18. Anna Perenna (3,523-660) | |||
Idibus est Annae festum
geniale Perennae
non procul a ripis, advena Thybri, tuis.
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Das Fest der Anna Perenna wurde an den Iden des März am 1. Meilenstein der Via Flaminia am linken Ufer des Tiber gefeiert. Da von dieser Göttin kaum etwas außer ihrem Namen bekannt ist, haben sich mehrere Erklärungsversuche für ihren Kult herausgebildet. Auch etymologische Erklärungen wie z. B. die naheliegende Verbindung mit "annus" und "perennis", nach der sie als Jahresgöttin für Anfang und Ende des Jahres und die Zahl der Lebensjahre zuständig wäre, können nicht völlig überzeugen. Es war ein Fest der einfachen Leute (der plebs): Man zog in den Hain der Göttin, legte sich mit oder ohne ein Schutzdach paarweise ins Grüne. Es wurde ausgiebig getrunken, und zwar trank man sich Jahre zu: Die Zahl der getrunkenen Becher verstand man als Hinweis auf die zu erwartenden Lebensjahre. Gesang und Reigentanz sind ein weiteres Ingredienz des Festes. | Anna Perennas heiteres
Fest ist am Tage der Iden,
Nicht dem aus fremdem Gefild pilgernden Tiberis
fern.
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plebs venit ac virides
passim disiecta per herbas
potat, et accumbit cum pare quisque sua.
sub Iove pars durat, pauci tentoria ponunt,
sunt, quibus e ramis frondea facta casa est;
pars, ubi pro rigidis calamos statuere columnis, |
Zelte oder Laubhütten sind für römische Feste ungewöhnlich. Man kann an girechische Bräuche denken. Ovid hat gern poetische Motive aus dem griechischen Bereich adaptiert, auch wenn in Rom nicht die Vorausssetzungen dafür gegeben waren. |
Siehe, da wallt die
Menge heran, und im Rasen gelagert
Zecht man, zerstreut ringsum, Pärchen an Pärchen
gereiht.
Ein Teil weilet im Freien, nur wenige bauen sich Zelte;
Laubige Hütten erbaun andre von Zweigen sich
dort.
Andere richten sich auf statt tragender Säule den Rohrstab; |
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desuper extentas imposuere togas.
sole tamen vinoque calent annosque precantur
quot sumant cyathos, ad numerumque bibunt.
invenies illic, qui Nestoris ebibat annos,
quae sit per calices facta Sibylla suos.
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Sowohl Nestor, der König von Pylos, als auch Sibylle sind idealtypisch geradezu Inbegriff des hohen Alters. |
Aber als Decke darauf dient das entfaltete
Kleid.
Alles erglüht von der Sonn' und vom Wein, und so viel man der
Becher
Leeret, der Jahre so viel wünscht man und
trinkt nach der Zahl.
Manchen erschauest du dort, der Nestors Jahre sich zutrinkt;
Manche auch bechert sich hier schier zur Sibylle
hinauf.
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illic et cantant, quicquid
didicere theatris,
et iactant faciles ad sua verba manus,
et ducunt posito duras cratere choreas,
cultaque diffusis saltat amica comis.
cum redeunt, titubant et sunt spectacula vulgi, |
Aber sie singen dir
auch, was nur vom Theater noch festsitzt;
Frisch zu der Worte Geleit hebt sich die flüchtige
Hand.
Kunstlos ringeln den Reigen sie auch um den Krug in der Mitte;
Schmuck, mit entfesselten Haar, tanzet das
Liebchen im Putz.
Heim gehts dann, und man schwanket dahin, und dem Pöbel zu gaffen |
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et fortunatos obvia turba vocat.
occurrit nuper (visa est mihi digna relatu)
pompa: senem potum pota trahebat anus.
quae tamen haec dea sit, quoniam rumoribus errat
fabula, proposito nulla tegenda meo.
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Gibt man, und Selige nennt jeder Begegnende
sie.
Hab ich's doch selber gesehn, und der Aufzug schien des Erzählens
Wert: einen trunkenen Greis schleppt ein betrunkenes
Weib. -
Doch da im Munde des Volks man sich trägt von dem Wesen der Göttin,
Darf ich, dem Vorsatz treu, nimmer verschweigen
die Mär.
