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J. W. v. Goethe
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Hermann und Dorothea4. EuterpeMutter und Sohn |
Arminius et Theodora4. EUTERPEMATER et FILIUSLatine vertit: M.B.G.Fischer 1822 |
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Also sprachen die Männer, sich unterhaltend. Die Mutter Ging indessen, den Sohn erst vor dem Hause zu suchen, Auf der steinernen Bank, wo sein gewöhnlicher Sitz war. Als sie daselbst ihn nicht fand, so ging sie, im Stalle zu schauen, |
Hoc sermone viri tempus traxere. Sed exit Interea genitrix, primum aedes quaerat ut ante In lapidum scamno natum, quo saepe quievit. Hic ubi non reperit, stabulum visura petebat, |
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Ob er die herrlichen Pferde, die Hengste, selber besorgte, Die er als Fohlen gekauft und die er niemand vertraute. Und es sagte der Knecht: "Er ist in den Garten gegangen." Da durchschritt sie behende die langen doppelten Höfe, Ließ die Ställe zurück und die wohlgezimmerten Scheunen, |
5 | Vasatos an equos, praestantes indole, curet, Quos pullos emtos audebat credere nulli. Quaerenti sed servus ait: discessit in hortum. Haud mora longa dein percurritur area duplex; A tergo stabulum, bene conditaquc horrea linquit, |
Trat in den Garten, der weit bis an die Mauern des Städtchens Reichte, schritt ihn hindurch und freute sich jegliches Wachstums, Stellte die Stützen zurecht, auf denen beladen die Äste Ruhten des Apfelbaums, wie des Birnbaums lastende Zweige, Nahm gleich einige Raupen vom kräftig strotzenden Kohl weg; |
10 | Ingrediturque hortum, qui moenia ad usque patebat Urbis, eum transit, quovis laetatur et auctu, Fulcraque componit, plenos servantia mali Ramos; atque piri frondes cum pondere frugum; Et campas oleri nonnullas tollit opimae, |
Denn ein geschäftiges Weib tut keine Schritte vergebens. Also war sie ans Ende des langen Gartens gekommen, Bis zur Laube, mit Geißblatt bedeckt; nicht fand sie den Sohn da, Ebensowenig, als sie bis jetzt ihn im Garten erblickte. Aber nur angelehnt war das Pförtchen, das aus der Laube, |
15 | Nam facit incassum non strenua femina gressum. Et sic ad longi finem pervenerat horti, Ad scenam, clymeno tectam, non obvia nato, Hactenus ut toto non illum viderat horto. Ast acclinis erat tantummodo portula, murum |
Aus besonderer Gunst, durch die Mauer des Städtchens gebrochen Hatte der Ahnherr einst, der würdige Burgemeister. Und so ging sie bequem den trocknen Graben hinüber, Wo an der Straße sogleich der wohl umzäunete Weinberg Aufstieg steileren Pfads, die Fläche zur Sonne gekehret. |
20 | Rumpere qua quondam per scenam gratia Patrum Concedebat avo, qui consul amore valebat. Atque ita per siccam transivit commoda fossam, Quo vicina viae circumdata vinea septis Ardua surgebat radiis solisque patebat. |
Auch den schritt sie hinauf und freute der Fülle der Trauben Sich im Steigen, die kaum sich unter den Blättern verbargen. Schattig war und bedeckt der hohe mittlere Laubgang, Den man auf Stufen erstieg von unbehauenen Platten. Und es hingen herein Gutedel und Muskateller, |
25 | Hanc etiam superat, gaudetque frequentibus uvis Adscendens, rara quas texit pampinus umbra. In medio solem defendit porticus alta, Quo sursum duxere gradus, nulla arte subactis E saxis, apiana cavam circa uva pependit, |
