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J. W. v. Goethe

 

Hermann und Dorothea

1. Kalliope

Schicksal und Anteil

 

Arminius et Theodora

1. Calliope

Sors et miseratio

 Latine vertit: M.B.G.Fischer 1822

»Hab ich den Markt und die Straßen doch nie so einsam gesehen!
Ist doch die Stadt wie gekehrt! wie ausgestorben! Nicht funfzig,
Deucht mir, blieben zurück von allen unsern Bewohnern.
Was die Neugier nicht tut! So rennt und läuft nun ein jeder,
1     Tam solas nunquam plateasque forumque videbam!
Urbs, purgata velut scopis, emortua tanquam
Cernitur! E cunctis mihi quinquaginta videntur
Vix superesse viris! Nova quantum cura videndi
Um den traurigen Zug der armen Vertriebnen zu sehen.
Bis zum Dammweg, welchen sie ziehn, ist's immer ein Stündchen,
Und da läuft man hinab, im heißen Staube des Mittags.
Möcht' ich mich doch nicht rühren vom Platz, um zu sehen das Elend
Guter fliehender Menschen, die nun, mit geretteter Habe,
5 Hem, valet! Extorres ut cernat in agmine tristi,
Unusquisque ruit curritque. Nec integra quemquam
Terruit hora, viae qua distat ab aggere, fessis
Quae superanda viris, urbs, quin contenderet illuc,
Pulvere, qui solis medio est calidissimus orbe.
Leider, das überrheinische Land, das schöne, verlassend,
Zu uns herüberkommen und durch den glücklichen Winkel
Dieses fruchtbaren Tals und seiner Krümmungen wandern.
Trefflich hast du gehandelt, o Frau, daß du milde den Sohn fort
Schicktest, mit altem Linnen und etwas Essen und Trinken,
10 Quin ego abire loco nolim, visurus acerbas
Res hominum, quos dura bonos fuga pellit, et o qui
Servatis rebus, pulchra regione relicta
Trans Rhenum, veniunt, felicem perque recessum
Anfractusque huius fecundae vallis oberrant.
Um es den Armen zu spenden; denn Geben ist Sache des Reichen.
Was der Junge doch fährt! und wie er bändigt die Hengste!
Sehr gut nimmt das Kütschchen sich aus, das neue; bequemlich
Säßen viere darin, und auf dem Bocke der Kutscher.
Diesmal fuhr er allein; wie rollt es leicht um die Ecke!«
15 Quin ego abire loco nolim, visurus acerbas
Res hominum, quos dura bonos fuga pellit, et o qui
Servatis rebus, pulchra regione relicta
Trans Rhenum, veniunt, felicem perque recessum
Anfractusque huius fecundae vallis oberrant.
So sprach, unter dem Tore des Hauses sitzend am Markte,
Wohlbehaglich, zur Frau der Wirt zum Goldenen Löwen.
Und es versetzte darauf die kluge verständige Hausfrau:
»Vater, nicht gerne verschenk ich die abgetragene Leinwand,
Denn sie ist zu manchem Gebrauch und für Geld nicht zu haben,
20 Sedes, inque iugo sua commoda sella regenti.
Iam modo solus inest. Ah, quam sinuamine prono
Angulus, en, illic superatur! — Vocibus istis
Uxorem appellat, placida qui pace sedebat
Sub foribus, vicina foro quae attollitur, aedis,
Wenn man ihrer bedarf. Doch heute gab ich so gerne
Manches bessere Stück an Überzügen und Hemden,
Denn ich hörte von Kindern und Alten, die nackend dahergehn.
Wirst du mir aber verzeihn? denn auch dein Schrank ist geplündert.
Und besonders den Schlafrock mit indianischen Blumen,
25 Aureus in clypeo leo cui resplenduit hospes.
    Et respondet ad haec sapiens hera, provida rerum:
Lintea trita, parens, dono concedimus aegre,
Multis apta modis, et non venalia nummis,
Cum discrimen adest. Hodie tamen ipsa libenter
Von dem feinsten Kattun, mit feinem Flanelle gefüttert,
Gab ich hin; er ist dünn und alt und ganz aus der Mode.«
Aber es lächelte drauf der treffliche Hauswirt und sagte:
»Ungern vermiß ich ihn doch, den alten kattunenen Schlafrock,
Echt ostindischen Stoffs; so etwas kriegt man nicht wieder.
