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Das wahre Sein wird nicht durch die Dingwelt,
sondern durch die "Ideen" der Dinge verkörpert. Dualismus:
Zwei durch eine Kluft (χωρισμός) getrennte Welten.
- Allein die Idee (ἡ ἰδέα, τὸ εἶδος) besitzt (ontologisch) wahres
Sein (οὐσία). Es gibt eine Vielheit von Ideen. Sie sind
- ungeworden und unvergänglich, unwandelbar;
- absolut, an und für sich (ὄντως ὄν, ὅ ἐστιν
ὄν, αὐτὸ καθ' αὑτό)
- paradigmatisch: Urbilder und Modelle (παράδειγματα
) der Dinge. Die Dinge ahmen die Ideen nur annäherungsweise
nach (μίμησις, ὁμοίωσις). Sie sind ihre Abbilder (μιμήματα,
εἴδωλα, ὁμοιώματα)
- maßgebend für das relative Sein der Dinge.
Ihr Wert bestimmt sich durch das Maß, in dem sie an
ihrer Idee teilhaben (μέθεξις, κοινωνία), bzw. durch die Anwesenheit
der Idee (παρουσία) im Ding.
- Höchste Idee und letztes Prinzip ist die Idee des Guten
(τὸ ἀγαθόν), die (im Timaios als δημιουργός) alles Seiende
in seinem Sein, seiner Erkennbarkeit und in seinem Wert bedingt,
aber als Prinzip bereits über das Sein hinausragt (ἐπέκεινα
τῆς οὐσίας; Heidegger: "Sinn des Seins"). Veranschaulichung
im Sonnengleichnis.
- Die Ideen erscheinen (gnoseologisch) als Allgemeinbegriff und
bewirken die Erkennbarkeit der Dinge.
- Die Ideen verleihen (axiologisch, ethisch) als Wertmaßstab
den Dingen und dem menschlichen Handeln ihren spezifischen Wert.
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- Das auf sinnlicher Wahrnehmung (αἴσθησις) und auf Schein und
Meinung (δόξα) beruhende Bewusstsein
- richtet sich auf die Vielfalt der sich wandelnden Dinge
und hat nur relativen Wert.
- Es ist unbegründet und kann wahr oder falsch sein.
- Es dient der wahren Erkenntnis als Gelegenheit zur Assoziation
(Wiedererinnerung: ἀνάμνησις).
- Das durch Denken (νόησις) erzielte Ideenwissen ist Allgemeinwissen.
Es ermittelt das ἓν ἐπὶ πολλῶν und lässt das Seiende so im
Lichte der Wahrheit erscheinen. Nur mit der Seele (ψυχή) kann
man es gewinnen. (Vgl. das Liniengleichnis)
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- Eros (Symposion) als treibende Kraft. Er erwacht beim Anblick
des Schönen und strebt:
- vom Sterblichen zum Unsterblichen,
- vom Sinnlichen zum Geistigen,
- vom Besonderen (Ding) zum Allgemeinen (Begriff)
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- Die Methode der Höchstform philosophischer Erkenntnis (νόησις)
ist die Dialektik (διαλεκτικὴ τέχνη):
- Induktive Verallgemeinerung auf der Suche nach dem letzten
Allgemeinen (Prinzip des ἀγαθόν)
- Deduktives Zergliedern des Allgemeinbegriffs (διαίρεσις)
bei der Anwendung auf das Konkrete und Singuläre.
- Der Dialektik sind als Erkenntnisstufen εἰκασία, πίστις und
διάνοια vorgelagert. Ihr Verhältnis zueinander veranschaulicht
das Liniengleichnis
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- Bildung (παιδεία) erfolgt in der stufenweise (von außen
erzwungenen) Abwendung von dem empirischen Umgang mit den Dingen
hin zu der allein durch Begriffsdialektik erzielbaren Erkenntnis
des letzten Prinzips (τὸ ἀγαθόν).
