Nos personalia non concoquimus. Nostri consocii (Google, Affilinet) suas vias sequuntur: Google, ut intentionaliter te proprium compellet, modo ac ratione conquirit, quae sint tibi cordi. Uterque consocius crustulis memorialibus utitur. Concedis, si legere pergis.
 
 
 

Publius Ovidius Naso

Fasti - Fasten

LIBER II - lateinisch - deutsch

14. Terminalia (2,639-684)

 
vorherige Seite folgende Seite
   
 
       
  14. Terminalia (2,639-684)    
       
Nox ubi transierit, solito celebretur honore,
anmerk. Die Terminalia, das Fest des Terminus, des Gottes für die Grenze von Raum und Zeit, wurden am 23. Febr. gefeiert und beschlossen somit in alter Zeit, als das Jahr noch mit dem März begann, den Festkalender. Die Grenzsteine (termini) wurden als Götter verehrt. Ihr zentraler Repräsentant ist der Grenzstein auf dem Kapitol.
 Ist sie vorüber, die Nacht, dann feiert mit üblichen Ehren
separat indicio qui deus arva suo!
Termine, sive lapis, sive es defossus in agro
stipes, ab antiquis tu quoque numen habes.
te duo diversa domini de parte coronant,
binaque serta tibi binaque liba ferunt.
 
Den Gott, welcher den Stein setzet zur Marke der Flur!
Stehest als Pfahl du im Land, o Terminus, oder als Grenzstein,
Göttliches Wesen auch dir haben die Väter verlieh'n.
Zweimal wirst du gekrönt von den zwei angrenzenden Nachbarn,
Doppelter Kranz wird dir, doppelte Spende geweiht;
ara fit: huc ignem curto fert rustica testu
sumptum de tepidis ipsa colona focis.
ligna senex minuit concisaque construit arte
et solida ramos figere pugnat humo;
tum sicco primas inritat cortice flammas;
 
Auch ein Altar. Drauf trägt auf gebrochener Stürze die Bäurin
Feuer, vom warmen Kamin eben entnommen, herbei.
Holz dann spaltet der Greis, und mit Kunst aufbaut er die Scheite,
Mühsam festigt er auch Zweig' in dem härtlichen Grund.
Dann auflockt er die Flamme zunächst an getrocknetem Baste;
stat puer et manibus lata canistra tenet.
inde, ubi ter fruges medios immisit in ignes,
porrigit incisos filia parva favos.
vina tenent alii, libantur singula flammis;
spectant, et linguis candida turba favet.
 
Mächtige Körb' in der Hand, steht der Knabe dabei
Hat er daraus in die Glut dreimal von den Früchten gespendet,
Reichet das Töchterchen ihm Honig, in Scheiben geteilt.
Andere tragen den Wein. Es verdampfen die einzelnen Gaben.
Andachtsstill schaut zu, festlich gekleidet, die Schar.
spargitur et caeso communis Terminus agno,
nec queritur, lactans cum sibi porca datur.
conveniunt celebrantque dapes vicinia simplex
et cantant laudes, Termine sancte, tuas:
'tu populos urbesque et regna ingentia finis:
 
Gern auch sprengen dem Gott vom Blut eines Lammes die Nachbarn;
Nicht ungnädig empfängt selbst er die säugende Sau.
Alle die Opfernden nah'n und begehn einfältig das Festmahl,
Heiliger Grenzgott, dich preisend in ihrem Gesang:
"Du ziehst Marken um Städte und um Völker und mächtige Reiche;
omnis erit sine te litigiosus ager.
nulla tibi ambitio est, nullo corrumperis auro,
legitima servas credita rura fide.
si tu signasses olim Thyreatida terram,
corpora non leto missa trecenta forent,



