Publius Ovidius Naso
Aus Leben und Werk - Biographischer Steckbrief
(In der Hauptsache nach L.Bieler,
II S.65 ff. und Schanz-Hosius,
II 206ff.)
Publius Ovidius
Naso
Leben
Quellen |
- Viten der Handschriften ohne Wert
- Seneca
der Ältere
- Selbstzeugnisse: Ov.am.3,15; Ov.trist.4,10 (Selbstbiographie)
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Geburt: 20.März 43
v.Chr. in Sulmo (Land der Päligner) |
Familie: alte, angesehen
und begüterte Familie des Ritterstandes
Vater |
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Mutter |
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Bruder |
- älterer Bruder, starb mit 20 Jahren
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Heirat |
- Die beiden ersten Ehen hatten im Gegensatz zur
dritten nur kurzen Bestand (Ov.trist.4,10,69ff.).
- Die dritte Frau (Ov.Pont.3,1,75ff.) war verwitwet
und brachte eine Tochter mit in die Ehe.
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Kinder |
- Tochter aus der dritten Ehe, die ihrerseits
früh zwei Kinder (sed non ex uno coniuge)
zur Welt brachte (Ov.trist.4,10,75.
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Ausbildung: |
- Beide Brüder mit 14 Jahren mit dem Ziel einer politischen
Karriere zur rhetorischen Ausbildung nach Rom:
- Publius nach dem Zeugnis Senecas besonders bei Arellius
Fuscus (asianischer Stil); außerdem bei M.Porcius
Latro.
- Die rhetorische Ausbildung konnte seinem Hang zur
Dichtung keinen Abbruch tun: Öffentliche Dichtervorträge
(Corinna-Elegien).
- Abschluss seiner Ausbildung durch Athenreise.
- Bildungsreise über Kleinasien und Sizilien
zurück nach Rom in Begleitung seines Freundes Pompeius
Macer Iunior. (Ov.trist.1,2,77; Ov.Pont.2,10,21)
- Seine politische Karriere beendet er gleich am Anfang
(Ov.trist.4,10,33)
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Besondere
Aspekte: |
- Dichtung
- Bewusste Anknüpfung an die elegische Dichtung
in der Folge des Gallus (Ov.trist.4,10,53f.); breite
Gattungsvielfalt (gattungsbildend für die romanischen
Literaturen)
- Leichtigkeit im Dichten: "et quod temptabam
dicere, versus erat" (Ov.trist.4,10,26). Glätte von Sprache und Verse, technische
Virtuosität.
- Rhetorisierung der Dichtung als ästhetisches
Prinzip (Pont.2,5,57ff.)
- Vorliebe für pointierte Formulierungen (mitunter
an der Grenze zur Geschmacklosigkeit)
- Psychologisierung der Dichtung (Handlungsmotivation)
- Entwicklungslinien: Liebesdichtung - Sagendichtung -
Klagelieder
- Würdigungen
- Nach Sen.contr.2,2 war Ovid in seine Fehler verliebt ("non ignoravit vitia sua, sed amavit")
- Quint.10,1,88 bezeichnet Ovid als "nimium
amator ingenii sui".
- Sen.nat.3,27,13: Ovid sei zwar ingeniosissimus gewesen,
habe aber sein Talent in den Metamorphosen ad
pueriles ineptias vergeudet.
- Dichtung und Religion:
- Ovid war (ähnlich Voltaire) weder gläubig
noch ungläubig: expedit esse deos (Ov.ars 1,637)
|
Freundeskreis: |
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Daten: |
20.3.43 v.Chr. |
Publius Ovidius Naso in Sulmo (Land der Päligner)
geboren (Ov.trist.4,10,6: Schlacht bei Mutina; Ov.trist.4,10,13). |
23 |
Beginn mit der Liebesdichtung
(Amores) |
19 |
Ov.am.3,9: Totenklage
um Tibull |
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Tragödie Medea |
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Beginn einer Gigantomachie |
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Heroides |
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De medicamine faciei |
1
v.Chr. |
Arbeit an der Ars
amatoria (vor 2
n.Chr. beendet) |
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Remedia amoris (vor 2 n.Chr. beendet) |
|
2. Auflage der Amores
(In Ov.am.3,15 wird der Übergang zur Sagendichtung
angekündigt). |
8
n.Chr. |
- Verbannung (Relegation)
durch Augustus nach in das kalte und unzivilisierte Tomis (Constanza
am Schwarzen Meer). Von Ovid als persönliche
Katastrophe empfunden.
