zugleich begehren. Damit wir uns also nicht täuschen lassen,
führe ich dies noch weiter aus. - Diese besitzen nämlich,
wenn du darauf achtest, Agathon, im gegenwärtigen Zeitpunkt
notwendigerweise wirklich, was sie besitzen, gleichviel ob sie es
wünschen oder nicht; und wer könnte es dann noch begehren?
Wenn nun aber doch jemand sagte, ich, der ich gesund bin, wünsche
auch gesund, und ich, der ich reich bin, wünsche auch reich
zu sein und begehre eben das, was ich besitze, so würden wir
ihm entgegnen: Du, guter Mann, der du Reichtum besitzt, Gesundheit
und Stärke, wünschst diese auch für die Zukunft zu
besitzen, denn gegenwärtig hast du sie, du magst wollen oder
nicht. Prüfe also, wenn du dies sagst "Ich begehre das
Vorhandene", ob du damit etwas anderes sagen willst als "Ich
wünsche, dass mir, was jetzt vorhanden ist, auch in Zukunft
vorhanden ist." Müsste er das nicht zugeben?
Sokrates aber habe weitergefragt: Besagt aber dieser
Wunsch, dass einem dies auch in Zukunft erhalten bleibe, nicht etwas
anderes, als dasjenige zu lieben, was einem noch nicht verfügbar
ist und was man noch nicht besitzt?
Durchaus, habe er gesagt.
Also begehrt auch dieser so gut wie jeder andere,
der begehrt, nach dem, was für ihn noch nicht verfügbar
und vorhanden ist und was er nicht besitzt und was er nicht selbst
ist und wessen er ermangelt, und von dieser Art ist alles, worauf
sich Begierde und Liebe richten?
Jedenfalls, habe die Antwort gelautet.
Wohlan, habe Sokrates gesagt, verständigen
wir uns noch einmal über das Bisherige: Erstens ist also die
Liebe Liebe zu etwas, und zweitens zu dem, woran man Mangel hat.
Ja, habe er gesagt.
Jetzt erinnere dich ferner, was nach deiner Rede
der Gegenstand der Liebe war, oder, wenn du willst, werde ich dich
daran erinnern. Ich glaube nämlich, du hast es ungefähr
so ausgedrückt, dass die Verhältnisse unter den Göttern
geordnet worden seien durch die Liebe zum Schönen, denn zum
Hässlichen gebe es keine Liebe. Hast du es nicht so ungefähr
gesagt?
Und ganz recht tatest du daran, mein Freund, erwiderte
Sokrates. Wenn sich dies so verhält, wäre die Liebe Liebe
zur Schönheit, nicht aber zur Hässlichkeit?
Er stimmte zu.
Räumten wir nun nicht eben ein, dass sie das
liebe, was sie entbehrt und nicht besitzt?
Ja, sprach Agathon.
Folglich entbehrt Eros die Schönheit und besitzt
sie nicht.
Notwendigerweise, entgegnete er.
Wie nun? Nennst du das, was der Schönheit
entbehrt und sie keineswegs besitzt, trotzdem schön?
Gewiss nicht.
Willst du also nun noch behaupten, dass etwas schön
sei, wenn es sich so verhält?
Und Agathon habe gesagt: Fast scheine ich, lieber
Sokrates, von dem, was ich vorher gesagt habe, selbst nichts verstanden
zu haben.
Und doch sprachst du schön, mein Agathon,
sagte Sokrates. Aber eine Kleinigkeit sage mir noch: Scheint dir
nicht auch das Gute schön zu sein?
Allerdings.
Wenn also Eros Mangel an Schönem hat, das
Gute aber schön ist, so dürfte er auch Mangel an Gutem
haben?
Ich kann dir, lieber Sokrates, nicht wiedersprechen,
habe Agathon gesagt, sondern es möge sich so verhalten, wie
du sagst.
Nicht doch, warf ihm Sokrates ein, sondern der
Wahrheit magst du nicht widersprechen, mein teurer Agathon. Mit
dem Sokrates würde dir dies indes nicht schwer fallen.