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Aegina: Der Aphaiatempel
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Referat Nr. 8: Tempelbau
Henning Danckert - MSS 12 - 1999/2000

I. Heiligtum der Aphaia auf der Insel Ägina:

  1. Daten zur Insel:

    • ca. 10000 Einwohner
    • größte Stadt mit 5700 Einwohnern: Ägina
    • höchster Berg: Oros, 532m
    • 83 Quadratkilometer große „Dreiecks" – Insel von vulkanischem Ursprung
    • bekannt als Pistazien- und Keramiklieferant

       

  2. Mythologie der Insel:
    Die Sage erzählt, dass Zeus die Tochter des Flussgottes Asopos und der Flussnymphe Metope, die schöne Nymphe Ägina, auf die Insel Oinopia entführt habe und sie daher nach ihr umbenannte. Zeus schenkte ihr dann einen Sohn, den sagenhaften König Aiakos, der aufgrund seiner Güte und Gerechtigkeit nach seinem Tod im Jenseits mit Minos und Rhadamanthys zum Seelenrichter ernannt wurde.
    Um ein Volk für Aiakos zu finden, verwandelte Zeus einfach Ameisen, auf griechisch: μύρμηκες, in Menschen, die sich daraufhin Myrmidonen nannten.
    In die Linie des Aiakos gehören neben seinen Söhnen Telamon und Peleus auch die Enkelkinder Aias und Achilleus.

     

  3. Kurze Zusammenfassung der Geschichte Äginas:

    • erste Besiedlung der saronischen Insel im 4. Jahrtausend v. Chr.

    • Seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. ist Ägina Umschlagplatz für den Handelsverkehr des Festlands mit den minoischen Kretern (Bedeutung als Kulturbrücke zwischen dem Norden und dem Süden)

    • Mehrere große Einwanderungswellen der Achaier und Ionier im 2. Jahrtausend v. Chr., sowie der Dorer um 1000 v. Chr.

    • Vom 9. bis 7. Jahrhundert v. Chr. erlebt die Insel ihre erste große Blütezeit, bedingt durch reiche Seefahrer und Handelsherren, die u. a. mit dem Orient, Italien, Spanien und Ägypten wirtschaftliche Beziehungen pflegen. Die Insel hatte angeblich über 500000 Einwohner und war so eine der ersten griechischen Kolonisatoren.

    • Um 650 v. Chr. begannen die Ägineten mit der Prägung des ersten eigenen Münzgeldes in Europa und lösten so die Bezahlung in Naturalien ab.

    • Wegen der Handelsbeziehungen mit dem Orient verbündete sich die Insel 491 v. Chr. mit den Persern gegen die Griechen. 480 v. Chr. wechselten sie jedoch die Fronten und hatten einen hohen Beitrag am Seesieg der Gesamtgriechischen Flotte bei Salamis über die Perser.

    • Im Jahre 459 v. Chr. wird Ägina im Konflikt mit Athen vernichtend geschlagen und muss nun hohe Tributzahlungen an die mächtigste griechische Stadt zahlen.

    • Mit Beginn des Peloponnesischen Krieges 431 v. Chr. wird die Bevölkerung der Insel deportiert, um einem Abfall an Sparta vorzubeugen.

    • Nach dem Sieg der Spartaner kehren die Ägineten 404 v. Chr. wieder zurück, die Bedeutung der Insel ist jedoch auf ein Minimum herabgesunken

    • In den nachfolgenden 15 Jahrhunderten wird die Insel mehrmals von Seeräubern geplündert und gerät immer wieder unter Fremdherrschaften, so kommen nach den Römern die Venezianer, die wiederum von den Türken beerbt werden.

    • Erst das Jahr 1828 bildet für die – zeitweise sogar menschenleere – Insel ein erfreuliches historisches Datum, da hier die erste griechische Regierung unter Kapodistria ihren Sitz hatte; die jedoch dann nach Nauplia und zu guter Letzt nach Athen übersiedelte.

  4. Der Aphaia - Tempel

    Ungefähr 12 km vom Ort Ägina entfernt befindet sich im Nordosten der Insel auf einem 200 m hohen Bergrücken die Kultstätte der Aphaia. 
    AphaiatempelEinen religiösen Kult gab es an dieser Stelle, bzw. in einer etwas tiefer gelegenen Grotte schon seit dem 14. Jahrhundert v. Chr., wobei die verehrte Gottheit jedoch nicht genau bekannt ist. 

