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Publius Ovidius Naso

Fasti - Fasten

LIBER III - lateinisch - deutsch

 
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  16. Geburt des Romulus und Remus (3,1-76)    
       
1


Bellice, depositis clipeo paulisper et hasta,
Mars, ades et nitidas casside solve comas.
forsitan ipse roges, quid sit cum Marte poetae:
a te, qui canitur, nomina mensis habet.
anmerk. Der Monat März ist nach Mars benannt, dem römischen Gott des Krieges. Ob er in alter Zeit auch Gott des Frühlings war, ist fraglich. Jedenfalls fing das Jahr ursprünglich mit dem März an (bis 153 v.Chr.) Zur Zeit des Romulus hatte das Jahr noch zehn Mondmonate. Schon Numa Pompilius soll es in 12 Monate eingeteilt haben.
Leg' auf ein Weilchen beiseite den Schild, Kriegsgott, und die Lanze;
Nahe mir, Mars, und den Helm nimm von dem glänzenden Haar!
Aber du fragst mich vielleicht, was vom Mars sich der Dichter erbittet?
Nennet der Monat sich doch, welchen ich singe, nach dir.
5



ipse vides manibus peragi fera bella Minervae:
num minus ingenuis artibus illa vacat?
Palladis exemplo ponendae tempora sume
cuspidis: invenies et quod inermis agas.
tunc quoque inermis eras, cum te Romana sacerdos
 
 Schreckliche Kriege (du selbst ja siehst's) durchkämpfet Minerva;
Hält von den Künsten darum mehr sich die Göttin entfernt?
Drum, wie es Pallas pflegt, leg' nieder zu Zeiten die Lanze!
Selbst, wenn der Waffen du bar, findest du manches zu tun.
Da auch lagen die Waffen dir fern, als, der römischen Jungfrau
cepit, ut huic urbi semina magna dares.
Silvia Vestalis (quid enim vetat inde moveri?)
sacra lavaturas mane petebat aquas.
ventum erat ad molli declivem tramite ripam;
ponitur e summa fictilis urna coma:


anmerk. Die Vestalinnen hüteten nicht nur das heilige Feuer, sondern auch das heilige Wasser. Sie schöpften es mit Tonkrügen aus Quellen (wie der Egeria) und trugen es auf dem Kopf in den Tempel. Die Szene liegt vor der Gründung Roms, spielt also in Alba Longa, wo es ebenfalls einen Vestakult gab. Ovid setzt die Riten in Alba und Rom in Parallele.
Liebend genaht, du der Stadt würdigen Samen verliehst.
Ilia ging, die Vestalin, (was hindert, von da zu beginnen?)
Früh, um zu heiligem Brauch Wasser zu holen, hinaus.
Wie sie zum Ufer gelangt auf dem leicht abschüssigen Fußsteig,
Nimmt sie vom Scheitel und stellt nieder die Urne von Ton.
fessa resedit humo ventosque accepit aperto
pectore turbatas restituitque comas.
dum sedet, umbrosae salices volucresque canorae
fecerunt somnos et leve murmur aquae;
blanda quies furtim victis obrepsit ocellis,
 
Matt dann setzt sie sich hin, und vom Wind durchsäuseln den Busen
Lässt sie, und, weil es verwirrt, ordnet sie wieder das Haar.
Aber die Träumerin laden zum Schlaf rings schattige Weiden,
Lieblicher Vogelgesang, murmelnd Geplätscher der Flut.
Schmeichelnd beschleichet der Schlaf die vom Schlummer befallenen Augen;
et cadit a mento languida facta manus.
Mars videt hanc visamque cupit potiturque cupita,
et sua divina furta fefellit ope.
somnus abit, iacet ipsa gravis, iam scilicet intra
viscera Romanae conditor urbis erat.
 
