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Publius Ovidius Naso

Fasti - Fasten

LIBER I - lateinisch - deutsch

1. Widmung (1-26)

 
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  1. Widmung an Claudius Caesar Germanicus (1-26)
       
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Tempora cum causis Latium digesta per annum
lapsaque sub terras ortaque signa canam.
excipe pacato, Caesar Germanice, voltu
hoc opus et timidae derige navis iter,
anmerk. causae - αἴτια: Themawort und Programm: ätiologische Erklärung des römischen Festkalenders ("tempora"). Damit stellt sich Ovid in die Tradition des hellenistischen Dichters Kallimachos, hatte aber bereits auch römische Vorbilder (Prop.4,1,69; Verrius, de fastis Romanis; Cato, Origines; M.Terentius Varro, Aetia u.a.). signa - φαινόμενα verweist auf das Lehrgedicht des Arat (310 - 245 v.Chr.) und über ihn hinaus auf Hesiods ἔργα καὶ ἡμέραι, obgleich beide den Hexameter stichisch verwenden. Mit dem Distichon schlägt Ovid im Anschluss an Kallimachos die Brücke vom Lehrgedicht zur Elegie.
anmerk. canam in der 1. Sgl. gehört sowohl zum selbstbewussten Dichter des späteren Epos (vgl. Verg.Aen.1,1: arma virumque cano) als auch zum lyrischen Hymnus (vgl. Hot.c.1,10,1ff. Mercuri, ... te canam). Zurückhaltender ist Ov.met.1 mit der Wendung fert animus
anmerk. Ursprünglich hatte Ovid seinen Festkalender Augustus gewidmet. Die ersten sechs Bücher hat er mit in die Verbannung genommen. Als Augustus 14 n.Chr. starb, ruhte Ovids Hoffnung auf eine Rückberufung nach Rom auf Germanicus. Deswegen widmete er seine Fasti auf ihn um. Die abschließenden 6 Bücher hatte er zwar geplant, konnte sie aber in der Verbannung wegen der fehlenden Quellen nicht ausführen.
Römischen Jahres Verlauf und die Gründe der Tagesbestimmung
Sing ich und nieder- und aufgehende Sterne der Nacht.
Nimm, Caesar Germanicus, nicht ungnädigen Auges
Hin dies Werk und den Lauf lenke des schüchternen Schiffs.
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officioque levem non aversatus honorem
en tibi devoto numine dexter ades!
sacra recognosces annalibus eruta priscis
et quo sit merito quaeque notata dies.
invenies illic et festa domestica vobis;
 
Weise die Ehre, so klein sie auch sei, nicht von dir, und freundlich,
Was dir hier ich geweiht, hege mit schützender Huld.
Heilige Bräuche, geschöpft aus den alten Annalen, erfährst du,
Liesest bei jeglichem Tag, was die Bezeichnung ihm lieh.
Wirst auch die Feste zumal hier finden des eigenen Hauses,
saepe tibi pater est, saepe legendus avus,
quaeque ferunt illi pictos signantia fastos
tu quoque cum Druso praemia fratre feres.
Caesaris arma canant alii, nos Caesaris aras
et quoscumque sacris addidit ille dies.
anmerk. Mit Vater und Ahn sind der Adoptivvater Tiberius und der Adoptivgroßvater Augustus gemeint.


anmerk. arma canant alii spielt auf Vergil und sein bekanntes Aeneis-Proömium an. Kaiser Augustus hatte große Anstrengungen unternommen, die öffentliche Sittlichkeit und Religiosität zu restaurieren. Dazu gehörte materiell die Wiederherstellung verfallener Tempel und Altäre, ideell die Wiederbelebung alter Kulte und Feste und eines entsprechenden geistigen Klimas, in dessen Dienst sich z.T. schon Horaz (Römeroden) und Vergil mit der Schaffung des römischen Nationalepos (Aeneis) gestellt hatten. Die Einseitigkeit der "Waffen" (Aktium) durch "Caesaris arae" zu ergänzen stellt sich Ovid als nationale Aufgabe (in der Verbannung).
Öfter beim Lesen dir wird Vater begegnen und Ahn,
Ehrender Preis, wie ihn jenen bewahrt manch farbiger Festtag,
Euch auch ist solcher bestimmt, Drusus, dem Bruder, und dir.
Singe von Caesars Waffen ein andrer, von Caesars Altären
Ich und den Tagen zumal, die er den Festen gesellt.
adnue conanti per laudes ire tuorum
deque meo pavidos excute corde metus!
da mihi te placidum, dederis in carmina vires:
ingenium voltu statque caditque tuo.
pagina iudicium docti subitura movetur