Rötlich-blaue daneben von ganz besonderer Größe, Alle mit Fleiße gepflanzt, der Gäste Nachtisch zu zieren. Aber den übrigen Berg bedeckten einzelne Stöcke, Kleinere Trauben tragend, von denen der köstliche Wein kommt. Also schritt sie hinauf, sich schon des Herbstes erfreuend |
30 | Purpureique alii permagna mole racemi,
Plantati summa cura, quo lauta pararent Hospitibus quondam bellaria. Cetera montis Distantes a se texere minoribus uvis Vites, quae praestant gratissima vina palato. |
Und des festlichen Tags, an dem die Gegend im Jubel Trauben lieset und tritt und den Most in die Fässer versammelt, Feuerwerke des Abends von allen Orten und Enden Leuchten und knallen und so der Ernten schönste geehrt wird. Doch unruhiger ging sie, nachdem sie dem Sohne gerufen |
35 | Sic scandit, iam nunc auctumni laeta futuri Temporis ac festi, regio quo tota triumphans Praecidit calcatque uvas, et dolia musto Replet, et effulgent resonantque ubicunque locorum Vespere, prae reliquis pulchrae, pyropaegnia messi. |
Zwei-, auch dreimal und nur das Echo vielfach zurückkam, Das von den Türmen der Stadt, ein sehr geschwätziges, herklang. Ihn zu suchen war ihr so fremd; er entfernte sich niemals. Weit, er sagt' es ihr denn, um zu verhüten die Sorge Seiner liebenden Mutter und ihre Furcht vor dem Unfall. |
40 | At turbata magis pergit, cum terque quaterque Clamasset nato, nec quid, nisi multa redisset Garrula, de speculis urbis resonabilis, echo. Quippe novum acciderat genitrici, qaerere natum, Qui procul exivit nunquam, quin diceret, ut ne |
Zwei-, auch dreimal und nur das Echo vielfach zurückkam, Das von den Türmen der Stadt, ein sehr geschwätziges, herklang. Ihn zu suchen war ihr so fremd; er entfernte sich niemals. Weit, er sagt' es ihr denn, um zu verhüten die Sorge Seiner liebenden Mutter und ihre Furcht vor dem Unfall. |
45 | Anxia fida parens damni quid forte timeret. Nec tamen abiecit spem, quin reperiret in isto Tramite: namque fores etiam hic infraque patebant, Et supra. Campum sicque est ingressa, peramplo Aequore vitiferi qui collis dorsa tegebat, |
Sich der eigenen Saat und des herrlich nickenden Kornes, Das mit goldener Kraft sich im ganzen Felde bewegte. Zwischen den Äckern schritt sie hindurch, auf dem Raine, den Fußpfad, Hatte den Birnbaum im Auge, den großen, der auf dem Hügel Stand, die Grenze der Felder, die ihrem Hause gehörten. |
50 | Hactenus usque solo proprio progressa, suisque
Laeta satis et farre, gravi quod nutat arista, Et cuius toto se vis movet aurea campo. Permeat inter agros erecto tramite paulum, Prospicit atque pirum, quae stans in colle, perampla |
Wer ihn gepflanzt, man konnt' es nicht wissen. Er war in der Gegend Weit und breit gesehn und berühmt die Früchte des Baumes. Unter ihm pflegten die Schnitter des Mahls sich zu freuen am Mittag Und die Hirten des Viehs in seinem Schatten zu warten; Bänke fanden sie da von rohen Steinen und Rasen. |
55 | Ipsius domni proprios disterminat agros. Exoluit, plantans ; oculis procul obvia, fruges Edidit, in cuncta circum regione celebres. Sub patula laetus messor prandere solebat, Illius atquc gregem pastor curare sub umbra. |
Und sie irrete nicht; dort saß ihr Hermann und ruhte, Saß mit dem Arme gestützt und schien in die Gegend zu schauen Jenseits, nach dem Gebirg, er kehrte der Mutter den Rücken. Sachte schlich sie hinan und rührt' ihm leise die Schulter. Und er wandte sich schnell; da sah sie ihm Tränen im Auge. |
60 | E crudis aderant saxis et cespite scamna. Nec spes fallit eam; sedet hic, nisusque lacerto Arminius requiescit ei, et spectare videtur Ulteriora, iugum versus, loca, fronte parenti Aversa. Tacite subrepit, leniter eius |