    Ein erstes Aphaia - Heiligtum existierte wohl seit dem 6. Jahrhundert v. Chr., wie einige Ausgrabungen des deutschen Archäologen Adolf Furtwängler von 1901 ergaben. Aphaia war ursprünglich eine Tochter des Zeus und kretische Nymphe, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der Artemis aufweist. Der Legende nach floh sie auf einem Fischerboot nach Ägina, um ihre Jungfräulichkeit vor den Nachstellungen des Kreterkönigs Minos zu bewahren. Diese Sage stellt also erneut einen Bezug des Festlandes zum kretisch - minoischen Kulturkreis her. (Vgl. zur Sage Paus.2,30,3)

    Der Vorgängertempel der heutigen Überreste hat den heiligen Bezirk entscheidend geprägt, da viele Bauelemente, wie die Tempel-Terrasse, die Temenos-Mauer, die Zisterne oder auch die Priesterräume, schon im 6. Jahrhundert v. Chr. errichtet wurden. Nach dem Brand des Tempels um 510 v. Chr. wurden diese Einrichtungen nämlich weitestgehend übernommen bzw. neu aufgebaut. Hierzu gehört z. B. der große, axial auf den Tempel bezogene Altar, der später noch erweitert wurde.

    Aphaiatempel mit doppelstöckigen InnensäulenDie Reste des gegenwärtigen Tempels gehören zu dem um 510 begonnenen Neubau, der ca. 480 v. Chr. Fertiggestellt wurde und außerdem der Athene geweiht war. Daran lässt sich der gestiegene Einfluss Athens auf die Insel festmachen.

    Am Rande des Ausgrabungsgeländes deuten einige Grundmauern noch die ehemaligen Priesterwohnungen aus dem 5. Jahrhundert an. Der Heilige Bezirk ist hingegen von einer Peribolos-Mauer umgeben, so dass der Zugang nur über das Propylon im Südosten der Anlage erfolgt. Dieser Eingang war in Vor- und Hinterhalle gegliedert , die von je zwei Säulen getragen wurden. Gleich daneben befanden sich kultische Reinigungsräume.

    Das Tempelgebäude erstreckt sich auf einer künstlich angelegten Terrasse mit einem dreistufigen Stylobat in Form eines dorischen Peripteros mit 6 x 12 Säulen.

    Diese Säulen aus einheimischem Kalkstein haben eine Höhe von 5, 27 m und sind , von drei Trommelsäulen an der Tempel-Nordseite abgesehen, ausschließlich Monolithe, d. h., sie sind aus einem einzigen Steinblock gehauen und nicht zusammengesetzt. Ausgenommen der etwas dickeren Ecksäulen, zeichnen sich alle Säulen durch einen Basisdurchmesser von drei dorischen Fuß und einer Axial-Entfernung von acht Fuß aus, wie man an den 23 noch erhaltenen Säulen sehen kann.

    Die Cella, der sich auf die übliche Weise der Pronaos vorausstellt und das Opisthodom anschließt, denen je zwei Säulen zwischen den Anten vorausgehen, ist bei diesem Heiligtum in drei Schiffe gegliedert. Das ca. drei Meter breite Mittelschiff wird von je zwei doppelstöckigen Säulenreihen aus je fünf Säulen begrenzt, so dass links und rechts des Hauptschiffes zwei schmale Seitenschiffe entstehen, deren Boden leicht erhöht wurde. Hinten in der Cella stand vor der Rückwand das alte Holzbild der Aphaia, in der Mitte des Raumes befand sich die neue Kultstatue der Athene aus Marmor und Bronze, von der der Sockel noch erhalten geblieben ist.

    Der gesamte Tempel war wahrscheinlich bemalt und mit weißem Stuck überzogen.

    Die First-Akrotere und Giebelskulpturen waren aus parischem Marmor angefertigt.

    Als diese Skulpturen im Jahre 1811 von der englisch – deutschen Expedition unter Cockerell und Foster bzw. Haller von Hallerstein und Linckh entdeckt wurden, schaffte man sie aus Ägina fort und verkaufte sie an den Kronprinzen Ludwig von Bayern, der sie in die Münchener Glyptothek bringen ließ, wo sie heute noch zu bewundern sind. Die restlichen Giebelfiguren finden sich im Nationalmuseum von Athen (Saal 12) oder vor Ort im Museum von Ägina wieder.