30 Lectorum non parca dedi velamina, lectas
Interulasque, mihi cum mentio facta fuisset,
Vestibus orbatos pueros se ferre senesque.
Ignoscesne mihi? tua sunt spoliata vel ipsa
Scrinia, care parens. Et, claram floribus Indis,
Wohl! ich trug ihn nicht mehr. Man will jetzt freilich, der Mann soll
Immer gehn im Surtout und in der Pekesche sich zeigen,
Immer gestiefelt sein; verbannt ist Pantoffel und Mütze.«
»Siehe!« versetzte die Frau, »dort kommen schon einige wieder,
Die den Zug mit gesehn; er muß doch wohl schon vorbei sein.
35 Cottoneam tunicam talarem, stamine molli, 
Vellere subsuto tenui, concessimus. Annis
Attenuata fuit, casca est, aevique prioris.
    At subridet herus bonus, et, tamen aegrius, inquit,
Cottonea veteri, quam texuit Indus eous,
Seht, wie allen die Schuhe so staubig sind! wie die Gesichter
Glühen! und jeglicher führt das Schnupftuch und wischt sich den Schweiß ab.
Möcht' ich doch auch in der Hitze nach solchem Schauspiel so weit nicht
Laufen und leiden! Fürwahr, ich habe genug am Erzählten.«
Und es sagte darauf der gute Vater mit Nachdruck:
40 Hac tunica careo; post haec vix tale paratur.
Esto ! deposui dudum. Nunc scilicet usque
Mos iubet ire virum laena tunicaque paratum
Et caligis; proscripta iacet solea atque galerus.
     En, hera nunc infit, redeunt hic, agmine viso,
»Solch ein Wetter ist selten zu solcher Ernte gekommen,
Und wir bringen die Frucht herein, wie das Heu schon herein ist,
Trocken; der Himmel ist hell, es ist kein Wölkchen zu sehen,
Und von Morgen wehet der Wind mit lieblicher Kühlung.
Das ist beständiges Wetter! und überreif ist das Korn schon;
45 Iam iam nonnulli; iam praeteriisse videtur. 
Quam foedata pedum circumdata vincula plantis
Pulvere! Quam fervent facies! Sudaria promit
Quilibet, abstergens calidum de fronte liquorem.
Absit, in hoc aestu, talem me cernere scenam!
Morgen fangen wir an zu schneiden die reichliche Ernte.«
Als er so sprach, vermehrten sich immer die Scharen der Männer
Und der Weiber, die über den Markt sich nach Hause begaben;
Und so kam auch zurück mit seinen Töchtern gefahren
Rasch, an die andere Seite des Markts, der begüterte Nachbar,
50 Tam procul ire patique ! Mihi sat, discere fando.
    Et magna gravitate parens nunc talia fatur:
Talis temperies messi raro obtigit isti;
Sicca, velut foenum prius, et frumenta legemus,
Tranquillus, sine nube dies, coelumque serenum,
An sein erneuertes Haus, der erste Kaufmann des Ortes,
Im geöffneten Wagen (er war in Landau verfertigt).
Lebhaft wurden die Gassen; denn wohl war bevölkert das Städtchen,
Mancher Fabriken befliß man sich da, und manches Gewerbes.
Und so saß das trauliche Paar, sich unter dem Torweg
55 Spirat ab Eoo grato cum frigore ventus.
Haec bona temperies! maturaque farra vel ultra;
Crastina lux largas resecare monebit aristas.
    Dixerat, inque foro cumulatur turba virorum
Femineumque genus, quos hinc via duxit ad aedes.
Über das wandernde Volk mit mancher Bemerkung ergötzend.
Endlich aber begann die würdige Hausfrau und sagte:
»Seht! dort kommt der Prediger her, es kommt auch der Nachbar
Apotheker mit ihm: die sollen uns alles erzählen,
Was sie draußen gesehn und was zu schauen nicht froh macht.«
60 Über das wandernde Volk mit mancher Bemerkung ergötzend.