"Mutter", sagt' er betroffen, "Ihr überrascht mich!" Und eilig Trocknet' er ab die Träne, der Jüngling edlen Gefühles. "Wie? du weinest, mein Sohn?" versetzte die Mutter betroffen; "Daran kenn ich dich nicht! ich habe das niemals erfahren! Sag, was beklemmt dir das Herz? was treibt dich, einsam zu sitzen |
65 | Attrectans humeros. Tum versus protinus ille Adstanti matri lacrymantia lumina prodit. Improvisa mihi, turbata mente profatur, Mater, ades, sensuque vigens mox lumina siccat. Tunc, parens commota refert, fles, nate? Quid istud? |
Unter dem Birnbaum hier? was bringt dir Tränen ins Auge?" Und es nahm sich zusammen der treffliche Jüngling und sagte: "Wahrlich, dem ist kein Herz im ehernen Busen, der jetzo Nicht die Not der Menschen, der umgetriebnen, empfindet; Dem ist kein Sinn in dem Haupte, der nicht um sein eigenes Wohl sich |
70 | Talem te nunquam vidi! Dic, quaeso, quid angit. Cor tibi, quidque piro solum residere sub ista Te movet, in lacrymas et quid tua lumina solvit ? Colligit at iuvenis sese generosus et infit: Ille profecto gerit pro corde in pectore ferrum, |
Und um des Vaterlands Wohl in diesen Tagen bekümmert. Was ich heute gesehn und gehört, das rührte das Herz mir; Und nun ging ich heraus und sah die herrliche weite Landschaft, die sich vor uns in fruchtbaren Hügeln umherschlingt, Sah die goldene Frucht den Garben entgegen sich neigen |
75 | Qui profugae turbae iam non mala tristia sentit; Est rationis inops, cui iam non hisce diebus Tam privata salus curae est, quam publica! Certe, Hac quod ego vidi atque audivi luce, movebat Cor mihi; laetificum quare hunc visurus et amplum |
Und ein reichliches Obst und volle Kammern versprechen. Aber, ach! wie nah ist der Feind! Die Fluten des Rheines Schützen uns zwar; doch ach! was sind nun Fluten und Berge Jenem schrecklichen Volke, das wie ein Gewitter daherzieht! Denn sie rufen zusammen aus allen Enden die Jugend |
80 | Tractum, frugiferis qui nos cum collibus ambit, Exivi; fruges vidi, quae fascibus aureum Acclinant caput, et plenas spondentia cellas Poma. Sed haud procul hostis abest! Arcere videntur Huncce quidem Rheni fluctus; tamen unda iugumque |
Wie das Alter und dringen gewaltig vor, und die Menge Scheut den Tod nicht; es dringt gleich nach der Menge die Menge. Ach! und ein Deutscher wagt, in seinem Hause zu bleiben? Hofft vielleicht zu entgehen dem alles bedrohenden Unfall? Liebe Mutter, ich sag Euch, am heutigen Tage verdrießt mich, |
85 | Qui tardent illum, gradientem more proccelae Horrendum populum? Quovis ex fine iuventam Cogunt atque senes, instant vehementius, haud mors Terret eos, sequiturque manum manus altera sponte. Audet et, ah, remanere domi Germana propago? |
Daß man mich neulich entschuldigt, als man die Streitenden auslas Aus den Bürgern. Fürwahr! ich bin der einzige Sohn nur, Und die Wirtschaft ist groß und wichtig unser Gewerbe; Aber wär' ich nicht besser, zu widerstehen da vorne An der Grenze, als hier zu erwarten Elend und Knechtschaft? |
90 | Sperat forte, malum vitare, quod omnibus instat? Scito, cara parens, hodie me mordet, abisse Immunem nuper, cum supplementa legebant. Una quidem soboles sum, magna negotia versat Nostra domus, lateque patent commercia nobis: |
Ja, mir hat es der Geist gesagt, und im innersten Busen Regt sich Mut und Begier, dem Vaterlande zu leben Und zu sterben und andern ein würdiges Beispiel zu geben. Wahrlich, wäre die Kraft der deutschen Jugend beisammen, An der Grenze, verbündet, nicht nachzugeben den Fremden, |