Schon sinkt nieder vom Kinn schlaff die ermattete Hand
Mars hat so sie erschaut, es ergreift ihn, er stillt das Verlangen;
Aber mit göttlicher Macht lässt er im Dunklen die Tat.
Schau, sie erwacht, und es regt sich im Schoß; denn im Inneren lebet
Er, der Gründer hernach wurde der römischen Stadt.
languida consurgit nec scit, cur languida surgat,
et peragit tales arbore nixa sonos:
'utile sit faustumque, precor, quod imagine somni
vidimus: an somno clarius illud erat?
ignibus Iliacis aderam, cum lapsa capillis




anmerk. Mit der "Ilischen Glut" ist das Feuer auf dem Altar im Tempel der Vesta gemeint.
Wie sie erschlafft sich erhebt, nicht ahnend den Grund der Erschlaffung,
Spricht, an die Weide gelehnt, folgende Worte sie aus:
"Heilsam sei es und gut, so fleh' ich, was eben als Traumbild
Von mir geschwebt, wenn nicht heller es war, denn ein Traum!
Sah ich mich doch an der ilischen Glut, und es fiel mir die woll'ne
decidit ante sacros lanea vitta focos.
inde duae pariter, visu mirabile, palmae
surgunt: ex illis altera maior erat,
et gravibus ramis totum protexerat orbem,
contigeratque sua sidera summa coma.
anmerk. Eine Wollbinde gehörte zu den Abzeichen einer Vestalin. Dass sie hier im Traum herabfällt, nachdem sie ihr Haar neu geordnet hatte, soll andeuten, dass Rhea Silvia bei ihrer Vereinigung mit Mars von ihrem Gelübde entbunden war und weder sie noch Mars einen Frevel begangen haben.
Bind' aus dem Haar, und sie lag da vor dem heiligen Herd.
Draus dann sah ich, ein Wunder zu schau'n, zwei Palmen entsprießen;
Doch vor der andern empor hob sich die eine davon.
Wachsend bedeckte sie bald mit den riesigen Ästen den Erdkreis;
Ja, mit dem Gipfel sogar ragt an den Himmel sie an.
ecce meus ferrum patruus molitur in illas:
terreor admonitu, corque timore micat.
Martia, picus, avis gemino pro stipite pugnat
et lupa: tuta per hos utraque palma fuit.'
dixerat et plenam non firmis viribus urnam
 
Sieh, und die beiden bedroht mit dem blinkenden Schwerte der Oheim;
Schaudernd gewahr' ich das Dräu'n, ängstlich erbebt mir das Herz.
Aber der Specht, Mars' Vogel, beschirmt mit der Wölfin die beiden
Palmen, und jede Gefahr wehrten den Stämmen sie ab."
Sprach's, und mit schwankender Kraft aufhob sie die wassergefüllte
sustulit: implerat, dum sua visa refert.
interea crescente Remo, crescente Quirino
caelesti tumidus pondere venter erat.
quo minus emeritis exiret cursibus annus
restabant nitido iam duo signa deo:

anmerk. Romulus wird nach seinem Tod vergöttlicht und als Quirinus verehrt. Quirinus war ursprünglich ein eigener Gott und bildete zusammen mit Jupiter und Mars die so genannte "altitalische Trias" Jupiter Mars Quirinus.
Urne; sie hatte geschöpft, während den Traum sie erzählt.
Bald, weil Remus indes und Quirinus gedeihen im Wachstum,
Wölbet sich höher der Leib über der göttlichen Last.
Ehe durchmessen die Bahn und das Jahr vollendet den Kreislauf,
blieben der Zeichen noch zwei übrig dem strahlenden Gott.
Silvia fit mater; Vestae simulacra feruntur
virgineas oculis opposuisse manus.
ara deae certe tremuit pariente ministra,
et subiit cineres territa flamma suos.
hoc ubi cognovit contemptor Amulius aequi
 
