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SemonidesDer "Weiber" - Iambos des Semonides von Amorgos
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Semonides von Amorgos | Text | 1. Gesamtwürdigung | Zusammenfassung | Literatur (Semonides) | Weiber-Iambos (7 W) | Aufbau | 2. Gesamtwürdigung |
Der "Weiber" - Iambos des Semonides von Amorgos
Der Weiber-Iambos (Frgm. 7 W)
Eine erste Gesamtwürdigung: "Pessimistisch ist auch die Grundauffassung im großen Weiberiambos, der in allem Wesentlichen erhalten ist. Dem Tadel der Weiber sind wir bereits bei Hesiod begegnet, und der Pandoramythos stellt sie in seinen beiden Fassungen als Übel dar. Dahinter steht die gegenseitige Bescheltung der Geschlechter, ein volkstümliches Motiv von weiter Verbreitung, das sicherlich bei jenen Festen seine Rolle spielte, an denen der Iambos von alters her im Schwange war. Diesen Ursprüngen sind wir im Gedicht des Semonides ganz nahe. Bei solcher Gelegenheit war der Vergleich von Frauentypen mit Tieren rasch zur Hand. Auch Phokylides (2 D.) hat ihn in wesentlich knapperer Form. Wörtliche Anklänge empfehlen die Annahme direkter Abhängigkeit, wobei wohl Semonides der Gebende war. Die Tierfabel mag bei der Gestaltung solcher Vergleiche von Einfluss gewesen sein. Unser Iambos setzt mit der Feststellung ein, dass Gott den Sinn des Weibes in verschiedener Weise gestaltet habe. Das χωρίς in seiner Anfangsstellung klingt wie Polemik gegen die Auffassung von einem einheitlichen Ursprung der Frau. Nun folgen neun schlechte Typen, wobei die Weiber, die von Schwein, Fuchs und Hund, und jene anderen, die von Esel, Wiesel, Ros und vom Affen stammen, die Typen in die Mitte nehmen, die von Erde und Meer herrühren. Die Erdfrau haben die Götter geformt, das stammt wie so manches bei Semonides aus Hesiod (Erga 60. 70), die Frau aus dem Meer aber, die dessen Unbeständigkeit erhalten hat, präludiert im Mythisch-Symbolischen späteren Anschauungen der Naturphilosophie, die alles Gewordene aus einem Urstoff ableiten. Auf die neun Arten, in denen sich reale Beobachtung weiblicher Schwächen mit Typisierung nach dem betreffenden Tiere vermengt, folgt als einzige, die Glück und Freude bringt, die aus der Biene entstandene Frau. Solcher Trost ist in dem anschließenden kleineren Teile jedoch wieder vergessen. Hier sind die Frauen schlechtweg das größte aller Übel, was uns in der Form archaischer Ringkomposition (V. 96 = 115) eingeschärft wird." (Lesky 135f)
Aufbau:
Behrmann 21: "Der Text in der uns erhaltenen Form besteht
aus zwei ungleichen Teilen. Das ist einmal der Frauenkatalog (1-93)
und dann ein kürzerer Abschnitt, in dem es um die Leiden
des verheirateten Mannes und die Dummheit der gelackmeierten Ehemänner
geht (94-118). Auf den ersten Blick scheinen die beiden Teile
recht unterschiedlich zu sein und nicht recht zusammenzupassen.
[...] Doch (es) lässt sich, wie ich meine, zeigen, dass die
Textpartien durchaus zusammenpassen: Im Frauenkatalog geht es
um die Ehefrau und die Probleme, die dem Mann aus ihrem Verhalten
erwachsen (bei sechs von zehn Frauentypen wird der Mann erwähnt).
Der zweite Teil variiert das Thema, indem er, in einer Akzentverschiebung,
nun den Mann in den Mittelpunkt rückt, der mit seiner Frau
geschlagen ist, selbst wenn er es selbst nicht erkennt. So wie
im Frauenkatalog jede Frau absolut aus der Sichtweise der Männer
beschrieben wird, so heißt es anschließend sogar ganz
deutlich: "Wir wissen nämlich nicht, dass wir alle im
selben Boot sitzen." Hier spricht der Dichter ausdrücklich
in seiner Eigenschaft als Mann, und zwar nicht als objektiver
Richter, sondern als unmittelbar Betroffener.