95 | At, quis ibi primis non mallet finibus hostem Pellere, quam tandem ferre hic luctumque iugumque? Me sed enim monuit mens , imo et pectore fervet Votum animusque mihi, patriae vel vivere, mortem Vel tolerare, alios dignisque impellere factis |
Oh, sie sollten uns nicht den herrlichen Boden betreten Und vor unseren Augen die Früchte des Landes verzehren, Nicht den Männern gebieten und rauben Weiber und Mädchen! Sehet, Mutter, mir ist im tiefsten Herzen beschlossen, Bald zu tun und gleich, was recht mir deucht und verständig; |
100 | Certe, si virtus Germanae iuncta iuventae
Adforet ad fines, cunctis animisque sederet, Cedere non turbae peregrinae: scilicet illa Egregium hocce solum non tangeret, atque laborum Praemia surriperet nobis spectantibus, et non |
Denn wer lange bedenkt, der wählt nicht immer das Beste. Sehet, ich werde nicht wieder nach Hause kehren! Von hier aus Geh ich gerad in die Stadt und übergebe den Kriegern Diesen Arm und dies Herz, dem Vaterlande zu dienen. Sage der Vater alsdann, ob nicht der Ehre Gefühl mir |
105 | Iura viris daret, haud raperet, matresque satasque. En, mihi, cara parens, imo fert corde voluntas, Mox, mihi quod rectum sapiensque videtur, obire ; Namque diu meditans non deligit optima semper. Non repetam, ecce, domum! Confestim exinde sed urbem |
Auch den Busen belebt und ob ich nicht höher hinauf will!" Da versetzte bedeutend die gute verständige Mutter, Stille Tränen vergießend, sie kamen ihr leichtlich ins Auge: "Sohn, was hat sich in dir verändert und deinem Gemüte, Daß du zu deiner Mutter nicht redest wie gestern und immer, |
110 | Accedam, ut tradam sociis bellantibus ista
Brachia corque meum patriae telluris in usum. Decernatque parens, annon quoque sensus honoris Incendat mihi cor, cupiam non tendere sursum! At bona tum genitrix, tacite lacrymata, - madebant |
Offen und frei, und sagst, was deinen Wünschen gemäß ist? Hörte jetzt ein Dritter dich reden, er würde fürwahr dich Höchlich loben und deinen Entschluß als den edelsten preisen, Durch dein Wort verführt und deine bedeutenden Reden. Doch ich tadle dich nur; denn sieh, ich kenne dich besser. |
115 | Lumina ei facile lacrymis - arguta profatur: Quae tibi, nate, tuae facta est conversio mentis? Non ut heri semperque tua cum matre, recludens Cordis vota tui, quod sentis, faris aperte! Quin, alius si quis te nunc audiret, ad astra |
Du verbirgst dein Herz und hast ganz andre Gedanken. Denn ich weiß es, dich ruft nicht die Trommel, nicht die Trompete, Nicht begehrst du zu scheinen in der Montur vor den Mädchen; Denn es ist deine Bestimmung, so wacker und brav du auch sonst bist, Wohl zu verwahren das Haus und stille das Feld zu besorgen. |
120 | Tolleret ille tuum nomen mentemque virilem
Atque piam, captus verbis ac pondere vocum. At mihi, quae melius te novi, haud, nate probaris. Dissimulas sensum, atque aliud sub pectore volvis. Non te signa tubae vocitant nec tympana, nec vis |
Darum sage mir frei: was dringt dich zu dieser Entschließung?" Ernsthaft sagte der Sohn: "Ihr irret, Mutter. Ein Tag ist Nicht dem anderen gleich. Der Jüngling reifet zum Manne; Besser im stillen reift er zur Tat oft als im Geräusche Wilden, schwankenden Lebens, das manchen Jüngling verderbt hat. |
125 | Militis ornatu coram fulgere puellis;