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arserat Aeneae Dido
miserabilis igne,
arserat exstructis in sua fata rogis,
compositusque cinis, tumulique in marmore carmen
hoc breve, quod moriens ipsa reliquit, erat:
praebvit Aeneas et cavsam
mortis et ensem: |
Schon war Dido verbannt
für Äneas in trauriger Liebe,
Schon auf dem Leichengerüst selber zur Asche
verbrannt.
Über der Königin Staub, ob dem Grab auf der marmornen Tafel
Stand, wie im Sterben sie noch selber befohlen,
das Wort:
"Ursach' gab mir zum Tod und das Eisen zum Sterben Äneas; |
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ipsa
sva Dido concidit vsa manv.
protinus invadunt Numidae sine vindice regnum,
et potitur capta Maurus Iarba domo,
seque memor spretum 'thalamis tamen' inquit 'Elissae
en ego, quem totiens reppulit illa, fruor.'
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Aber dem Tode verfiel Dido durch eigene Hand."
Schutzlos stehet das Reich; ein dringen der Numider Scharen;
Jarbas, der Maure, bezieht rasch das eroberte
Haus.
Früherer Kränkung gedenk: "Schaut," sprach er, "in
Didos Gemächern
Herrscht doch niemand als ich, den sie verschmähet
so oft."
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diffugiunt Tyrii, quo
quemque agit error, ut olim
amisso dubiae rege vagantur apes.
tertia nudandas acceperat area messes,
inque cavos ierant tertia musta lacus:
pellitur Anna domo, lacrimansque sororia linquit |
Rings in die Irre zerstreu'n
sich die Tyrier, wo er sie hintreibt,
Wie nach der Königin Tod irren die Bienen
umher.
Dreimal hatte zum Dreschen das Korn man der Tenn' überliefert;
Dreimal waren mit Most wieder die Kufen gefüllt:
Da, aus dem Hause verjagt, flieht Anna die Mauern Karthagos |
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moenia; germanae iusta dat ante suae.
mixta bibunt molles lacrimis unguenta favillae,
vertice libatas accipiuntque comas,
terque 'vale' dixit, cineres ter ad ora relatos
pressit, et est illis visa subesse soror.
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Tränenden Auges; doch bringt Opfer der Schwester
sie noch.
Salben, mit Tränen gemischt, saugt ein die vermodernde Asche;
Locken, vom Scheitel getrennt, nimmt sie als
letztes Geschenk.
Dreimal "Lebe denn wohl!" spricht Anna, und fest an
die Lippen
Drückt sie die Asche, wie wenn lebte die Schwester
darin.
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nancta ratem comitesque
fugae pede labitur aequo
moenia respiciens, dulce sororis opus.
fertilis est Melite sterili vicina Cosyrae
insula, quam Libyci verberat unda freti.
hanc petit, hospitio regis confisa vetusto: |
Cossūra, Cosūra, Cossȳra, Cosȳra (Κόσσυρα) ist eine kleine Insel zwischen Nordafrika und Malta, jetzt Pantelaria. |
Rasch sind ein Schiff
und Genossen bereit, und mit schwellendem Segel
Fährt sie dahin; auf der Stadt ruht, der geliebten,
der Blick
Nach der dem öden Kosyra ist Maltas gesegnetes Eiland,
Welches des Libyschen Meers brandende Woge
bespült.
Dorthin lenkt sie und baut auf des Königs bewährete Freundschaft; |
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hospes opum dives rex ibi Battus erat.
qui postquam didicit casus utriusque sororis,
'haec' inquit 'tellus quantulacumque tua est.'
et tamen hospitii servasset ad ultima munus;
sed timuit magnas Pygmalionis opes.
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Pygmalion, der König von Tyrus, ist Didos und Annas Bruder. Er hatte Didos Gemahl Sychaeus, getötet, weswegen die beiden Schwestern Tyros verließen und in Nordafrika Karhago gründeten. |
Reich war Battus, ihr Freund, welcher dem Lande
gebot.
Kaum hat dieser gehört von dem Schicksal beider Geschwister,
"Denk', es sei dein, dies Land,"
spricht er, "so klein es auch ist."
