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SO.: Hast du nun schon einen gesehen, der fähig ist, bei Polygnotos,
dem Sohn des Aglaophon aufzuzeigen, was er gut malt und was nicht,
bei den übrigen Malern aber dazu nicht in der Lage ist? Und sooft
ihm einer die Werke der übrigen Maler zeigt, wird er schläfrig
und hilflos und weiß nicht, was er beitragen soll, sooft er
aber über Polygnotos oder einen beliebigen anderen Maler seine
Meinung aufzeigen muss, ist er wach und aufmerksam, und verfügt
über eine reiche Fülle, was er sagen kann.
SO.: Wie nun? Hast
du in der Bildhauerei schon einen gesehen, der über Daidalos,
den Sohn des Metion, oder Epeios, den Sohn des Panopeus, oder über
Theodoros aus Samos oder über irgend einen anderen einzelnen
Bildhauer fähig ist auszuführen, was er gut gemacht hat,
bei den Werken der übrigen Bildhauer aber hilflos ist, müde
wird und nicht weiß, was er sagen soll?
ΙΩ. Οὐ μὰ τὸν Δία,
οὐδὲ τοῦτον ἑώρακα.
IO.: Nein, bei Zeus,
auch so einen habe ich noch nicht gesehen.
SO.: Auch hast du
gewiss, wie ich glaube, weder beim Flötenspiel noch beim Kitharaspiel
noch beim Gesang zur Kithara noch bei der Rhapsodie je einen gesehen,
der zwar über Olympos zu Ausführungen fähig ist oder
über Thamyras oder über Orpheus oder über den Rhapsoden
Phemios aus Ithaka, aber bei Ion aus Ephesos hilflos ist und nichts
zu der Frage beitragen kann, was er gut vorträgt und was nicht.
IO.: Darin kann
ich dir nicht widersprechen, Sokrates; aber ich bin mir dessen bewusst,
dass ich über Homer am schönsten unter den Menschen spreche
und in reicher Fülle, und dass die übrigen behaupten, dass
ich gut spreche, über die anderen aber nicht. Gleichwohl sieh
zu, wie es damit steht!
SO.: Ja, ich sehe
zu und will dir aufzeigen, wie es mir damit zu stehen scheint: Denn
diese deine Fähigkeit, über Homer gut zu reden, ist bei
dir keine Kunstfertigkeit, wie ich eben gerade sagte, sondern ein
göttliches Vermögen, das dich bewegt, wie in dem Stein,
den Euripides Magnet nannte, die meisten aber Heraklesstein. Denn
auch dieser Stein zieht nicht nur die eisernen Ringe selbst an, sondern
verleiht auch den Ringen das Vermögen, dass sie ihrerseits genau
das selbe zu tun vermögen, wie der Stein, nämlich andere
Ringe anzuziehen, so dass manchmal eine ganz lange Kette von Eisenringen
aneinander hängt. All diesen aber kommt das Vermögen von
jenem Stein zu. So ist es nun auch die Muse selbst, die begeistert.
Da sich aber durch diese Begeisterten wieder andere begeistern, bildet
sich eine Kette. Denn alle guten Ependichter dichten alle diese ihre
schönen Werke nicht aufgrund einer Kunstfertigkeit, sondern weil
sie begeistert und ergiffen sind, ebenso wie die guten Lieddichter;
wie nämlich die Korybanten nicht bei klarem Verstand tanzen,
so dichten auch die Lieddichter nicht diese ihre schönen Lieder
bei klarem Verstand, sondern sind, wenn sie in die Harmonie und in
den Rhythmus einsteigen, verzückt und ergriffen; wie die Bacchantinnen
ergriffen, aber nicht bei klarem Verstand aus den Flüssen Honig
und Milch schöpfen, bei klarem Verstand aber nicht, so tut dies
auch die Seele der Lieddichter, was sie ja selbst sagen. Denn die
Dichter sagen uns doch, dass sie aus honigfließenden Quellen
aus irgendwelchen Gärten und Tälern der Musen ihre Lieder
pflücken und uns bringen wie die Bienen und auch selbst so umherfliegen.
