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Publius Vergilius Maro

bucolica

ecl.7

Meliboeus

 
I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X
 
In dieser echt bukolischen Ekloge, in der der Dichter Theokr.eid.6 nachahmt, erzählt der Hirte Meliboeus, wie er auf der Suche nach einer verlorenen Ziege auf zwei andere Hirten trifft: den Ziegenhirt Corydon und den Schafhirt Thyrsis. Beide werden einen Wettstreit im Gesang austragen. Daphnis sitzt als Schiedsrichter dabei. Er lädt Meliboeus ein, sich niederzulassen und dem Gesang zuzuhören.
Corydon beginnt dem sechsfachen Wechselgesang (carmen amoebaeum, wie auch in ecl.3 und ecl.5) zu je vier Versen, Thyrsis antwortet ihm. Die sechs Partien haben untereinander eine ganz unterschiedliche Thematik, entsprechen einander aber in sich. Corydon wird den Sieg davontragen.
Die Szene ist als einladender 'locus amoenissmus' gestaltet: Man sitzt am Ufer des Mincius unter einer schattigen Eiche, die sich unter einem lauen Westwind leicht bewegt; in ihr summen die Bienen. In der Nähe ist die Stelle, an die man die Rinder zur Tränke führte.
   
 
Meliboeus, Corydon, Thyrsis
Meliboeus, Corydon, Thyrsis
  Meliboeus Meliboeus



Forte sub arguta consederat ilice Daphnis,
compulerantque greges Corydon et Thyrsis in unum,
Thyrsis oves, Corydon distentas lacte capellas,
ambo florentes aetatibus, Arcades ambo,

Unter der säuselnden Eiche gelagert hatte sich Daphnis;
Corydon hatte die Hut mit Thyrsis zusammengetrieben,
Thyrsis die Schaf' und Corydon dort milchschwellende Ziegen;
Beid' in der Blüte der Jahre, zugleich Arkadier beide,

5



et cantare pares et respondere parati.
huc mihi, dum teneras defendo a frigore myrtos,
vir gregis ipse caper deerraverat; atque ego Daphnim
aspicio. ille, ubi me contra videt: "ocius", inquit,
"huc ades, o Meliboee; caper tibi salvus et haedi;
Sie, gleich rüstig im Lied, und fertig, Gesang zu erwidern.
Während ich schütze vor Frost zartsprossende Myrten, so hatte
Mir der Herde Gemahl hierher sich verlaufen, der Geißbock.
Daphnis erblickt' ich. er sieht auch mich und ruft: "Meliboeus,
Komme geschwind hierher! Dein Bock ist gesund und die Ziegen.
10



et si quid cessare potes, requiesce sub umbra.
huc ipsi potum venient per prata iuvenci;
hic viridis tenera praetexit harundine ripas
Mincius, eque sacra resonant examina quercu."
quid facerem? neque ego Alcippen, nec Phyllida habebam,
Kannst du verweilen, so gönne die Ruh' dir unter dem Schatten.
Hierher kommen von selbst aus der Au zur Tränke die Stiere;
Mincius' grünliche Flut umsäumt mit zartem Geröhricht
Hier das Gestad', und von heiliger Eich' umsummen uns Bienen."
Was zu tun? Nicht hatte ich da Alcippe und Phyllis,
15


depulsos a lacte domi quae clauderet agnos;
et certamen erat Corydon cum Thyrside magnum.
posthabui tamen illorum mea seria ludo.
alternis igitur contendere versibus ambo
coepere; alternos Musae meminisse volebant.
Einzuschließen daheim die der Milch entwöhneten Lämmer.
Und doch wichtig für mich war Corydons Fehde mit Thyrsis;
Aber ihr tändelndes Spiel galt mehr als ernstes Geschäft mir.
Beide begannen nunmehr mit Wechselgesang den Wettstreit.
Wechselgesang aussinnen, das hieß sie der Wille der Musen.
20
hos Corydon, illos referebat in ordine Thyrsis.
Corydon erst hub an, und sofort gab Thyrsis die Antwort.
  Corydon Corydon



