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Marcus Tullius Cicero
De re publica

Referatsthemen

 

 
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Das Somnium Scipionis und Platons ER-Mythos 
Referat von Dorothea Kintz (LK 12/2000-01) 

 

1. Cicero und sein Verhältnis zu Platon

Cicero waren die Ideen Platons gut bekannt und er setzt sich mit ihnen auseinander. Manche übernahm er unverändert, andere passte er so an, dass sie den römischen Auffassungen besser entsprachen.

Die vielfältigen Beziehungen zwischen beider Schrift über den Staat sind Thema eines eigenen Referates. Hier soll ein spezieller Teilbezug herausgegriffen werden:

Sowohl in Platons Politeia als auch in Ciceros De Re Publica steht am Schluss eine Vision darüber, was den Seelen nach dem Tod widerfährt. 

Die Episoden geben ein Bild des Jenseits wieder, das einmal seinen Eigenwert besitzt, dann aber dem Verfasser im Kontext der Gesamtschrift dazu dient, seine Vorstellungen von Gerechtigkeit und Staatsordnung durch eine kosmische Dimension zu bekräftigen. Das Jenseits steht in beiden Fällen für den Willen der obersten Gottheit.

2.  Zusammenfassung der beiden Texte

Zuerst möchte ich beide Texte zusammenfassen:

a) Der Er-Mythos

Der ER‑Mythos Platons ist der Bericht des Pamphyliers ER, der in einem Krieg getötet wird, aber zwölf Tage später wieder auflebt. ER beschreibt seinen Gang durch die Unterwelt.

ERs Seele fährt aus dem Körper und gelangt an einen wunderbaren Ort. Dort gibt es je zwei Spalten in den Himmel und in die Erde. In der Mitte sitzen Richter, die über die ankommenden Seelen urteilen. Die Seelen, die ihr Leben tugendhaft verbracht haben, dürfen die Spalte betreten, die in den Himmel führt. Die Ungerechten betreten die Spalte, die in die Erde hinunterführt.

1000 Jahre wandern die Seelen durch das ihnen zugewiesenen Gebiet, dann kehren sie durch die beiden weiteren Spalten zurück. Sie treffen sich und erzählen von ihren Erlebnissen. Am wichtigsten erscheint es dem Erzähler, die Strafen zu nennen, die für jedes begangene Unrecht verhängt werden. Aus der Gruppe der Ungerechten werden die Tyrannen besonders hervorgehoben und die grausamen Strafen, die sie in der Erde erleiden müssen. Über das Wohlergehen derer, die den Himmel durchwandern, wird nur wenig berichtet. 

Die Seelen gelangen nun an einen Ort, an dem es die Spindel der Notwendigkeit zu bestaunen gibt. Diese Spindel besteht aus acht Wirbeln, die auf komplizierte Weise ineinander stecken. Auf den Rändern der Wirbel sitzt je einen Sirene, die die ganze Zeit einen Ton von sich gibt. Jede Sirene singt einen anderen Ton. Neben der personifizierten Notwendigkeit sitzen die drei Moiren Lachesis, Klotho und Atropos.

Spindel der Notwendigkeit

Da die Seelen wieder in ein neues Leben eintreten müssen, dürfen sie ihre neue Lebensweise wählen. Zuerst losen sie, in welcher Reihenfolge sie sich zu entscheiden haben, dann suchen sie sich ihr neues Leben aus. Dabei können sie aus einer Fülle aller erdenklicher Lebensformen von Tieren und Menschen wählen. Es wird auch beschrieben, wie Seelen wählen, die in ihrem früheren Leben einmal berühmt gewesen sind. Zuletzt gelangen die Seelen zum Feld des Vergessens und zum Flusse Sorglos, von dessen Wasser sie trinken. Sie gelangen von dort in ihr neues Leben. ER, der einen gewisse Sonderrolle gespielt hat (er wurde nicht gerichtet, durfte kein neues Leben wählen ... ) erwacht morgens auf dem Scheiterhaufen. 

b) Das Somnium Scipionis

Scipios Traum ist der Bericht des P. Cornelius Scipio Aemilianus Africanus minor Numantinus von einem Traum, den er angeblich um 148 v Chr. hatte und in dem sich ihm Jenseitsvorstellungen offenbarten. Scipio ist als Militärtribun in Africa. Dort besucht er Masinissa, dem König des numidischen Reiches. In dem Begrüßungsgespräch erzählt der alte König von Scipio Africanus maior, wobei er "omniaque eius non facta solum sed etiam dicta meminisset". (10) 

