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Lucr.1,146-369 |
Übers.: K.L.v.Knebel | ||
146 |
hunc igitur terrorem animi tenebrasque
necessest non radii solis neque lucida tela diei discutiant, sed naturae species ratioque. Principium cuius hinc nobis exordia sumet, |
Durchaus müssen daher
des Geistes Schrecken und Dunkel Nicht durch die Strahlen der Sonne, des Tages leuchtende Pfeile, Sondern sich durch der Natur Anschaun und Erkenntnis zerstreuen. Diese gehet bei uns ursprünglich von folgendem Satz aus: |
150 | nullam rem e nihilo gigni divinitus
umquam. |
Dass aus Nichts nichts wird,
selbst nicht durch Willen der Götter. Denn so enge beschränket die Furcht die Sterblichen alle, Da sie so viel der Erscheinungen sehn, am Himmel, auf Erden, Deren wirkenden Grund sie nicht zu erfassen vermögen, Dass sie glauben, durch göttliche Macht sei dieses entstanden. |
155 | quas ob res ubi viderimus nil posse creari de nihilo, tum quod sequimur iam rectius inde perspiciemus, et unde queat res quaeque creari et quo quaeque modo fiant opera sine divom. |
Haben wir aber erkannt, dass
aus Nichts nichts könne hervorgehn, Werden wir richtiger sehn, wonach wir forschen; woraus denn, Und wie, alles entsteh', auch ohne die Hülfe der Götter. |
159 | Nam si de nihilo fierent, ex omnibus rebus | Könnten aber aus Nichts die Dinge werden, so könnt' auch |
160 | omne genus nasci posset, nil semine egeret. e mare primum homines, e terra posset oriri squamigerum genus et volucres erumpere caelo; armenta atque aliae pecudes, genus omne ferarum, incerto partu culta ac deserta tenerent. |
Alles aus allem entstehn -
nichts brauchte des zeugenden Samens. Menschen könnte das Meer, die Erde die schuppigen Fische Zeugen und Vögel der Luft; dem Himmel entstürzten die Herden. Aller Tiere Geschlecht, die wilden sowohl als die zahmen, Würde, von ungewisser Geburt, bald Wüsten bewohnen, |
165 | nec fructus idem arboribus constare solerent, sed mutarentur, ferre omnes omnia possent. quippe ubi non essent genitalia corpora cuique, qui posset mater rebus consistere certa? at nunc seminibus quia certis quaeque creantur, |
Bald das bebauete Land; nicht
immer dieselbigen Früchte Trüge der Baum; es könnt' ein jeglicher j egliches bringen. Denn woferne die Dinge des eigenen zeugenden Grundstoffs Nicht bedürfen, wie rühmten sie sich doch sicherer Abkunft? Nun, da jegliches Ding aus eigenem Samen erzeugt wird, |
170 | inde enascitur atque oras in luminis exit, materies ubi inest cuiusque et corpora prima; atque hac re nequeunt ex omnibus omnia gigni, quod certis in rebus inest secreta facultas. Praeterea cur vere rosam, frumenta calore, |
Wird es nur ausgeboren und
tritt hervor in den Lichtraum Da, wo der Grundstoff ihm, wo die ersten Körper vorhanden. Und so kann es nicht sein, dass alles aus allem entstehe, Weil inwohnt dem besondern Ding ein besondres Vermögen. Ferner, warum schafft Rosen der Lenz, die Ernten der Sommer, |
175 | vites autumno fundi suadente videmus, si non, certa suo quia tempore semina rerum cum confluxerunt, patefit quod cumque creatur, dum tempestates adsunt et vivida tellus tuto res teneras effert in luminis oras? |
Und einladend der Herbst die
süßen Früchte des Weinstocks? Warum anders, als weil, wenn zu richtiger Zeit die bestimmten Stoffe zusammengeflossen, sich dann das Erschaffene kundtut: Unter der Witterung Gunst, und wann der belebete Boden Sicher den zarten Keim zum Lichte der Sonne hervorbringt. |
180 | quod si de nihilo fierent, subito exorerentur incerto spatio atque alienis partibus anni, quippe ubi nulla forent primordia, quae genitali concilio possent arceri tempore iniquo. Nec porro augendis rebus spatio foret usus |
Käme das alles aus Nichts,