Ja, und er hätte gewiss bis ans Ende sich gastlich bewiesen;
Aber mit drohender Macht schüchtert Pygmalion
ihn.
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signa recensuerat
bis sol sua, tertius ibat ,
annus, et exilio terra paranda nova est.
frater adest belloque petit. rex arma perosus,
'nos sumus inbelles, tu fuge sospes' ait.
iussa fugit ventoque ratem committit et undis: |
Zweimal hatte die Sonne
den Kreis vollendet; das dritte
Jahr sah wieder zur Flucht rüsten die Flüchtige
sich.
Drohend mit Krieg ist der Bruder genaht; Misstrauend den Waffen,
Sagte der Fürst: "Machtlos bin ich; dich
rettet nur Flucht."
Sprach's: und sie flieht, und dem Sturm und den Wogen vertraut
sie die Barke; |
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asperior quovis aequore frater erat.
est prope piscosos lapidosi Crathidis amnes
parvus ager, Cameren incola turba vocat:
illuc cursus erat. nec longius abfuit inde,
quam quantum novies mittere funda potest:
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Mehr als selber das Meer, drohet der Bruder
Gefahr.
Nah' an des Krathis Flut, wo auf Steingrund wimmeln die Fischlein,
Dehnt sich ein kleines Gefild; Kamere heißt
es im Land.
Dorthin lenkt sie die Fahrt, und so weit, neun Male geworfen,
Reicht von der Schleuder der Stein, war man
vom Ufer entfernt.
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vela cadunt primo
et dubia librantur ab aura:
'findite remigio' navita dixit 'aquas';
dumque parant torto subducere carbasa lino,
percutitur rapido puppis adunca noto,
inque patens aequor, frustra pugnante magistro, |
Jetzt erst sinken die
Segel, gewiegt durch die schwankenden Lüfte;
"Rudernd durchschneidet die Flut!"
schallt es vom Steuer herab.
Während sie eifrig sich müh'n, mit den Tauen die Segel zu reffen,
Trifft das gebogene Schiff plötzlich ein stürmender
Süd.
Fort ist das offene Meer trotz allem Bemühen des Fährmanns |
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fertur, et ex oculis visa refugit humus.
adsiliunt fluctus imoque a gurgite pontus
vertitur et canas alveus haurit aquas.
vincitur ars vento, nec iam moderator habenis
utitur, at votis is quoque poscit opem.
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Treibt es hinaus, und dem Blick schwand das
gesehene Land.
Rings auftürmt sich die Flut, und empor aus den Gründen der Tiefe
Wühlt es; es strömt in den Kiel graues Gewässer
hinein.
Jegliche Kunst ist erlegen dem Sturm. Schon weicht von dem Steuer
Oder erfleht im Gebet Hilfe der Lenker des
Schiffs.
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iactatur tumidas exul
Phoenissa per undas,
umidaque opposita lumina veste tegit.
tum primum Dido felix est dicta sorori
et quaecumque aliquam corpore pressit humum.
figitur ad Laurens ingenti flamine litus |
Die Stadt Laurentum liegt zwischen Ostia und Lavinium. Dort war nach der Sage auch Äneas gelandet. |
So auf der wallenden
Flut treibt hin Phönikiens Tochter
Heimatlos, und den Strom birgt sie der Tränen
im Schoß.
Jetzt erst preiset der Mund glücksselig Dido und jede,
Deren Gebeine bereits irgend die Erde bedeckt.
Endlich im Sturm ist gescheitert das Schiff am laurentischen Ufer; |
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puppis, et expositis omnibus hausta perit.
iam pius Aeneas regno nataque Latini
auctus erat populos miscueratque duos.
litore dotali solo comitatus Achate
secretum nudo dum pede carpit iter,
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Dann, als entstiegen sie kaum, schlingt es
die Woge hinab.
Tochter und Reich des Latinus besaß Äneas, der fromme,
Dort, und das doppelte Volk hatte er zu einem
vereint.
Während entlegenen Wegs barfuß er am Ufergestade
Wandelt des neuen Gebiets, nur in Achates'
Geleit,
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aspicit errantem nec
credere sustinet Annam
esse: quid in Latios illa veniret agros?
dum secum Aeneas, 'Anna est!' exclamat Achates:
ad nomen voltus sustulit illa suos.
heu, fugiat? quid agat? quos terrae quaerat hiatus? |
Sieht er die Irrende
dort; doch nicht, sie für Anna zu halten,
Findet er Mut: wie auch käme nach Latium sie!