- Die Gründe nennt Ovid nur sehr unbestimmt.
Nach Ov.trist.2,207: carmen et error:
- carmen: Ovid hatte mit der ars amatoria
das Missfallen des Augustus erregt;
- error: Ovids Wissen um einen Ehebruch der
Kaiserenkelin Iulia mit Iunius Silanus (Tac.ann.3,24)
- Ovids Frau blieb auf Wunsch des Dichters in
Rom zurück.
- Entfernung seiner Werke aus den öffentlichen
Bibliotheken
|
9
n.Chr. |
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14 |
- Der Tod des Kaisers Augustus macht berechtigte Hoffnung auf eine Rückberufunf
nach Rom zunichte.
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Werke
Elegie: |
- Liebeselegie: Ausdruck eigener und fremder Liebesempfindung
- aitiologische Elegie: Rückführung eines Sachverhaltes
(Fest, Brauch, Sternbild) auf eine bestimmende Ursache.
"Aitia" gab es von Kallimachos und von M.Terentius
Varro, Butas (Freigelasser des Cato minor), Properz
plante einen Sagenkranz, den er nur bruchstückhaft
ausführte.
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Amores
Titel |
Amores
(3 Bücher, Auswahl aus älterer Sammlung
von 5 Büchern) |
Zeit |
Beginn um 23 v.Chr.
(Ov.trist.4,10,57: Corinna-Lieder sein erstes Jugendwerk)
bis mindestens 16 v.Chr. (Ov.am.1,14,45) |
Vorbilder |
|
Inhalte |
- Im Mittelpunkt seiner persönlichen Liebesempfindungen
steht die fiktive Corinna. Kein emotionaler Tiefgang.
Erinnerung an die Suasorien der Rhetorikausbildung
(2,3; 3,4) und Vorverweise auf die Ars (Ov.am.1,4
und Ov.am.1,8) und die Fasti (Ov.am.3,13: Festzug
zu Ehren der Iuno in Falerii). Kaum Mythologie
als Ausdruck alexandrinischer Gelehrsamkeit (3,12;
3,6).
- Ov.am.1,5: Mittagsbesuch Corinnas
- Ov.am.1,13: Schalkhafte Anklage
Auroras
- Ov.am.1.9: Militat omnis amans
- die Liebe als Kriegsdienst
- Ov.am.1,15: Nachruhm des Dichters
- Ov.am.2,6: Elegie auf den Tod
von Corinnas Sittich (Vgl. die Unterschiede
zu Lesbias passer Catull
3)
- Ov.am.3,7: Am offensten im Ausdruck
des Erotischen: Peinliches Versagen und Reaktion
des Mädchens
- Ov.am.3,9: Totenklage um Tibull
(19 v.Chr.)
- Ov.am.3,15: Epilog der zweiten
Auflage, in dem Ovid den Wechsel zur Sagendichtung
ankündigt.
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Form |
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Heroides (15 Briefe)
Titel |
- Heroides (15 Briefe, 3 vielleicht unechte Doppelbriefe)
|
Vor-bilder |
- ausgehend von der älteren Elegie zu einer
neuen Gattung entwickelt (ignotum aliis opus, ars
3,346)
- Prop.4,3: Arethusabrief (Brief der Arethusa an
ihren Gatten Lycotas, der im Partherkrieg abwesend
ist).
|
Inhalte |
- Im Gegensatz zu den Amores: fremdes Liebesempfinden:
Trennung, Sehnsucht, Erinnerung, Hingabe, Zorn,
Eifersucht
- 15 Liebesbriefe mythologischer Frauengestalten
(Heroinen) an ihre abwesenden Männer oder Verehrer:
- 3 vielleicht unechte Briefpaare, in denen zuerst
der Liebhaber schreibt, die Geliebte antwortet (Paris an Helena (Verführungsbrief); Leander an Hero, Akontios an Cydippe).