so würden sie plötzlich entstehen, Ohne bestimmete Folg', und nicht zur gehörigen Jahrszeit. Denn es wären die Stoffe nicht da, die an Zeugungsverbindung Hindern könnte des Jahrs ungünstig sich zeigender Einfluss. Auch zum Wachstum wäre die Zeit nicht nötig den Dingen |
185 | seminis ad coitum, si e nilo crescere
possent; nam fierent iuvenes subito ex infantibus parvis e terraque exorta repente arbusta salirent. quorum nil fieri manifestum est, omnia quando paulatim crescunt, ut par est semine certo, |
Nach dem geschwängerten
Keim, wofern aus Nichts sie erwüchsen. Plötzlich würde zum Jüngling das Kind, es schöss' aus der Erde, Plötzlich entstanden, der Baum: dergleichen doch nimmer geschiehet, Wie es am Tage liegt; denn alles erwächset allmählich, Wie sich's gehört, aus eigenem Samen, erhält dann im Fortwuchs |
190 | crescentesque genus servant; ut noscere
possis quicque sua de materia grandescere alique. Huc accedit uti sine certis imbribus anni laetificos nequeat fetus submittere tellus nec porro secreta cibo natura animantum |
Art und Geschlecht; so, dass
du hieraus gar deutlich erkennest, Alles erwachs' und nähre sich nur aus eigenem Grundstoff. Dazu kommt, dass ohne des Jahrs bestirnmete Regen Nicht die erfreuliche Brut hervor kann treiben die Erde; Dass, der Nahrung beraubt, kein Tier sein Leben erhalten, |
195 | propagare genus possit vitamque tueri; ut potius multis communia corpora rebus multa putes esse, ut verbis elementa videmus, quam sine principiis ullam rem existere posse. Denique cur homines tantos natura parare |
Oder auch sein Geschlecht
fortpflanzen könnte: so, dass wir Müssen in mehreren Dingen vielmehr gemeinsamen Urstoff Anerkennen, wie oft den Worten die Lettern gemein sind, Als dass wir könnten ein Ding annehmen ohne den Grundstoff. Ferner, wie konnte Natur nicht Menschen erschaffen von solcher |
200 | non potuit, pedibus qui pontum per vada
possent transire et magnos manibus divellere montis multaque vivendo vitalia vincere saecla, si non, materies quia rebus reddita certast gignundis, e qua constat quid possit oriri? |
Größe, dass sie
das Meer mit den Füßen könnten durchwaten, Berge zerreißen mit Händen und ganze Säklen durchleben? Darum, weil den bestimmeten Stoff sie jeglichem Dinge Angewiesen, woraus sich erzeugt, was aus ihm entstehn kann. |
205 | nil igitur fieri de nilo posse fatendumst, semine quando opus est rebus, quo quaeque creatae aeris in teneras possint proferrier auras. Postremo quoniam incultis praestare videmus culta loca et manibus melioris reddere fetus, |
Sicher bleibt es sonach: aus
Nichts wird nichts; denn die Dinge Haben zu ihrer Entstehung des Zeug ungssamen vonnöten, Aufzusprießen durch ihn zum Anhauch milderer Lüfte. Endlich, dieweil wir sehen die angebaueten Felder Fruchtbarer als die wüsten, den Keim durch Fleiß sich verbessern, |
210 | esse videlicet in terris primordia rerum quae nos fecundas vertentes vomere glebas terraique solum subigentes cimus ad ortus; quod si nulla forent, nostro sine quaeque labore sponte sua multo fieri meliora videres. |
Muss die Erde ja doch ursprüngliche
Teile verbergen, Die wir, indem mit dem Pfluge die fruchtbaren Schollen wir wenden Und aufwühlen den Boden der Erd', erwecken zum Auftrieb. Wären solche nicht da, so würd' auch j egliche Pflanze Besser von selber gedeihn als unter der Pflege des Menschen. |
215 | Huc accedit uti quicque in sua corpora
rursum dissoluat natura neque ad nihilum interemat res. nam siquid mortale e cunctis partibus esset, ex oculis res quaeque repente erepta periret; nulla vi foret usus enim, quae partibus eius |
Diesem kommt noch hinzu, dass
Natur in die eigenen Stoffe Alles wieder zerlegt, dass nichts sie gänzlich vernichtet. Wäre vergänglich ein Ding in jedem der Teile, so würd' es, Schnell den Augen entrückt, sogleich auch völlig zugrund gehn; Kraft nicht wäre vonnöten, die Teile desselben zu trennen |