Und wirklich sagen sie die Wahrheit; denn ein Dichter ist ein leichtes
Ding und geflügelt und heilig, und nicht eher in der Lage zu
dichten, als bis er begeistert wird und von Sinnen, und klarer Verstand
nicht mehr in ihm ist. Solange er aber dies noch besitzt, vermag kein
Mensch zu dichten und zu prophezeien. Weil sie nun nicht aufgrund
einer Kunstfertigkeit dichten und viele schöne Worte über
ihre Gegenstände äußern, wie du über Homer, sondern
aufgrund eines göttlichen Geschicks, kann jeder nur das schön
dichten, wozu ihn die Muse antreibt, teils Dithyramben, teils Loblieder,
teils Tanzlieder, teils Epen, teils Iamben; in allem anderen aber
ist jeder schlecht. Denn nicht aufgrund einer Kunstfertigkeit äußern
sie dies, sondern aufgrund eines göttlichen Vermögens; denn
wenn sie es verstünden, sich auch nur über eines aufgrund
einer Kunstfertigkeit schön zu äußern, dann wohl auch
über alles übrige. Deswegen aber nimmt ihnen der Gott den
klaren Verstand und macht sie und die Orakelsänger und die göttlichen
Seher zu seinen Dienern, damit wir als Zuhörer wissen, dass diejenigen,
die diese so überaus wertvollen Äußerungen von sich
geben, nicht die sind, denen kein klarer Verstand innewohnt, sondern
dass es der Gott selbst ist, der sich äußert, und sich
uns durch deren Mund vernehmlich macht. Der beste Beweis für
meine Erklärung ist Tynnichos aus Chalkis, der sonst noch nie
ein Gedicht gedichtet hat, das einer der Erwähnung wert erachtete,
andererseits aber den Paian, den alle singen, vielleicht das allerschönste
Lied, schlechthin, wie er selbst sagt, "eine Erfindung der Musen".
Denn an diesem scheint mir der Gott es uns am besten aufzuzeigen,
damit wir nicht daran zweifeln, dass diese schönen Gedichte nicht
menschlich und von Menschen sind, sondern göttlich und von Göttern,
die Dichter aber nichts anderes sind als Verkünder der Götter,
ergriffen, von wem jeder jeweils ergriffen ist. Um dies aufzuzeigen,
sang der Gott eigens durch den schlechtesten Dichter das schönste
Lied. Oder scheine ich dir nicht die Wahrheit zu sagen, Ion?
IO.: Doch, bei Zeus,
mir schon. Denn irgendwie berührst du mir mit deinen Worten die
Seele, Sokrates, und wirklich scheinen mir die guten Dichter dies
aufgrund eines göttlichen Geschicks von den Göttern her
zu verkünden.
SO.: Verkündet
nun nicht andererseits ihr Rhapsoden die Worte der Dichter?
ΙΩ. Καὶ τοῦτο ἀληθὲς
λέγεις.
IO.: Auch damit
sagst du die Wahrheit.
ΣΩ. Οὐκοῦν ἑρμηνέων
ἑρμηνῆς γίγνεσθε;
SO.: Werdet ihr
so nicht zu Verkündern von Verkündern?
ΙΩ. Παντάπασί γε.
IO.: Ja, ganz und
gar.
SO.: Ergone iam vidisti aliquem, qui et ea, quae recte et quae non recte
Polygnotus Aglaophontis filius pinxit, sufficienter ostendere potuit,
quae vero pictores reliqui, non potuit? et si quis aliorum pictorum
opus ostendat, obdormiat, neque facultas illi ad dicendum aliquid
coniciendumque suppetat, cum vero de Polygnoto vel de uno quovis pictore
sit iudicandum, expergiscatur et mentem advertat et facultatem dicendi
habeat?
IO.: Non, per Iovem.
Quid in fabris statuariis? vidisti
quemquam, qui ea, quae Daedalus, Metionis filius, aut Epeus, Panopei
filius, aut Theodorus Samius vel alius quispiam statuarum faber unus
bene est machinatus, exponere valeat, in aliorum vero sculptorum operibus
torpeat atque obmutescat?
IO.: Per Iovem neque
hunc repperi.
SO.: Atqui neque
in tibiarum flatu, ut arbitror, neque in pulsu citharae neque in illo
ad citharam cantu neque in rhapsodia virum umquam vidisti, qui Olympi
opera vel Thamyrae vel Orphei aut Ithacensis Phemii rhapsodi exprimere
possit, in operibus vero Ionis Ephesii deficiat neque percipere conferreque
possit, quae bene et quae contra modulatur.
