5. Carmentaria (1,465-586) | ||
unde petam causas horum
moremque sacrorum? deriget in medio quis mea vela freto?
ipsa mone, quae nomen habes a carmine ductum,propositoque fave, ne tuus erret honor.
orta prior luna, de se si creditur ipsi, |
Woher nehm' ich den Grund
und den Brauch für den heiligen Festtag? Wer auf dem Meer des Gesangs lenkt mir das
flutende Schiff?
Du, du selber gebeut, die den Namen erhielt vom Gesange,Führe mich gnädig, damit würdig ich singe dein
Lob!
Älter als selber der Mond, wenn der heimischen Sage zu glauben, |
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a magno tellus Arcade nomen habet.
hinc fuit Euander, qui, quamquam clarus utroque,nobilior sacrae sanguine matris erat;
quae, simul aetherios animo conceperat ignes,ore dabat vero carmina plena dei.
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War, dem Arkas' Macht Namen verliehen, das
Land.
Hier lebt' einstens Euander, der, edlen Erzeugern entsprossen,Doch durch der Mutter Geblüt höheren Adel gewann.
Denn kaum hatte der Geist ätherische Gluten empfangen,Als sie, der Gottheit voll,wahre Verheißungen
sprach.
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dixerat haec nato motus
instare sibique, multaque praeterea tempore nacta fidem.
nam iuvenis nimium vera cum matre fugatusdeserit Arcadiam Parrhasiumque larem.
cui genetrix flenti 'fortuna viriliter' inquit |
Nahenden Aufbruch schon
für den Sohn und sich selber verkündet Hatte sie, manches zudem, das sich bewährt
durch die Zeit.
Allzu wahr nur redete sie: Landflüchtig verließenBeid' Arkadiens Au'n samt dem parrhasischen
Haus.
"Männlichen Mut", sprach da zu dem weinenden Knaben
die Mutter, |
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'(siste, precor, lacrimas) ista ferenda tibi
est.
sic erat in fatis, nec te tua culpa fugavit,sed deus: offenso pulsus es urbe deo.
non meriti poenam pateris, sed numinis iram:est aliquid magnis crimen abesse malis.
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"(Trockne die Tränen, o Kind) heischet
ein solches Geschick.
Also war es bestimmt. Nicht bannte dich eignes Vergehen,Sondern ein Gott: aus der Stadt trieb dich
im Grimme der Gott.
Nicht ja büßest du, was du verdient, nur göttlichen Zornmut:Schuldlos elend zu sein, glaube mir, heißet
noch was.
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conscia mens ut cuique
sua est, ita concipit intra pectora pro facto spemque metumque suo.
nec tamen ut primus maere mala talia passus:obruit ingentes ista procella viros.
passus idem est Tyriis qui quondam pulsus ab oris |
Wie er im Innern sich
fühlt, so dränget sich jedem im Busen Je nach der eigenen Tat Hoffen und Bangen empor.
Nicht auch härme dich ab, als ob gleich dir niemand gelitten,Mächtige Helden fürwahr fasste derselbige Sturm.
Gleiches erlit Cadmus, der von Tyrus' Gestaden vertrieben, |
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Cadmus in Aonia constitit exul humo;
passus idem Tydeus et idem Pagasaeus Iason,et quos praeterea longa referre mora est.
omne solum forti patria est, ut piscibus aequor,ut volucri vacuo quicquid in orbe patet.
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Irrsalsmüde dereinst fußt' im aonischen Land.
Gleiches erlitt Tydeus und Pagasäer Jason.Und - doch was zähl' ich dir vor alle die Dulder
zumal?
Jegliche Scholle der Erde ist dem Tapferen freundliche Heimat,So wie dem Fische das Meer, so wie dem Vogel
die Luft.
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nec fera tempestas toto
tamen horret in anno: et tibi, crede mihi, tempora veris erunt.'
vocibus Euander firmata mente parentisnave secat fluctus Hesperiamque tenet.
iamque ratem doctae monitu Carmentis in amnem |
Braust gleich schaurig
der Sturm, nicht brauset er dennoch das Jahr durch; Dir auch, glaube mir nur, grünet ein Frühling
einmal."
Stark wird wieder im Geist bei den Worten der Mutter Euander:Sein meertreibendes Schiff lenkt er Hesperien
zu.
Schon auf der weisen Carmentis Geheiß in den Tiber gesteuert |
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egerat et Tuscis obvius ibat aquis:
fluminis illa latus, cui sunt vada iuncta Tarenti,aspicit et sparsas per loca sola casas;
utque erat, immissis puppem stetit ante capillis,continuitque manum torva regentis iter,
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Hatt' er den Kiel, und er lief gegen die tuskische
Flut.
Hier an der Seite des Stromes erschaute die Tiefe Tarentum'sJen' und auf ödem Gefild ärmlich zerstreutes
Gehöf.