Endlich aber begann die würdige Hausfrau und sagte:
»Seht! dort kommt der Prediger her, es kommt auch der Nachbar
Apotheker mit ihm: die sollen uns alles erzählen,
Was sie draußen gesehn und was zu schauen nicht froh macht.«
Freundlich kamen heran die beiden und grüßten das Ehpaar,
Setzten sich auf die Bänke, die hölzernen, unter dem Torweg,
Staub von den Füßen schüttelnd, und Luft mit dem Tuche sich fächelnd.
Da begann denn zuerst, nach wechselseitigen Grüßen,
Der Apotheker zu sprechen und sagte, beinahe verdrießlich:
65 Artifices multos, lucri studiosa, tenebat.
    Sic sub poste domus iuncti sedere mariti,
Multaque de turba praetermigrante iocantur,
Optima dum tandem coniux his vocibus infit:
Illic, ecce venit parochus , vicinus itemque
»So sind die Menschen fürwahr! und einer ist doch wie der andre,
Daß er zu gaffen sich freut, wenn den Nächsten ein Unglück befället!
Läuft doch jeder, die Flamme zu sehn, die verderblich emporschlägt,
Jeder den armen Verbrecher, der peinlich zum Tode geführt wird.
Jeder spaziert nun hinaus, zu schauen der guten Vertriebnen
70 Pharmacopola venit: memorent, quaecunque videbant
Hi nobis, minus haec spectacula grata tuenti.
Comiter accedunt ambo, sponsosque salutant,
Sub foribusque legunt fessi sibi lignea scamna,
Excutiunt pedibus sordes, de pulvere natas,
Elend, und niemand bedenkt, daß ihn das ähnliche Schicksal
Auch, vielleicht zunächst, betreffen kann, oder doch künftig.
Unverzeihlich find ich den Leichtsinn; doch liegt er im Menschen.«
Und es sagte darauf der edle verständige Pfarrherr,
Er, die Zierde der Stadt, ein Jüngling näher dem Manne.
75 Mucinioque cient moto sibi leniter auram.
Tunc infit primus, dicta acceptaque salute,
Pharmacopola, truci fere vultu: scilicet una
Est eademque hominum natura! Libido videndi
Quemque trahit, cum sors alios adversa fatigat.
Dieser kannte das Leben und kannte der Hörer Bedürfnis,
War vom hohen Werte der heiligen Schriften durchdrungen,
Die uns der Menschen Geschick enthüllen und ihre Gesinnung;
Und so kannt' er auch wohl die besten weltlichen Schriften.
Dieser sprach: »Ich tadle nicht gern, was immer dem Menschen
80 Currit, ut adspiciat flammam, quae noxia surgit,
Suppliciumque, reum miserum quo crimina plectunt.
Sic quoque nunc, duros ut cernat quisque labores
Pulsorum e patria, spatiatur; Casus at idem
Non reputat, quod mox, aut post forte, opprimat ipsum.
Für unschädliche Triebe die gute Mutter Natur gab;
Denn was Verstand und Vernunft nicht immer vermögen, vermag oft
Solch ein glücklicher Hang, der unwiderstehlich uns leitet.
Lockte die Neugier nicht den Menschen mit heftigen Reizen,
Sagt! erführ' er wohl je, wie schön sich die weltlichen Dinge
85 Quae, qualis levitas! hominum tamen insita menti.
    Reddit ad haec parochus praestans, et mente sagaci,
Qui decus urbis erat, iuvenis, propiorque virili
Aetati, vitae gnarus; quo coetus egeret
Discentum solers scrutator; certus et idem,
Gegeneinander verhalten? Denn erst verlangt er das Neue,
Suchet das Nützliche dann mit unermüdetem Fleiße;
Endlich begehrt er das Gute, das ihn erhebet und wert macht.
In der Jugend ist ihm ein froher Gefährte der Leichtsinn,
Der die Gefahr ihm verbirgt und heilsam geschwinde die Spuren
90 Quas sit sacrorum praestantia magna librorum,
Qui sortes hominum nobis mentesque revelant;
Clara nec ignorans auctorum scripta profana.
Hic ait: haud equidem facile reprehendo, benigna
Quod natura parens studii mortalibus indit
Tilget des schmerzlichen Übels, sobald es nur irgend vorbeizog.