Namque tuum, quamvis sis cetera fortis et acer, Est, agros tacite curare, domumque tueri. Hinc age, vera refer; quae te sententia vertit? Tum graviter natus: genitrix, te decipit error. |
Und so still ich auch bin und war, so hat in der Brust mir Doch sich gebildet ein Herz, das Unrecht hasset und Unbill, Und ich verstehe recht gut die weltlichen Dinge zu sondern; Auch hat die Arbeit den Arm und die Füße mächtig gestärket. Alles, fühl ich, ist wahr; ich darf es kühnlich behaupten. |
130 | Non, velut una dies, est altera: crescit ephebus Inque virum transit; celerantque silentia crebro Eius virtutem melius, quam noxius ille Tam multis vitae dubiae immodicaeque tumultus. Et mihi, qui, quod eram, sum iamque quietus, in imo |
Und doch tadelt Ihr mich mit Recht, o Mutter, und habt mich Auf halbwahren Worten ertappt und halber Verstellung. Denn, gesteh' ich es nur, nicht ruft die nahe Gefahr mich Aus dem Hause des Vaters und nicht der hohe Gedanke, Meinem Vaterland hülfreich zu sein und schrecklich den Feinden. |
135 | Se tamen effinxit cor pectore, iniqua nefasque Detestans, mundana probe discernere novi; Firmavitque pedes mire labor atque lacertos. Sic est; ipse mihi sensus testatur, idemque Intrepide memorare licet: nihilominus ultro |
Worte waren es nur, die ich sprach: sie sollten vor Euch nur Meine Gefühle verstecken, die mir das Herz zerreißen. Und so laßt mich, o Mutter! Denn da ich vergebliche Wünsche Hege im Busen, so mag auch mein Leben vergeblich dahingehn. Denn ich weiß es recht wohl: der einzelne schadet sich selber, |
140 | Confiteor, genitrix: reprobasti iure, satusque Est tibi deprensus, miscens fallacia veris. Nam, vere fatear, me non ex aede paterna Discrimen propius vocat et sententia praestans, Auxilium patriae, clademque parare tyrannis. |
Der sich hingibt, wenn sich nicht alle zum Ganzen bestreben." "Fahre nur fort", so sagte darauf die verständige Mutter, "Alles mir zu erzählen, das Größte wie das Geringste! Denn die Männer sind heftig und denken nur immer das Letzte, Und die Hindernis treibt die Heftigen leicht von dem Wege; |
145 | Verba fuere modo, tibi quae, matercula, sensus Occulerent, nostri qui pectoris intima rumpunt. Atque ita cede, parens! Nam cum me lactet inani Spe pectus, quoque vita mihi vanescat inanis ! Namque probe novi: fraudem sibi singulus affert, |
Aber ein Weib ist geschickt, auf Mittel zu denken, und wandelt Auch den Umweg, geschickt zu ihrem Zweck zu gelangen. Sage mir alles daher, warum du so heftig bewegt bist, Wie ich dich niemals gesehn, und das Blut dir wallt in den Adern, Wider Willen die Träne dem Auge sich dringt zu entstürzen." |
150 | Qui sibi non parcit, toti nisi quisque laborat. Deinde parens cordata refert: quin prodere perge Singula, nate, mihi, seu maxima, sive minora. Indole quippe viri vehemente extrema volutant, Aque via facile retrahunt obstacla feroces; |
Da überließ sich dem Schmerze der gute Jüngling und weinte, Weinte laut an der Brust der Mutter und sprach so erweichet: "Wahrlich! des Vaters Wort hat heute mich kränkend getroffen, Das ich niemals verdient, nicht heut und keinen der Tage. Denn die Eltern zu ehren war früh mein Liebstes, und niemand |
155 | At reperire modos bene femina novit, et illa Scita per ambages quoque scit contingere metam. Hinc age, quid, memora, te sic commovit, ut ante Te vidi nunquam? movet hunc quid sanguinis aestum? Cur lacryma invitis oculis erumpere tentat? |
Schien mir klüger zu sein und weiser, als die mich erzeugten Und mit Ernst mir in dunkeler Zeit der Kindheit geboten. Vieles hab ich fürwahr von meinen Gespielen geduldet, Wenn sie mit Tücke mir oft den guten Willen vergalten; Oftmals hab ich an ihnen nicht Wurf noch Streiche gerochen: |
160 | Deinde bonus iuvenis, nequiens cohibere dolorem, Solvitur in lacrymas, lateri genitricis adhaerens, Commotoque animo, nimirum dicta parentis Me pupugere, refert, hodieque nec illa, nec unquam me meruisse puto. Namque observare parentes |
Aber spotteten sie mir den Vater aus, wenn er sonntags Aus der Kirche kam mit würdig bedächtigem Schritte, Lachten sie über das Band der Mütze, die Blumen des Schlafrocks, Den er so stattlich trug und der erst heute verschenkt ward: Fürchterlich ballte sich gleich die Faust mir, mit grimmigem Wüten |
165 | Gnaviter a teneris studui; prudentior illis Atque magis sapiens, qui me genuere, suisque Praeceptis caecam graviter rexere iuventam, Nemo mihi visus. Tranquillus saepe sodales, Qui, bene cum sensi, secus excepere ferebam; |
Fiel ich sie an und schlug und traf mit blindem Beginnen, Ohne zu sehen, wohin. Sie heulten mit blutigen Nasen Und entrissen sich kaum den wütenden Tritten und Schlägen. Und so wuchs ich heran, um viel vom Vater zu dulden, Der statt anderer mich gar oft mit Worten herumnahm, |
170 | Haud semel et lapides tolerabam et verbera lente: At simulac patri, cum festis ille diebus, Incedens digne gvaviterque, rediret ab aede, Illusere; simul clavum risere cuculli, Aut tunicae flores, ample quam gesserat, et quae |
Wenn bei Rat ihm Verdruß in der letzten Sitzung erregt ward, Und ich büßte den Streit und die Ränke seiner Kollegen. Oftmals habt Ihr mich selbst bedauert; denn vieles ertrug ich, Stets in Gedanken der Eltern von Herzen zu ehrende Wohltat, Die nur sinnen, für uns zu mehren die Hab' und die Güter, |
175 | Est hodie demum dono concessa: repente
Tum pugnum horrende compressi; percitus ira Invasi reprobos, tutudi, caecusque furore Percussi temere. Respersis sanguine nasis Exululant, aegre plagas ictusque feroces |
Und sich selber manches entziehn, um zu sparen den Kindern. Aber, ach! nicht das Sparen allein, um spät zu genießen, Macht das Glück, es macht nicht das Glück der Haufe beim Haufen, Nicht der Acker am Acker, so schön sich die Güter auch schließen. Denn der Vater wird alt, und mit ihm altern die Söhne, |
180 | Elapsi. Sed iam videor, quo tracter inique A patre, succrevisse mihi. Si pungitur extra, Plector ego; stomachum si proxima sessio Patrum Movit ei, ipse luo fratrum litesque dolosque. Ipse meam tu saepe vicem es miserata; ferentis |
Ohne die Freude des Tags, und mit der Sorge für morgen. Sagt mir, und schauet hinab, wie herrlich liegen die schönen, Reichen Gebreite nicht da, und unten Weinberg und Gärten, Dort die Scheunen und Ställe, die schöne Reihe der Güter! Aber seh ich dann dort das Hinterhaus, wo an dem Giebel |
185 | Multa, quod usque pius colui benefacta parentum, Qui bona perpetuo nobis augere laborant, Multa negantque sibi, quo natis plura recondant. Haud tamen, ah, verae sat consulit ille saluti, qui parce vivit, quo tandem sero fruatur; |
Sich das Fenster uns zeigt von meinem Stübchen im Dache, Denk ich die Zeiten zurück, wie manche Nacht ich den Mond schon Dort erwartet und schon so manchen Morgen die Sonne, Wenn der gesunde Schlaf mir nur wenige Stunden genügte: Ach! da kommt mir so einsam vor, wie die Kammer, der Hof und |
190 | Non te fortunat cumulatus acervcus acervo,