So wie sie war, wildhangenden Haares, erst stellt sie das Fahrzeug;Starrenden Blickes die Hand hemmt sie dem Lenker
der Fahrt;
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et procul in dextram
tendens sua bracchia ripam pinea non sano ter pede texta ferit,
neve daret saltum properans insistere terraevix est Euandri vixque retenta manu;
'di' que 'petitorum' dixit 'salvete locorum, |
Dann weithin zu dem Ufer
zur Rechten die Arm' ausstreckend, Stampft dreimal das Gebälk sie mit begeistertem
Tritt.
Selber, dass nicht voreilenden Sprungs auf dem Land sie fuße,Ward durch Euanders Hand kaum sie gehalten
zurück.
"Seid mir," ruft sie, "gegrüßt, ihr Götter, ersehnter
Lande, |
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tuque, novos caelo terra datura deos,
fluminaque et fontes, quibus utitur hospita tellus,et nemorum silvae Naiadumque chori,
este bonis avibus visi natoque mihique,ripaque felici tacta sit ista pede.
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Du auch, Erde, die einst Götter dem Himmel
verleiht!
Quellen und Ströme zumal, ihr Adern der gastlichen Stätte,Seid mir, und Nymphen des Hains, Chor der Najaden
gegrüßt!
Walte, wo mir und dem Sohn ihr erscheint, ein glückliches Zeichen:Möge zur Stunde des Heils treten ans Ufer der
Fuß!
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fallor, an hi fient
ingentia moenia colles, iuraque ab hac terra cetera terra petet?
montibus his olim totus promittitur orbis.quis tantum fati credat habere locum?
et iam Dardaniae tangent haec litora pinus: |
Träum' ich? Die Hügel
allhier zu gewaltigen Mauern gewandelt Seh' ich, und holen von hier seh' ich die Erd'
ihr Gesetz.
Ihr soll wachsen dereinst, o Hügel, zu Herrschern des Weltalls!Solch ein Verhängnis traun spottet des Glaubens
sogar.
Ja, mit der Zeit nahn diesem Gestad' dardanische Kiele; |
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hic quoque causa novi femina Martis erit.
care nepos Palla, funesta quid induis arma?indue: non humili vindice caesus eris.
victa tamen vinces eversaque, Troia, resurges:obruit hostiles ista ruina domos.
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Hier auch wecket des Kriegs Flamme von neuem
ein Weib.
Pallas, herziger Enkel, was nimmst du die Waffen des Unheils?Nimm sie! Ein mächtiger Held rächt des Erlegenen
Tod.
Fallend erstehst du zum Sieg und ersteigst neu blühend der Asche,Troja! Die Trümmer von dir stürzen die Burgen
des Feinds.
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urite victrices Neptunia
Pergama flammae: num minus hic toto est altior orbe cinis?
iam pius Aeneas sacra et, sacra altera, patremadferet: Iliacos accipe, Vesta, deos.
tempus erit cum vos orbemque tuebitur idem, |
Tilgt das neptunische
Pergamon aus, ihr siegenden Brände! Ragt drum minder sein Staub über die Welten
empor?
Rettend den heiligen Schatz und den zweiten der Schätze, den Vater,Naht dir (Vesta, empfang' Ilions Götter!) der
Sohn.
Einst wird kommen die Zeit, da euch und die Erde derselbe |
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et fient ipso sacra colente deo,
et penes Augustos patriae tutela manebit:hanc fas imperii frena tenere domum.
inde nepos natusque dei, licet ipse recuset,pondera caelesti mente paterna feret,
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Schirmt und die Opfer begeht, frommer Gesinnung,
ein Gott;
Stets aus Augustus Haus wird sprossen der Hüter der Heimat;Dies - so ist es bestimmt - führet die Zügel
des Reichs.
Diesem entstammt, selbst wenn er sich sträubt, wird Enkel und
Sohn einstTragen des göttlichen Ahns Bürde mit himmlischem
Geist.
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utque ego perpetuis
olim sacrabor in aris, sic Augusta novum Iulia numen erit.'
talibus ut dictis nostros descendit in annos,substitit in medio praescia lingua sono.
puppibus egressus Latia stetit exul in herba: |
Ja, wie man feiert dereinst
mich selber am bleibenden Altar, Steigst zu den Göttern auch du, Julia Augusta,
empor."
Wie sich die Seherin so bis zu unseren Zeiten verstiegen,Schloss sie inmitten des Spruchs plötzlich
den tönenden Mund.
Eilends entstieg der Verbannte dem Schiff, und das Ufer betrat
er. |
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felix, exilium cui locus ille fuit!
nec mora longa fuit: stabant nova tecta, nec altermontibus Ausoniis Arcade maior erat.
ecce boves illuc Erytheidas adplicat herosemensus longi claviger orbis iter,
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Heil ihm, dem das Geschick solche Verbannung
verlieh!
Kurzer Verzug, und die Häuser erstehn neu glänzend, und niemandIst dem Arkadier gleich auf den ausonischen
Höhn.
Siehe, da treibet des Weges der Held erytheische Rinder.Fernher, keulenbewehrt, maß er die Straßen
der Welt.