Während er wäget und sinnt: "Es ist Anna!" rufet Achates;
Wie sie den Namen vernimmt, wirft sie die
Augen umher.
Fliehen? Wohin? Was tun? Wo finden den bergenden Winkel? |
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ante oculos miserae fata sororis erant.
sensit et adloquitur trepidam Cythereius heros
(flet tamen admonitu motus, Elissa, tui):
'Anna, per hanc iuro, quam quondam audire solebas
tellurem fato prosperiore dari,
|
Der Cythereius heros ist Äneas, der Sohn der in Cythera kultisch verehrten Venus. Venus heißt Cythereia, weil sie nach ihrer Geburt aus dem Schaum des Meeres an der Insel Cythera, die an der Südspitze von Lakonien liegt, zum ersten Mal an Land ging. |
Jach vor die Augen gebannt stand ihr der Schwester
Geschick.
Wie er sie zittern gewahrt, da redet sie an der Kythera
Sohn, und an dein Schicksal denkt er, Elissa,
und weint:
"Anna, ich schwöre dir hier bei dem Land, das (früher ja
hast du
Selbst es gehört) das Geschick lieh mir zu
besserem Los
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perque deos comites
hac nuper sede locatos,
saepe meas illos increpuisse moras.
nec timui de morte tamen: metus abfuit iste.
ei mihi! credibili fortior illa fuit.
ne refer: aspexi non illo corpore digna |
Schwöre dir zu bei
den Göttern zugleich, die, teilend die Irrfahrt,
Hier wurden sesshaft: gar oft schalten Sie
meinen Verzug.
Doch nicht dacht' ich an Tod. Fern lag mir diese Befürchtung.
Wehe, dass stärker sie sich zeigte, denn je
ich geglaubt.
Sage mir nichts! Selbst hab' ich gesehn mit den blutigen Wunden |
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volnera Tartareas ausus adire domos.
at tu, seu ratio te nostris adpulit oris
sive deus, regni commoda carpe mei.
multa tibi memores, nil non debemus Elissae:
nomine grata tuo, grata sororis eris.'
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Sie, die Bessres verdient, unten in Tartarus'
Haus.
Doch, hat eigner Bedacht dich zu unseren Küsten geführet
Oder ein Gott, lass du dir es gefallen bei
uns!
Wohl noch weiß ich, was dir, was Elissa ich alles verdanke.
Sei willkommen für dich, sei für die Schwester
es mir!"
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talia dicenti (neque
enim spes altera restat)
credidit, errores exposuitque suos;
utque domum intravit Tyrios induta paratus,
incipit Aeneas (cetera turba silet):
'hanc tibi cur tradam, pia causa, Lavinia coniunx, |
Lavinia ist die Tochter des Latinus und Gattin des Äneas. |
Sie (wo blieb ihr auch
sonst ein Hoffnungsschimmer noch übrig?)
Glaubet dem Wort und erzählt, was sie erlebt
auf der Flucht.
Wie sie ins Haus eintrat, in die tyrischen Kleider gehüllet,
Sprach Äneas – es schweigt rings die umgebende
Schar –:
"Dankbarkeit ist der Grund, weshalb ich, Lavinia, diese |
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est mihi: consumpsi naufragus huius opes.
orta Tyro est, regnum Libyca possedit in ora:
quam precor ut carae more sororis ames.'
omnia promittit falsumque Lavinia volnus
mente premit tacita dissimulatque metus;
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Führe dir zu: Ihr Brot aß als Gescheiterter
ich.
Tyrus entstammt, besaß sie ein Reich an der libyschen Küste:
Lass sie (ich bitte darum), lass sie wie Schwester
dir sein!"
Alles versprechend, verbirget sie still selbsttäuschenden Kummer
Tief in der Brust, und verstellt knirscht
sie in heimlicher Wut.
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donaque cum videat
praeter sua lumina ferri,
multa palam mitti, clam quoque multa putat.
non habet exactum, quid agat: furialiter odit,
et parat insidias et cupit ulta mori.
nox erat: ante torum visa est adstare sororis |
Als sie Geschenke darauf
zu ihr offen getragen gewahret,
Wähnt sie, es würden ihr wohl heimlich noch
mehr zugesandt.
