3. Medeas Rache an Pelias (7,297-349) | ||
Neve doli cessent, odium
cum coniuge falsum Phasias adsimulat Peliaeque ad limina supplex confugit; atque illam, quoniam gravis ipse senecta est, |
Dass nicht raste die
List, gibt Zwietracht vor mit dem Gatten Tückisch das phasische Weib und flicht zu des Pelias Schwelle, Flehend um Schutz, und dieweil ihn selber beschwerte das Alter, |
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excipiunt natae; quas
tempore callida parvo Colchis amicitiae mendacis imagine cepit, dumque refert inter meritorum maxima demptos Aesonis esse situs atque hac in parte moratur, spes est virginibus Pelia subiecta creatis, |
Nehmen die Töchter
sie auf. Bald hatte der Mädchen Vertrauen Freundschaft heuchelnd erlangt die verschlagene Fremde von Kolchis, Während sie nun anführt mit den rühmlichsten ihrer Verdienste Und es verweilend beschreibt, wie sie Aisons Gebrechen hinwegnahm, Ward allmählich erregt in Pelias' Töchtern die Hoffnung, |
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arte suum parili revirescere
posse parentem, idque petunt pretiumque iubent sine fine pacisci. illa brevi spatio silet et dubitare videtur suspenditque animos ficta gravitate rogantum. mox ubi pollicita est, 'quo sit fiducia maior |
Dass durch ähnliche
Kunst ihr Vater sich könne verjüngen. Bittend verheißen sie ihr für die Gunst, was nur sie bedinge. Stumm bleibt einige Zeit Medea und scheint zu erwägen, Ernst annehmend, und hält die verlangenden Herzen in Spannung. Bald dann sagte sie zu und sprach: "Dass diesem Verüben |
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Um so mehr ihr vertraut,
so soll der bejahrteste Führer Eueres wolligen Viehs durch Zauber zum Lamm sich verwandeln." Gleich wird jetzt gebracht ein Widder, von zahllosen Jahren Kraftlos, mächtig gekrümmt das Gehörn um die Wölbung der Schläfe. Als in den mageren Hals das haimonische Messer Medea |
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fodit et exiguo maculavit
sanguine ferrum, membra simul pecudis validosque venefica sucos mergit in aere cavo: minuunt ea corporis artus cornuaque exurunt nec non cum cornibus annos, et tener auditur medio balatus aeno: |
Hatte gesenkt und befleckt
mit kärglichem Blute das Eisen, Tut sie die Glieder des Tiers und zugleich heilkräftige Säfte In hohlgehendes Erz. Klein werden die Teile des Leibes, Und es entweicht das Gehörn und samt dem Gehörne die Jahre, Und aus dem Kessel hervor lässt zartes Geblök sich vernehmen. |
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nec mora, balatum mirantibus
exsilit agnus lascivitque fuga lactantiaque ubera quaerit. Obstipuere satae Pelia, promissaque postquam exhibuere fidem, tum vero inpensius instant. ter iuga Phoebus equis in Hibero flumine mersis |
Bald, wie sie ob des
Geblöks sich verwundern, entspringet ein Lämmlein, Hüpft mutwillig davon und sucht milchgebendes Euter. Pelias' Töchter ersehn es erstaunt, und weil die Verheißung Durch den Erfolg sich bewährt, wird dringlicher noch ihr Begehren. Dreimal hatte, getaucht in iberische Fluten, die Rosse |
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dempserat et quarta
radiantia nocte micabant sidera, cum rapido fallax Aeetias igni imponit purum laticem et sine viribus herbas. iamque neci similis resoluto corpore regem et cum rege suo custodes somnus habebat, |
Phoibos entjocht. Als
hell in der vierten der Nächte die Sterne Flimmerten, setzt trugvoll die Kolcherin lauteres Wasser Über die knisternde Glut und Wirkung entbehrende Kräuter. Längst nun hatte betäubt, abspannend die Glieder, den König Und mit dem König zugleich die Wache todähnlicher Schlummer, |
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quem dederant cantus
magicaeque potentia linguae; intrarant iussae cum Colchide limina natae ambierantque torum: 'quid nunc dubitatis inertes? stringite' ait 'gladios veteremque haurite crurorem, ut repleam vacuas iuvenali sanguine venas! |
Den Bannsprüche
bewirkt und die Macht zwangübender Zunge. In das Gemach auf Geheiß mit der Kolcherin traten die Töchter Und umstanden das Bett. "Was nun, Feigherzige, säumt ihr?", Sagte sie, "zücket das Schwert; lasst rinnen das alte Gcblüte, Dass ich mit Jünglingsblut neu fülle die ledigen Adern. |
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in manibus vestris vita
est aetasque parentis: si pietas ulla est nec spes agitatis inanis, officium praestate patri telisque senectam exigite, et saniem coniecto emittite ferro!' his, ut quaeque pia est, hortatibus inpia prima est |
Jetzo in euerer Hand
steht Leben und Alter des Vaters. Wenn ihr ihn liebt und nicht euch hingebt eiteler Hoffnung, Leistet dem Vater den Dienst und vertreibt mit den Waffen das Alter, Und mit dem stechenden Stahl lasst aus die verdorbenen Säfte." Rasch durch lieblose Tat will jede beweisen die Liebe; |
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et, ne sit scelerata,
facit scelus: haud tamen ictus ulla suos spectare potest, oculosque reflectunt, caecaque dant saevis aversae vulnera dextris. ille cruore fluens, cubito tamen adlevat artus, semilacerque toro temptat consurgere, et inter |
Schuld übt jede,
der Schuld zu entgehn. Doch keine vermochte Selber zu sehn, wie sie führte den Streich, und sie wenden das Antlitz; Blindlings stoßen sie zu wegsehend mit grausamer Rechten. Schwimmend im Blut will noch, auf die Beuge des Armes sich stützend, Pelias halb zerfleischt sich im Bett aufrichten, und mitten |
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tot medius gladios
pallentia bracchia tendens 'quid facitis, gnatae? quid vos in fata parentis armat?' ait: cecidere illis animique manusque; plura locuturo cum verbis guttura Colchis abstulit et calidis laniatum mersit in undis. |
Unter den Schwertern
gestreckt die erblassenden Arme beginnt er: "Töchter, was wollt ihr tun? Was waffnet zum Morde des Vaters Euere Hand?" Da sank den Betörten der Mut und die Rechte. Ehe noch weiter er sprach, schnitt Gurgel und Worte Medea Schleunig ihm ab und warf den Zerfetzten in siedende Wellen. |