Die Agora von Athen

Referat: Marktplätze 

  • Agora von Athen
  • Römische Agora von Athen
  • Korinth
 Miriam Nothhof, THG MSS 12 - 1999/2000

Die Agora im allgemeinen ist der "Versammlungsort" des Volkes (ἀγείρω - ich versammele) und schließlich auch der Marktplatz. Auf der Agora spielte sich das gesamte öffentliche Leben ab. Hier wurden nicht nur die Güter für das tägliche Leben eingekauft, sondern auch wichtige Wahlen, sportliche Wettkämpfe veranstaltet, Götter verehrt.

1.Die Agora von Athen

Auch in Athen ist die Agora das Herzstück der Stadt. Dort entwickelten sich Kultur, Geschäftigkeit und die Politik, bis sie durch die Einfälle der Heruler (267 n. Chr.) und endgültig durch der Slawen (582 n. Chr.) zerstört wurde. Später (nach 1833, dem Ende der Freiheitskriege) standen an dieser Stätte nur noch unbedeutende Privathäuser.

1931 begann die „American School of Classical Studies" mit Ausgrabungen, so dass eine Rekonstruktion möglich wurde. Allerdings wurde die Agora zwischen 561/60 – 510 v.Chr. ständig umgebaut und weite Teile sind teilweise unerforscht, was erhebliche Probleme aufweist. Auf Grund von gefundenen Brunnen und Gräbern aus dem 11.-7. Jh. v. Chr. kann man davon ausgehen, dass der Bezirk nördlich der Akropolis seit dieser Zeit bewohnt war. Ursprünglich lag die Agora wohl weiter im Westen, doch ab dem 5./6. Jh. v. Chr. entstand wohl dieses Zentrum weiter nördlich, doch etwas tiefer. Nach Eleusis und Piräus wurden neue Straßen gebaut, was das Ansiedeln von öffentlichen Gebäuden offensichtlich begünstigte. Um 600 v. Chr. grenzten Steine mit der Inschrift „Ich bin die Grenze der Agora" den Platz ab, auf dem sich alles Weitere entwickelte.

Laut dem Komödienschreiber Eubulos (4. Jh. v. Chr.) konnte man auf der Agora alles mögliche erwerben: „Feigen, Gerichtsvollzieher, Trauben, Äpfel, Zeugenaussagen, Rosen, Honig, Prozesse, Myrte, Verlosungsgeräte, Ringe, Wasseruhren, Gesetze und Beschuldigungen".

Es befand sich dort der Sitz von Verwaltungen und Gerichten, und wenn es nötig war, fanden große Bürgerversammlungen statt. Man führte dort die Wahlen für öffentliche Ämter durch. Ebenso wurden Schauspiele aufgeführt, bevor später (4./5. Jh. v. Chr.) das Dionysos- Theater aufgebaut war. Sportliche Wettkämpfe trug man dort aus, bis es ein Stadion gab. Auch Pferderennen waren üblich. Zu Ehren vieler Götter und Helden existierten viele Heiligtümer, welche zu manchem Fest einen Anlass gaben. Der eigentliche Markt verlagerte sich mit der Zeit in Nebenstraßen, doch sollen die Kaufleute mit Vorliebe weiterhin auf der Agora verhandelt haben. Um den Platz standen buntgemischt (Künstler-)Werkstätten von. Metallgießern, Bildhauern und anderen Handwerkern. Südöstlich stellte z.B. ein Bronzeschmied Münzen her. Eher am Rand konnte man ein Brunnenhaus aufsuchen, welches vermutlich aus Prestigezwecken gespendet  wurde. Besonders eindrucksvoll sind jedoch die Stoen (=Säulenhallen).

Attalos-Stoa1953-56 wurde die Attalos-Stoa (27), aus der hellenistischen Zeit, wieder errichtet. Sie ist 116,5 m lang, 20 m breit und in 2 Etagen gebaut. Im hinteren Teil gibt es 21 Räume, die als Läden dienten. Die Fassade war ganz aus Marmor. Der pergamesische König sponserte den Bau, um seinen Konkurrenten aus Ägypten, einen Ptolemäer, auszustechen. Davor stand ein Rednerpult, das Bema (28).  Es gab noch weitere Stoen, von denen jede den aktuellen Stand der Baukunst wiederspiegelte. Jede war für sich eine Besonderheit. So hielt man z.B. in der Stoa Poikile (41) die Geschichte in kunstvollen Bildern an den Wänden fest. Darauf waren Schlachten abgebildet, z.T. aus dem Mythos (Trojanischer Krieg und Krieg gegen die Amazonen), z.T. historische  Ereignisse (Marathon, Oinoe) (Beschreibung bei Paus.1,15,1-3). Von diesen Attalos-StoaGemälden ist allerdings nichts mehr übrig, doch werden diese von mehreren Zeitzeugen beschrieben. Außerdem stellte man darin die Waffen von besiegten Gegnern auf. Zwischenzeitlich wurden Gerichtsverhandlungen darin abgehalten. Der Philosoph Zenon traf sich dort mit den deshalb so genannten Stoikern um etwa 300 v.Chr
Die Stoa (= Poikile) maß 146 m Länge, war aber „nur" einstöckig und aus Kalkstein. Doch war sie nach zwei Seiten geöffnet.