220 | discidium parere et nexus exsolvere posset. quod nunc, aeterno quia constant semine quaeque, donec vis obiit, quae res diverberet ictu aut intus penetret per inania dissoluatque, nullius exitium patitur natura videri. |
Oder die innre Verbindung von
ihm auflösen zu können. Nun, da ein unvergänglicher Stoff den Dingen zum Grund liegt, Lässet, wofern nicht äußerer Schlag dieselben zertrümmert Oder innere Kraft durchs Leere schleicht und sie auflöst, Ihren Untergang die Natur nicht sichtbar uns werden. |
225 | Praeterea quae cumque vetustate amovet
aetas, si penitus peremit consumens materiem omnem, unde animale genus generatim in lumina vitae redducit Venus, aut redductum daedala tellus unde alit atque auget generatim pabula praebens? |
Sollt' auch ferner die Zeit
das, was allmählich sie wegnimmt, Gänzlich verzehren, sogar vernichten im eigenen Grundstoff: Woher brächte denn Venus die Arten lebendiger Wesen Immer wieder ans Licht? die buntgestaltete Erde, Woher nähme sie Stoff, das Hervorgebrachte zu nähren, Wachstum ihm zu verleihn, zu bereiten jedem sein Futter? |
230 | unde mare ingenuei fontes externaque longe flumina suppeditant? unde aether sidera pascit? omnia enim debet, mortali corpore quae sunt, infinita aetas consumpse ante acta diesque. quod si in eo spatio atque ante acta aetate fuere |
Woher nähmen das Meer
und die lauteren Quellen den Vorrat, Und die nie versiegenden Flüsse? Wie nährte der Aether Seine Gestirne? Was nur besteht aus sterblicher Masse, Hätten schon lange die Zeit und die vorigen Tage verzehret. Waren die Stoffe jedoch, woraus das Gesamte bestehet |
235 | e quibus haec rerum consistit summa refecta, inmortali sunt natura praedita certe. haud igitur possunt ad nilum quaeque reverti. Denique res omnis eadem vis causaque volgo conficeret, nisi materies aeterna teneret, |
Und noch stets sich erneut,
schon da im vergangenen Zeitraum, Nun, so sind sie gewiss begabt mit ewiger Dauer, Und es können zu Nichts nicht wiederkehren die Dinge. Endlich bedürft' es ja nur zu j egliches Dinges Vernichtung Ein und derselbigen Kraft, wofern nicht dauernder Grundstoff, |
240 | inter se nexus minus aut magis indupedita; tactus enim leti satis esset causa profecto, quippe ubi nulla forent aeterno corpore, quorum contextum vis deberet dissolvere quaeque. at nunc, inter se quia nexus principiorum |
Mehr oder minder verknüpft,
in engeren Banden sich hielte: Schon die Berührung wäre des Tods hinlängliche Ursach. Denn woferne die Stoffe nicht ewig fester Natur sind, Könnte die mindste Gewalt in ihrer Verbindung sie lösen. Doch nun, da die Verflechtung der uranfänglichen Teile |
245 | dissimiles constant aeternaque materies
est, incolumi remanent res corpore, dum satis acris vis obeat pro textura cuiusque reperta. haud igitur redit ad nihilum res ulla, sed omnes discidio redeunt in corpora materiai. |
Selber verschieden ist und
ewig die Dauer des Grundstoffs, Bleiben die Dinge so lang im eigenen Wesen gesichert, Bis zu heftige Kraft, nach Maß des Gewebes, sie anfällt. Kein Ding kehret daher in Nichts zurück; ja getrennet Kehren sie alle zurück in die ersten Körper des Urstoffs. |
250 | postremo pereunt imbres, ubi eos pater
aether in gremium matris terrai praecipitavit; at nitidae surgunt fruges ramique virescunt arboribus, crescunt ipsae fetuque gravantur. hinc alitur porro nostrum genus atque ferarum, |
Zwar der Regen vergeht, wann
Vater Aether von oben Niedergegossen ihn hat zum Mutterschoße der Erde: Aber die glänzende Saat steigt auf, mit grünenden Zweigen Schmückt sich der Baum und wächst und trägt die lastenden Früchte. Davon nährt sich der Menschen Geschlecht, die Geschlechter der Tiere; |
255 | hinc laetas urbes pueris florere videmus frondiferasque novis avibus canere undique silvas, hinc fessae pecudes pinguis per pabula laeta corpora deponunt et candens lacteus umor uberibus manat distentis, hinc nova proles |