anmerk. Die Thyreatis mit Thyrea als Hauptstadt liegt in der Kynuria, die zwischen Argos und Sparta umstritten ist. Der Streit soll, wie Herodot (1,82) berichtet, durch 300 Kämpfer auf beiden Seiten entschieden werden. Zwei Argiver überlebten; auf Spartas Seite verwundet und kampfunfähig nur Othryades. Als die Argiver als vermeintliche Sieger nach Hause gehen, rafft sich Othryades auf, errichtet aus den Waffen der gefallenen Argiver ein Siegesmal und markiert den Sieg auf seinem Schild. Der umstrittene Ausgang des Kampfes führte zu neuen Kämpfen, in denen sich Sparta durchsetzte.
Wär'st du nicht, Zwietracht hadert' um jegliches Feld.
Ehrgeiz kennest du nicht, dich vermag kein Gold zu bestechen;
Treu und gesetzlich bewahrst du die vertrauete Flur.
Hätt' einst für Thyreas Gau dein markendes Siegel gezeichnet,
Nicht dreihundert darum hätten gefunden den Tod;
nec foret Othryades congestis lectus in armis.
o quantum patriae sanguinis ille dedit!
quid, nova cum fierent Capitolia? nempe deorum
cuncta Iovi cessit turba locumque dedit;
Terminus, ut veteres memorant, inventus in aede




anmerk. Als Tarquinius Superbus den Jupitertempel auf dem Kapitol bauen ließ, musste er mehrere kleine Tempel, die sich bereits dort befanden, auflösen. Die Götter Terminus und Iuventas weigerten sich, das Feld zu räumen, weswegen ihre Tempel in den Neubau integriert wurden. Deswegen ist der "terminus" auf dem Kapitol der eigentliche Repräsentant aller sonstigen "termini". Zu vergleichen ist dazu Liv.1,55.
Nicht Othryades wär' auf der Waffen Gehäufe zu lesen;
Ach, wie des Blutes so viel weiht' er dem heimischen Land!
Ja, und als du dich erneut, Kapitol, da wich von den Göttern
Jeder dem Jupiter und räumte dem hohen den Platz;
Terminus fand man allein, wie die Alten erzählen, im Tempel;
restitit et magno cum Iove templa tenet.
nunc quoque, se supra ne quid nisi sidera cernat,
exiguum templi tecta foramen habent.
Termine, post illud levitas tibi libera non est:
qua positus fueris in statione, mane;
 
Jupiters einzger Genoss' blieb er fortan in dem Haus.
Jetzt noch, damit übers Haupt nichts unter den Sternen ihm rage,
Siehst du die Öffnung klein oben im Dache des Baus.
Seitdem, Terminus, schwand dir dahin die bewegliche Freiheit;
Den man dir anwies einst, walte des Postens getreu.
nec tu vicino quicquam concede roganti,
ne videare hominem praeposuisse Iovi:
et, seu vomeribus seu tu pulsabere rastris,
clamato "tuus est hic ager, ille tuus".' -
est via, quae populum Laurentes ducit in agros,
 
Was er auch bitte von dir, nie zeige dich willig dem Nachbarn;
Könnt es doch scheinen, als zög'st Menschen du Jupiter vor!
Schlägt mit dem Karst er dich gleich und verletzt er dich gleich mit der Pflugschar,
Sprich: "Der Acker ist dein, jener des anderen Herrn."
Da, wo die Straße den Wanderer führt ins Gebiet der Laurenter,
quondam Dardanio regna petita duci:
illa lanigeri pecoris tibi, Termine, fibris
sacra videt fieri sextus ab Urbe lapis. -
gentibus est aliis tellus data limite certo:
Romanae spatium est Urbis et orbis idem.
anmerk. Herrscher von Laurentum war Latinus. Ihm folgte sein Schwiegersohn, der "Dardanerheld" Aeneas.
anmerk. Der fünfte und sechste Meilenstein markierte die Grenze der Stadt Rom. Dort wurden ländliche Feste gefeiert, wie die Robigalia am fünften und die Terminalia am 6. Meilenstein der Via Laurentina; zwischen beiden die Ambarvalia.
Welches der Dardanerheld einst sich erkoren zum Reich,
Siehet man, wo von den Steinen der sechste sich hebt von der Stadt aus,
Wolliger Herden Geweid opfern, oTerminus, dir.
Sonst ist der Völker Gebiet durch begrenzte Marken geschieden;
Rom und dem Erdkreis sind einerlei Ziele gesetzt.
       
