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Grundpositionen epikureischer Philosophie

Physik

Das Wesen der Materie

Lucr.1,483-550

 
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1.) 483-502: Die Atome sind in sich vollkommen dicht (solide) und unzerstörbar.  
    Übers.: K.L.v.Knebel
483 Corpora sunt porro partim primordia rerum,
partim concilio quae constant principiorum.
Ferner noch sind die Körper zum Teil Elemente des Urstoffs,
Teils Zusammenverein von diesen Urelementen. 

485

sed quae sunt rerum primordia, nulla potest vis
stinguere; nam solido vincunt ea corpore demum.
etsi difficile esse videtur credere quicquam
in rebus solido reperiri corpore posse.
transit enim fulmen caeli per saepta domorum
Keine Gewalt kann je den uranfänglichen Teilen
Etwas entreißen; sie siegen zuletzt durch Dichte des Körpers.
Freilich scheinet es schwer, sich zu überzeugen, dass etwas 
Durchaus dichter Natur in den Körpern finden sich lasse. 
Dringt ja der himmlische Blitz durch Mauern und Wände der Häuser 
490 clamor ut ac voces, ferrum candescit in igni
dissiliuntque fero ferventi saxa vapore;
cum labefactatus rigor auri solvitur aestu,
tum glacies aeris flamma devicta liquescit;
permanat calor argentum penetraleque frigus,
Wie das Geschrei und der Schall; das Eisen glühet im Feuer. 
Springen doch Felsen selbst durch glühenden Dunst auseinander; 
Starrendes Gold wird zum Fließen erweicht in flammender Hitze; 
Selber des Erzes Eis zerschmilzt durch die Flamme bewältigt. 
Glut durchströmet das Silber, so wie auch die stechende Kälte: 
495 quando utrumque manu retinentes pocula rite
sensimus infuso lympharum rore superne.
usque adeo in rebus solidi nihil esse videtur.
sed quia vera tamen ratio naturaque rerum
cogit, ades, paucis dum versibus expediamus
Fühlen wir's doch, wenn nach Zechergebrauch die Hand den Pokal fasst 
Und man von oben ihn füllt mit labendem Tau des Getränkes. 
So sehr scheint es, dass nichts ganz durchaus dichter Natur sei. 
Aber dieweil die Vernunft, ja selber der Dinge Natur uns 
Zwinget: wohlan, so lass in wenigen Versen dir zeigen, 
500 esse ea quae solido atque aeterno corpore constent, Dass dergleichen es gibt, die ewig fester Natur sind; 

 

1.) 503-550: Das Volle und das Leere schließen sich gegenseitig aus.

 