Dann gab es noch die Zeus-Stoa (5), die (420 v.Chr.) dem Zeus Eleutherios gewidmet war, in der sich Sokrates des öfteren mit seinen Schülern versammelte, und die Basileus-Stoa (37), die, wie der Großteil der Agora, den Persern zum Opfer gefallen war und deshalb (480 v. Chr.) neu aufgebaut wurde.

Götter - Heiligtümer - Feste

Laut Ausgrabungen standen auf der Agora 6 Tempel, je zu Ehren eines bestimmten Gottes oder mehrerer Götter. Oftmals fanden solche Verehrungen einfach unter freiem Himmel an Altären statt, (steinerner Altar der 12 olympischen Götter: Zwölf-Götter-Altar (35)) oder war es so, dass in einem anderen Bau Kulte durchgeführt wurden (z.B. wurden Zeus und Athene im Bouleuterion (8) verehrt). Außer Göttern huldigte man auch Heldinnen und Helden. Über 200 Gräber aus der Zeit zwischen dem 15. - 6. Jh. v. Chr. sind im 7./6. Jh. v. Chr. gepflegt worden. Der berühmteste Held war Theseus, der den Stadtstaat zusammenfügte. 475v.Chr. wurde er auf Rat des Orakels in Delphi von den Athenern in Skyros ausgegraben und im Theseion (1) Theseion neu bestattet.
Jedes Jahr fanden nun besondere Feste statt. Die Theseia sind das Fest zu Ehren von Theseus, das mehrere Tage lang dauerte. Es wurde geopfert, ein Umzug schlängelte sich über die Agora, und neben musikalischen Darbietungen veranstaltete man natürlich auch sportliche Wettkämpfe. Die Bürger nahmen auf Staatskosten an einem Festmahl teil.

An den Panathenäen prozessierte man ebenfalls in einem Zug über die Agora.

Gerichte

Man weiß von antiken Schriftstellern, dass oftmals in anderen öffentlichen Bauten Verhandlungen stattfanden. Das Verfahren gegen Sokrates (399 v. Chr.) soll beispielsweise in der Königshalle (37) gewesen sein. In der Stoa Poikile (41) wurden 403 v. Chr. angeblich 1400 Bürger von den 30 Tyrannen zum Tod verurteilt .Im Theseusheiligtum und im Lederion (Nordostecke) fanden häufiger Prozesse statt. Am Westrand liegt die Tagungsstätte des Volksgerichtshofs, der Süd-Hof (16), in dem rund 1500 Richter Platz fanden (5. Jh. v. -3. Jh. n. Chr.). Die Heliaia (15), galt als wichtigstes Gericht.

Verwaltung

Die Verwaltungsgebäude waren auf das Südwestende konzentriert. Das wichtigste ist die Tholos (9), ein runder Bau, in dem sich die Arbeitsräume der Ratsvorsitzenden und Küchenräume befanden (Prytaneion).

Agora-Grundriss
  1. Hephaisteion (Theseion)
  2. Hellenist. Gebäude (Arsenal)
  3. Tempel der Aphrodite Urania
  4. Heiligtum des Demos und der Chariten
  5. Stoa des Zeus Eleutherios
  6. Tempel des Apollon Patroos
  7. Metroon
  8. Neues Bouleuterion
  9. Tholos
  10. Strategeion (?)
  11. Latrine
  12. Zum Piräus-Tor
  13. Dreiseitiges Heiligtum
  14. Südwest-Brunnenhaus
  15. Heliaia
  1. Süd-Stoa II
  2. West-Tempel
  3. Ost-Tempel
  4. Mittel-Stoa
  5. Nymphaion (Nymphaeum)
  6. Enneakrounos (Südost-Brunnenhaus)
  7. Panathenäenstraße
  8. Südost-Tempel
  9. Pantainos-Bibliothek
  10. Südost-Stoa
  11. Latrine
  12. Attalos-Stoa
  13. Bema (Rednertribüne)
  14. Odeion des Agrippa
  15. Südwest-Tempel
  1. Denkmal der Eponymen Heroen
  2. Altar des Zeus Agoraios
  3. Ares-Tempel
  4. Denkmal der Tyrannenmörder (?)
  5. Zwölf-Götter-Altar
  6. Quelle (Leokoreion)
  7. Stoa Basileios (Königshalle)
  8. Zum Heiligen Tor
  9. Zum Dipylontor
  10. Hermen-Stoa
  11. Stoa Poikile
  12. Hippomachia-Tor
  13. Nordost-Stoa
  14. Basilika
  15. Monopteros (Rundes Brunnenhaus) 
  16. Gefängnis
Agora
übernommen aus: M. Brinkmann: Die Agora von Athen: Beschreibung der politischen Gebäude und der jeweils zugehörigen Institutionen

2.Der römische Markt

Der Markt heißt so, weil er zur Zeit der Römer errichtet wurde. Die Athener sahen ihn wohl nicht als eigenständigen Markt, sondern als Ostabschnitt der griechischen Agora. Er gilt als wichtigstes Handelszentrum.

Heute kann man etwas mehr als die Südhälfte sehen, der Rest ist mit Häusern bebaut, u.a. mit der Siegesmoschee „fethiye camii".

Nach der Zerstörung der griechischen Agora wurde Athen von dort aus verwaltet.

Literaturverzeichnis

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