  Ãœbers. nach E. Klußmann bearbeitet von E. Gottwein
Sententiae excerptae:
Lat. zu "Ov" und "fast"
1991
'omina principiis' inquit 'inesse solent.
Janus: "Ein jeder Beginn zeichnet die Spur des Verlaufs." / Der Anfang eröffnet gewöhnlich einen Blick auf das Ende.
Ov.fast.1,178

1992
tempore crevit amor, qui nunc est summus, habendi: / vix ultra quo iam progrediatur habet.
Habgier wuchs mit der Zeit, und am höchsten ist jetzt sie gewachsen; / Wollte sie weiter hinaus, fehlt' es ihr wahrlich an Raum.
Ov.fast.1,195f.

1993
pluris opes nunc sunt quam prisci temporis annis
Nicht so fragte dem Haben man nach zu den Zeiten der Ahnen
Ov.fast.1,197.

1995
In pretio pretium nunc est: dat census honores
Nichts hat Klang, als die klingende Münz', Ehr' einzig der Beutel
Ov.fast.1,217

1996
aera dabant olim: melius nunc omen in auro est
Einst gab Erz man. Doch jetzt liegt besseres Zeichen im Golde
Ov.fast.1,221

1998
nos quoque templa iuvant, quamvis antiqua probemus, / aurea: maiestas convenit ipsa deo.
Mich selbst freuen die Tempel von Gold, wenngleich ich das alte Vorzieh'; die Hoheit ziemt vor allem dem Gott.
Ov.fast.1,223f.

1997
laudamus veteres, sed nostris utimur annis
Loben die Ahnen wir gleich, wir schmiegen uns dennoch der Zeit an
Ov.fast.1,225

78
est deus in nobis, agitante calescimus illo.
es ist ein Gott in uns; wenn er sich regt, erglühen wir.
Ov.fast.6,5

189
tempora labuntur tacitisque senescimus annis | et fugiunt freno non remorante dies
die Zeit entgleitet, wir altern still mit den Jahren | und es entfliehen, ohne dass ein Zügel sie hemmt, die Tage
Ov.fast.6,771


Literatur:
zu "Ov" und "Terminalia"
1682
Braun, L.
Kompositionskunst in Ovids "Fasti"
in: ANRW II.31.4 (1981) 2344-2383

1733
Fauth, W.
Römische Religion im Spiegel der "Fasti" des Ovid
in: ANRW II.16.1 (1978) 104-186

4239
Ovid / Bömer
Die Fasten / P. Ovidius Naso. Hrsg., übers. und komm. von Franz Bömer. (Text. Übers. Komment.)
Heidelberg : Winter, 1957ff

4235
Ovid / Gerlach
Publius Ovidius Naso. Fasti, Festkalender Roms. Lat.-dtsch. ed. Wolfgang Gerlach
München, Heimeran, 1, 1960

4237
Ovid / Gerlach / Holzberg
Fasti : lateinisch - deutsch = Festkalender / Publius Ovidius Naso. Auf der Grundlage der Ausg. von Wolfgang Gerlach neu übers. und hrsg. von Niklas Holzberg
Düsseldorf : Artemis & Winkler, 3, 2006

4238
Ovid / Green
Ovid, Fasti 1 : a commentary Green, Steven J.
Leiden [u.a.] : Brill, 2004

4187
Ovid / Hauser
Publius Ovidius Naso, Ausgewählte Dichungen. Mit Einleitung und Namensverzeichnis hg. v. G. Herzog-Hauser. 10. Aufl. durchgesehen v. Gr. H. Malicsek. Text- und Kommentarband
München, Freytag

4205
Ovid / Suchier
Ovids Werke, deutsch im Versmaß der Urschrift v. Suchier, Klußmann, Berg. Ovid II. Festkalender (Fasten) - Klagelieder (Tristien) - Briefe aus Pontus. - Haleutika - Ibis - Verzeichnis der Eigennamen.
Berlin-Schöneberg (Langenscheidt) 6.A.


Site-Suche:
Benutzerdefinierte Suche
bottom - /Lat/ov/ovfast02639_684.php - Letzte Aktualisierung: 26.12.2020 - 16:06