- Psychologisierung des Mythos sowohl in der Gestalt
der Briefschreiberin als auch des Empfängers
(über Euripides und Apollonios Rhodios hinausgehend)
- Spätere Reminiszenz ist der Byblisbrief in
den Metamorphosen
|
Form |
- Briefform. Rhetorische Übung der Ethopoiie
als Kunstform
|
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Ars amatoria: 3 Bücher
Titel |
Ars amatoria
(ca. 1 v.Chr. erschienen) |
Vor-bilder |
- Lehrgedicht aber in elegischer Form und in elegischem
Geist (Motive der Liebeselegie)
- Motiv bei Tib.1,4 (u.ö.), Prop.4,5)
|
Inhalte |
- Disposition (Ov.ars 1,35: Suchen, Erwerben, Besitzen)
- 1. Buch: Wo und wie man seine
Liebe finden, bzw. erobern kann
- 2. Buch: Wie man die Gunst erhalten
kann (Beginn mit der Daedalus-Sage)
- 3. Buch: Liebeslehre für
die Mädchen.
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Cha-rakter: |
- Thema ist die rein sinnliche Liebe (Ov.ars 3,27;
Ov.ars 2,497). Ausschluss von ehelicher Liebe und
Knabenliebe.
|
Form: |
- Vollendet elegante Formgebung. Bereicherung durch
Analogien zu Natur und Mythos.
- Parodistisches Element durch den Widerspruch zwischen
Formvollendung und wenig ernsthaftem Inhalt (iocosa
Musa)
|
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Remedia amoris
Titel |
Remedia
amoris |
|
- Wie man das Joch abschütteln kann. Ablehnung
von Zaubermitteln (Ov.rem.249)
- Am besten: Wehre den Anfängen!
(Ov.rem.91: principiis obsta, sero medicina
paratur)
- Ansonsten: Statt Müßiggang
Beschäftigung (Arbeit, Reisen): Idyll der
Landarbeit (Ov.rem.169ff.).
- Sich die Fehler der Angebeteten
bewusst machen.
- Sich eine Beziehung zu einer anderen
Frau ausmalen
- Andere Empfehlungen
|
Cha-rakter: |
- Scheinbare Palinodie der ars
|
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Titel |
De medicamine
faciei (mit 50 Distichen nur unvollständig erhalten) |
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Allgemeine
Einleitung über den Nutzen der Kosmetik, dann Anweisungen
und Rezepte |
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Tragödie
Titel |
Medea
(verloren) |
Vor-bilder |
- griechische und römische Vorbilder
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Inhalte |
- Vgl. Heroid.12; Ov.met.7,1ff.
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Festkalender: 12 Bücher
Titel |
- Fasti (Entsprechend den Kalendermonaten 12
Bücher geplant, nur Buch 1-6 fertiggestellt)
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Vor-bilder |
- Aitiologische Dichtung seit Kallimachos
- Elegienzyklus nach Art des Kallimachos
- Der von M.Verrius Flaccus redigierte Iulianische
Kalender (Fasti Praenestini)
|
Zeit |
- Die Fasti waren bei der Verbannung zur Hälfte
fertig. Zu ihrem Abschluss fehlten in Tomis die
erforderlichen Quellen.
- Die 6 mitgebrachten Bücher will er 17 n.Chr.
Germanicus widmen, der in den Osten abgeht. Nur
das 1. Buch hat er zu diesem Zweck noch einmal
überarbeiten können.
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Inhalte |
- Römische Feste, ihre mythologischen Grundlagen
und ihr Brauchtum
|
Form |
- Elegienkranz (ohne dass durch das kalendarische
Prinzip eine innere Einheit gelingt).
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Epos: 15 Bücher
Titel |
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Vor-bilder |
- Ornithogonie des Aemilius
Macer (älterer Freund Ovids)
- Katasterismoi (Versetzung unter die Sterne)
- Heteroiumena des Nikander
- (Elegische) Metamorphosen des Parthenios
|
Zeit: |
- Veröffentlichung nach der Verbannung, ohne
letzte Hand angelegt zu haben. (Ov.trist.3,14; Ov.trist.1,7,15ff.)
|
Inhalte: |
- Verwandlungssagen
- Vielfalt von Haltungen: Grandioses (Phaethon),
Idyllisches (Philemon und Baukis), Komisches (Midas),
Dramatisches (Niobe, Medea)
- Liebe in allen Spielformen: Narcissus, Pygmalion
- Höhepunkt ist jeweils der Verwandlungsprozess:
Kallisto, Daphne, Aktaion, Kyane
- Zentral ist die Darstellung des Menschlichen (auch
die Götter Ovids handeln menschlich)
|
Form |
- Epischer Zyklus (perpetuum carmen) auf der Grenze
zur Elegie
- Kompositionsprinzip: (fiktiver) chronologischer
Zusammenhang von der Weltentstehung bis zur Apotheose
Caesars. Drei große Epochen:
- Zeitalter der Götter
- Zeitalter der Heroen
- Zeitalter bedeutender Männer der Geschichte
- Kunstvolle Übergänge, Erzählung
in der Erzählung
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Anspruch |
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Werke in der Verbannung: 5 Bücher
Titel |
Tristia |
Zeit |
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Inhalte |
- Verarbeitung der persönlichen Situation
(Klagen, Bitten, Rechtfertigungsversuche, Kontrastierung
von Heimat und Ferne, Einst und Jetzt. Keine Nennung
der Adressaten.
- Ov.trist.1,3: Erschütternder Abschied
von Rom
- Ov.trist.3,10 und Ov.trist.3,12: Der skythische
Winter
- Ov.trist.4,10: Selbstbiographie
|
Form |
- Subjektive Elegie (rein persönliche Mitteilung)
|
Kritik |
- Larmoyanz und (berechnende) Selbsterniedrigung
|
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Briefe
Ex Ponto: 4 Bücher
Titel |
Briefe
Ex Ponto |
Zeit |
12-16 n.Chr. - Die
ersten 3 Bücher 13 n.Chr. zusammengestellt und
zur Herausgabe an Brutus nach Rom geschickt. Später
(16 n.Chr.) ein 4. Buch hinzugefügt (ohne Einleitung). |
Vor-bilder |
Briefliteratur |
Inhalte |
Poetische
Privatbriefe. Besonders das 4. Buch zeigt, dass er sich
mit seinem Schicksal abgefunden hat. |
Form |
Briefe,
ohne erkennbare Ordnung zusammengestellt. |
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Ibis
Titel |
Ibis |
Vor-bilder |
- gleichnamiges Gedicht des Kallimachos
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Inhalte |
- Schmähgedicht auf einen Feind in Rom
|
Form |
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Halieutica
Titel |
Halieutica
(unvollendet, 130 Vss. erhalten; Echtheit umstritten) |
Vor-bilder |
- Jagdgedicht (Cynegetica) des Grattius (Ov.Pont.4,16,34)
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Inhalte |
Fischfang |
Form |
(technisches)
Lehrgedicht |
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Sententiae excerptae:1991 |
'omina principiis' inquit 'inesse solent. |
|
Janus: "Ein jeder Beginn zeichnet die Spur des Verlaufs." / Der Anfang eröffnet gewöhnlich einen Blick auf das Ende. |
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Ov.fast.1,178 | 34 |
a doctis pretium scelus est sperare poetis |
|
von kunstsinnigen Dichtern Lohn zu erhoffen, ist ein Verbrechen |
|
Ov.ars 3,551 | 14 |
adde, quod ingenuas didicisse fideliter artes | emollit mores nec sinit esse feros. |
|
Edle Künste getreu zu erlernen macht sanft den Charakter und nimmt ihm die Wildheit. |
|
Ov.Pont.2,9,47 | 1996 |
aera dabant olim: melius nunc omen in auro est |
|
Einst gab Erz man. Doch jetzt liegt besseres Zeichen im Golde |
|
Ov.fast.1,221 | 25 |
artibus ingenuis, quarum tibi maxima cura est, | pectora mollescunt asperitasque fugit |
|
durch edle Kunst, um die du dich am meisten mühst, | wird sanft das Herz, es flieht das Rauhe. |
|
Ov.Pont.1,6,7 | 49 |
bella gerant alii, tu, felix Austria, nube! bella gerant alii, Protesilaus amet!) |
|
Andere mögen Krieg führen, du, glückliches Österreich heirate! Andere mögen Krieg führen, du Protesilaos liebe!) |
|
*Ov.her.13,82 | 51 |
bene qui latuit, bene vixit |
|
wer gut verborgen lebte, hat gut gelebt |
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*Ov.trist.3,4,25 | 58 |
casus ubique valet. semper tibi pendeat hamus; | quo minime credis gurgite, piscis erit. |
|
Zufall herrscht überall. Wirf immer die Angel aus! | Wo du's am wenigsten glaubst, da schwimmt der Fisch. |
|
Ov.ars 3,425 | 61 |
cede repugnanti; cedendo victor abibis |
|
Gib dem nach, der sich wehrt; im Nachgeben wirst du als Sieger hervorgehn. (Der Klügere gibt nach.) |
|
Ov.ars 2,197 | 142 |
Cernis, ut ignavum corrumpant otia corpus, | ut capiant vitium, ni moveantur aquae? |
|
Siehst du, wie Nichtstun den trägen Körper verdirbt, wie Wasser, wenn es nicht sich bewegt, schlecht wird? |
|
Ov.Pont.1,5,5 | 68 |
conveniens homini est hominem servare voluptas |
|
ein menschengemäßes Vergnügen ist es, einen Menschen zu retten. |
|
Ov.Pont.2,9,39 | 75 |
da requiem: requietus ager bene credita reddit. |
|
Gib Ruhe: ein ausgeruhter Acker gibt die Saat tausendfach zurück. |
|
Ov.ars 2,351 | 1514 |
Dolor hic tibi proderit olim. |
|
Dieser Schmerz wird dir eins nützen. |
|
Ov.am.3,11,17. | 78 |
est deus in nobis, agitante calescimus illo. |
|
es ist ein Gott in uns; wenn er sich regt, erglühen wir. |
|
Ov.fast.6,5 | 79 |
est deus in nobis, et sunt commercia caeli; | sedibus aetheriis spiritus ille venit |
|
es gibt einen Gott in uns, und es gibt Verkehr mit dem Himmel; | von dem himmlichen Ort kommt jener Geist |
|
Ov.ars 3,549 | 92 |
gratia pro rebus merito debetur inemptis. |
|
Dank schuldet man zu Recht für Dinge, die man nicht hat kaufen müssen. |
|
Ov.am.1,10,43 | 90 |
gutta cavat lapidem |
|
(Steter) Tropfen höhlt den Stein |
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Ov.Pont.4,10,5 | 2040 |
Hic teneat nostras ancora iacta rates. |
|
Möge den Anker nun hier werfen und weilen mein Schiff! |
|
Ov.ars 1,772 | 1995 |
In pretio pretium nunc est: dat census honores |
|
Nichts hat Klang, als die klingende Münz', Ehr' einzig der Beutel |
|
Ov.fast.1,217 | 88 |
intra | fortunam debet quisque manere suam |
|
in seinem Schicksal muss ein jeder ausharren |
|
Ov.trist.3,4,25 | 105 |
Labitur occulte fallitque volatilis aetas. |
|
Unbemerkt entgleitet und täuscht uns die flüchtige Zeit. |
|
Ov.met.10,519 | 1997 |
laudamus veteres, sed nostris utimur annis |
|
Loben die Ahnen wir gleich, wir schmiegen uns dennoch der Zeit an |
|
Ov.fast.1,225 | 109 |
Luxuriant animi rebus plerumque secundis | nec facile est aequa commoda mente pati. |
|
Üppig wird meistens im Glück unser Herz | schwer ist's, Gutes mit Gleichmut zu ertragen |
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Ov.ars 2,437 | 110 |
Mala sunt vicina bonis. |
|
Leid und Glück sind Nachbarn. |
|
Ov.rem.323 | 116 |
militat omnis amans |
|
jeder der liebt, leistet Kriegsdienst |
|
Ov.am.1,9,1 | 123 |
Nec minor est virtus, quam quaerere, parta tueri. |
|
Nicht geringer ist die Leistung, das Erreichte zu erhalten, als die, es zu erwerben. |
|
Ov.ars 2,13 | 120 |
nihil est annis velocius |
|
nichts ist schneller als die Jahre |
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Ov.met.10,520 | 129 |
Nitimur in vetitum semper cupimusque negata. |
|
Wir streben immer nach Verbotenem und begehren, was versagt. |
|
Ov.am.3,4,17 | 188 |
non tellus eadem parit omnia |
|
nicht wächst auf demselben Landstrich alles |
|
Ov.ars 1,757 | 1998 |
nos quoque templa iuvant, quamvis antiqua probemus, /
aurea: maiestas convenit ipsa deo. |
|
Mich selbst freuen die Tempel von Gold, wenngleich ich das alte
Vorzieh'; die Hoheit ziemt vor allem dem Gott. |
|
Ov.fast.1,223f. | 138 |
Omnia deficiant: animus tamen omnia vincit. |
|
Alles mag fehlen, doch überwinde ich alles (überwindet alles der Geist). |
|
Ov.Pont.2,7,75 | 1747 |
Omnia nunc fient, fieri quae posse negabam. |
|
Alles wird jetzt geschehen, wovon ich behauptete, es könne nicht geschehen. |
|
Ov.trist.1,8,7 | 141 |
Otia corpus alunt, animus quoque pascitur illis. |
|
Muße ernährt den Körper, auch der Geist weidet auf ihrer Weide. |
|
Ov.Pont.1,4,21 | 147 |
Parva necat morsu spatiosum vipera taurum. |
|
Eine kleine Schlange tötet mit ihrem Biss den mächtigen Stier. |
|
Ov.rem.421 | 148 |
Passibus ambiguis Fortuna volubilis errat. |
|
Ziellosen Schritts irrt das Glück schwankend umher. |
|
Ov.trist.5,8,15 | 149 |
Pectoribus mores tot sunt, quot in orbe figurae. |
|
Soviele Charaktere wohnen in der Brust, wie es Gestalten auf Erden gibt |
|
Ov.ars 1,759 | 1509 |
Perfer et obdura! |
|
Ertrage es und halte aus! |
|
Catull.8,11.Ov.am.3,11,7. | 150 |
Perfer et obdura! Dolor hic tibi proderit olim. | Saepe tulit lassis sucus amarus opem. |
|
Halte aus und sei hart! Dieser Schmerz wird dir einmal nützen. | Oft schon hat Leidenden eine bittere Medizin geholfen. |
|
Ov.am.3,11,7 | 224 |
perlucidior vitro |
|
durchsichtiger als Glas |
|
Hor.c.1,18,16 (cf.Ov.met.13,791) | 1993 |
pluris opes nunc sunt quam prisci temporis annis |
|
Nicht so fragte dem Haben man nach zu den Zeiten der Ahnen |
|
Ov.fast.1,197. | 152 |
Principiis obsta, sero medicina paratur! |
|
Wehre den Anfängen, zu spät wird ein Heilmittel bereitet! |
|
Ov.rem.91 | 157 |
Quaerit aquas in aquis et poma fugacia captat | Tantalus; hoc illi garrula lingua dedit. |
|
Wasser sucht im Wasser und es greift nach flüchtigem Obst Tantalus; das hat ihm seine Schwätzerzunge eingebracht. |
|
Ov.am.2,2,43 | 164 |
Quidlibet eveniat, nocet indulgentia nobis. |
|
Mag sich ereignen, was will, Entgegenkommen schadet. |
|
Ov.am.2,19,35 | 166 |
Quod caret alterna requie, durabile non est. |
|
Was im Wechsel der Ruhe entbehrt, ist nicht von Dauer. |
|
Ov.her.4,89 | 170 |
Regia, crede mihi, res est succurrere lapsis! |
|
Etwas Königliches ist es, glaub mir, dem, der gestrauchelt, zu helfen! |
|
Ov.Pont.2,9,11 | 1552 |
Saepe tacens odii semina vultus habet. |
|
Oft hat ein schweigend Gesicht Samen des Hasses gestreut. |
|
Ov.ars 3,512 | 177 |
Saxa ferasque lyra movit Rhodopeius Orpheus | Tartareosque lacus tergeminumque canem. |
|
Steine und Wild rührte der thrakische Orpheus mit seiner Leier, die Wasser der Unterwelt und den dreiköpfigen Hund. |
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Ov.ars 3,321 | 178 |
Scindentur vestes, gemmae frangentur et aurum: | carmina quam tribuent, fama perennis erit. |
|
Kleider zerreißen, Edelsteine und Gold zerbrechen | der Ruhm, den Lieder schenken, wird ewig sein |
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Ov.am.1,10,61 | 189 |
tempora labuntur tacitisque senescimus annis | et fugiunt freno non remorante dies |
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die Zeit entgleitet, wir altern still mit den Jahren | und es entfliehen, ohne dass ein Zügel sie hemmt, die Tage |
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Ov.fast.6,771 | 1992 |
tempore crevit amor, qui nunc est summus, habendi: / vix ultra quo iam progrediatur habet. |
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Habgier wuchs mit der Zeit, und am höchsten ist jetzt sie gewachsen; / Wollte sie weiter hinaus, fehlt' es ihr wahrlich an Raum. |
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Ov.fast.1,195f. | 192 |
terra salutares herbas eademque nocentes | nutrit et urticae proxima saepe rosa est. |
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die Erde lässt heilende Kräuter wacsen und giftige | und dicht neben der Brennnessel steht oft die Rose |
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Ov.rem.45 | 239 |
Ut desint vires tamen est laudanda voluntas. |
|
Wenn auch die Kräfte fehlen, auch schon der Wille (die Bereitschaft) ist lobenswert. |
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Ov.Pont.3,4,79 |
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