Mutter ist Silvia da; Vestas jungfräuliches Bildnis
Deckte die Augen sich zu, heißt es, mit schämiger Hand.
Sicher erbebte der Göttin Altar, und es zog sich die Flamme,
Während die Priesterin kreißt, scheu in die Asche zurück.
Als, was geschehen, Amulius hört, der Verächter des Rechtes,
(nam raptas fratri victor habebat opes),
amne iubet mergi geminos. scelus unda refugit:
in sicca pueri destituuntur humo.
lacte quis infantes nescit crevisse ferino,
et picum expositis saepe tulisse cibos?
anmerk. Die Bekanntheit der Sage rechtfertigt die Kürze der Darstellung. Wölfin und Specht sind beide dem Mars heilige Tiere. Durch ihren Einsatz rettet der Gott seine zukunftsträchtige Nachkommenschaft.
(Denn er herrscht in dem Reich, das er dem Bruder geraubt),
Hieß er die Kinder ersäufen im Fluss. Doch zurück vor dem Gräuel
Zieht sich die Strömung und lässt beid' auf dem trockenen Land.
Wer hat nicht von der Wölfin gehört, die säugend die Knäblein
Nährte, vom Specht wer nicht, der sie mit Speise versah?
non ego te, tantae nutrix Larentia gentis,
nec taceam vestras, Faustule pauper, opes:
vester honos veniet, cum Larentalia dicam:
acceptus geniis illa December habet.
Martia ter senos proles adoleverat annos,
anmerk. Acca Larentia ist die Frau des Hirten Faustulus, der die ausgesetzten Kinder gefunden hatte. Larentia wurde als Göttin verhrt; ihr Fest, die Larentalien, werden am 23. Dez. gefeiert. Ebenfalls im Dezember, an den Saturnalien opferte man auch seinen Genien (Schutzgeistern), weswegen der Dezember "den Genien lieb" ist.
Dein auch will ich gedenken, Larentia, die Du den hohen
Stamm aufzogest, und dein, ärmlicher Faustulus, noch.
Komm' ich zum Larentalienfest, dann sing' ich zu eurem
Lobe; den Genien lieb, naht im Dezember der Tag.
Achtzehn Jahre bereits sind Mavors' Kinder geworden;
et suberat flavae iam nova barba comae:
omnibus agricolis armentorumque magistris
Iliadae fratres iura petita dabant.
saepe domum veniunt praedonum sanguine laeti
et redigunt actos in sua rura boves.
 
Unter dem bräunlichen Haar keimt' an der Wange der Bart.
Allen den Bauern der Flur und den Herdenbesitzern der Gegend
Ward durch das Ilische Paar immer geholfen zum Recht.
Oftmals kehrten sie heim, frohlockend (es blutet der Räuber)
Führend zu ihrem Gefild wieder die Stiere zurück.
ut genus audierunt, animos pater editus auget,
et pudet in paucis nomen habere casis,
Romuleoque cadit traiectus Amulius ense,
regnaque longaevo restituuntur avo.
moenia conduntur, quae, quamvis parva fuerunt,
 
Aber es hebt sich der Mut, wie den Vater man nennt und die Herkunft;
Nicht ist, bei Hirten allein Namen zu haben, genug.
König Amulius fällt, von des Romulus Schwerte geschlagen;
Wieder zum Herrscher des Reichs wird der ergrauete Ahn.
Mauern erbaute man dann, klein zwar; doch es brachte Verderben
non tamen expediit transiluisse Remo.
iam, modo quae fuerant silvae pecorumque recessus,
urbs erat, aeternae cum pater urbis ait:
'arbiter armorum, de cuius sanguine natus
credor et, ut credar, pignora multa dabo,
 
Dir, o Remus, dass du sprangest darüber hinweg.
Schon steht da eine Stadt, wo in Wäldern und Schluchten noch eben
Wohnte das Vieh, und du sprachst, Vater der ewigen Stadt:
"Lenker der Schlacht, dein Sohn zwar heiß' ich, doch will ich des Namens
Zeigen durch Taten mich noch würdig der gläubigen Welt.
a te principium Romano dicimus anno:
primus de patrio nomine mensis erit.'
 
Sieh, ich bestimme nach dir das Beginnen des römischen Jahres;
Erster der Monate sei, den ich benenne nach dir."
  Ãœbers. nach E. Klußmann bearbeitet von E. Gottwein
Sententiae excerptae:
Lat. zu "Ov" und "fast"
1991
'omina principiis' inquit 'inesse solent.
Janus: "Ein jeder Beginn zeichnet die Spur des Verlaufs." / Der Anfang eröffnet gewöhnlich einen Blick auf das Ende.
Ov.fast.1,178

1992
tempore crevit amor, qui nunc est summus, habendi: / vix ultra quo iam progrediatur habet.
Habgier wuchs mit der Zeit, und am höchsten ist jetzt sie gewachsen; / Wollte sie weiter hinaus, fehlt' es ihr wahrlich an Raum.
Ov.fast.1,195f.

1993
pluris opes nunc sunt quam prisci temporis annis
Nicht so fragte dem Haben man nach zu den Zeiten der Ahnen
Ov.fast.1,197.

1995
In pretio pretium nunc est: dat census honores
Nichts hat Klang, als die klingende Münz', Ehr' einzig der Beutel
Ov.fast.1,217

1996
aera dabant olim: melius nunc omen in auro est
Einst gab Erz man. Doch jetzt liegt besseres Zeichen im Golde
Ov.fast.1,221

1998
nos quoque templa iuvant, quamvis antiqua probemus, / aurea: maiestas convenit ipsa deo.
Mich selbst freuen die Tempel von Gold, wenngleich ich das alte Vorzieh'; die Hoheit ziemt vor allem dem Gott.
Ov.fast.1,223f.