Freilich ist er zu preisen, der Mann, dem in reiferen Jahren
Sich der gesetzte Verstand aus solchem Frohsinn entwickelt,
Der im Glück wie im Unglück sich eifrig und tätig bestrebet;
Denn das Gute bringt er hervor und ersetzet den Schaden.«
95 Innocui; nam quod mens et sollertia crebro
Non valet, hoc studium felix saepe efficit istud,
Quod regit invicta nos vi. Nova cura videndi
Illecebris ageret si non vehementibus omnes,
Numquid homo pulchram rationem disceret unquam,
Freundlich begann sogleich die ungeduldige Hausfrau:
»Saget uns, was ihr gesehn; denn das begehrt' ich zu wissen.«
»Schwerlich«, versetzte darauf der Apotheker mit Nachdruck,
»Werd ich so bald mich freun nach dem, was ich alles erfahren.
Und wer erzählet es wohl, das mannigfaltigste Elend!
100 Qua quaevis secum res coniunguntur in orbe?
Namque novum primo poscit, studiosius inde
Utile venatur, postremo exoptat honestum,
Hocque attollit ei mentem et lucratur amorem.
Mens levis illius comes est iucunda iuventae,
Schon von ferne sahn wir den Staub, noch eh' wir die Wiesen
Abwärts kamen; der Zug war schon von Hügel zu Hügel
Unabsehlich dahin, man konnte wenig erkennen.
Als wir nun aber den Weg, der quer durchs Tal geht, erreichten,
War Gedräng und Getümmel noch groß der Wandrer und Wagen.
105 Quae discrimen ei tegit, atque doloris acerbi,
Hic ubi praeteriit primum, ratione salubri
Atque via celeri quaevis vestigia delet.
Felix haud dubie vir, qui, maturior aevi,
Explicat ex hilari mente hac grave mentis acumen,
Leider sahen wir noch genug der Armen vorbeiziehn,
Konnten einzeln erfahren, wie bitter die schmerzliche Flucht sei,
Und wie froh das Gefühl des eilig geretteten Lebens.
Traurig war es zu sehn, die mannigfaltige Habe,
Die ein Haus nur verbirgt, das wohlversehne, und die ein
110 Qui, velut adversis rebus , sic sorte secunda,
Comprobat ardorem studii vigilemque laborem;
Nimirum ille bonum profert, damnumque resarcit.
    Comiter at, non passa moras, hera protinus infit:
Quin, quod vidistis, narrate; hoc scire volebam.
Guter Wirt umher an die rechten Stellen gesetzt hat,
Immer bereit zum Gebrauche, denn alles ist nötig und nützlich,
Nun zu sehen das alles, auf mancherlei Wagen und Karren
Durcheinander geladen, mit Übereilung geflüchtet.
Über dem Schranke lieget das Sieb und die wollene Decke,
115    Pharmacopola dein magna gravitate : profecto
Omnibus his visis capiam vix gaudia post haec.
Ecquis et omnigenos valeat memorare labores?
Eminus , atque prius, quam prata accessimus infra,
Pulveream nubem conspeximus; agmen at omne
In dem Backtrog das Bett und das Leintuch über dem Spiegel.
Ach! und es nimmt die Gefahr, wie wir beim Brande vor zwanzig
Jahren auch wohl gesehn, dem Menschen alle Besinnung,
Daß er das Unbedeutende faßt und das Teure zurückläßt.
Also führten auch hier, mit unbesonnener Sorgfalt,
120 Immensa serie iam tum superaverat unum
Post alium collem, nec cernere multa licebat.
At simul atque viam, quas vallem obliqua pererrat,
Attigimus, tum magnus adhuc strepitusque rotarum
Atque viatorum motus fuit, et nimis, eheu,
Schlechte Dinge sie fort, die Ochsen und Pferde beschwerend:
Alte Bretter und Fässer, den Gänsestall und den Käfig.
Auch so keuchten die Weiber und Kinder, mit Bündeln sich schleppend,
Unter Körben und Butten voll Sachen keines Gebrauches;
Denn es verläßt der Mensch so ungern das Letzte der Habe.