Fröhliche Städte
blühn von Scharen munterer Knaben, Und es ertönt überall von jungen Vögeln der Laubwald. Daher legt das gesättigte Vieh auf blumigen Auen Nieder den schweren Leib; aus seinem strotzenden Euter Quillt der glänzende milchige Saft. Das üppige Saugkalb |
260 | artubus infirmis teneras lasciva per herbas ludit lacte mero mentes perculsa novellas. haud igitur penitus pereunt quaecumque videntur, quando alit ex alio reficit natura nec ullam rem gigni patitur nisi morte adiuta aliena. |
Scherzet auf junger Flur mit
noch unsicherem Schenkel, Von der lauteren Milch die zarten Sinne berauschet. Nichts geht unter demnach von allein, was wir erkennen; Eins stellt immer Natur aus dem andern her, und sie lässt nur Immer Neues entstehn aus anderer Dinge Verwesung. |
265 | Nunc age, res quoniam docui non posse creari de nihilo neque item genitas ad nil revocari, ne qua forte tamen coeptes diffidere dictis, quod nequeunt oculis rerum primordia cerni, accipe praeterea quae corpora tute necessest |
Auf denn! und da ich gelehrt,
dass aus Nichts nichts könne hervorgehn, Noch auch wieder in Nichts das Geborene könne zurückgehn: Dass kein Zweifel dich fasst an dieses Satzes Gewissheit, Höre von Körpern anjetzt, die ganz unleugbar in Dingen |
270 | confiteare esse in rebus nec posse videri. Principio venti vis verberat incita corpus ingentisque ruit navis et nubila differt, inter dum rapido percurrens turbine campos arboribus magnis sternit montisque supremos |
Anerkennen du musst, obgleich
nicht sichtbar dem Auge.Erst: die erregte Gewalt des Windes peitschet
das Mächtige Schiffe stürzt er dahin und jaget die Wolken. Unterweilen durchläuft sein reißender Wirbel die Felder, Strecket die hohen Bäume zu Boden und braust um den Bergwald, |
275 | silvifragis vexat flabris: ita perfurit
acri cum fremitu saevitque minaci murmure pontus. sunt igitur venti ni mirum corpora caeca, quae mare, quae terras, quae denique nubila caeli verrunt ac subito vexantia turbine raptant, |
Krachend zersplittert er ihn;
so rast mit scharfem Geräusche Schäumend empor und tobt mit drohendem Donner die Meerflut. Winde demnach sind Körper, obgleich unsichtbar dein Auge: Diese durchstreichen Länder und Meer und Wolken des Himmels, Reißen im plötzlichen Wirbel mit sich, was ihnen entgegnet. |
280 | nec ratione fluunt alia stragemque propagant et cum mollis aquae fertur natura repente flumine abundanti, quam largis imbribus auget montibus ex altis magnus decursus aquai fragmina coniciens silvarum arbustaque tota, |
Nicht auf andere Art auch fluten
sie, alles verwüstend, Als wann der vollere Strom im eilenden Zuge dahinschießt, Den von den Bergen herab die häufigen Güsse der Regen Angeschwellet; er reißt die Trümmer des Waldes und Bäum' und Büsche mit sich hinfort; die Joche der Brücken vermögen |
285 | nec validi possunt pontes venientis aquai vim subitam tolerare: ita magno turbidus imbri molibus incurrit validis cum viribus amnis, dat sonitu magno stragem volvitque sub undis grandia saxa, ruit qua quidquid fluctibus obstat. |
Nicht entgegenzuhalten dem
Stoß der drängenden Wogen. Und so setzt er zuletzt, von trübenden Wassern geschwollen, Gegen den Steindamm an, und unter gewalt'gem Geräusche Stürzt er diesen in Schutt: dann wälzet die brausende Woge Unter sich Felsen und Stein, nichts widerstehet dem Flutschwall. |
290 | sic igitur debent venti quoque flamina
ferri, quae vel uti validum cum flumen procubuere quam libet in partem, trudunt res ante ruuntque impetibus crebris, inter dum vertice torto corripiunt rapidique rotanti turbine portant. |
Ebenso müssen sich auch
forttreiben die Stöße des Windes, Der wie ein mächtiger Strom nach allen Seiten sich hinwirft, Vor sich die Dinge drängt, durch häufige Stöße sie umstürzt, Bald im Kreise sie dreht und sie mit sich reißet im Wirbel. Ganz unleugbar daher sind Wind' unsichtbare Körper, |
