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Griechische Tempelarchitektur
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Inhalt | Einleitung | Vorzeit | Tempeltypen | Peripteros | Dor.Ordnung | Ion.Ordnung | Vergleich | Anhang

DIE GRIECHISCHEN TEMPELTYPEN

Vom Megaron (z.B. Apollontempel auf Dreros in Kreta) ausgehend, dessen lange Form sich gegen die anderen Grundrisstypen, wie Ovalhäuser Apsidenhäuser u.a. durchsetzte, entwickelten sich die Tempeltypen, die das Gesicht des griechischen Sakralbaus für Jahrhunderte bestimmten. Die frühen Tempel bis hin zu den ersten Peripteroi waren Holz- und Lehmbauten. Diese frühen, zweckgebundenen Holzkonstruktionen trugen gleich einer Keimzelle bereits alle Anlagen des klassischen Steinbaus in sich. Der Übergang zum Steinbau, der bereits im 7.Jhdt. einsetzte, war in der griechischen Architektur auch kein Schnitt, sondern ein kontinuierlicher Prozess der Versteinerung. Die charakteristischen Elemente des Holzbaus, wie z.B. der balkenförmige Aufbau, blieben alle erhalten. Es ist daher nicht nötig, zwischen den Holzbauten und den Steinbauten späterer Zeit zu unterscheiden. Dennoch darf nicht übersehen werden, dass die Übertraqung der Holzkonstruktion in Stein z.T. erhebliche Probleme aufwarf. Nur durch diese Übertragunq entstand der dorische Eckkonflikt (s. Kap. 5). Zudem ging der konstruktive Zusammenhang, der im Holzbau zwischen Cella und Ringhalle durch das Dachgebälk bestand, im Steinbau verloren. Denn beim Steinbau liegt das Dach nur noch auf dem Gebälk auf, ohne in dieses integriert zu sein. In der Folge kam es dadurch zu erheblichen Problemen, die Cella "schwamm" in der Ringhalle, bis sie durch ein Proportionensystem wieder einen festen Platz fand (s. Abb. 4).

Der einfachste Typ der griechischen Tempel ist der Antentempel, bestehend aus aus einer länglichen Cella mit geschlossenen Seitenwänden ohne Fenstern und einer Vorhalle (dem Pronaos), die auf zwei Seiten von den vorspringenden Cellamauern, den Anten, eingefasst wurde. Zwischen den Anten stehen zwei Säulen, die die vordere Front des flachen Satteldaches tragen (s. Abb. 5). Eine wichtige Neuerung zur Erhöhung der Ausstrahlung des Tempels war das Hinzutreten einer dem Pronaos gleichartigen Rückhalle, dem Opisthodom; dadurch entsteht der Doppelantentempel. Durch die symmetrische Ausbildung beider Frontseiten erhalten sie das gleiche Gewicht. Nach Gottfried Gruben bedeutet dies, dass an die Stelle einer vorherrschenden Richtung eine in sich geschlossene monumentale Ruhe tritt (Die gr. Tempel und Heiligtümer, S. 113). Dieser Doppelantentempel bildet den Zentralbau im später entstandenen Ringhallentempel und hieß daher bei den Griechen (s. Vitruv III Kap. 2, l). Als solcher erlangte er eine große Bedeutung.

Die Ausbildung des Pronaos erfolgt oft auch durch die offene Stellung von vier Säulen, die vor den Antentempel treten. Bei dem so entstehendem Prostylos können entweder die Säulen zwischen den Anten oder sogar die Anten selbst wegfallen. Analog zu dem Doppelantentempel entsteht durch Wiederholung dieser vorgestellten Säulenreihe auf der Rückseite der Cella der Amphiprostylos (s. Abb. 5)