IO.: Quid in hoc
tibi contradicam, non habeo, o Socrates, sed tamen mihi ipsi conscius
sum, me prae ceteris hominibus pulcherrima de Homero referre neque
deesse mihi dicendi copiam et reliquos omnes hac in re me laudare,
in ceteris vero nequaquam. tu vero, quid hoc sit, vide!
V. SO.: Video, o Io,
et quod mihi id esse videtur, tibi aperire aggredior: nam, ut bene
de Homero loquaris, ars tibi non praestat, ut modo dicebam, sed divina
ars est, quae te movet, sicut in lapide, quem Magnetem Euripides nominavit,
vulgo vero Heraclium vocant. qui lapis non solum ferreos anulos trahit,
sed vim etiam anulis infundit, qua hoc idem efficere possint, quod
lapis, alios anulos attrahere, ita ut longa interdum concatenatio
ferreorum anulorum ivicem pendeat: quae autem omnibus his vis inest,
ex illo lapide suspensa est. ita Musa quoque ipsa poetas divino instinctu
concitat, poetae autem conciti alios furore corripiunt, ex quibus
omnibus series ipsa contexitur. omnes enim epici poetae boni non arte,
sed divino afflatu capti omnia ista praeclara poemata et melici boni
similiter dicunt; ut Corybantes, non cum mentis compotes sint, saltant,
ita melici quoque poetae non compotes mentis cantus illos pulchros
fingunt, sed ubi in harmoniam et rhythmum inciderunt, bacchantur furore
concitati; quemadmodum bacchantes feminae mentis non compotes mel
et lac ex fluminibus hauriunt, compotes autem mentis haurire nequeunt,
id quoque facit melicorum animus, quod ipsi narrant. dicunt enim nobis
poetae se e fontibus melle scaturientibus haurientes ex Musarum hortis
et viridariis quibusdam carmina ad nos afferre, quemadmodum apes,
et apum instar ipsos volantes. qua in re vera loquuntur: res enim
levis, volabilis atque sacra poeta est, neque canere prius potest,
quam deo plenus et extra se positus sit, et mens non amplius in eo
sit: quamdiu enim mente quis valet, neque fingere carmina neque vaticinari
potest. non arte igitur aliqua multa praeclara canunt, uti tu de Homero refers, sed sorte divina tantum quisque recte efficere potest id,
ad quod Musa quempiam incitavit, hic dithyrambos, ille laudes alicuius,
hic chorearum cantilenas, alius carmina, alius item iambos; ad cetera
vero illorum quisque rudis et ineptus est. non enim arte, sed divina
vi haec dicunt: nam si de uno per artem recte loqui scirent, de ceteris
quoque omnibus recte possent. ob hanc vero causam deus illis mentem
surripiens his tamquam ministris utituroraculorumque nuntiis et divinis
vatibus, ut nos, qui audimus, percipiamus non hos esse, qui tam digna
referant, cum suae mentis compotes minime sint, sed deum ipsum loqui,
per hos autem nobis haec inclamare. huic autem rei evidentissimo argumento
esse potest Tynnichus Chalcidensis, qui quidem nullum aliud umquam
carmen memoria dignum, paeanem vero composuit (in Apolinem), quem
omnes cantant, omnium fere carminum pulcherrimum, plane, ut ipse dicit,
Musarum inventum. in hoc enim maxime deus ostendisse videtur nobis
dubitandum non esse, quin praeclara haec poemata divina deorumque
potius quam humana hominumque sint opera, poetae autem nihil aliud
sint quam deorum interpretes, dum sunt furore correpti, a quocumque
tandem numine quisque corripiatur. quod quidem deus ostendere volens
de industria per ineptissimum petam pulcherrimum cecinit carmen. an
non vera tibi referre videor, o Io?
IO.: Mihi certe,
per Iovem: animum enim meum his sermonibus, o Socrates, percellis
quodam modo et divina quadam sorte a diis poetae insignes haec nobis
interpretari videntur.
VI. SO.: Nonne vos etiam
rhapsodi poetarum scripta interpretamini?