1997
laudamus veteres, sed nostris utimur annis
Loben die Ahnen wir gleich, wir schmiegen uns dennoch der Zeit an
Ov.fast.1,225

78
est deus in nobis, agitante calescimus illo.
es ist ein Gott in uns; wenn er sich regt, erglühen wir.
Ov.fast.6,5

189
tempora labuntur tacitisque senescimus annis | et fugiunt freno non remorante dies
die Zeit entgleitet, wir altern still mit den Jahren | und es entfliehen, ohne dass ein Zügel sie hemmt, die Tage
Ov.fast.6,771


Literatur:
zu "Ov" und "Romulus"
1682
Braun, L.
Kompositionskunst in Ovids "Fasti"
in: ANRW II.31.4 (1981) 2344-2383

1733
Fauth, W.
Römische Religion im Spiegel der "Fasti" des Ovid
in: ANRW II.16.1 (1978) 104-186

4184
Ovid / Bernert
Ovidius, Auswahl aus den Metamorphosen, Fasten und Tristien; mit einem Anhang: Fabeln des Phaedrus. Text / Kommentar. Neu hg. v. Dr. Ernst Bernert
Paderborn, Schöningh

4239
Ovid / Bömer
Die Fasten / P. Ovidius Naso. Hrsg., übers. und komm. von Franz Bömer. (Text. Übers. Komment.)
Heidelberg : Winter, 1957ff

4183
Ovid / Divjak / Ratkowitsch
Ovid, Textband, Kommentar
Wien, Hölder-Pichler-Tempsky / München, Oldenbourg

4235
Ovid / Gerlach
Publius Ovidius Naso. Fasti, Festkalender Roms. Lat.-dtsch. ed. Wolfgang Gerlach
München, Heimeran, 1, 1960

4237
Ovid / Gerlach / Holzberg
Fasti : lateinisch - deutsch = Festkalender / Publius Ovidius Naso. Auf der Grundlage der Ausg. von Wolfgang Gerlach neu übers. und hrsg. von Niklas Holzberg
Düsseldorf : Artemis & Winkler, 3, 2006

4238
Ovid / Green
Ovid, Fasti 1 : a commentary Green, Steven J.
Leiden [u.a.] : Brill, 2004

4187
Ovid / Hauser
Publius Ovidius Naso, Ausgewählte Dichungen. Mit Einleitung und Namensverzeichnis hg. v. G. Herzog-Hauser. 10. Aufl. durchgesehen v. Gr. H. Malicsek. Text- und Kommentarband
München, Freytag

4190
Ovid / Hoeber
Ovid, Ausgewählte Gedichte aus den Metamorphosen und Elegien, für den Schulgebrauch herausgegeben von Dr. Karl Hoeber, 17. u. 18. Auflage von Anton Pesch. Text- und Kommentarband
Münster, Aschendorff, 18/1949

4186
Ovid / Leitschuh
P. Ovidius Naso, Metamorphosen und Elegien, ausgewählt und erläutert von Max Leitschuh
Bamberg, Buchner 9/1969 (Schatz des Alterums 22)

4203
Ovid / Siebelis, Polle, Stange
P. Ovidii Nasonis Metamorphoses. Auswahl für die Schulen mit Anmerkungen und eienm mythologisch-geographischen Register. Nach Joh.Siebelis und Frdr. Polle besorgt von O. Stange I: Buch 1-9; II: Buch 10-15.
Leipzig (Teubner) 1904

4189
Ovid / Slaby
P. Ovidius Naso. Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk, Für den Schulgebrauch hg. und erläutert v. Helmut Slaby
Frankfurt [u.a.], Diesterweg 4,1972

4205
Ovid / Suchier
Ovids Werke, deutsch im Versmaß der Urschrift v. Suchier, Klußmann, Berg. Ovid II. Festkalender (Fasten) - Klagelieder (Tristien) - Briefe aus Pontus. - Haleutika - Ibis - Verzeichnis der Eigennamen.
Berlin-Schöneberg (Langenscheidt) 6.A.

4208
Ovid / Voß
Ovid, Verwandlungen, übersetzt v. Joh. Hch. Voß (Auswahl)
Leipzi (Reclam 356-357a)


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