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Klassen- und Kursarbeiten aus dem Griechischunterricht

 

Textstelle Jahrgang Schule Lehrer
Plat.Gorg.483 LK 13 http://www.thg-lu.de mailto:webmasters.at.gottwein.dot.de
Voraussetzungen: Lektüre von Platons Staat: Frage der Gerechtigkeit: Thrasymachos und Glaukon; Staatsgründung

 

Arbeitstext:

Der Sophist Kallikles über Recht und Gerechtigkeit 

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Τὰ πολλὰ δὲ ταῦτα ἐναντί' ἀλλήλοις ἐστίν, ἥ τε φύσις καὶ ὁ νόμος. φύσει μὲν γὰρ πᾶν αἴσχιόν ἐστιν, ὅπερ καὶ κάκιον, τὸ ἀδικεῖσθαι, νόμῳ δὲ τὸ ἀδικεῖν. οὐδὲ γὰρ ἀνδρὸς τοῦτό γ' ἐστὶν τὸ πάθημα, τὸ ἀδικεῖσθαι, ἀλλ' ἀνδραπόδου τινός, ᾧ κρεῖττόν ἐστιν τεθνάναι ἢ ζῆν, ὅστις ἀδικούμενος καὶ προπηλακιζόμενος μὴ οἷός τέ ἐστιν αὐτὸς αὑτῷ βοηθεῖν μηδὲ ἄλλῳ, οὗ ἂν κήδηται. ἀλλ', οἶμαι, οἱ τιθέμενοι τοὺς νόμους οἱ ἀσθενεῖς ἄνθρωποί εἰσιν καὶ οἱ πολλοί. πρὸς αὑτοὺς οὖν καὶ τὸ αὑτοῖς συμφέρον τούς τε νόμους τίθενται καὶ τοὺς ἐπαίνους ἐπαινοῦσιν καὶ τοὺς ψόγους ψέγουσιν· ἐκφοβοῦντες τοὺς ἐρρωμενεστέρους τῶν ἀνθρώπων καὶ δυνατοὺς ὄντας πλέον ἔχειν, ἵνα μὴ αὐτῶν πλέον ἔχωσιν, λέγουσιν, ὡς αἰσχρὸν καὶ ἄδικον τὸ πλεονεκτεῖν, καὶ τοῦτό ἐστιν τὸ ἀδικεῖν, τὸ πλέον τῶν ἄλλων ζητεῖν ἔχειν· ἀγαπῶσι γὰρ, οἶμαι, αὐτοί, ἂν τὸ ἴσον ἔχωσιν φαυλότεροι ὄντες. (138)
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Διὰ ταῦτα δὴ νόμῳ μὲν τοῦτο ἄδικον καὶ αἰσχρὸν λέγεται, τὸ πλέον ζητεῖν ἔχειν τῶν πολλῶν, καὶ ἀδικεῖν αὐτὸ καλοῦσιν· ἡ δέ γε, οἶμαι, φύσις αὐτὴ ἀποφαίνει αὐτό, ὅτι δίκαιόν ἐστιν τὸν ἀμείνω τοῦ χείρονος πλέον ἔχειν καὶ τὸν δυνατώτερον τοῦ ἀδυνατωτέρου. δηλοῖ δὲ ταῦτα πολλαχοῦ, ὅτι οὕτως ἔχει, καὶ ἐν τοῖς ἄλλοις ζῴοις καὶ τῶν ἀνθρώπων ἐν ὅλαις ταῖς πόλεσι καὶ τοῖς γένεσιν, ὅτι οὕτω τὸ δίκαιον κέκριται, τὸν κρείττω τοῦ ἥττονος ἄρχειν καὶ πλέον ἔχειν.