295 | quare etiam atque etiam sunt venti corpora
caeca, quandoquidem factis et moribus aemula magnis amnibus inveniuntur, aperto corpore qui sunt. Tum porro varios rerum sentimus odores nec tamen ad naris venientis cernimus umquam |
Da sie an Eigenschaften und
Kraft so ähnlich sich zeigen Strömen mächtiger Flut, die jeder für Körper erkennet. Ferner empfinden wir auch der Dinge verschiedne Gerüche, Sehen indessen nicht, dass solche die Nase berühren. |
300 | nec calidos aestus tuimur nec frigora quimus usurpare oculis nec voces cernere suemus; quae tamen omnia corporea constare necessest natura, quoniam sensus inpellere possunt; tangere enim et tangi, nisi corpus, nulla potest res. |
Auch die Hitze sehen wir nicht,
noch können die Kälte Wir mit dem Aug' erfassen, so wenig als Stimmen und Töne. Alles dieses jedoch muss körperlicher Natur sein; Denn wie könnten sie sonst den Sinn anstoßen und rühren? Nur der Körper berührt und lässet sich wieder berühren. |
305 | Denique fluctifrago suspensae in litore
vestis uvescunt, eaedem dispansae in sole serescunt. at neque quo pacto persederit umor aquai visumst nec rursum quo pacto fugerit aestu. in parvas igitur partis dispergitur umor, |
Aufgehängte Gewänder
am wellenbrechenden Ufer Feuchten sich an; sie trocknen der Sonn' entgegengespreitet: Dennoch sehen wir nicht, wie solche die Nässe des Wassers Einziehn, oder wie dieses am Strahl der Sonne verdünstet. Also löst sich das Nass in mindere flüchtige Teil' auf, |
310 | quas oculi nulla possunt ratione videre. quin etiam multis solis redeuntibus annis anulus in digito subter tenuatur habendo, stilicidi casus lapidem cavat, uncus aratri ferreus occulte decrescit vomer in arvis, |
Die nicht fähig man ist
mit der Schärfe des Auges zu fassen. Ring' am Finger verdünnt das Tragen mehrerer Jahre; Wasser, das niederfällt von der Traufe, höhlet den Stein aus; In der Furche zerreibt das Eisen sich endlich am Pfluge. |
315 | strataque iam volgi pedibus detrita viarum saxea conspicimus; tum portas propter aena signa manus dextras ostendunt adtenuari saepe salutantum tactu praeterque meantum. haec igitur minui, cum sint detrita, videmus. |
Tritt nicht der Fuß der
Menge zuletzt den steinernen Pfad aus? Siehet man nicht die Hände von ehernen Bildern der Götter, Nächst den Toren der Stadt, vom Berühren der Wandrer geschmälert? Augenscheinlich daher ist's, dass sich dieselben vermindern: |
320 | sed quae corpora decedant in tempore quoque, invida praeclusit speciem natura videndi. Postremo quae cumque dies naturaque rebus paulatim tribuit moderatim crescere cogens, nulla potest oculorum acies contenta tueri, |
Aber wie dieses geschieht,
und welche Teilchen von ihnen Jegliche Zeit ablöst, das hat die Natur uns verhehlet. Wiederum, was die Natur und Zeit den Dingen hinzusetzt, Ihren mächtigen Wuchs befördernd, erspüret das Auge |
325 | nec porro quae cumque aevo macieque senescunt, nec, mare quae impendent, vesco sale saxa peresa quid quoque amittant in tempore cernere possis. corporibus caecis igitur natura gerit res. |
Ebensowenig als das, was Alter
und Krankheit hinwegnimmt. Was die Felsen des Meeres vom fressenden Salze verlieren, Wird in keinem Punkte der Zeit dem Auge bemerkbar: Und so führt die Natur durch verborgene Körper ihr Werk aus. |
329 | Nec tamen undique corporea stipata tenentur | Doch nicht alles ist dicht zusammengedränget im Ganzen |
330 | omnia natura; namque est in rebus inane. quod tibi cognosse in multis erit utile rebus nec sinet errantem dubitare et quaerere semper de summa rerum et nostris diffidere dictis. qua propter locus est intactus inane vacansque. |
Unberührbar, ein lediger