Nachdem Scipio sich schlafen gelegt hat, erscheint ihm Africanus im Traum und spricht ihn an. Africanus sagt Scipio die Zukunft voraus. Scipio wird als Konsul, Legat, und in anderen Ämtern die Geschicke der Res Publica lenken; er wird sowohl Karthago als auch Numantia erobern. In einer von den Gracchen erzeugten Notlage wird sich der Staat Scipio als Dictator erwählen, sofern dieser nicht zuvpr von seinen Verwandten ermordet wird. (Scipio war mit Sempronia, der Schwester der Reformpolitiker Tiberius und Gaius Gracchus verheiratet und die Gracchen waren die "leiblichen " Enkel seines Adoptivgroßvaters). 

Als Ansporn zu solchem Wirken erzählt Africanus maior, dass "omnibus qui patriam conservarint, adiuverint auxerint, certum esse in caelo definitum locum, ubi beati aevo sempiterno fruantur." Er berichtet auch von der Gemeinschaft der in den Himmel zurückgekehrten Staatsmänner. Auf Scipios Frage, ob denn sein leiblicher Vater noch lebe, erhält er die Antwort, dass der Körper die Seele gefangen halte und nur die leben, die schon gestorben seien. Dann sieht Scipio seinen Vater Paulus wieder. Weil es die Aufgabe des Menschen ist, den Tempel der obersten Gottheit zu verwalten, und dieser Tempel die Erde ist, muss ein Mensch sich erst dort beweisen, bevor in den Himmel aufgenommen werden kann. Ein gerechtes Leben ist der Weg zum Himmel. 

Es folgt eine Beschreibung der Welt. Die Seelen, die sich vom Körper gelöst haben, bewohnen die Milchstrasse. In der Mitte befindet sich die Erde. Um sie herum kreisen auf acht Bahnen Mond, Merkur, Venus, die Sonne, Mars, Jupiter, Saturn und der Sternenhimmel. 

Ciceros Sphärenmodell

Durch die Bewegung der Kreise entstehen sieben Töne, die der Ursprung der Musik sind. Die Töne selbst können von den Menschen wegen der Gewöhnung nicht wahrgenommen werden. Scipio soll sich nicht dem irdischen Ruhm ergeben, sondern nach Göttlichem streben. Die Erde ist klein und dazu noch in verschiedene Zonen aufgeteilt. Von diesen Zonen sind nur die gemäßigten bewohnbar. Nur ein Teil dieser gemäßigten Gürtel wird auch wirklich von Menschen besiedelt. Nicht alle Menschen stehen in Kontakt zueinander. Da das römische Reich klein ist, im Vergleich zur Erde, ist auch der Ruhm, den man in seinem Gebiet erreichen kann, von geringem Ausmaß. Auch ist der Ruhm zeitlich begrenzt. Er lebt höchstens einige Generationen lang, kann aber kein Weltenjahr überstehen. Ist das Ziel des Menschen die Rückkehr in den Himmel, so darf weder auf das Gerede der Masse hören noch menschlichen Lohn erwarten.

 Africanus beweist die Unsterblichkeit der Seele und benutzt dazu einen Beweis aus Platons Phaidros. Da die Seele unsterblich ist, soll man sie in den besten Dingen üben. Als das Beste überhaupt ist die Vaterlandsliebe genannt. Um den Körper soll Scipio sich nicht kümmern. Wenn er so gerecht lebt, fliegt seine Seele dem Himmel schneller entgegen, denn die Seelen der Menschen, die nicht nur das Beste für ihre Seele getan haben, sind schwer und können sich nur langsam von der Erde lösen. Damit beendet Africanus maior das Gespräch und auch Scipio Africanus minor schließt mit seiner Erzählung.

3. Vergleichende Deutung

Die kosmische Überhöhung:

Wie schon eingangs erwähnt, befinden sich die beiden Texte am Ende des jeweiligen Werkes von Platon bzw. Cicero. Das Werk wird jeweils damit abgeschlossen, wie auch das Leben auf der Erde durch den Tod beendet wird. Die Forderung nach einem gerechten Leben, wie sie zuvor aufgestellt wurde, wird durch die Jenseitsschilderungen auf einer höheren, göttlichen Ebene als der menschlichen gerechtfertigt und regelrecht bewiesen. Bei Platon wird dem ER‑Mythos vorangestellt, dass die Seele unsterblich ist, und weiche Konsequenzen die Gerechtigkeit zu Lebzeiten mit sich zieht. Hier ist die Belohnung der gerechten Seelen im Jenseits im Normalfall nur ein Zusatz zu den schon im Leben erreichten Vorteilen.