Nymphae, noster amor, Libethrides, aut mihi carmen,
quale meo Codro, concedite - proxima Phoebi
versibus ille facit - aut, si non possumus omnes,
hic arguta sacra pendebit fistula pinu.
Nymphen, gewährt mir ein Lied, o geliebte libethrische Nymphen,
Wie durch euch mein Codrus es sang - nah grenzt er an Phoebus,
Wenn er dichtet ein Lied - doch wenn's nicht allen vergönnt ist,
Soll mir die helle Syring' an der heiligen Pinie hängen.
  Thyrsis Thyrsis
25


Pastores, hedera nascentem ornate poetam
Arcades, invidia rumpantur ut ilia Codro;
aut, si ultra placitum laudarit, baccare frontem
cingite, ne vati noceat mala lingua futuro.
Schmücket, arkadische Hirten, mit Efeukränzen den Sänger,
Der jetzt strebet empor: dass Codrus berste vor Missgunst.
Lobt er über Gebühr, so kränzt ihm die Stirne mit Narden,
Dass nicht Schaden dem werdenden Sänger ein hämisches Wort bringt.
  Corydon Corydon
 
Saetosi caput hoc apri tibi, Delia, parvus
Delia, Micon der kleine gelobt dies borstige Schweinshaupt
30

et ramosa Micon vivacis cornua cervi.
si proprium hoc fuerit, levi de marmore tota
puniceo stabis suras evincta cothurno.
Dir, und das astge Geweihe des langausdauernden Hirsches.
Wird ihm dieses gewährt, soll ganz von geglättetem Marmor
Stehn dein Bild, und die Wade bedeckt vom Purpurkothurne.
  Thyrsis Thyrsis

Sinum lactis et haec te liba, Priape, quotannis
exspectare sat est: custos es pauperis horti.
Jährlich erwartete Opfer, Priapus, Kuchen und Milchnapf,
Werden genügen für dich: du beschirmst ein ärmliches Gärtchen.
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nunc te marmoreum pro tempore fecimus; at tu,
si fetura gregem suppleverit, aureus esto.
Doch nun hab' ich dein Bild zur Zeit von Marmor errichtet:
Aber gedeihet den Herden der Nachwuchs, so sollst du von Gold sein.
  Corydon Corydon


Nerine Galatea, thymo mihi dulcior Hyblae,
candidior cycnis, hedera formosior alba,
cum primum pasti repetent praesepia tauri,
Nereus' Kind, Galatea, mir süß vor hyblaeischem Thymus,
Weißer denn Schwäne, besiegend an Reiz blassgrünlichen Efeu,
Komme, sobald von der Weide zurück zur Krippe die Rinder
40
si qua tui Corydonis habet te cura, venito.
Kehren, sofern etwas dir noch dein Corydon wert ist.
  Thyrsis Thyrsis



Immo ego Sardoniis videar tibi amarior herbis,
horridior rusco, proiecta vilior alga,
si mihi non haec lux toto iam longior anno est.
ite domum pasti, si quis pudor, ite, iuvenci.
Ja, ich möge noch herber denn Sardos Kräuter dir dünken,
Rauher als Brusch, unwerter als selbst das verachtete Meergras,
Wenn nicht heute der Tag mir länger geworden denn Jahrsfrist.
Geht von der Weide nach Haus, so ihr klug seid, gehet, ihr Stiere!
  Corydon Corydon
45


Muscosi fontes, et somno mollior herba,
et quae vos rara viridis tegit arbutus umbra,
solstitium pecori defendite: iam venit aestas
torrida, iam lento turgent in palmite gemmae.

Quellen, mit Moos umgrünt; du Rasen, so sanft wie der Schlummer,
Grünender Erdbeerbaum, der jene mit dünner Umschattung
Deckt: o schützet das Vieh vor der Sonnenwende! Es naht schon
Glühender Sommer, es schwillet das Aug' am üppigen Rebschoss.