anmerk. Horaz hatte dem "vates" einen hohen, geradezu kultischen und staatstragenden Wert zugemessen (z.B. Horaz, epode16). Mit diesem Wort erhebt ein Dichter den Anspruch Seher und Priester zu sein. Es ist zu diskutieren, in welchem Sinn Ovid dieses Epitheton (hier und sonst, sogar in den Amores) gebraucht und ob sich in diesem Anspruch ein zutreffendes Selbstbewusstsein oder gar Überheblichkeit ausdrückt.
Nicke mir gnädigen Gruß, des Lied zu dem Preise der Deinen
Tönt, und vom Herzen hinweg nimm die beklemmende Scheu.
Neige dich friedlich mir zu, und du schenkst zum Gesange den Mut mir:
Wie dein Auge mich trifft, sinket und hebt sich der Geist.
Zittert doch schon dies Blatt, zu bestehn vor des fürstlichen Kenners
principis, ut Clario missa legenda deo.
quae sit enim culti facundia sensimus oris,
civica pro trepidis cum tulit arma reis.
scimus et, ad nostras cum se tulit impetus artes,
ingenii currant flumina quanta tui.
 
Spruch, wie dem klarischen Gott selber zum Lesen gesandt.
Denn wie beredt der gebildete Mund, wir haben's empfunden,
Wenn für die bangende Schuld Waffen des Friedens er trug,
Wissen auch, wenn sich zu unserer Kunst dein innerer Drang neigt,
Wie dir gewaltigen Stroms flutet des Geistes Erguss.
si licet et fas est, vates rege vatis habenas,
auspice te felix totus ut annus eat.
anmerk. Horaz hatte dem "vates" einen hohen, geradezu kultischen und staatstragenden Wert zugemessen (z.B. Horaz, epode16). Mit diesem Wort erhebt ein Dichter den Anspruch Seher und Priester zu sein. Es ist zu diskutieren, in welchem Sinn Ovid dieses Epitheton (hier und sonst, sogar in den Amores) gebraucht und ob sich in diesem Anspruch ein zutreffendes Selbstbewusstsein oder gar Überheblichkeit ausdrückt.
Lenk, ist die Bitte vergönnt, selbst Dichter, das Steuer des Dichters:
Dann ob dem kreisenden Jahr waltet ein glücklicher Stern.
Übers. nach E. Klußmann bearbeitet von E. Gottwein
Sententiae excerptae:
Lat. zu "Ov" und "fast"
1991
'omina principiis' inquit 'inesse solent.
Janus: "Ein jeder Beginn zeichnet die Spur des Verlaufs." / Der Anfang eröffnet gewöhnlich einen Blick auf das Ende.
Ov.fast.1,178

1992
tempore crevit amor, qui nunc est summus, habendi: / vix ultra quo iam progrediatur habet.
Habgier wuchs mit der Zeit, und am höchsten ist jetzt sie gewachsen; / Wollte sie weiter hinaus, fehlt' es ihr wahrlich an Raum.
Ov.fast.1,195f.

1993
pluris opes nunc sunt quam prisci temporis annis
Nicht so fragte dem Haben man nach zu den Zeiten der Ahnen
Ov.fast.1,197.

1995
In pretio pretium nunc est: dat census honores
Nichts hat Klang, als die klingende Münz', Ehr' einzig der Beutel
Ov.fast.1,217

1996
aera dabant olim: melius nunc omen in auro est
Einst gab Erz man. Doch jetzt liegt besseres Zeichen im Golde
Ov.fast.1,221

1998
nos quoque templa iuvant, quamvis antiqua probemus, / aurea: maiestas convenit ipsa deo.
Mich selbst freuen die Tempel von Gold, wenngleich ich das alte Vorzieh'; die Hoheit ziemt vor allem dem Gott.
Ov.fast.1,223f.

1997
laudamus veteres, sed nostris utimur annis
Loben die Ahnen wir gleich, wir schmiegen uns dennoch der Zeit an
Ov.fast.1,225

78
est deus in nobis, agitante calescimus illo.
es ist ein Gott in uns; wenn er sich regt, erglühen wir.
Ov.fast.6,5

189
tempora labuntur tacitisque senescimus annis | et fugiunt freno non remorante dies
die Zeit entgleitet, wir altern still mit den Jahren | und es entfliehen, ohne dass ein Zügel sie hemmt, die Tage
Ov.fast.6,771


Literatur:
zu "Ov" und "fast.1.1,"
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