Die Frage, wie die beiden Elemente-Frauen (die Typen 5 und 6) unter die Tiertypen kommen, hat Kakridis einfach so beantwortet, dass es kein Tier gab, das so launenhaft ist wie das Meer und so unbeweglich wie die Erde. "Darüber hinaus lag die Erde als Urstoff, aus dem die Menschen geformt wurden, nahe. Aus Erde oder Lehm wurde Pandora geschaffen, und an anderer Stelle heißt es, Prometheus habe den Menschen überhaupt aus Erde geformt." (Behrmann 24)
Zusammenfassung:
Behrmann 24: "Fassen wir zusammen: Es gibt zehn Frauentypen.
Jede ist anders, je nach ihrer (angeblichen) Herkunft. Die Kriterien,
nach denen sie beschrieben werden, sind unterschiedlicher Art.
Einmal handelt es sich um Äußerliches. Dabei ist Schönheit
wichtig, weil, wie gesagt, andere einen Mann auch danach beurteilen,
ob seine Frau schön oder hässlich ist [...]." Weitere
Punkte, die in verschiedenen Modulationen immer wieder erscheinen,
sind: das Essen, Faulheit, schlechte Angewohnheiten (Füchsin:
bewusste Verstellung; Hündin: grundloses Kläffen, Neugierde;
Marderfrau: Kleptomanie; Meerfrau: Aufbrausendes Wesen, schizophrenes
Verhalten; Pferdefrau: Eitelkeit).
Eine zweite
Gesamtwürdigung:
Behrmann 25: "Was bisher übersehen wurde, ist die Tatsache,
dass dieser Text uns einiges über die Frauen sagt, aber mehr
noch über die Männer. Über ihre Ängste, z.B.
in Bezug auf die weibliche Sexualität und Emotionalität,
ihre Unsicherheit im Verhalten gegenüber Frauen, die sie
als unberechenbar empfinden (wie das Meer), ihre Angst, manipuliert
zu werden (von der Füchsin, die sich immer verstellt), ihr
Unbehagen, wenn sie von anderen vor ihrer Frau zurechtgewiesen
werden (die bellende Hündin), ihre Angst selbst lächerlich
zu werden durch das Verhalten oder Aussehen ihrer Frau. Das gipfelt
beim letzten Typ (der Biene) in der Angst oder der Unsicherheit
dem gegenüber, was die Frauen sich wohl untereinander erzählen,
wenn keine Männer dabei sind. Dabei tut es nichts zur Sache,
dass die Biene dies gerade nicht tut. Das erhöht den komischen
Effekt nur. Sicher täten wir Semonides unrecht, wenn wir ihm unterstellten, er habe diese Ängste
nur unbewusst geäußert, und es bedürfe erst einer
Frau des 20. Jahrhunderts, um ihn zu durchschauen und "bloßzustellen".
Der Text ist komisch. Der Text ist nicht nur komisch, weil er
bestimmten Vorurteilen gegenüber Frauen pointiert überzeichnet
in derber Sprache Ausdruck verleiht oder weil er die Frauen mit
Tieren in Verbindung bringt. Er ist auch komisch, weil er die
Sprachebenen wechselt (z.B. Bienenfrau) und weil er eine gewisse
Selbstironie erkennen lässt".
Behrmann 26: Der Text des Semonides [...] ist ein Versuch, von männlicher Seite, sich die verschiedenen Ungereimtheiten in den Verhaltensweisen der Frauen zu erklären. Und wie so oft, wenn man etwas nicht versteht (oder verstehen will) wird der Text bissig und die Ausdrucksweise ausfallend. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich nehme Semonides nicht für seine Darstellung in Schutz, ich sage auch nicht, dass er Recht hat (von "genauer Beobachtungsgabe" gar nicht zu reden) oder dass der Text keinen Angriff auf die Frauen darstelle. Das tut er. Aber er tut es in witziger Form."
Nach Latacz, 272f: Der sog. "Weiber"-Iambos ist nicht der unkontrollierte Ausfall eines primitiven Misogynen, sondern gehört zum Typos der "Geschlechterbeschimpfung" z.B. in den Rahmen der Symposien oder des Hochzeitszeremoniells. Erstrebt sind Lacheffekte, keine ernsthafte Themenbehandlung. Daran, wie dieser Text in eine Komödie passen könnte, zeigt sich gut, dass der Iambos eine ihrer Vorstufen ist.
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