Was sie beginne, noch weiß sie es nicht: doch rast sie im Hasse.
Sinnet auf Listen und will sterben, so Rach'
ihr nur wird.
Nacht war's. Siehe, da schien sich zu nahen dem Bette der Schwester |
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squalenti Dido sanguinulenta coma
et 'fuge, ne dubita, maestum fuge' dicere 'tectum';
sub verbum querulas impulit aura fores.
exsilit et velox humili super arva fenestra
se iacit (audacem fecerat ipse timor),
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Dido triefend von Blut, grässlich verworrenen
Haars.
"Flieh, flieh ohne Verzug aus dem Hause des Schreckens!"
so sprach sie
Ächzend; indem sie es spricht, heult an den
Türen der Wind.
Rasch ist sie auf und, dem Fenster entschlüpft, jach über die
Felder
Rast sie dahin. Tollkühn hat sie der Schrecken
gemacht.
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cumque metu rapitur,
tunica velata recincta,
currit, ut auditis territa damna lupis,
corniger hanc cupidis rapuisse Numicius undis
creditur et stagnis occuluisse suis.
Sidonis interea magno clamore per agros |
Der Numicius ist ein Flüsschen in Latium, das sich in der Nähe von Ardea ins Meer ergießt. Wie gewöhnlich werden Flussgötter mit Hörnern dargestellt. |
Wo sie die Furcht hintreibt
im entgürteten Untergewand,
Läuft sie; der Hirsch rennt so, hört er der
Wölfe Geheul.
Nieder, gehörnter Numicius, zogst in die lüsterne Woge
Du sie und bargst sie sofort, gehet die Sag',
in der Flut.
Aber man sucht indes auf der Flur die sidonische Jungfrau, |
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quaeritur: apparent signa notaeque pedum;
ventum erat ad ripas: inerant vestigia ripis;
sustinuit tacitas conscius amnis aquas.
ipsa loqui visa est 'placidi sum nympha Numici:
amne perenne latens Anna Perenna vocor.'
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Lauten Geschreis, und man sieht Spuren und
Marken des Tritts.
Schon ist das Ufer erreicht. Hinweise ergibt auch das Ufer.
Schweigende Wasser im Lauf hemmet der wissende
Fluss.
Selber zu reten begann sie: "Des sanften Numicius Nymphe,
Immer verborgen im Fluss, Anna Perenna bin
ich."
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protinus erratis laeti
vescuntur in agris
et celebrant largo seque diemque mero.
Sunt, quibus haec Luna est, quia mensibus impleat annum;
pars Themin, Inachiam pars putat esse bovem.
invenies, qui te nymphen Azanida dicant |
Tochter des Inachus ist Io, die von der eifersüchtigen Iuno in eine Kuh verwandelt und über die ganze Erde getrieben wurde, bis sie nach Ägypten gelangte und als Isis verehrt wurde. Ihr Sohn von Iupiter war Epaphus. |
Gleich auf dem eben
durchspürten Gefild froh schmausen die Männer,
Was sich am Tage begab, feiernd mit reichlichem
Wein.
Einigen, weil sie das Jahr ausfülle mit Monden, ist Luna,
Anderen sie Themis wohl auch, andern des Inachus
Kind.
Einige nennen dich gar Azanische Nymph' und vermeinen, |
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teque Iovi primos, Anna, dedisse cibos.
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Anna, dem Jupiter seist früheste Nährerin du.
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Es schließen sich noch zwei Episoden zu Anna Perenna an: 1. Der Hinweis auf eine Anna aus Bovillae, eine alte Frau, die trotz ihrer Armut der auf den Heiligen Berg ausgewanderten plebs frühmorgens dampfende Brotfladen brachte und zum Dank nach der Rückkehr der plebs nach Rom dort kultisch verehrt wurde (3,661-674). - 2. Eine Begegnung mit Mars, der durch Annas Kupplerdienste Minerva für sich zu gewinnen hoffte, aber von ihr nasgeführt wurde. Diese Episode soll erklären, warum man auf dem Fest zotige Lieder sang (3,675-696). |