 

Angaben:

τὰ πολλὰ - adv. Akk.: in der Regel, meistens | ταῦτα - sc.: ἥ τε φύσις καὶ ὁ νόμος (wird als Apposition nachgetragen) | κάκιον - κακόν im Sinne von βλαβερόν (Gegenbegriff zu συμφέρον) | ὅστις = εἴ τις | καὶ οἱ πολλοί - καί ist explikativ | τοὺς ἐπαίνους ἐπαινοῦσιν καὶ ... - figura etymologica | ἂν ῥ ἐὰν | δηλοῖ δὲ... - Subjekt: ἡ φύσις | τὸ γένος - h.: Volk

 

Aufgaben:

  1. Übersetzung: 
    Übersetzen Sie vom Arbeitstext Z. 1-13 schriftlich (138 Wörter)!
  2. Zusätzliche Aufgaben: 
    1. Fassen Sie die Rechtsauffassung des Kallikles thesenartig aus dem Text zusammen!
      1. Prinzipieller Gegensatz von φύσις und νόμος.
      2. Spezieller Gegensatz der Sanktionierung ("schändlich", αἴσχιόν)
        • φύσει μὲν - κάκιον, τὸ ἀδικεῖσθαι (κάκιον)
        • νόμῳ δὲ - τὸ ἀδικεῖν (κάκιον)
      3. Begründung: Der wahre Mann (ἀνήρ) ist (im Gegenstz zum ἀνδράποδον) in der Lage, sich und anderen zu helfen
      4. Folgerung: Gesetzesrecht stammt von den ἀσθενεῖς καὶ πολλοί
      5. Ziel
        • des Nomos: ἰσότης (aus Furcht vor Unterlegenheit)
        • der Physis: πλεονεξία (ohne Nachteile)
    2. Welche Thesen lassen sich im Vergleich mit Thrasymachos aus dem Anfang von Platons Schrift über den Staat als spezifisch sophistisch bezeichnen? 
      1. Anthropologische Ausrichtung
      2. Aufklärungstendenz
      3. Physis-Nomos-Antithese
      4. Relativierung statt Absolutheit (συμφέρον)
    3. Kommt das Rechts- und Staatsmodell, das sich aus den Thesen des Kallikles und des Thrasymachos ergibt, den Vorstellungen von Hobbes oder denen von Rousseau näher?
      • Hobbes: 
        • Bei Hobbes folgt einem Naturzustand, in dem aus egoistischen Gründen "Krieg aller gegen alle" herrscht, aus Einsicht ein Vertragszustand, in dem man auf sein natürliches Recht auf alles verzichtet (durch Übertragung auf einen Souverän).
        • Bei Rousseau folgt auf einen friedlichen Naturzustand, der von Mitleid und natürlicher Zuneigung gekennzeichnet ist, eine Gesellschaft, in der durch egoistische Ansprüche Sonderpositionen geschaffen und Rechtsansprüche geltend gemacht werden (Eigentum). Der ursprünglich friedliche Charakter des Menschen wird dadurch verdorben. 
    4. Der Philosoph Friedrich Nietzsche unterscheidet zwischen "Sklavenmoral" und "Herrenmoral". In welchem Sinne könnte man diese Terminologie auf das Denken der Sophisten Kallikles und Thrasymachos zurückübertragen (Textbelege)?  
      • Recherchieren Sie mit einer Suchmaschine. Z.B. bei 
    5. Zu Platons Staat:
      1. Ist in Platons Schrift über den Staat der Begriff der Gerechtigkeit oder der des Staates grundlegend für den Aufbau des Werkes? Begründen Sie Ihre Stellungnahme! 
        • Die Grundfrage ist die nach der "Gerechtigkeit". Der Staat hat in diesem Zusammenhang Modellcharakter: Man soll an den "großen Buchstaben" leichter ablesen können, was Gerechtigkeit ist, und das Ergebnis auf die "kleinen Buchstaben" des Individuums übertragen. 
      2. Auf welcher anthropologischen Bestimmung baut Platon seinen "Staat"? Welches Staatsziel ergibt sich daraus?
        • χρεία· der Mensch ist ein (φύσει) defizientes Wesen (Mängelwesen). Die Notwendigkeit, die Mängel zu kompensieren führt zu Wirtschaft und politischer Integration.
      3. Das Wachstum des Staates erfolgt auf Grund der "Arbeitsteilung". Wie begründet Platon die Entscheidung für die Arbeitsteilung?
        • φύσις 
        • καιρός
        • Qualitätsverbesserung
      4. Was versteht Platon unter der ἀναγκαιοτάτη πόλις? Welche Entwicklung führt über sie hinaus zur nächsten Wachstumsstufe?
        • Informieren Sie sich: Arbeitsteilung
        • Sekundärberufe (Werkzeugherstellung) 
Sententiae excerptae: