Lateinische Übungstexte zu Senecas Briefen mit einer wörtlichen deutschen Übersetzung und Anmerkungen.

 

Besonders zur Vorbereitung auf das Latinum 

(Sen.epist.90)

 

Sen.epist.90
Seneca über die Urzeit

 

Seneca Lucilio suo salutem.

Primi mortalium quique ex his geniti naturam incorrupti sequebantur, eundem habebant et ducem et legem, commissi melioris arbitrio. Naturae est enim potioribus detoriora summittere. Mutis quidem gregibus aut maxima corpora praesunt aut vehementisssima. Non praecedit armenta degener taurus, sed qui magnitudi ne ac toris ceteros mares vicit; elephantorum gregem excelsissimus ducit: inter homines pro summo est optimum. Animo itaque rector eligebatur, ideoque summa felicitas erat gentium, in quibus non poterat potentior esse nisi melior. Illo ergo saeculo, quod aureum perhibent, penes sapientes fuisse regnum Posidonius iudicat. Hi continebant manus et infirmiorem a validioribus tuebantur, suadebant dissuadebantque et utilia atque inutilia monstrabant. Horum prudentia, ne quid deesset, suis providebat, fortitudo pericula arcebat, beneficentia augebat ornabatque subiectos. Officium erat imperare, non regnum. Nemo, quantum posset, adversus eos experiebatur, per quos coeperat posse, nec erat cuiquam aut animus in iniuriam aut causa, cum bene imperanti bene pareretur nihilque rex maius minari male parentibus posset, quam ut abiret e regno. Sed postquam subrepentibus vitiis in tyrannidem regna conversa sunt,opus esse legibus coepit, quas et ipsas in ter initia tulerunt sapientes. Solon, qui Athenas aequo iure fundavit, inter septem est eius aevi sapientia notos. 

Seneca grüßt seinen Lucilius,

die ersten Menschen und die(jenigen), die von diesen abstammten (w. gezeugt wurden, entstanden), folgten der Natur unverdorben (b. unverfälscht), denselben Mann hatten sie sowohl als Führer als auch als Gesetz, nachdem sie sich dem Urteil des Besseren anvertraut hatten. Das Wesen der Natur ist es nämlich, dem Besseren (n. Pl.) das wenige Gute unterzuordnen. Den stummem Herden stehen ja entweder die größten Tiere oder die wildesten vor (w. die größten Körper ... die leidenschaftlichsten). Es geht nicht den Herden ein entarteter Stier voran, sondern wer (o. derjenige, der) an Größe und Muskeln die übrigen männlichen Tiere besiegt hat; die Elefantenherde führt der Herausragendste an: unter (bei) den Menschen steht an Stelle des Größten der Beste. Daher wurde nach der Geisteskraft der Lenker (Herrscher) ausgewählt, und deshalb ist das Glück der Völker am größten, bei denen nur der Bessere der Mächtigere sein konnte (w. bei denen nicht der Mächtigere sein konnte wenn nicht / außer der Bessere). Posidonius urteilt, dass in jenem Jahrhundert, das sie das goldene nennen, die Herrschaft im Besitz der Weisen gewesen sei. Diese zügelten die Gewalttätigkeiten und schützten den Schwächeren vor den Stärkeren, sie rieten und rieten ab und zeigten das Nützliche und das Unnütze. Deren Klugheit sorgte für die Ihren (b. für ihre Untertanen), damit nicht etwas fehle, (deren) Tapferkeit wehrte die Gefahren ab, (deren) Wohltätigkeit bereicherte und förderte die Untertanen. Dienst war das Befehlen, nicht Herrschaft. Niemand versuchte gegen diejenigen, durch die er begonnen hatte, Macht zu haben, wie viel Macht er habe, und keiner hatte entweder Sinn für Unrecht oder Grund dazu, weil dem, der gut befahl, gut gehorcht wurde und nichts Größeres ein König denen, die schlecht gehorchten androhen konnte, als dass er aus dem Königsamt schied. Aber nachdem das Königtum, weil sich Missstände einschlichen, in Tyrannis umgeschlagen war, begann man Gesetze zu brauchen, die eben auch anfangs die Weisen einbrachten. Solon, der Athen durch Rechtsgleichheit begründete, war unter den Sieben dieser Zeit, die durch ihre Weisheit bekannt waren.

 

quique ... geniti = et ii, qui ... geniti sunt - eundem: erg. hominem - melioris: Gen.Sg.m.; als Substantiv übersetzen! - naturae est: "das Wesen der Natur ist es ..." - summittere: h. "unterordnen" - sed qui ... vicit = sed is, qui ... - mas, maris m.: "Mann, Männchen" - animo: "nach der Geisteskraft" (abl.limitationis) - perhibere: h. "nennen" - Posidonius: Stoiker (135-59 v.Chr.) - continere: "zügeln, im Zaum halten" - manus, us f.: h. "Gewalttätigkeit" - Nemo. quantum ... : stellen Sie um: Nemo experiebatur adversus eos, per quos coeperat posse, quantum posset, - posse: h. "Macht haben" - animus in + Akk.: h. "Sinn für" - subrepere: "sich einschleichen" - convertere in: "umschlagen in".
[ Homepage | Inhalt | Klassen | Hellas 2000 | Stilistik | Latein | Lat.Textstellen | Griechisch | Griech.Textstellen  | Varia | Mythologie | Ethik | Bibliographie | Literaturabfrage ]

 

Site-Suche:
Benutzerdefinierte Suche
bottom © 2000 - 2024 - /lattxt/Sen.epist.090.php - Letzte Aktualisierung: 04.12.2018 - 07:50