Non, licet egregie quadrent, ager additus agro. Quippe senecta venit patri, natique senescunt, Gaudia nulla diem recreant, aegrique resurgunt, En, quam praeclare nobis hic ditia, mater, |
Garten, das herrliche Feld, das über die Hügel sich hinstreckt; Alles liegt so öde vor mir: ich entbehre der Gattin." Da antwortete drauf die gute Mutter verständig: "Sohn, mehr wünschest du nicht, die Braut in die Kammer zu führen, Daß dir werde die Nacht zur schönen Hälfte des Lebens |
195 | Arvaque pulchra iacent, cumque hortis vinea deorsum, Horrea cum stabulis, series tam pulchra bonorum! At postuma domus, ubi sese in culmine prodit Illa fenestra, meae sub tectis nuncia cellae, Si tueor, repetens, quam multis noctibus illic |
Und die Arbeit des Tags dir freier und eigener werde, Als der Vater es wünscht und die Mutter. Wir haben dir immer Zugeredet, ja dich getrieben, ein Mädchen zu wählen. Aber mir ist es bekannt, und jetzo sagt es das Herz mir: Wenn die Stunde nicht kommt, die rechte, wenn nicht das rechte |
200 | Oppertus fuerim surgentis cornua lunae,
Et quotiens ortus Phoebeos mane, salubris Cum mihi per paucas somnus suffecerat horas: Ah, tum cella mihi velut, hortus et area, et arva, Pulchra patent supra quae colles, sola videntur. |
Mädchen zur Stunde sich zeigt, so bleibt das Wählen im Weiten, Und es wirket die Furcht, die falsche zu greifen, am meisten. Soll ich dir sagen, mein Sohn, so hast du, ich glaube, gewählet, Denn dein Herz ist getroffen und mehr als gewöhnlich empfindlich. Sag es gerad nur heraus, denn mir schon sagt es die Seele: |
205 | Cuncta iacent deserta mihi: sum coniugis expers! Tum cordata parens: magis haud tibi iungere sponsam Nate, cupis, vitae pulcherrima gaudia noctes Quo tibi dimidient, et liberiora magisque Propria reddantur tibi munera certa diei, |
Jenes Mädchen ist's, das vertriebene, die du gewählt hast." "Liebe Mutter, Ihr sagt's!" versetzte lebhaft der Sohn drauf. "Ja, sie ist's! und führ ich sie nicht als Braut mir nach Hause Heute noch, ziehet sie fort, verschwindet vielleicht mir auf immer In der Verwirrung des Kriegs und im traurigen Hin- und Herziehn. |
210 | Quam pater hoc cupit et genitrix. Tibi suasimus ambo Semper, et institimus dictis, optare puellam. At novi, et cor nunc ipsum mihi comprobat: hora Si non iusta venit, non hora hac iusta puella : Nil valet; erroris mentem metus occupat omnem. |
Mutter, ewig umsonst gedeiht mir die reiche Besitzung Dann vor Augen, umsonst sind künftige Jahre mir fruchtbar. Ja, das gewohnte Haus und der Garten ist mir zuwider; Ach! und die Liebe der Mutter, sie selbst nicht tröstet den Armen. Denn es löset die Liebe, das fühl ich, jegliche Bande, |
215 | Fallor, an optasti tu iam tibi nate? Profecto Est tibi percussum, nimis irritabile pectus. Haud, age, dissimula; mihi vox interna recludit: Quam tibi legisti, depulsa est ista puella. Recte, cara parens, alacer tum filius infit: |
Wenn sie die ihrigen knüpft; und nicht das Mädchen allein läßt Vater und Mutter zurück, wenn sie dem erwähleten Mann folgt; Auch der Jüngling, er weiß nichts mehr von Mutter und Vater, Wenn er das Mädchen sieht, das einziggeliebte, davonziehn. Darum lasset mich gehn, wohin die Verzweiflung mich antreibt. |
220 | Haec est! atque hodie si non mihi iunxero sponsam, Hinc abit, et forsan nullo mihi redditur aevo, In belli turbis erroribus atque viarum. Ah, tum me coram, mater, possessio larga Provenit incassum; iuvat haud me frugifer annus! |