Der Kontext des Gesamtwerkes:

Aufgrund der nur bruchstückhaften Überlieferung von De Republica lässt sich nicht genau sagen, was sich unmittelbar vor dem Somnium Scipionis befunden hat. Anhand der Fragmente lässt sich aber der Anlass (Laelius fragt nach der Belohnung für einen Tyrannenmörder (Scipio Nasica), für den keine Statuen aufgestellt wurden) und die Auseinandersetzung des Erzählers mit dem ER‑Mythos und der Kritik daran erschließen.

Allerdings ist das Somnium Scipionis motivisch von weither vorbereitet:

Der Wahrheitsgehalt:

Platon greift, wenn er rational nicht mehr erweisbare Einsichten vertritt, zu der Darstellungsform des philosophischen Mythos. Es ist dabei ein Topos, das fiktive Element in Abrede zu stellen und den Wahrheitsgehalt zu betonen: Ἀλλ' οὐ μέντοι σοι, ἦν δ' ἐγώ, Ἀλκίνου γε ἀπόλογον ἐρῶ, ἀλλ' ἀλκίμου μὲν ἀνδρός, Ἠρὸς τοῦ Ἀρμενίου,... (614b).  Unter den "Apologen", den Erzählungen des Odysseus beim Phäakenkönig Alkinoos (Hom.Od.9-12) hat seine Fahrt zum Eingang der Unterwelt (Nekyia) eine zentrale Bedeutung. Dichtung ist nur Fiktion (ψεῦδος). Darum lässt Platon Sokrates die Geschichte des ER erzählen. ER hat dies selbst erlebt und somit ist seine Geschichte bezeugt und  wahr. Gegen die Manifestation des göttlichen Willens im Jenseits ist kein  Widerspruch möglich. 

Auch Cicero erhebt Anspruch auf  Wahrheit. Doch meidet er die phantastischen Züge des Mythos und sucht eine rational nachvollziehbare Form seiner Jenseitsvision: Er lässt Scipio einen Traum erzählen. Das ist unproblematischer als die Behauptung, ein Soldat wäre von den Toten erstanden. Dieser Traum fand nach Mitternacht statt. Damit ist er eine Art Prophezeiung. Ob dieser Traum wahr ist oder nicht, ist nicht mehr allzu wichtig. Es rückt der prophetische Charakter in den Mittelpunkt. Dieser prophetische Charakter zeigt sich auch in den Voraussagen, die Africanus über die Zukunft macht. Dabei ist die Spiegelung der öffentlichen, römischen Geschichte in die Zukunft des Scipio bemerkenswert. So wird er Karthago zerstören und Numantia erobern. Es wird ihm nur seine politische Zukunft vorhergesagt, die private ist nicht wichtig. (Dies ist ein Hinweis darauf, dass es Cicero sehr um die Politik, weniger um private Dinge geht.) Für diese Zukunftsvisionen ist eine Person nötig und ein real existierender Staat. In der ER‑Erzählung findet sich nichts Vergleichbars. Scipio erzählt von einem eigenem Erlebnis, während Sokrates auf eine tradierte Geschichte zurückgreift. Durch die Begegnung Scipios mit seinem Großvater und seinem leiblichen Vater und durch die beschriebenen Gefühlsausbrüche ("perterritus"  (14), "lacrimam profudi" (14)) wirkt er persönlicher, privater als die erzählte Erzählung des ER.
Weniger bedeutsam ist, dass Scipio von einem Mann geführt wird, den er sehr bewundert, während ER bis auf wenige Ausnahmen auf sich allein gestellt seine Reise unternimmt. 