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dumque huic hospitium
domus est Tegeaea, vagantur incustoditae lata per arva boves.
mane erat: excussus somno Tirynthius actorde numero tauros sentit abesse duos.
nulla videt quaerens taciti vestigia furti: |
Während ihn selbst gastfrei
aufnimmt tegeäisches Obdach, Schweift durch die lachenden Au'n ohne den
Hüter das Vieh.
Früh war's noch. Abschüttelt den Schlaf der tirynthische Treiber;Aber es fehlen ihm zwei Stiere beim Zählen
der Trift.
Nirgends, wohin er auch späht, eine Spur des verheimlichten Viehes! |
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traxerat aversos Cacus in antra ferox,
Cacus, Aventinae timor atque infamia silvae,non leve finitimis hospitibusque malum.
dira viro facies, vires pro corpore, corpusgrande (pater monstri Mulciber huius erat),
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Rückwärts hatte sie ja Cacus zur Höhle geschleift,
Cacus, die Schmach und der Schrecken des aventinischen Waldes,Quälender Unhold so Fremden wie Heimischen
dort.
Krass ist des Mannes Gesicht, nach dem Maß des riesigen LeibesRiesig die Kraft; das Getüm nennt sich Mulcipers
Sohn.
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proque domo longis
spelunca recessibus ingens, abdita, vix ipsis invenienda feris;
ora super postes adfixaque bracchia pendent,squalidaque humanis ossibus albet humus.
servata male parte boum Iove natus abibat: |
Räumiges Obdach bot
ihm die Höhle mit weiter Vertiefung, Allen verborgen und kaum selber dem Wild zu
erspäh'n.
Über den Pfosten gehängt sieht schweben manche Glieder und Köpfe,Unten auf schaurigem Grund bleichendes Menschengebein.
Fort mit dem Reste des Viehs zog weiter Jupiters Sprössling; |
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mugitum rauco furta dedere sono.
'accipio revocamen' ait, vocemque secutusimpia per silvas ultor ad antra venit.
ille aditum fracti praestruxerat obice montis;vix iuga movissent quinque bis illud opus.
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Da tönt heisernen Lauts her der Entführten
Gebrüll.
"Wohl, ich gehorche dem Ruf", so sprach er, und folgend
der Stimme,Langt' er, des Sieges gewiss, an bei des Frevlers
Gehöft.
Aber zuvor mit dem Felsblock hatt' ihm verrammelt den ZugangJener; es rühreten kaum zehn der Gespanne die
Last.
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nititur hic umeris
(caelum quoque sederat illis), et vastum motu conlabefactat onus.
quod simul eversum est, fragor aethera terruit ipsum,ictaque subsedit pondere molis humus.
prima movet Cacus conlata proelia dextra |
Stellend dagegen die
Schulter, auf der Einstroute der Himmel, Wälzet' im Druck der Held ab den gewaltigen
Fels.
Wie er zur Seite sich neigt, da erbebt vom Gekrach der Äther;Unter dem massigen Fall senkte sich nieder
der Grund.
Cacus eröffnet den Kampf anfangs mit geschwungener Rechten; |
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remque ferox saxis stipitibusque gerit.
quis ubi nil agitur, patrias male fortis ad artesconfugit, et flammas ore sonante vomit;
quas quotiens proflat, spirare Typhoea credaset rapidum Aetnaeo fulgur ab igne iaci.
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Wütend mit Stamm und Gestein wehrt er dem Nahenden
ab.
Doch wie ihm das nicht frommt, kleinmütig den Listen des VatersGibt er sich hin und er speit Flammen aus fauchendem
Mund.
Typhon schnaufe, vermeinst du, so oft er die Gluten heraushaucht;Aetnas Flammen entschöpft, rasen die Blitze
daher.
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occupat Alcides, adductaque
clava trinodis ter quater adverso sedit in ore viri.
ille cadit mixtosque vomit cum sanguine fumoset lato moriens pectore plangit humum.
immolat ex illis taurum tibi, Iuppiter, unum |
Herkules kommt ihm zuvor,
und es haftet die knotige Keule, Mächtig geschwungen, im Fall grad in des Gegners
Gesicht.
Jener, den rauchenden Qualm ausröcheln, mit Blute vermischet,Stürzt, und die mächtige Brust kracht zu Boden
im Tod.
Ladend zum Fest die Bewohner des Lands und Euander, zum Danke |
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victor et Euandrum ruricolasque vocat,
constituitque sibi, quae Maxima dicitur, aram,hic ubi pars Urbis de bove nomen habet.
nec tacet Euandri mater prope tempus adesseHercule quo tellus sit satis usa suo.
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Bringt dir, Jupiter, dar einen der Stiere der
Held.
dann den Altar, der der Größte genannt, sich erbauet er selber,Da, wo ein Stadtteil noch führet den Namen
vom Rind.
Aber die Mutter Euanders verkündet die Nähe der Zeiten,Wo für die Erde genug Herkules habe gelebt.
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at felix vates, ut
dis gratissima vixit, possidet hunc Iani sic dea mense diem.
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Seitdem, wie sie gelebt
in der Gnade der Götter, ist eigen Ihr in des Janus Mond dieser geheiligte Tag.
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