Ort ist aber das Leere. Durch der Körper Natur; denn es ist in den Dingen ein Leeres. Das zu erkennen wird nützlich dir sein in mancherlei Rücksicht; Wird dich den schwankenden Zweifeln entziehn, der steten Verwirrung Über des Ganzen Natur, dem Misstraun unserer Worte. |
335 | quod si non esset, nulla ratione moveri res possent; namque officium quod corporis exstat, officere atque obstare, id in omni tempore adesset omnibus; haud igitur quicquam procedere posset, principium quoniam cedendi nulla daret res. |
Wäre nicht solch ein Raum,
wie könnten sich Dinge bewegen? Immer wäre das Eigne der Körper, zu hemmen, zu hindern, Jedem im Wege, zu jeglicher Zeit; nichts rückte von dannen, Weil in der Dinge keinem der Grund zu weichen vorhanden. |
340 | at nunc per maria ac terras sublimaque
caeli multa modis multis varia ratione moveri cernimus ante oculos, quae, si non esset inane, non tam sollicito motu privata carerent quam genita omnino nulla ratione fuissent, |
Aber nun sehen im Meer, am
Himmel, auf Erden wir manches Sieh auf mancherlei Art, nach mancherlei Richtung bewegen; Welche Dinge jedoch, wofern kein Leeres vorhanden, Nicht der steten Bewegungen nur beraubet sich fänden, Sondern auch ganz und gar selbst nicht zur Entstehung gelangten, |
345 | undique materies quoniam stipata quiesset. Praeterea quamvis solidae res esse putentur, hinc tamen esse licet raro cum corpore cernas. in saxis ac speluncis permanat aquarum liquidus umor et uberibus flent omnia guttis. |
Weil von allen Seiten gedrängt,
still stünde die Masse. Ferner, obgleich die Dinge für dicht wir pflegen zu halten, Magst du hieraus doch ersehn, dass dieselben lockrer Natur sind. Seihet in Höhlen sich nicht des Wassers lauteres Nass durch Und umtränet den Fels mit dickgeschwollenen Tropfen? |
350 | dissipat in corpus sese cibus omne animantum; crescunt arbusta et fetus in tempore fundunt, quod cibus in totas usque ab radicibus imis per truncos ac per ramos diffunditur omnis. inter saepta meant voces et clausa domorum |
Teilet die Speise sich nicht
in den ganzen Körper des Tiers aus? Bäume wachsen und schütten die Frucht zur schicklichen Jahrszeit, Weil der nährende Saft, durch Wurzeln und Fasern gesauget, Sich in dem ganzen Stamm durch Äst' und Zweige verbreitet. Wände durchdringet der Schall und fliegt durch verschlossene Türen, |
355 | transvolitant, rigidum permanat frigus
ad ossa. quod nisi inania sint, qua possent corpora quaeque transire, haud ulla fieri ratione videres. Denique cur alias aliis praestare videmus pondere res rebus nihilo maiore figura? |
Und der erstarrende Frost durchschleichet
das Mark der Gebeine. Wäre der Raum nicht da, wodurch sich die Körperchen drängen, Wahrlich es würden sich nie dergleichen Erscheinungen zeigen. Endlich bemerken wir noch in Körpern ähnlicher Größe Ganz verschiednes Gewicht. Wär' ebendieselbige Masse |
360 | nam si tantundemst in lanae glomere quantum corporis in plumbo est, tantundem pendere par est, corporis officiumst quoniam premere omnia deorsum, contra autem natura manet sine pondere inanis. ergo quod magnumst aeque leviusque videtur, |
Körper im Wollenknäul
als im Blei, so müsste die Schwere Beiden die nämliche sein: denn eigentümlich den Körpern Ist es, niederzudrücken; dagegen es aber dem Leeren Ganz am Gewichte fehlt. Was gleich ist also an Größe, |
365 | ni mirum plus esse sibi declarat inanis; at contra gravius plus in se corporis esse dedicat et multo vacui minus intus habere. est igitur ni mirum id quod ratione sagaci quaerimus, admixtum rebus, quod inane vocamus. |
Minder schwer an Gewicht, scheint
mehr von dem Leeren zu haben; Dahingegen, was schwer, notwendig Teile des Festen Mehr besitzet und minder in sich des Leeren verschließet. Klar ist also, dass das, was mit dem Verstand wir erforschen, Sei mit den Dingen gemischt, und dieses benennen wir Leeres. |
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