  semina quae rerum primordiaque esse docemus,
unde omnis rerum nunc constet summa creata.
Principio quoniam duplex natura duarum
dissimilis rerum longe constare repertast,
Welche wir Samen der Dinge, die Uranfänge benennen, 
Und aus welchem das All der jetzigen Dinge geschaffen.
Erstlich hab' ich gezeigt, dass zwei verschiedne Naturen 
Zwoer Dinge vorhanden: die Körper, der fassende Ortraurn. 
505 corporis atque loci, res in quo quaeque geruntur,
esse utramque sibi per se puramque necessest.
nam qua cumque vacat spatium, quod inane vocamus,
corpus ea non est; qua porro cumque tenet se
corpus, ea vacuum nequaquam constat inane.
Beide müssen durchaus für sich bestehen und rein sein.
Denn wo sich öffnet der Raum und das, was wir Leeres benamen, 
Kann der Körper nicht sein; und da wo sich Körper befinden, 
Lässt sich der leere Raum auf keinerlei Weise gedenken. 
Drum sind dicht und des Leeren beraubt die Körper des Urstoffs.
510 sunt igitur solida ac sine inani corpora prima.
Praeterea quoniam genitis in rebus inanest,
materiem circum solidam constare necessest;
nec res ulla potest vera ratione probari
corpore inane suo celare atque intus habere,
Da in erzeugten Dingen sich nun das Leere befindet, 
Muss notwendig ein Stoff, der dicht ist, solches umgeben. 
Niemand kann mit Vernunft von einem der Dinge behaupten, 
Dass es Leeres enthalte, wenn nicht zugleich er das Dichte 
Zugibt, welches in sich das Leere begreifet und einschließt. 
515 si non, quod cohibet, solidum constare relinquas.
id porro nihil esse potest nisi materiai
concilium, quod inane queat rerum cohibere.
materies igitur, solido quae corpore constat,
esse aeterna potest, cum cetera dissoluantur.
Außer dem festen Verein der Grundmaterie aber, 
Was könnt' irgend noch sein, das Leere zusammenzuhalten? 
Also kann die Materie nur, die dichter Natur ist, 
Ewiger Dauer sein, wenn das übrige alles sich auflöst.
Gäb' es übrigens nicht ein ledigstehendes Leere, 
520 Tum porro si nil esset quod inane vocaret,
omne foret solidum; nisi contra corpora certa
essent quae loca complerent quae cumque tenerent
omne quod est spatium, vacuum constaret inane.
alternis igitur ni mirum corpus inani
Alles wäre dann dicht; und wären nicht Körper vorhanden, 
Welche den Raum ausfüllen, die freien Orte besetzen, 
Würde der sämtliche Raum nichts sein als ein lediges Leeres. 
Gegenseitig trennt sich demnach das Leere vom Körper; 
325 distinctum, quoniam nec plenum naviter extat
nec porro vacuum; sunt ergo corpora certa,
quae spatium pleno possint distinguere inane.
haec neque dissolui plagis extrinsecus icta
possunt nec porro penitus penetrata retexi
Volles herrscht nicht allein, und ebensowenig das Leere:
Volles scheiden demnach begrenzte Körper vom Leeren. 
Diese können nun nicht durch Schläge von außen zertrümmert 
Werden noch aufgelöst, durchdrungen in innrer Verbindung, 
530 nec ratione queunt alia temptata labare;
id quod iam supra tibi paulo ostendimus ante.
nam neque conlidi sine inani posse videtur
quicquam nec frangi nec findi in bina secando
nec capere umorem neque item manabile frigus
Oder durch Mittel anderer Art erweicht und geschwächet; 
Was ich eben zuvor dir oben erwiesen schon habe.
Denn wie es scheint, kann nichts zerstoßen ohne das Leere 
Oder zerbrochen werden, noch auch zerleget in Teile; 
Feuchtigkeit nichts einsaugen, in nichts die Kälte sich schleichen, 
535 nec penetralem ignem, quibus omnia conficiuntur.
et quo quaeque magis cohibet res intus inane,
tam magis his rebus penitus temptata labascit.
ergo si solida ac sine inani corpora prima
sunt ita uti docui, sint haec aeterna necessest.
Noch eindringen das Feuer, das alle Dinge verzehret. 
Ja, so mehr nur ein Ding des Leeren enthält und verschließet,
Desto leichter auch wird's von jenen Kräften zerstöret. 
Sind nun dichter Natur die uranfänglichen Körper 
Und des Leeren beraubt, so sind notwendig sie ewig.
540 Praeterea nisi materies aeterna fuisset,
antehac ad nihilum penitus res quaeque redissent
de nihiloque renata forent quae cumque videmus.
at quoniam supra docui nil posse creari
de nihilo neque quod genitumst ad nil revocari,
Wäre der Grundstoff nicht von ewiger Dauer, so wäre 
Jegliches Ding schon längst in Nichts versunken und alles 
Wäre, was irgend wir sehen, aus Nichts von neuem geboren. 
Doch da ich eben gezeigt, dass aus Nichts nichts könne hervorgehn, 
Auch das Erschaffene nicht in Nichts sich könne verkehren,
545 esse inmortali primordia corpore debent,
dissolui quo quaeque supremo tempore possint,
materies ut subpeditet rebus reparandis.
sunt igitur solida primordia simplicitate
nec ratione queunt alia servata per aevom
Müssen die Ursprungsteile von ewig fester Natur sein, 
In die jegliches Ding im endlichen Wechsel sich auflöst,
Dass hinlänglicher Stoff zur Wiedererneuerung da sei. 
Einfach dichter Natur sind also die Körper des Urstoffs; 
Denn wie könnten sie sonst, fortdauernd durch ewige Zeiten, 
550 ex infinito iam tempore res reparare. Seit undenklicher Frist noch immer die Wesen erneuen? 
     


Aufgabenvorschläge:

 
 
 
Sententiae excerptae:
Lat. zu "Epikur"
2037
Contemno magnitudinem doloris, a qua me brevitas temporis vindicabit ante paene, quam venerit (Epikur).
Ich verachte die Heftigkeit des Schmerzes, von der mich die Kürze der Zeit erretten wird, beinahe noch bevor er gekommen ist.
Cic.Tusc.2,44,3

1352
Ante circumspiciendum est, cum quibus edas et bibas, quam quid edas et bibas.
Man muss sich früher umschauen, mit wem man isst und trinkt, als was man isst und trinkt.
Sen.epist.19,10 (Epikur)

1122
Honesta res est laeta paupertas.
Es ist etwas Ehrenvolles um die vergnügte Armut.
Sen.epist.2,5 (nach Epikur)

1202
Ridiculum est currere ad mortem taedio vitae, cum genere vitae, ut currendum ad mortem esset, effeceris.
Es ist lächerlich, aus Lebensüberdruss in den Tod zu eilen, wenn man es durch die Art seines Lebens dahin gebracht hat, dass man in den Tod eilen muss.
Sen.epist.24,22 (nach Epikur)