125 Vidimus adflictos praetermigrare frequentes,
Atque sigillatim poteramus discere, quantus
Sit dolor exilii tristis, quam gratus itemque
Servatae raptim vitae sit sensus. Acervum
Huncce facultatum mixtarum cernere, sane
Und so zog auf dem staubigen Weg der drängende Zug fort,
Ordnungslos und verwirrt. Mit schwächeren Tieren der eine
Wünschte langsam zu fahren, ein andrer emsig zu eilen.
Da entstand ein Geschrei der gequetschten Weiber und Kinder,
Und ein Blöken des Viehes, dazwischen der Hunde Gebelfer,
130 Tristitiam movit spectanti! Quidquid ubique
Condit plena domus, circum quod herusque locavit
Recto quodque loco vigilans, ut protinus adsit
Usibus (haud etenim quidquam est, quod possit abesse,
Nec prodesse queat!) patuit spectantibus omne,
Und ein Wehlaut der Alten und Kranken, die hoch auf dem schweren
Übergepackten Wagen auf Betten saßen und schwankten.
Aber, aus dem Gleise gedrängt, nach dem Rande des Hochwegs
Irrte das knarrende Rad; es stürzt' in den Graben das Fuhrwerk,
Umgeschlagen, und weithin entstürzten im Schwunge die Menschen,
135 Adque fugam raptim tractum, nullo ordine, plaustra
Et varios carros onerabat. Scrinia supra
Ecce iacet cribrum et tegumen de vellere lanae;
In mactra lectus, speculum lodixque tegebat.
Et, quod abhinc annis viginti vidimus ipsi,
Mit entsetzlichem Schrein, in das Feld hin, aber doch glücklich.
Später stürzten die Kasten und fielen näher dem Wagen.
Wahrlich, wer im Fallen sie sah, der erwartete nun sie
Unter der Last der Kisten und Schränke zerschmettert zu schauen.
Und so lag zerbrochen der Wagen und hülflos die Menschen;
140 Cum flammae furerent: rapiunt discrimina mentem
Mortali, ut levius capiat, carumque relinquat.
Sie quoque vecordi cura hic leviora, bovesque
Cornipedesque bonos onerantia, multa vehebant.
Attritas tabulas, caveam, vasa, anseris aedes.
Denn die übrigen gingen und zogen eilig vorüber,
Nur sich selber bedenkend und hingerissen vom Strome.
Und wir eilten hinzu und fanden die Kranken und Alten,
Die zu Haus und im Bett schon kaum ihr dauerndes Leiden
Trügen, hier auf dem Boden beschädigt ächzen und jammern,
145 Sic et anhelabant matres puerique, trahentes
Fasces, quala, sinus cum rebus nullius usus.
Namque invitus homo dimittit et ultima rerum.
Pulvereaque via densum sic ambulat agmen
Confusum. Monet ille, pecus cui debile, lente
Von der Sonne verbrannt und erstickt vom wogenden Staube.«
Und es sagte darauf gerührt der menschliche Hauswirt:
»Möge doch Hermann sie treffen und sie erquicken und kleiden.
Ungern würd' ich sie sehn; mich schmerzt der Anblick des Jammers.
Schon von dem ersten Bericht so großer Leiden gerühret,
150 Ire, viam celerare iubet studiosius alter.
Strictarum exoritur clamor matrumque satorumque
Et pecoris vox alta, canum sequiturque latratus,
Aegrorum atque senum gemitus, quos, pondere vasto,
Altius in lectis nutantes, currus habebat.
Schickten wir eilend ein Scherflein von unserm Überfluß, daß nur
Einige würden gestärkt, und schienen uns selber beruhigt.
Aber laßt uns nicht mehr die traurigen Bilder erneuern;
Denn es beschleichet die Furcht gar bald die Herzen der Menschen,
Und die Sorge, die mehr als selbst mir das Übel verhaßt ist.
155 At rota iam stridens declinat ad aggeris oram,
Et ruit in fossam deiectus currus, et omnes,
Qui sedere supra, procul impetus egit in agrum,
Horrendo clamore, tamen sat sorte secunda.
Serius effusse cistae, propiusque cadebant
Tretet herein in den hinteren Raum, das kühlere Sälchen.
Nie scheint Sonne dahin, nie dringet wärmere Luft dort
Durch die stärkeren Mauern; und Mütterchen bringt uns ein Gläschen
Dreiundachtziger her, damit wir die Grillen vertreiben.