Die Größe der Tempel wuchs mit der der Kultbilder. Darüber hinaus hatte die Wohnung der Gottheit alle menschlichen Behausungen zu übertreffen. Dies geschah durch die Steigerung einer Dimension des Baus, der Länge auf die heilige Zahl Hundert. So entständen die schmalen, zuerst zweischiffigen, 100 Fuß langen Hekatompedoi. Um deren Ausstrahlung und damit die des Bildes der Gottheit nach außen zu übertragen, vereinten die Griechen in dem Ringhallentempel, dem Peripteros, die Gegensätze zwischen geschlossenem Cellabau und einer allseitig geöffneten Ringhalle, der Peristasis. Um den eigentlichen Tempelbau, meist in Form eines Doppelantentempels, steht ein Kranz von Säulen, der die frühen, hausartigen archaischen Bauten in allseitige Gliederbauten verwandelte (s.Abb.5). Das Verhältnis zwischen Länge und Breite wurde recht bald durch die Einführung der dreischiffigen Cella, und damit der Verbreiterung des Baus in das rechte Maß gerückt (vgl. dazu Abb. 4). Der Peripteros stellt das zentrale Thema der griechischen Tmpelarchitektur dar. Die weiteren Tempelformen unterscheiden sich im prinzipiellen Aufbau nur geringfügig und stellen dazu meist noch lokale Besonderheiten dar.

So wird der Peripteros in Großgriechenland, dem Bereich der griechischen Kolonien Süditaliens, übernommen, entwickelt aber eine lokale Sonderform. Die Cella bleibt schmal, die Peristasis ist über die kanonischen 6 x 13 Säulen hinaus langgestreckt (z.B. Heratempel in Paestum mit 9 x 18 Säulen), die Dimensionen sind riesig, acht bis neun Frontsäulen durchaus möglich (z.B. Tempel G in Selinus mit 8 x17 Säulen). Diese Betonung des Richtungsbaus wird teilweise noch durch große Freitreppen unterstrichen, wie sie sonst nur noch in Kleinasien auftreten. Innerhalb der Cella existiert darüber hinaus noch ein unzugänglicher Raum, das Adyton, welches teilweise die Stelle des Opisthodoms einnimmt (s. Abb. 6).

Bei der relativ seltenen Form des Pseudoperipteros sind nur die Frontsäulen Vollsäulen, alle anderen Säulen sind der Cellawand als Halbsäulen lediglich vorgeblendet. Durch das Wegfallen der Peristasis entsteht eine um zwei Säulenjoche breitere Cella (s. Abb. 5).

Eine ostionische Besonderheit stellen der Dipteros und der Pseudodipteros dar. Sie finden vor allem beim Bau der kleinasiatischen, ionischen Großtempel, wie dem Artemision in Ephesos, Verwendung. Der Dipteros geht aus dem Peripteros durch das Hinzufügen eines weiteren Säulenkranzes, eines zweiten Peristyls, hervor. Dadurch ergeben sich Fronten von acht Säulen und eine doppelte Peristasis. Beim Pseudodipteros fehlt entweder der innere Säulenkranz wodurch eine um zwei Joche breitere Peristasis gebildet wird, oder die inneren Säulen der Längsseite sind der Cella wie beim Pseudoperipteros als Halbsäulen vorgeblendet, was wieder eine um zwei Säulenjoche breitere Cella zur Folge hat (s. Abb. 5). Aus der Reihe der verschiedenen Ringhallentempel fallen die Rundtempel und die Bauten der Mysterienkulte in Eleusis heraus. Der Rundtempel, die Tholos, entwickelte sich aus den alten Grabbauten der Frühzeit. Entsprechend sind mit ihm besonders Heroenkulte verbunden. Seine Besonderheit ist die allseitig gleiche Ausstrahlung. Der prinzipielle Aufbau Cella - Ringhalle bleibt erhalten.

Die den Mysterienkulten dienenden Gebäude waren aufgrund ihrer Aufgabe völlig verschieden zu den "normalen" Tempeln aufgebaut, denn sie dienten nicht dem Bild einer Gottheit als Wohnung, sondern hatten die an den Zeremonien teilnehmende Gemeinde aufzunehmen. Es handelte sich bei ihnen in der Hauptsache um einen großen Saal, in dem Platz für die kultischen Handlungen und bis zu 5000 Zuschauer (letztes Telesterion zu Eleusis) war.

Im Rahmen dieser Facharbeit wird auf diese Sonderform des griechischen Sakralbaus nicht eingegangen werden.

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