  Thyrsis Thyrsis
 
Hic focus et taedae pingues, hic plurimus ignis
Hier ist ein Herd und harziger Kien, hier reichliches Feuer
50

semper, et adsidua postes fuligine nigri;
hic tantum boreae curamus frigora, quantum
aut numerum lupus aut torrentia flumina ripas.
Stets, und die Pfosten der Türe geschwärzt von beständigem Rauche.
Fröste des Nordsturms kümmern uns hier so wenig, wie Wölfe
Kümmert der Schaf' Anzahl und den brausenden Strom das Gestade.
  Corydon Corydon

Stant et iuniperi et castaneae hirsutae;
strata iacent passim sua quaeque sub arbore poma;
Hier Wacholder gedeihn und Kastanien stachelnumpanzert,
Hier um jeglichen Baum liegt Obst am Boden zerstreuet.
55
omnia nunc rident: at, si formosus Alexis
montibus his abeat, videas et flumina sicca.
Alles umher lacht nun: doch wenn Alexis, der schöne,
Diese Gebirge verlässt, so siehst du auch Flüsse versiegen.
  Thyrsis Thyrsis


Aret ager; vitio moriens sitit aeris herba;
Liber pampineas invidit collibus umbras:
Phyllidis adventu nostrae nemus omne virebit,
Dürr ist das Feld: in verdorbener Luft stirbt dürstend das Gras hin;
Schatten von Rebengehölz missgönnete Liber den Hügeln.
Doch naht unsere Phyllis, so grünt rings jegliche Waldung;
60
Iuppiter et laeto descendet plurimus imbri.
Juppiter auch steigt reichlich herab in beglückendem Regen.
  Corydon Corydon



Populus Alcidae gratissima, vitis Iaccho,
formosae myrtus Veneri, sua laurea Phoebo,
Phyllis amat corylos; illas dum Phyllis amabit,
nec myrtus vincet corylos, nec laurea Phoebi.
Pappeln erkor der Alkide zur Lust sich, Bacchus die Reben:
Venus, die reizende, wählt sich die Myrt' und Phoebus den Lorbeer.
Phyllis liebet die Haseln: so lang als Phyllis sie liebet,
Siegt nicht über den Hasel die Myrt' und der Lorbeer Apollos.
  Thyrsis Thyrsis
65


Fraxinus in silvis pulcherrima, pinus in hortis,
populus in fluviis, abies in montibus altis:
saepius at si me, Lycida formose, revisas,
fraxinus in silvis cedat tibi, pinus in hortis.
Freundlich erhebt sich die Esch' im Wald, im Garten die Pinie;
Schön ist die Pappel am Fluss, auf hohen Gebirgen die Tanne.
Doch willst öfter zu mir du, reizender Lycidas, kommen,
Soll dir die Esch' in dem Wald nachstehn und die Pinie im Garten.
  Meliboeus Meliboeus
 
Haec memini, et victum frustra contendere Thyrsim.
Dessen gedenk' ich: besiegt wetteiferte Thyrsis vergebens.
70
ex illo Corydon Corydon est tempore nobis.
Seit der Zeit gilt Corydon uns, und Corydon einzig.
 
 
 
I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X
Deutsche Übersetzung von ecl.7: Osiander
zu "Vergil" und "Osiander"
3537
Vergil / Osiander, Hertzberg
Die Gedichte des Publius Virgilius Maro:
  1. Die Idyllen und das Gedicht vom Landbau, übers. v. C.U.v.Osiander;
  2. Kleinere Gedichte, welche dem Virgil ugeschrieben werden, übers. v. W.Hertzberg;
  3. Die Aeneide, übers. v. W.Hertzberg
Stuttgart, Metzler, 1853




 
Sententiae excerptae:
Lat. zu "Verg" und "ecl.7,"
1739
Si quid cessare potes, requiesce sub umbra.
Kannst du verweilen, so gönne die Ruh' dir unter dem Schatten.
Verg.ecl.7,10