- Die mathematischen Dinge stehen zwischen Dingwelt und Ideen.
Deswegen nähert sich der angehende Philosoph der Dialektik
über die Zwischenstufe der Arithmetik, Geometrie, Musik,
Astronomie (Quadrivium).
- Den Bildungsgang veranschaulicht das Höhlengleichnis.
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- Der vergängliche Körper (σῶμα) ist der Kerker (das
Grab) der Seele (σῶμα σῆμα). Der Tod ist Befreiung und Erlösung
der Seele. Ein philosophisches Leben sollte Vorbereitung auf den
Tod sein
- Die Seele (ψυχή) ist präexistent und unsterblich. Vor ihrer
Verkörperung schaut sie im Reich der Ideen intuitiv das wahre
Sein. Mit dem Eintritt in die dunkle Körperwelt verliert
sie ihr Wissen und muss sich erst mühsam wieder erinnern
(ἀνάμνησις). Sie ist dreigeteilt:
- Begierdenseele: ἐπιθυμητικόν (auch bei Pflanzen)
- Mutseele: θυμοειδές (auch bei Tieren)
- Denkseele: νοητικοόν (nur beim Menschen)
- Das Zusammenspiel der Seelenteile wird (im Phaidros) mit einem
Gespann ungleicher Rosse veranschaulicht: Die Begierde zieht nach
unten, das Muthafte nach oben. Der Vernunft obliegt als Wagenlenkerin
der Ausgleich.
- Seelenwanderungslehre unter pythagoreischem Einfluss: Läuterung,
Erlösung vom Diesseits und Rückkehr ins Jenseits.
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- Den Staat versteht Platon als freiwilligen Zusammenschluss mehrerer
Personen, um arbeitsteilig im gegenseitigen Austausch die wirtschaftlichen
Grundbedürfnisse zu befriedigen. (1.
Schema)
- Die Organisation erfolgt in Konsequenz der Arbeitsteilung nach
dem dreiteiligen Seelenmodell. Jeder Gruppe erfüllt eine
spezielle Aufgabe, die eine spezielle Kompetenz erfordert (2.
Schema):
Aufgabenfeld |
spezialisierter Berufsstand |
Kompetenz- bereich |
erforderliche Ichstärke |
Produktion und Handel |
χρηματισταί |
ἐπιθυμητικόν |
σωφροσύνη |
Militärische Sicherheit |
φύλακες, ἐπίκουροι |
θυμοειδές |
ἀνδρεία |
Logistik (Planung und Verwaltung) |
φιλόσοφος καὶ βασιλεύς |
νοητικόν |
σοφία |
- Gerechtigkeit (δικαιοσύνη) herrscht dann, wenn ein Ausgleich
zwischen den Sozialpartnern stattfindet.
- Die Wächter und der aus ihnen hervorgehende Philosophenkönig
unterliegen, um sie nicht von ihrer eigentlichen Aufgabe abzulenken,
strengen Sonderregelungen. Dies hat dem platonischen Modell
häufig den Vorwurf des Totalitarismus eingebracht
- Kein Privateigentum
- Güter-, Frauen- und Kindergemeinschaft.
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- Die materielle Welt kann nicht ewig sein: Der göttliche
Baumeister (δημιουργός) hat sie in Nachahmung der Idee des Guten
(τὸ ἀγαθόν) geschaffen.
- Die Weltseele hat er zuerst geschaffen. Sie ist wie die
Individualseele dreifach gegliedert: ein unveränderlicher
und unteilbarer, ein wandelbarer und aufteilbarer Teil
und schließlich ein mittlerer Teil.
- Den Weltkörper bringt er hervor, indem er der chaotischen
Urmasse geometrisches Maß und Gestalt verleiht:
- Erde: Kubus
- Feuer: Pyramide
- Wasser: Ikosaeder
- Luft: Oktaeder
- Form des Weltalls: Dodekaeder
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