Unterschiede in den Jenseitsvorstellungen:

Im ER‑Mythos begeben sich die Seelen, an einen wunderbaren Ort, von dem aus sie, je nach Richtspruch, entweder in den Himmel oder in die Erde gelangen. Bei Cicero gelangen die Seelen, die sich von der Erde lösen konnten, direkt in den Himmel, auch Milchstrasse (orbis lacteus) genannt (vgl. 16) . Die Entscheidung darüber, ob eine Seele gerecht ist oder nicht, treffen nicht Richter wie bei Platon. Es liegt ganz allein bei der Seele selbst, ob sie sich von der schweren Erde und den materiellen Werten lösen kann, oder nicht. Auch die Verweildauer im Jenseits ist bei beiden Autoren unterschiedlich. Platon gibt 1000 Jahre Strafe in der Erde oder Glückseligkeit im Himmel an, nach denen die Seelen wieder ein neues Leben aufnehmen. Cicero spricht von "definitum locum in caelo, ubi beati aevo sempiterno fruantur" (13). Platon legt in seinem Text sehr viel Gewicht auf die Strafen, die die Ungerechten, besonders die Tyrannen zu leiden haben und erwähnt die Freuden der Gerechten nur mit einem Halbsatz. Cicero hingegen sagt, dass die Belohnung der guten Seelen darin besteht, dass sie von ihrem Gefängnis, dem Körper, befreit die Milchstrasse bewohnen und dabei in der Gemeinschaft Gleichgesinnter sind. Die schlechten Seelen müssen lang Zeit um die Erde kreisen.

Über den Aufbau der Welt gibt es in den beiden Werken Parallelstellen. In jedem Werk ist eine komplizierte Darstellung des Weltgefüges beschrieben. Im ER­Mythos ist es die Spindel der Notwendigkeit. Ihre Beschreibung ist auch nach langem Lesen nicht völlig verständlich und unterschiedlich vorstellbar. Die Töchter der Notwendigkeit, die Moiren Lachesis, Klotho und Atropos greifen in die Spindel ein und halten sie in Bewegung. Dabei singt Lachesis das Vergangene, Klotho des Gegenwärtige und Atropos das Zukünftige. Die Moiren greifen in die Welt ein und schaffen so Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die wiederum das Geschehen beeinflussen.

Im SOMNIUM SCIPIONIS wird der Aufbau der Welt beschrieben. Diese ist in neun Bahnen, Kreisen oder Sphären angeordenet, die ineinander liegen. Der äußerste Kreis ist die Sphäre des obersten Gottes, dann folgen die Bahnen der Planeten und der Sonne. Der innerste Kreis ist die Erde. Um sie herum bewegt sich der Mond. Der Mond ist die Grenze zwischen dem Sterblichen (Körper, Materielles auf der Erde) und dem Ewigen (oberhalb des Mondes). Durch die Bewegung der Bahnen entstehen sieben unterschiedliche Töne. Diese bilden den Ursprung der Musik. Bei Platon werden diese Töne von Sirenen gesungen. Diese Darstellung wirkt weit mystischer als die mehr oder weniger wissenschaftlich nüchterne Erklärung Ciceros zur Weltenmusik und dem Grund ihrer Unhörbarkeit für den Menschen.

Sowohl Platon als auch Cicero haben eine Vorstellung vom Idealmenschen. Dies zeigt sich in der Bevorzugung eines Menschentyps in Bezug auf den Lohn der Gerechtigkeit. Platon, selbst Philosoph, favorisiert diese Lebensart. Dieser trifft bei der Auswahl der Lebensweise für sein neues Leben die beste Entscheidung. Er weiß genau, welche Charaktereigenschaften am Besten zusammenpassen, um einen erneuten gerechten Lebensweg und damit den Lohn der Gerechtigkeit zu garantieren. Es gibt Menschen, die zwar in ihrem früheren Leben gerecht gewesen sind, sich aber für das nächste ein Dasein als Tyrann wählen, weil sie nur durch die Gewöhnung gerecht waren, nicht aber durch die Philosophie tugendhaft. Für Platon ist also die Philosophie die beste Übung für die Seele. Cicero, der Staatsmann, sieht vor allem den gerechten Politikern einen Platz unter den Glückseligen bestimmt. (schon wieder "omnibus qui patriam conservaverint adiuverint auxerint, certum esse in caelo definitum locum, ubi beati aevo sempiterno fruantur" (13) und "harum rectores et conservatores hinc profecti huc revertuntur". (13) Die Seele muss schon zu Lebzeiten menschliche Dinge wie Ruhm, Genüsse (Genusssucht) gering schätzen und sich auf die himmlischen konzentrieren ("haec caelestia semper spectato, illa humana contemno"  (20) ) , dann verliert sie die Bindung an die schweren, irdisch‑ materiellen Dinge. Nach dem Tod kann sich eine solche Seele von der Erde lösen und in den Himmel entschweben. Das Beste, in dem man seine Seele üben kann, ist die Gerechtigkeit, verbunden mit der Vaterlandsliebe und der Politik. (vgl. 16) Cicero verdeutlicht in diesem Zusammenhang noch einmal die Aufforderung zur Teilnahme am politischen Leben, die er schon am Anfang des ersten Buches dargestellt hat. 

