20. Minervafest (3,809-834) | |||
Una dies media
est, et fiunt sacra Minervae, |
Das Fest der Minerva dauerte fünf aufeinander folgende Tage vom 19.-23. März. Daher auch der Name "quinquatria". Varro (6,14) erklärte dieses Wort abweichend mit "post diem V. idus", also damit, dass es fünf Tage nach den Iden begann. Die einheimische Minerva war schon früh mit der Pallas Athene gleichgesetzt worden. Ihr Tempel stand auf dem Aventin. Seine erste Erwähnung reicht ins Jahr 207 v.Chr. zurück. | Ein Tag
mag noch vergehn, dann folget das Fest der Minerva,
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nomina quae iunctis
quinque diebus habent.
sanguine prima vacat, nec fas concurrere ferro:
causa, quod est illa nata Minerva die.
altera tresque super rasa celebrantur harena:
ensibus exsertis bellica laeta dea est.
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Am Eröffnungstag des Festes waren im Gegensatz zu den Folgetagen keine Gladiatorenspiele erlaubt. Der Geburtstag der Göttin ist der Tag der Weihe ihres Tempels. Dass Ov.fast.6,728 den Tag der Tempelweihe auf den 19. Juni festlegt, hat Anlass zu Erklärungsversuchen gegeben. |
Welches den folgenden
fünf Tagen die Namen verlieh.
Frei ist der erste von Blut und ein Gräuel, zu zücken die Schwerter!
Fiel doch Minerals Geburt einst auf denselbigen Tag.
Darauf feiert die folgenden vier man auf sandigen Kampfplan;
Denn des gezogenen Schwerts freut sich die Göttin des Kriegs.
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Pallada nunc
pueri teneraeque orate puellae;
qui bene placarit Pallada, doctus erit.
Pallade placata lanam mollire puellae
discant et plenas exonerare colos.
illa etiam stantes radio percurrere telas |
Minerva war Schutzgöttin verschiedener Handwerkszünfte (Weber, Färber, Walker, Schuhmacher, Ärzte, Schulmeister, Bildhauer, Maler), die sie in besonderer Weise an ihrem Festtag verehrten. |
Betet zu Pallas
jetzt, ihr Knaben und zierliche Mädchen;
Wisset, geschickt wird der, welcher sich Pallas versöhnt.
Drum, wenn Pallas euch hold, lernt Wolle zu Krempel, o Mädchen;
Dann von dem Rocken herab lernt zu spinnen den Stoff!
Jen' auch lehret euch wohl durch die schwebende Zettel das Schiffchen |
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erudit et rarum
pectine denset opus.
hanc cole, qui maculas laesis de vestibus aufers:
hanc cole, velleribus quisquis aena paras.
nec quisquam invita faciet bene vincula plantae
Pallade, sit Tychio doctior ille licet:
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Tychios von Hyle in Böotien war der Lederarbeiter, der den Schild des Aias mit sieben Rindshäuten überzogen hatte (Hom.Il.7,220ff.) - Epeus war der Erbauer des Trojanischen Pferdes (Ver.Aen.2,264). |
Schießen und lockres
Geweb' festen mit schlagendem Kamm.
Ehre sie, du, der Flecken entfernt aus beschmutztem Gewande,
Du auch, welcher im Topf Wolle zu färben gedenkt.
Sohlen sogar für den Fuß, ist ihm abhold Pallas, verfertigt
Keiner geschickt, wär' auch Tychios neidisch auf ihn.
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et licet antiquo manibus
conlatus Epeo
sit prior, irata Pallade mancus erit.
vos quoque, Phoebea morbos qui pellitis arte,
munera de vestris pauca referte deae.
nec vos, turba fere censu fraudata, magistri, |
Ja, wenn einer
sogar handfertiger wär' als Epeus,
zürnet' ihm Pallas, er zeigt' immer als Stümper sich nur.
Ihr auch, die mit phöbeischer Kunst Krankheiten vertreibet,
Spendet von eurem Erwerb etwas der Göttin zum Dank!
Ihr auch, öfters geprellt um den Lohn, Schulmeister, entziehet |
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spernite (discipulos
attrahit illa novos),
quique moves caelum, tabulamque coloribus uris,
quique facis docta mollia saxa manu.
mille dea est operum: certe dea carminis illa est;
si mereor, studiis adsit amica meis.
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Nicht ihr die
Gabe: sie führt Schüler von neuem euch zu!
Führt ihr den Stichel und fügt sich den bildenden Händen der Felsen,
Brennt ihr die Farben zum Bild ein in die Tafel, so naht!
Tausend Bestrebungen stehet sie vor und zumal dem Gesange;
Möge sie, bin ich es wert, walten ob meinem Bemühn!
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