1737
Arcades ambo.
Beides Arkader (Gleich und gleich gesellt sich gern.).
Verg.ecl.7,4

1740
Ite domum pasti.
Geht von der Weide nach Haus! Gehet gesättigt nach Hause!
Verg.ecl.7,44

1741
Hic focus et taedae pingues, hic plurimus ignis | semper.
Hier ist ein Herd und harziger Kien, hier reichliches Feuer | stets.
Verg.ecl.7,49

1742
Ovium non curat numerum lupus.
Wölfe kümmert es nicht, ob die Schafe gezählt sind.
Verg.ecl.7,52

1743
Strata iacent passim sua quaeque sub arbore poma.
Hier um jeglichen Baum liegt Obst am Boden zerstreuet.
Verg.ecl.7,54

1738
Ocius | huc ades, o Meliboee; caper tibi salvus et haedi.
Meliboeus, | Komme geschwind hierher! Dein Bock ist gesund und die Ziegen.
Verg.ecl.7,8f.


Literatur:
zu "Verg" und "ecl.7,"
3543
Albrecht, Michael von
Vergil. Bucolica, Georgica, Aeneis. Eine Einführung.
Heidelberg (Winter, Heidelberger Studienhefte zur Altertumswissenschaft) 2006, 2/2007
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zvab

3563
Braun, L.
Sängerstreit der Hirten in Vergils dritter und siebenter Ekloge
in: Gymn 78/1971
booklooker
zvab

3540
Clausen, Wendell
A commentary on Virgil, Eclogues
Oxford : Clarendon Press, 1995
booklooker
zvab

3544
Fuchs, Harald
Zum Wettgesang der Hirten in Vergils siebenter Ekloge
in: Mus.Helv.23/1966,218-223
booklooker
zvab

3538
Klingner, Friedrich
Virgil. Bucolica, Georgica, Aeneis
Zürich, Stuttgart (Artemis) 1967
booklooker
zvab

3691
Merguet,H.
Lexicon zu Vergilius
Leipzig 1912; ND: Darmstadt 1961
booklooker
zvab

3568
Vergil / Conington, Nettleship
Vergil (Publius Vergilius Maro): The Works of Virgil. With a Commentary by John Conington and Henry Nettleship. I-III.
London 3/1883-5/1898 (Ndr.: Hildesheim, Olms, 1963)
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zvab

3569
Vergil / Forbiger
P.Vergili Maronis opera. ad optimorum librorum fidem edidit perpetua et aliorum et sua adnotatione illustravit... Albertus Forbiger. Pars I: Bucolica et Georgica - ParsII: Aeneis I-VI Pars III: Aeneis VII-XII, carmina minora, dissertatio de Vergili vita et.. Indices.
Leipzig (Hinrichs) 4,1872-1875
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zvab

3572
Vergil / Götte
Landleben. Bucolica, Georgica, Catalepton. lateinisch und deutsch hg.v. Johannes Götte
München (Heimeran) 4,1960
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zvab

3571
Vergil / Haecker
Hirtengedichte, lateinisch und deutsch, mit Zeichnungen von Richard Seewald. Deutsch v. Theodor Haecker
München (Kösel) 1953
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zvab

3570
Vergil / Heyne
P.Vergilii Maronis Opera, in tironum gratiam perpetua annotatione novis curis illustrata a Chr. Gottl. Heyne. Tomus I: P.Vergilii Maronis vita. Eclogen, Georgica, Aeneis I-IV. - Tomus II. Aeneis V-XII. Indices
Leipzig (Caspar Fritsch) 3,1800
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zvab

3537
Vergil / Osiander, Hertzberg
Die Gedichte des Publius Virgilius Maro:
  1. Die Idyllen und das Gedicht vom Landbau, übers. v. C.U.v.Osiander;
  2. Kleinere Gedichte, welche dem Virgil ugeschrieben werden, übers. v. W.Hertzberg;
  3. Die Aeneide, übers. v. W.Hertzberg
Stuttgart, Metzler, 1853
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