1203
Quid tam ridiculum quam adpetere mortem, cum vitam inquietam tibi feceris metu mortis?
Was ist so lächerlich, als nach dem Tod zu verlangen, nachdem man sich durch die Furcht vor dem Tod ein unruhiges Leben gemacht hat?
Sen.epist.24,23 (nach Epikur)

1214
Meditare mortem!
Bereite Dich auf den Tod vor! (Lebe im Bewusstsein des Todes!)
Sen.epist.26,8 (nach Epikur)

1215
Egregia res est mortem condiscere.
Es ist eine herrliche Sache sterben zu lernen.
Sen.epist.26,8 (nach Epikur)

1159
Satis magnum alter alteri theatrum sumus.
Ich und du, wir sind einer dem anderen Publikum genug.
Sen.epist.7,11 (nach Epikur)


Literatur:
zu "Epikur"
1192
Alpers, K.
Epikurs Geburtstag
in: Mus.Helv.25/1968,48-51
booklooker
zvab

4594
Baltes, M.
Die Todesproblematik in der griechischen Philosophie.
in: Gymnasium 95, 2/1988, 97-128
booklooker
zvab

2190
Büchner, K.
Epikur bei Menander. Die Atticus-Vita des Cornelius Nepos
in: Stud.I: Lukrez, Wiesbaden 1964
booklooker
zvab

4592
Eckstein, Friedrich
Abriss der griechischen Philosophie
Franfurt (Main), Hirschgraben, 3/1969
booklooker
zvab

2932
Epikur / Nickel, Rainer
Epikur. Wege zum Glück. Griechisch, Lateinisch und deutsch. Hg. und übers. von Rainer Nickel
Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2/2006
booklooker
zvab

1732
Fauth, W.
Divus Epicurus: Zur Problemgeschichte philosophischer Religiosität bei Lukrez
in: ANRW I.4 (1974) 205-225
booklooker
zvab

1752
Gigante, M.
Das zehnte Buch des Diogenes Laertios: Epikur und der Epikureismus
in: ANRW II.36.6 (1992) 4302-4307
booklooker
zvab

3953
Gruben, Gottfried
Die Tempel der Griechen. Aufnamen von Max Hirmer
München, Hirmer-Verlag, 3,1980
booklooker
zvab

4595
Hermann, C.
Affektbeherrschung als Weg zum Glück. Cicero, Tusculanae disputationes V 15/16.
in: AU 37, 6/1994, 64-70.
booklooker
zvab

3397
Hommel, H.
Horaz. Der Mensch und das Werk
Heidelberg (Kerle) 1950
booklooker
zvab

4596
Hross, K.
Unsterblichkeit der Seele, Lukr.3 – Cic. Tusc.1
in: Anr. 13/1967, 389
booklooker
zvab

4590
Ioannes ab Arnim (Hg.)
Stoicorum veterum fragmenta, collegit Ioannes ab Arnim. Volumen III: Chrysippi fragmenta moralia, fragmenta succcessorum Chrysippi
Stuttgart, Teubner1979
booklooker
zvab

4591
J. Flügge / M. Kross
Schmerz
in: Hist. Wörterbuch der Philosophie, VIII 1992 (s.v.)
booklooker
zvab

4589
Long, A.A. / Sedley, D.N.
Die hellenistischen Philosophen, Texte und Kommentare (nur deutsch), übers. v. Karlheinz Hülser
Stuttgart, Weimar (J.B.Metzler) 2000 (Cambridge 1987)
booklooker
zvab

2324
Oelmüller / Dölle / Piepmeier (Hgg.)
Philosophische Arbeitsbücher 2. Diskurs Sittliche Lebensformen
Paderborn, Schöningh (UTB 778) 2/1980
booklooker
zvab

2325
Oelmüller / Dölle / Piepmeier (Hgg.)
Philosophische Arbeitsbücher 1. Diskurs Politik
Paderborn, Schöningh (UTB 723) 2/1980
booklooker
zvab

4593
Pohlenz, M.
M. Ciceronis Tusculanarum disputationum libti quinque (Heft I/II)
Amsterdam (Hakkert) 1965/1957
booklooker
zvab

4031
Raith, O.
Petronius, ein Epikureer
Nürnberg 1963
booklooker
zvab

4597
Schmid, W.
Ein Tag und der Aion... Zu Ciceros Doxologie der Philos. (Tusc.5,5)
in: Maurach. Philos., Darmstadt (WBG, WdF 193) 1976
booklooker
zvab

2316
Schwegler, Albert
Geschichte der Philosophie im Umriss. Ein Leitfaden zur Ãœbersicht
Stuttgart, Conradi 9/1876
booklooker
zvab


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