Denn mein Vater, er hat die entscheidenden Worte gesprochen, Und sein Haus ist nicht mehr das meine, wenn er das Mädchen Ausschließt, das ich allein nach Haus zu führen begehre." Da versetzte behend die gute verständige Mutter: "Stehen wie Felsen doch zwei Männer gegeneinander! |
225 | Quin vel consuetae me poenitet aedis et horti; Ah, vel matris amor miserum solamine fraudat. Scilicet, hoc sentit mea mens, amor omnia solvit Vincula, cum nectit sua; nonque puella relinquit Sola patrem matremque suam, sectata maritum, |
Unbewegt und stolz will keiner dem andern sich nähern, Keiner zum guten Worte, dem ersten, die Zunge bewegen. Darum sag ich dir, Sohn: noch lebt die Hoffnung in meinem Herzen, daß er sie dir, wenn sie gut und brav ist, verlobe, Obgleich arm, so entschieden er auch die Arme versagt hat. |
230 | Quem sibi delegit, iuvenis matrisque patrisque Immemor est pariter, cum, cuius amore puellae Deperit, hancce suis cernit discedere terris. Hinc age, quo spes me propellit ademta salutis, Mitte. Fuit patris vox dictatoria; non est |
Denn er redet gar manches in seiner heftigen Art aus, Das er doch nicht vollbringt; so gibt er auch zu das Versagte. Aber ein gutes Wort verlangt er und kann es verlangen; Denn er ist Vater! Auch wissen wir wohl, sein Zorn ist nach Tische, Wo er heftiger spricht und anderer Gründe bezweifelt, |
235 | Eius porro domus mea, si, quam ducere in aedes Exopto patrias, excluditur una puella. At bona tum genitrix subito cordata profatur; Adversi sibi nempe duo stant more petrarum Usque viri: immoti tumidique accedere neuter |
Nie bedeutend; es reget der Wein dann jegliche Kraft auf Seines heftigen Wollens und läßt ihn die Worte der andern Nicht vernehmen, er hört und fühlt alleine sich selber. Aber es kommt der Abend heran, und die vielen Gespräche Sind nun zwischen ihm und seinen Freunden gewechselt. |
240 | Vult propius, neuter blandam prior edere vocem, Hinc, sate, scito, mihi spes est in.corde superstes, Hanc tibi sponsurum patrem, si noverit illam Eximiam probitate, licet sit curta supellex, Fortiter et quamvis sit detestatus egenam. |
Milder ist er fürwahr, ich weiß, wenn das Räuschchen vorbei ist Und er das Unrecht fühlt, das er andern lebhaft erzeugte. Komm! wir wagen es gleich; das Frischgewagte gerät nur, Und wir bedürfen der Freunde, die jetzo bei ihm noch versammelt Sitzen; besonders wird uns der würdige Geistliche helfen." |
245 | Scilicet, ut vehemens est indole, multa profatur, Quae non exsequitur; sic annuit ante negata. At blandas poscit voces, et poscere fas est; Nam pater est! Et nos bene novimus, illius iram Post epulas, ubi voce fere magis utitur acri, |
Also sprach sie behende und zog, vom Steine sich hebend, Auch vom Sitze den Sohn, den willig folgenden. Beide Kamen schweigend herunter, den wichtigen Vorsatz bedenkend. |
250 | Quaeque alii affirmant, solet addubitare, repente Se mollire; merum nam quamvis excitat illi Aestus praecipitis vim, non intelligit, alter Quod loquitur, semet solum modo sentit et audit. At iam vesper adest, cessant commercia linguae. |
255 | Mitior haud dubie est iam, cum non saucius ultra, Quo laesit vehemens alios, sentiscit iniquum. Experiamur, ades! vincit, qui fortiter audet. Quique morantur adhuc iuxta, auxiliantur amici, Dignus et inprimis parochus succurret amice. |
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260 | Sic celerat voces, lapidemque relinquit, et una Attrahit et natum de scamno, sponte sequentem. Descendunt taciti, volventes acria mente. |
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