    Ost- und Westgiebel unterscheiden sich nicht nur durch die dargestellten Figuren, sondern auch durch ihr Alter. Der Westgiebel wurde Ende des 6. Jahrhunderts, der Ostgiebel aber erst 480 v. Chr. fertiggestellt. Hieraus ergeben sich schöne Vergleiche in der Entwicklung der griechischen Reliefkunst :

    Westgiebel Der ältere stellt den trojanischen Krieg dar, so dass in der Mitte des Giebelfeldes die Schutzgöttin der Griechen, Athena, steht. Links und rechts von ihr werden die Helden Aias und Teukros im Kampf gezeigt, das ganze Geschehen ist also in Zweikampf-Szenen aufgelöst.

     

    OstgiebelDer jüngere Ostgiebel befasst sich nun mit dem ersten trojanischen Krieg, in dem Herakles und Telamon gegen Laomedon zu Felde ziehen und ihn und alle seine Söhne (außer Priamos ) töten. Im Zentrum des Giebels steht auch diesmal wieder Athena. Dieser Giebel bildet einen Kontrast zum Westgiebel, da hier die Bild – Komposition durchgängig gestaltet wurde und im Zentrum zusammenläuft, wohingegen die älteren Giebelskulpturen des Westgiebels statisch wirken.

    Man kann hier klar den Übergang von der Spätarchaik zur Frühklassik erkennen, so dass an einem Tempel zwei verschiedene Kunststile vorkommen.

    Nördlich vom Tempel war neben der Zisterne eine 14m hohe Säule aufgestellt, von deren Spitze eine Sphinx über das Heiligtum wachte.

  5. Rekonstruktionszeichnung des Heiligtums:

    • A = Aphaia- Tempel 
    • B = Altar
    • C = Sphinx – Säule 
    • D = Propylon
    • E = Peribolos

    RekonstruktionWeiter gehörten einige Altäre zur Anlage, die vermutlich aus dem 7. – 5. Jahrhundert v. Chr. stammten. Der größte und jüngste von ihnen ist über eine Rampe mit dem Tempel verbunden. Ferner finden sich noch mehrere Fundamente ehemaliger Priesterräume und Überreste alter Propyläen auf dem Tempelgelände.

    Insgesamt lässt sich dieser spätarchaische Sakralbau mit dem Ceres Tempel in Pästum und dem Herakles-Tempel in Agrigent auf Sizilien vergleichen, wenngleich es auch ein paar kleine Unterschiede gibt.

  6.  Quellen - Verzeichnis:

    1. K. Bötig: Griechenland: Festland und Peloponnes, Köln (DuMont) 1996
    2. C. und F. Burian: Der große Polyglott Reiseführer: Griechenland, München (Polyglott) 1972
    3. M. Grant: Die klassischen Griechen, Bergisch Gladbach (Lübbe) 1991
    4. M. Maaß: Das antike Delphi – Orakel, Schätze und Monumente, Darmstadt (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) 1993
    5. M. Mehling / G. Rebhan / H. Scharf: Knaurs Kulturführer in Farbe: Griechische Inseln, München (Droemer Knaur) 1987
    6. E. Melas: Delphi – Die Orakelstätte des Apollon, Köln (DuMont) 1990
    7. M. Pausch / T. Pago: Vis - a - vis Reiseführer: Griechenland: Athen und das Festland, München (Falk) 1998
    8. L. Schneider / C. Höcker: Griechisches Festland, Köln (DuMont) 1996
    9. R. Speich: Südgriechenland, Band 1: Kunst- und Reiseführer, Stuttgart - Berlin - Köln - Mainz (Kohlhammer) 1978

     

  7. Bildnachweis:

    • Aus Quelle Nr. 4: Seite 54 / Tafel VI , Ostfront des Apollon - Tempels
    • Seite 108 / 109 Abb. 45 , Rekonstruktion des Ostgiebels
    • Seite 166 / Tafel XI Tholos in der Marmaria
    • Aus Quelle Nr. 5: Seite 13 / Ägina, Aphaia – Tempel , Ostseite
    • Aus Quelle Nr. 6: Seite 31 / Bild 8, Rekonstruktion des Alkmaioniden - Tempels
    • Seite 97 / Foto des Apollon - Tempels in Delphi
    • Seite 129 / Rekonstruktion der Tholos
    • Aus Quelle Nr. 8: Seite 162 / Foto des Poseidon - Tempels
    • Seite 163 / Rekonstruktion des Poseidon - Tempels
    • Seite 222 / Rekonstruktion des Apollon - Tempels
    • Aus Quelle Nr. 9: Seite 198 / Rekonstruktion der Giebelfelder des Aphaia - Tempels
    • Rekonstruktionszeichnung des Aphaia - Heiligtums wurde aus dem Arbeitsheft des MPZs der Münchener Glyptothek, 1999 übernommen.

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