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Referat: Henning Oertel, 10b |
Der Apollontempel, der älteste bekannte Bau Korinths ist, wurde 550 v. Chr. anstelle eines älteren Baus aus dem 7. Jahrhundert vor Chr. errichtet. Er steht in der Unterstadt.
Der Unterbau ist vierstufig, die Breite des Stylobats beträgt 21.49 m und seine Länge 53,82 m, es war also 6:15 (1:2,5) proportioniert. Auf diesem standen 7,21 m hohe dorische Säulen mit einem unteren Durchmesser von 1,75 m, der obere Durchmesser beträgt 1,30 m. Daraus ergibt sich ein Verhältnis von 1:4,12 bezogen auf den unteren Durchmesser. Aus diesem Grund wirken die Säulen des Apollontempels sehr gedrungen, insbesondere im Vergleich zu den Säulen der Tholos von Epidauros (1:7). Während an den Stirnseiten jeweils 6 Säulen standen, trugen an den Längsseite 15 Säulen das Gebälk. Das bedeutet, dass das Säulenverhältnis zwischen schmaler und langer Seite 6:15 (1:2,5) betrug. Das entspricht dem oben erwähnten Längen-Breitenverhältnis. Dividiert man die Länge von 53,82 m durch die 14 Zwischenräume (der 15 Säulen), so ergibt sich ein Quotient von 3,84. Dem steht bei der Breite, d.h. 21,49 m durch 5 Zwischenräume , ein Quotient von ca. 4,3 gegenüber. Das hat zur Folge, dass die Zwischenräume ein unterschiedliches Maß aufweisen, nämlich ca. 2,2 m an der Stirnseite und 1,97 m an der Stirnseite.
Von den insgesamt 38 Außensäulen stehen heute nur noch 7. An ihnen Kann man erkennen, dass sie zwanzigfach kanneliert sind, vor allem aber im Gegensatz zu den Säulen der meisten anderen Tempel nicht aus aufeinander gesetzten Trommeln bestehen, sondern dass es sich um monolithische Säulen handelt. Die Säulen des Tempels waren ursprünglich mit Stuck überzogen und zwar mit einer dünnen griechischen und einer dickeren römischen Schicht, die nur noch in Resten erhalten sind.
Zusammen mit dem Architrav ist das Gebäude 8,65 m hoch. Daraus ergibt sich bezogen auf die 21,49 m der Stirnseite, ein Verhältnis von wiederum 1:2,5. Für die Längsseite ergibt sich ein Verhältnis von 1:6,25, dem Quadrat von 2,5. Man kann daraus schließen, dass die Proportionen des Tempels auf das Sorgfältigste geplant waren. Deshalb gilt der Apollontempel von Korinth als ein Meilenstein des griechischen Tempelbaus. Vom Gebälk selbst ist außer den wenigen Architravsteinen nichts erhalten.
Die Längsmauern der Cella sind um jeweils ein Joch nach innen gelegt, d.h. sie fluchten beinahe mit den beiden ersten Innensäulen der Frontseite. Der Abstand zwischen den Säulen bis zum Beginn der Vorhallen beträgt hingegen eineinhalb Joche, d.h. die Mauern beginnen zwischen der zweiten und dritten Säule der Längsseite.
Die Cella bestand aus vier Teilen, nämlich aus zwei Vorhallen, von denen die westliche (Opisthodom) etwas tiefer war als die östliche (Pronaos), und aus zwei Innenräumen. Zwischen ihnen bestand wohl kein Durchgang. Sie wurden jeweils von der Vorhalle aus durch eine Tür erreicht. Der größere Hauptraum lag an der Ostseite. Durch die 2 Säulenreihen mit je 4 Säulen wurde er der Länge nach dreigeteilt. Die zweite Cella im Westen war nahezu quadratisch und wies zweimal zwei Säulen auf. Über die Funktion dieses zweiten Innenraums gibt es unterschiedliche Deutungen. Während Savas E. Kassas darüber spekuliert, er könnte zur Ausübung eines Doppelkultes oder als Thesauros des Tempelschatzes gedient haben, schreibt Speich, dass im Westen die Kultstatue de Apollon gestanden habe, und führt Sockelspuren, die man dort nachgewiesen hat, als Beleg an. Immerhin fand man unter seiner Vorhalle eine quadratische Schatzkammer.
An den Eingängen der beiden Vorhallen standen jeweils zwei Säulen, und zwar jeweils in der Fluchtlinie der beiden innersten Säulen der Frontseiten. Die beiden Säulenreihen im Inneren der Cella waren hingegen ein wenig nach außen versetzt.
Die Bedeutung des Apollontempels sieht man darin, dass die Gliederung der Cella als Vorbild für den Parthenontempel in Athen gedient hat.
Als das antike Korinth im Jahre 146 v.Chr. von den Römern geschleift wurde, litt auch der Apollontempel darunter. Als eines der wenigen alten Bauwerke wurde er von den Römern bei der Neugründung Korinths im Jahre 44 v.Chr. wieder aufgebaut.
Quellen:
Henning Oertel, 10b