Hier ist nicht freundlich zu trinken; die Fliegen umsummen die Gläser.«
160 Plaustrum. Labentes sane quicunque videbat,
Pondere cistarum contritos esse timebat.
Sie plaustrum iacuit diffractum, hominesque relicti;
Haud mora, nam reliqui pergunt pedibusque rotisque,
Se modo curantes , abrepti flumine turbae.
Und sie gingen dahin und freuten sich alle der Kühlung.
Sorgsam brachte die Mutter des klaren herrlichen Weines,
In geschliffener Flasche auf blankem zinnernem Runde,
Mit den grünlichen Römern, den echten Bechern des Rheinweins.
Und so sitzend umgaben die drei den glänzend gebohnten
165 At rapido cursu nos acceleramus ; et aegros
Atque senes, qui longa, domi lectoque cubantes,
Vix mala perferrent, hic laesos, atque gementes
Plangentesque videmus humi stratos, et adustos
Solibus, exstinctos tantum non pulveris unda.
Runden, braunen Tisch, er stand auf mächtigen Füßen.
Heiter klangen sogleich die Gläser des Wirtes und Pfarrers;
Doch unbeweglich hielt der dritte denkend das seine,
Und es fordert' ihn auf der Wirt mit freundlichen Worten:
»Frisch, Herr Nachbar, getrunken! denn noch bewahrte vor Unglück
170 Atque humanus herus tunc infit  pectore moto: 
O utinam inveniat, recreetque et vestiat illos
Arminius! Non ipse velim spectare iacentes;
Nam nequeo scenam tantorum ferre malorum.
Iam primo tanti moti rumore laboris,
Gott uns gnädig und wird auch künftig uns also bewahren.
Denn wer erkennet es nicht, daß seit dem schrecklichen Brande,
Da er so hart uns gestraft, er uns nun beständig erfreut hat
Und beständig beschützt, so wie der Mensch sich des Auges
Köstlichen Apfel bewahrt, der vor allen Gliedern ihm lieb ist.
175 Haud cunctanter opum nostrarum misimus assem,
Ut paucis certe quidquam solaminis esset,
Sic nostrae visi iam consuluisse quieti.
Absit at, has porro facies proponere menti;
Tam cito namque hominum mentes metus opprimit, ipsa
Sollt' er fernerhin nicht uns schützen und Hülfe bereiten?
Denn man sieht es erst recht, wie viel er vermag, in Gefahren;
Sollt' er die blühende Stadt, die er erst durch fleißige Bürger
Neu aus der Asche gebaut und dann sie reichlich gesegnet,
Jetzo wieder zerstören und alle Bemühung vernichten?«
180 Et mihi quae clade est odiosior, anxia cura. 
Ouin, agite, averso spatio succedimus, oeci
Frigoribus. Solis radiis hic pervius haud est,
Per crassos muros penetrat non fervidus aer;
Et tu, quod vinum dedit octogesimus annus
Heiter sagte darauf der treffliche Pfarrer und milde:
»Haltet am Glauben fest und fest an dieser Gesinnung;
Denn sie macht im Glücke verständig und sicher, im Unglück
Reicht sie den schönsten Trost und belebt die herrlichste Hoffnung.«
Da versetzte der Wirt mit männlichen, klugen Gedanken:
185 Tertius, alma parens, nobis iam porrigis haustum,
Qui curas fuget. Hic potus laetabilis haud est,
Indomitae stridunt nam circum pocula muscae.
Huc abeuntque viri, gaudentes frigore grato.
    Affert gnava parens vini purique bonique
  190 Ampullam nitidam, quam tersus, stanneus orbis
Sustinet, atque scyphos virides, tibi debita, Rheni
Vinum, vasa. Sedetque trias sic illa virorum,
Ceratam circa nitide, fuscamque rotundamque,
Atque pedum valido firmam munimine mensam.
  195 Hospitis et parochi laetae sonuere repente
Vitra, sed immotum, defixus mente tenebabat
Tertius, ecce, suum, quem provocat hospes amice;
Quin, bone vir, vicine, mihi bibe! Nonne benigne
Arcuit a nobis Deus hactenus aspera fata ?