 

4. Einzelne Vergleichspunkte:

Form
Traumerzählung (realistische Form) Totenerzählung (Form eines philosophischen Mythos, bewusst verfremdend)
Prophezeiung in einem konkreten historischen (res publica Romana) und biographischen (Scipio) Kontext. Allgemeingültiges Schicksal einer jeden menschlichen Seele 
Erzähler
Scipio ist unmittelbar betroffen. Es geht um ihn (perterritus, lacrimas profudi) ER ist distanzierter Beobachter (ἀκούειν τε καὶ θεᾶσθαι). Er ist unbeteiligter Bote (ἄγγελον ... γενέσθαι) (614d)
Adressat
Scipio alle Menschen
Deutungsaspekte:
  1. Das irdische Leben ist nur ein Teil menschlicher Existenz 
    • vorläufig, bedingt - endgültig, bedingend
    • kurz und unbedeutend - länger und wesentlich
  2. Das menschliche Bewusstsein verdrängt die Vorstellungen vom Jenseits. Es bedarf einer Vision, um das verdrängte Jenseits ins Bewusstsein zurückzuholen.
  3. Dem sterblichen Leib ist eine unsterbliche Seele zugeordnet. Sie ist in ein ihr feindliches Element (Gefängnis) eingekehrt und sehnt sich nach Rückkehr (Befreiung). 
  4. Das Schicksal der Seelen im Jenseits hebt die Beliebigkeit des Diesseits auf. Es hat normativen Charakter für die  Lebensgestaltung im Diesseits (virtus, isutitia - ἀρετή, δικαιοσύνη):
    • Die höchste Daseinsform ist die Verbindung von Philosophie (sapiens - φιλόσοφος) und Staatslenkung (moderator, gubernator rei publicae - βασιλεύς) ( Platons Philosophen-König-Satz)
    • Das Jenseits übt (zehnfach) Vergeltung für das Unrecht im Diesseits: ὑπὲρ ἁπάντων δίκην δεδωκέναι, für Platon der zentrale Gedanke (τὸ κεφάλαιον, 615a).
      Cicero betont positiv den Lohn des Staatsmannes (Nasica), Ansporn für Scipio (quo sis alacrior).  Platon betont negativ die Bestrafung des Tyrannen (Ardiaios, 615c-d). Warnung an alle Lebenden. 
  5. Leistung des Schlussmythos für das Gesamtwerk
    • Das im Werk entworfene Staatsmodell ("civitas terrena") erhält einen überhöhenden metaphysischen Abschluss ("civitas dei").
      Cicero: zugespitzt auf die konkrete Krise der res publica Romana und die Biographie des einen Mannes, der sie retten kann. Platon: als allgemeines  ethisches Modell
    • Das Wesen der Gerechtigkeit: In beiden Modellen werden letzte kosmische Ordnungsprinzipien aufgezeigt, die recta ratio, die Ἀνάγκη aus der das Recht (Δίκη) erwächst. "Harmonie von Ungleichem". Die in sich gespannte Einheit (παλίντονος ἁρμονία) des Staates findet dort Vorbild und Vergeltung.
      Harmonie als "concordia ordinum" Verbindung des monarchischen Prinzips der auctoritas (Scipio), mit demokratischer aequitas unter gleichzeitiger Wahrung der "gradus dignitatis Die spezifizierten Rolle im Staat zu wahren heißt Gerechtigkeit üben (τὸ έαυτοῦ πράττειν statt πολυπραγμονεῖν). Diese Lebensform ist frei gewählt! Doch keiner entgeht der Verantwortung.

 

Literatur:

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Talis est quaeque res publica, qualis eius aut natura aut voluntas, qui illam regit.
So ist jeder Staat, wie entweder der Charakter oder der Wille desjenigen, der ihn regiert.
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