  200 Et porro arcebit! Quis non agnoscit, ab illo
Funesto, quo nos graviter punivevat, igne,
Hactenus assiduo nos hunc rcreasse favore
Auxilioque sito, carum praestansque suorum
Prae reliquis membrum, pupillam ut quisque tuetur?
  205 Auxiliumne suum nobis tutelaque porro
Non adsint, quae sunt demum manifesta periclis?
Florentemne urbem, quam vix industria civis,
Ipsius auspiciis, cinerum de sordibus, altam
Denuo condebat, quamque ipse fovebat amice,
  210 Exstinguat rursus, vanum reddatque laborem?
    Mitis ad hec pastor bonus infit et ore sereno:
Hancce fidem firmam , firmam mentem hancce teneto,
Illa bonis rebus certos facit atque sagaces,
Rebus at adversis solatia dulcia praestat,
  215 Et mira firmare valet spe pectora nostra.
    Tum respondet herus sapienti mente virili:
Ah, stuperactus ego quam Rheni fluminis undas
Saepe salutavi, cum, sueta negotia curans,
Accessi propior rursus! Comparuit usque
»Wie begrüßt' ich so oft mit Staunen die Fluten des Rheinstroms,
Wenn ich, reisend nach meinem Geschäft, ihm wieder mich nahte!
Immer schien er mir groß und erhob mir Sinn und Gemüte;
Aber ich konnte nicht denken, daß bald sein liebliches Ufer
Sollte werden ein Wall, um abzuwehren den Franken,
220 Ingens ille mihi, et mentem sensumque levavit.
Hoc tamen haud subiit mihi, quod mox litus amicum
Illius arcturus Francos exsisteret agger, 
Alveus et latus depellens undique fossa.
Sie natura tegit, tegit et germanica virtus,
Und sein verbreitetes Bett ein allverhindernder Graben.
Seht, so schützt die Natur, so schützen die wackeren Deutschen
Und so schützt uns der Herr; wer wollte töricht verzagen?
Müde schon sind die Streiter, und alles deutet auf Frieden.
Möge doch auch, wenn das Fest, das lang erwünschte, gefeiert
225 Sicque tegit Dominus nos; quis spem poneret amens?
Iam lassus miles! portendunt omnia pacem!
O, si festa dies sacra celebratur in aede,
Exoptata diu, cum clangit ad organa murmur
Campanae, fractusique tubae sonus intonat, hymnos
Wird, in unserer Kirche, die Glocke dann tönt zu der Orgel,
Und die Trompete schmettert, das hohe Te Deum. begleitend -
Möge mein Hermann doch auch an diesem Tage, Herr Pfarrer,
Mit der Braut, entschlossen, vor Euch am Altare sich stellen,
Und das glückliche Fest, in allen den Landen begangen,
230 Ambrosios augens sublimes, o meus ipsa
Hacce die Arminius tibi si se sistat ad aram,
Paslor amice, sua cum sponsa, promtus, et omni
In regione dies celebrata haec festa quotannis
Et mihi, festa domum vocitans ad gaudia, surgat!
Auch mir künftig erscheinen, der häuslichen Freuden ein Jahrstag!
Aber ungern seh ich den Jüngling, der immer so tätig
Mir in dem Hause sich regt, nach außen langsam und schüchtern.
Wenig findet er Lust, sich unter Leuten zu zeigen;
Ja, er vermeidet sogar der jungen Mädchen Gesellschaft
235 Si tamen hic iuvenis, qui sese sedulus usque
Intus in aede movet, tardus deprenditur extra
Et timidus , doleo. Vitat commercia vitae
Atque puellarum iuvenum vel defugit usum,
Et laetas choreas, quas poscit quaeque iuventus.
Und den fröhlichen Tanz, den alle Jugend begehret.«
Also sprach er und horchte. Man hörte der stampfenden Pferde
Fernes Getöse sich nahn, man hörte den rollenden Wagen,
Der mit gewaltiger Eile nun donnert' unter den Torweg.
240     Sic ait, atque aures substringit, et eminus, ecce,
Ungula dura strepit, strepit impiger impetus axis,
Ostia subque domus tonat, haud mora, rheda volucris.
Sententiae excerptae: