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Heiner Müller: Philoktet
DeutungsaspekteAuszug aus dem Bericht über ein vorbereitendes Regiegespräch am Mannheimer Nationaltheater am 3. April 2002 (in: Theatermagazin 05/2002) Für (den Literaturwissenschaftler Nikolaus Müller-Schöll) ist das Werk Heiner Müllers vor allem durch die Auseinandersetzung mit den Lehrstücken von Bertolt Brecht geprägt. Mit den Lehrstücken entwarf Brecht in den 20er und 30er Jahren eine völlig neue Art von Theater, das keine Trennung von Spielenden und Zuschauenden kannte und das Brecht, wie später auch Heiner Müller, als "Versuchsanordnung" begriff. Nicht der Ausgang oder die Lösung sind für Brechts (und Müllers) Theater bestimmend, sondern das Widersprüchliche, der Konflikt, der erfahrbar werden soll. Ein solcher Widerspruch, so Nikolaus Müller-Schöll, ergibt sich in Heiner Müllers Stücken häufig daraus, dass der menschliche Körper - mit seinen Bedürfnissen, Leidenschaften, Schmerzen - mit politischen Konzeptionen oder Strategien in Konflikt gerät. Die Figur des Philoktet ist Personifikation dieses Widersprüchlichen, ein „Störfaktor" auf dem Weg der Griechen nach Troja. Die Wunde ist es, wegen der die Gesellschaft Philoktet entfernt, sie macht ihn, wie man in Anlehnung an eine für Brechts Lehrstückperiode wichtige Figur sagen kann, zum "Asozialen". Ausgehend von dieser Figur des Asozialen entwickelt Müller-Schöll im Weiteren auch Aspekte der beiden anderen Figuren des Stückes, Odysseus und Neoptolemos, und zeigt dabei auf, dass es in diesem wie auch in allen anderen Dramen Heiner Müllers weder den positiven Helden noch den Bösewicht gibt. Der Konflikt entsteht aus dem Zusammenprall unterschiedlicher, für sich genommen richtiger Positionen und ist deshalb nicht lösbar. Der menschliche Körper wird dabei selbst zum Austragungsort gesellschaftlicher Konfliktlagen. Exemplarisch dafür ist die Figur des Neoptolemos, der zum Instrument oder „Medium" in der Auseinandersetzung zwischen Odysseus und Philoktet wird. Neoptolemos wird zur „Bühne auf der Bühne". [...] Auf die Besonderheiten der Kunstsprache in Heiner Müllers Dramen
eingehend, verweist Müller-Schöll noch einmal auf Brecht. Wie
Brecht verstand auch Heiner Müller Sprache nicht als Information
oder Instrument und überhaupt nicht in erster Linie von ihrer Bedeutung
her, sondern immer auch als „Geste", d.h als Ausdruck einer bestimmten
Haltung und Zitat. Gerade auch in Philoktet wird deutlich, wie
Heiner Müller durch die Veränderung des Satzbaus bzw. der Grammatik
eine Figurensprache schafft, die in ihrer Wortbedeutung nicht aufgeht.
Heiner Müllers Sprache, so endet Müller-Schöll, ist widerständig,
sie arbeitet mit den Mehrdeutigkeiten, die sich aus ihrem Laut- und Buchstabenmaterial
ergeben, mit ihrem Klang, ihrem Rhythmus, ihren anagrammatischen Sinnerzeugungen
und bringt Publikum, so es bereit ist, sich auf diese vielschichtige Sprache
einzulassen, ein je eigenes Verständnis hervor. Zur Mannheimer InszenierungNachdem
man sich einander vorgestellt hat, beginnt Laurent Chétouane seine Gedanken
zum Stück zu entwickeln. Heiner Müllers 1958-1964 entstandenes
Drama stellt für den Regisseur einen weiteren, wichtigen Baustein
in seiner Auseinandersetzung mit der ästhetischen Dimension der Sprache
dar. Zur Zeit ist für ihn die Art und Weise der Sprachbehandlung
noch wichtiger als deren inhaltliche Ausdeutung. Es ist der Akt des Sprechens
selbst, der ihn auf dem Theater interessiert. Die Grundvoraussetzungen
des Theaters - der Körper des Schauspielers, der Text, die Sprache,
die zu spielende Figur - sind für ihn nicht selbstverständlich,
und er sucht diese in seiner Arbeit immer wieder zu befragen. So auch
mit Philoktet. So wie Heiner Müller sein Antiken-Drama als
eine Konstruktion von Sprache, Figuren, Handlung konzipierte, versteht
Chétouane das Theater als ein Laboratorium, das sich in jeder Inszenierung
neu aus seinen einzelnen Elemente zusammensetzen muss.
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Sophokles: Philoktet (Prolog) |
Heiner Müller: Philoktet (Prolog, Küste) |
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Prolog Darsteller des Philoktet, in Clownmaske: |
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KüsteOdysseus. Neoptolemos. |
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ODYSSEUS |
ODYSSEUS |
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Wir sind am Ziel,
dem öden, unbewohnten Strand Des Felseneilands Lemnos. Hier, mein junger Freund, Hier wars, Achilleus' Sprosse, tapfrer Heldensohn des größten aller Griechen, Neoptolemos, |
1 | Das ist der Platz,
Lemnos. Hier, Sohn Achills Hab ich den Mann aus Melos ausgesetzt |
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Wo ich den Melier,
Poias' Sohn, einst ausgesetzt, Nach unsrer Heeresführer Wort und Machtgebot. Von eklen Giftgeschwüren war sein Fuß bedeckt Und keine Räucheropfer, keine Spenden ließ Er uns in Ruhe feiern, nein, mit wildem Fluch, |
5 | 5 |
Den Philoktet,
in unserm Dienst verwundet Uns nicht mehr dienlich seit dem, Eiter drang Aus seiner Wunde stinkend, sein Gebrüll Kürzte den Schlaf und gellte mißlich in Das vorgeschriebne Schweigen bei den Opfern. |
|
Mit Wutgeheul und
Stöhnen füllt' er Tag um Tag Das Lager an. - Was red ich aber lang und breit? Jetzt gilt es nicht zu reden, handeln müssen wir, Damit er nichts von meinem Hiersein merkt und ahnt Und nicht die Schlinge löset, die ihn fangen soll. |
10 | |||
Du aber musst mir
helfen, dass mein Werk gelingt. So sieh dich um nach einer Höhle Doppeltor, Wodurch des Winters Sonne freundlich wärmend scheint Am Morgen wie am Abend, während kühle Luft Im Sommer durch die offne Kluft einschläfernd weht. |
15 | 10 |
Der Berg ist sein
Quartier, sein Grab nicht, hoff ich Ein Loch, vom Wasser in den Fels gewaschen In langer Arbeit, als der Fisch bewohnte Was wir mit trockner Sohle jetzt begehn. |
|
Ein wenig abwärts
findest du zur linken Hand Ein frisches Bächlein, wenn es nicht indes versiegt. Erkunde denn vorsichtig, ob den rechten Ort Wir hier gefunden oder falsch gegangen sind. Dann will ich dir vertrauen meinen weitern Plan |
20 | Ein Quell davor.
Wenn zehn Jahr einen Quell nicht Austrocknen. Such mir seine Wohnung. Dann Hör meinen Plan und was dabei dir zufällt. |
||
Und mit vereinten Kräften gehn wir an das Werk. | 25 | |||
NEOPTOLEMOS |
NEOPTOLEMOS |
|||
OD. NE. |
Hier, Fürst
Odysseus, scheint mir schon der Ort zu sein, Ich sehe hier die Höhle, die du mir beschriebst. Dort oben oder unten? Hier gewahr ich nichts. Hier oben, auch von Füßen seh ich Spuren hier. |
15 | Dein Auftrag führt nicht weit. OD. Leer? NE. Eine Laubstreu. | |
OD. NE. OD. NE. OD. |
So bitt ich dich,
zu sehen, ob er ruht und schläft. Ich finde leer die Höhle, niemand ist darin. Und nichts bemerkst du, was die Höhle wohnlich macht? Laub seh ich, wie zu einem Lager aufgehäuft. Sonst alles leer? Birgt weiter nichts der Höhle Raum? |
30 | ||
ΝΕ. ΟD. ΝΕ. |
Ein Becher, roh
und ungeschickt aus Holz geschnitzt, Und Holz und Reisigbündel, wie zum Brennbedarf. Das sind des Mannes Schätze, das sein Hab und Gut! Dort seh ich auch zum Trocknen Lappen aufgehängt, Sie tragen seiner eklen Krankheit Spuren noch. |
35 | Aus rohem Holz
ein Trinknapf. Feuersteine. Lumpen, zum Trocknen an den Wind gehängt Mit schwarzem Blut |
|
ΟD. | Kein Zweifel mehr!
In jener Höhle wohnt der Mann Und weilt gewiss nicht ferne; denn ein kranker Fuß, Mit solchem alten Schaden, trägt nicht weit den Mann. Er sucht vielleicht sich draußen Nahrung oder holt Sich Kräuter, die ihm lindern seiner Wunde Schmerz. |
40 | 20 |
OD. Die Wunde immer noch. Er kann nicht weit gehn mit dem alten Schaden Sucht Nahrung oder Grünzeug das den Schmerz dämpft. |
ΝΕ. |
Drum stelle deinen
Diener als Kundschafter aus, Damit der Mann nicht unversehens mich entdeckt; Denn keinen Griechen hätt er lieber wohl als mich. Der Wächter steht auf seinem Posten dort und späht. So lasse mich nun wissen, was du weiter planst. |
45 | ΝΕ. 25 |
Sorg daß er uns nicht anfällt, lieber ja Als irgend einem gibt er mir den Tod. Mit Grund. Du warst das Eisen das ihn abschnitt. Sei du das Netz, mit dem ich ihn zurückfang. Dein Wort hat weite Maschen. Was verlangst du? |
ΟD. ΝΕ. |
Das Werk, dazu
wir kamen, Neoptolemos, Begehrt des Mannes ganze Kraft, nicht bloß den Arm. Und wenn ich auch ein Unerhörtes fordern muss, So wirst du doch mir treulich, Freund, zur Seite stehn. Und was verlangst du? OD. Hintergehen müssen wir |
50 | ΟD. ΝΕ. ΟD. |
Daß du in unsrer Sache dich nicht schonst. Das Leben zu behalten leb ich nicht. Noch andres das dir mehr sein mag als Leben. Schwatz ihm den Bogen aus der Hand, mit Pfeilen |
30 34 |
Schickt er
mein Wort zurück in meinen Mund Du hattest keine Hand in seinem Unglück Nicht dein Gesicht auf unsern Schiffen sah er Leicht mit gespaltner Zunge fängst du ihn Leicht schleppen wir aufs Schiff den Waffenlosen. |
|||
ΝΕ. OD. NE. ΝΕ. OD. |
Zum Helfer
bin ich hier, zum Lügner nicht. Doch braucht es einen Helfer hier der lügt. Vielleicht kann Wahrheit mehr. OD. Bei dem nicht unsre. Was kann er gegen zwei auf einem Fuß? Solang er seinen Bogen hat, zu viel. |
|||
ΝΕ. OD. NE. |
Laß
uns mit Pfeilen kreuzen seinen Pfeil. Wer folgt dem toten Feldherrn in die Schlacht? Der Pfeil auf unsrer Sehne hält vielleicht Im Köcher seinen Pfeil. OD. Mehr als sein Leben Gilt unser Tod ihm, und kein Leben ist |
|||
45 OD. |
Auf Lemnos, das
der Krieg nicht braucht vor Troja. nimmt den Speer auf: Sei wo du willst kühn, klug brauch ich dich hier Und wenig nütz ist mir des Toten Schläue. Lern das von mir, eh dich sein Pfeil belehrt Dein letzter Gang wärs, Narr, ließ ich dich gehn. |
|||
ΝΕ. OD. |
Laß
mir den Gang, so laß ich dir die Furcht. Wenn du noch einen Schritt gehst, nagl ich dich Mit deinem eignen Speer an diese Insel. Und Herakles erscheint dir nicht wie dem Den der beraubte Gott an sein Gebirg schlug |
|||
55 ΝΕ. OD. |
Zu dauernder Gesellschaft
seinen Vögeln Nicht von der Art die nachwächst ist dein Fleisch Dich werden ganz vom Stein die Geier pflücken. Viel hohen Mut dem Waffenlosen zeigst du. Ich zeig dir, was der Waffenlose kann. |
|||
ΝΕ. | Mit
meinem Speer. Und nicht zum erstenmal Seh ich in deinen Händen meins, geschickt Zum Diebstahl, und an mir besonders, sind die Mit Recht nicht trägst du, was mein Vater trug Als er noch Hände hatte, sie zu brauchen |
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65 OD. |
Das viel beschriene Erz, die narbige Stierhaut. Gib mir von meinen Speeren einen wieder Ich zeig dir, was ich kann mit einem Speer. Zeig mirs zu andrer Zeit am andern Ort. Auch hab ich deinen Speer schon rot gesehn |
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70 | Und zweifle nicht
an deiner Kunst im Schlachten. Ich brauch dich lebend und noch brauchst du mich so. Mit tausend Speeren ist mein Speer begabt Vom Zufall der Geburt, mit tausend deiner Und tausend Speere sind mit dem behalten |
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75 | Oder verloren,
wenn du mir versagst. Das wars warum ich dich nach Troja schleppte Von Skyros weg. eh du das Leben schmecktest Nach deines Vaters uns zu zeitigem Tod Als seine Mannschaft weigerte die Schlacht |
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80 | Auf seinem Hügel saufend seinen Wein Und seine Weiber teilend, lang entbehrt Das eine wie das andre überm Schlachten Für seinen Ruhm und Mehrung seiner Beute. Wer hat ihm Hektor auf den Speer gesteckt? |
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85 | Wir brauchten
dich, sie in die Schlacht zu haun Wie wir den brauchen jetzt für seine Mannschaft Nicht deinen Arm, zum Schlachten ungeschickt Nicht seinen Arm, allein uns wenig brauchbar Denn williger geht der Mann in seinem Blut |
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90 | Unter dem Fuß
der kommt im heimischen Leder. Dein Erbe trag ich nicht zu meinem Ruhm Sondern im Kampf um deines Vaters Leichnam Sterbend für Totes, ging das meiste Blut Aus meiner Mannschaft, und die Narben brannten. |
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95 | Und brennen nicht
mehr, seit sie mich behängt sehn Mit deinem Erz zum Lohn für ihre Wunden. Setz ich den Fuß aufs Festland ohne den Kehrt seine Mannschaft unserm Krieg den Rücken Der Troer wäscht sich weiß mit unserm Blut |
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100 | Mästet mit unserm Fleisch die heimischen Geier. | |||
Des Mannes Herz
mit schlauer List und klugem Wort. Sobald er fragt, woher du kämst und wer du seist, So nenne frei und offen deinen Vater nur Und sage dann, du kehrtest heim vom Griechenheer, Weil man in deiner Ehre bitter dich gekränkt. |
55 | |||
Man hätte
dich aus deiner Heimat weggelockt, Indem man vorgab, Troia falle nur durch dich, Und hätte dann des Vaters Waffen, die dir doch Gebührten, dir entzogen wider alles Recht Und mir gegeben. Schmähe mich und sprich von mir, |
60 | |||
Was Schlechtes
nur zu denken ist, soviel du willst, Es soll mich nicht verdrießen. Aber willst du nicht, So wirst du Unglück bringen über Argos' Heer; Denn fällt des Mannes Bogen nicht in unsre Hand, So wirst du nimmer stürzen Troias stolze Burg. - |
65 | |||
Du siehst es ein,
ich selber kann ihm nimmer nahn, Du kannst es aber ohne Scheu und sicher tun, Denn bei der Griechen Heere hielt kein Eid dich fest, Auch warst du nicht bei denen, die ihn ausgesetzt, Was ich von mir natürlich nicht behaupten kann. |
70 | |
||
Drum komm ich ihm
und seinem Bogen ins Bereich, So ist's um mich geschehen und um dich zugleich. Wir müssen List gebrauchen, um in unsre Hand Zu bringen diesen Bogen, den kein Feind besiegt. Nun weiß ich wohl, mein Lieber, dass dein grader Sinn |
75 | |||
Den krummen Weg
verachtet und das falsche Spiel; Indessen hold und lieblich winkt des Sieges Lohn. Drum frisch gewagt! Nur eine Stunde folge mir Und weiche von dem graden Weg der Tugend ab; Dann wollen wir auch wieder wahr und ehrlich sein Und deine reine Tugend, deine Lauterkeit |
80 | 105 |
Zum Dieb und Lügner
bist du schlecht begabt Ich weiß es. Süß aber, Sohn Achills, ist der Sieg. Drum einen Tag lang, länger brauchts nicht, schwärz Die Zunge, dann in Tugend wie du willst Solang sie dauert, leb du deine Zeit. Ins Schwarze gehn wir alle, weigerst dus. |
|
ΝΕ. |
Soll hoch gepriesen
werden bis in Ewigkeit. Was schon das Ohr beleidigt, dazu sollt' ich gar Dir, Sohn Laertes, bieten meine reine Hand? Ich bin zu solchen falschen Künsten nicht gemacht, So wenig als mein Vater, wie man mir gesagt. |
85 | NE. OD. NE. OD. |
Aus faulem Grund wächst wohl ein Gutes nicht. Eins ist der Grund, ein andres ist der Baum. Den Baum nach seiner Wurzel fragt der Sturm. Den Wald nicht fragt er. NE. Den das Feuer frißt. |
OD. NE. 115 |
Oder, den Grund umgrabend ganz, die Flut. Am dritten stirbt das andre, was kommt geht Und weitres reden wir auf Trojas Trümmern. Hätt ich kein Ohr für dich und keine Sprache. Sag mir die Lügen, die ich sagen muß. |
|||
OD. 120 |
Dein Speer. In
allem brauchst du nicht zu lügen. [-->56] Sei der du bist, Achills Sohn, ersten Schwerts Vor Troja, bis in sein zu kühnes Fleisch Der Weiberdieb den Pfeil gepflanzt hat, Paris. Dann lüg: heim fährst du, deine Segel füllt |
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125 |
Haß gegen
uns, Haß gegen mich besonders. Wir riefen dich nach Troja in den Ruhm Als deines Vaters Asche noch nicht kalt war Weil die vieljährige Belagrung stockte Durch die zu tiefe Trauer seiner Truppen |
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130 |
Du kamst und in
die Schande wars, dein Erbe Achills, des laut Beweinten, Schild, Schwert, Speer Weigerten wir deinem gerechten Anspruch Ich wars, der dich beschwatzte. Falsches redend Ich bins, der dir die Waffen stahl, das Erbe. |
|||
NE. OD. 135 |
Schweig, wenn du
Troja wiedersehn willst, davon. Ritz deinen Arm, wenn dich der Blutdurst plagt Den du aus deiner Mutter Brüsten trankst Sonst schlag ich dich zurück in unser Bündnis Narr, mit dem Holz von deines Vaters Speer. |
|||
NE. OD. |
NE. Mein Haß
gehört dem Feind, so wills die Pflicht Bis Troja aufhört. Für mein Recht dann tauch ich In andres Blut den Speer. Kürz deine Zeit nicht Mit Worten die mich rot sehn machen vorher. OD. Spar deine Galle jetzt für deinen Auftrag. |
|||
140 |
Häuf Schlamm
nach deiner Lust auf meinen Namen Mich kränkt nicht, was dir hilft in unsrer Sache Das Auge trübst du ihm für deinen Anschlag Arglos den tödlichen, den Bogen, gibt er In deine Hand, wenn du ihn glauben machst |
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145 |
Die wär so
lüstern auf mein Blut wie seine Und weil du nicht zu lügen brauchst in dem Wählt ich zum Helfer dich für meinen Plan Denn glaublich wirst du lügen mit der Wahrheit Und mit dem Feind geht mir der Feind ins Netz. |
|||
150 |
Wenn Scham dich
rot färbt, wird er glauben, Wut ists Sie ists vielleicht und selber weißt du nicht Was schneller in die Schläfe treibt dein Blut Scham, weil du lügst oder Wut. weil du nicht lügst Und glaublicher wird deine Wahrheit ihm |
|||
NE. OD. 155 |
Je dunkler dir
die Lüge das Gesicht schminkt. Sei du dein eigner Helfer in der Sache. In diesem Handel bist du nicht der erste Der was er nicht will tut. Wir tatens vor dir. Dein Vater, der in Weiberkleider kroch |
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160 |
Ich wars der ihm
die auszog mit der Maske Des Kaufmanns, handelnd Web- und Mordgerät. Ausstellt ich beides vor den Weibern im Palast, von denen eins ein Mann war, er Dem Blick nicht kenntlich, und so war er kenntlich |
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165 |
An seiner Furcht
vor Werkzeug, Lust auf Waffen. Mich selber vorher fingen so die Fürsten In ihren Krieg: als ich den Narren spielte Salz streuend in die Furchen, hinterm Pflug Im Joch die Ochsen meine Feldherrn nannte |
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170 |
Und die bekannten
nicht zu kennen vorgab Rissen sie von den Brüsten meines Weibs Den Sohn und warfen den mir vor den Pflug Kaum hielt ich das Gespann, zweimal vier Hufe Das schwer zu haltende, einmal bewegt |
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175 |
Eh mir das teure
Blut den Boden düngte Den ich mit Salz verdarb, mich zu behalten. So war ich überführt heilen Verstandes Und hatte keinen Weg mehr aus der Pflicht. So viel davon. Wie willst dus? Auf den Knien? Kniet |
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NE. 180 |
Wär ich ein
Troer, süß wär meine Pflicht. Gewohnt den Staub zu küssen ist dein Knie Mein Vater sah dich so und sah die Feldherrn Mit so verkürzten Beinen vor ihm stehn Als euern Krieg sein langer Zorn aufhielt |
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OD. 185 |
Weil ihr nach
seiner ersten Schlacht euch schmücktet Mit seinem Sieg und kürztet seinen Ruhm. Mehr kränkte ihn, daß wir die Beute teilten Und klüger war dein Vater als sein Sohn Er wußte gut, daß wir, den Blick im Staub |
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188 |
Die Steine zählten,
unsern Tod für ihn Wenn er dem Zorn sich ließ, sein Erz dem Tau. Dein Leben ists, um das ich auf den Knien geh. Steht auf. |
|||
Ich bin bereit,
ihn fortzuführen mit Gewalt Und nicht mit feigen Schlichen; unsrer Übermacht Kann doch der Mann mit einem Fuß nicht widerstehn. Ich wurde dir als Helfer freilich zugesellt Und bin auch kein Verräter; aber lieber doch |
90 | |||
ΟD.
|
Ein Tod mit Ehren,
als ein Sieg mit Schand und Schmach! Du bist des Vaters rechter Sohn ! So war ich auch Als Jüngling träg in Worten, aber rasch zur Tat; Nun weiß ich aus Erfahrung aber, dass das Wort Die Welt beherrschet, aber nicht die rohe Kraft. |
95 | ||
ΝΕ. ΟD. ΝΕ. ΟD. ΝΕ. |
Und weißt
du keinen andern Rat als Lug und Trug? Du sollst mit List ihn fangen, weiter will ich nichts. Warum mit List? Wir überreden ihn vielleicht. Er lässt sich nicht bereden, folgt auch keinem Zwang. Wie kann er so vermessen seiner Kraft vertraun? |
100 | ||
ΟD. ΝΕ. ΟD. ΝΕ. ΟD. |
Er traut dem Pfeil,
der sichern Tod, nie fehlend, bringt. Wie, so gefährlich wär' es, diesem Mann zu nahn? Gewiss, er ist zu fangen, sag ich, nur mit List. Und macht uns nicht verächtlich solches Lügenwerk? Mitnichten, wenn die Lüge Nutzen bringt und Heil. |
105 | ||
ΝΕ. ΟD. ΝΕ. ΟD. ΝΕ. |
Wie kann der Lügner
einem Mann ins Auge schaun? Willst du gewinnen, musst du nicht so ängstlich sein. Was hab ich denn gewonnen, wenn er Troia sieht? Durch sein Geschoß fällt Troia nur in unsre Hand. So bin ich nicht der Sieger, wie ihr mir gesagt? |
110 | ||
ΟD. ΝΕ. ΟD. ΝΕ. ΟD. |
Du musst den Bogen
haben und der Bogen dich. Dann freilich gilts zu jagen um des Bogens Preis. Erjage dir die Beute, zwiefach ist der Preis. Zwiefacher Preis? So rede, dann bin ich bereit. Man preist dich hoch als weisen und als braven Mann. |
115 | ||
ΝΕ. ΟD. ΝΕ. ΟD. |
So sei es drum!
Nun fahret, Scham und Ehre, hin! Und hast du nicht vergessen, was ich dir gebot? Sei unbesorgt! Ich habe dir's jetzt zugesagt. So bleibe denn und warte, bis er hier erscheint. Ich aber will jetzt gehen, eh' er mich bemerkt; |
120 | ||
Den Späher
send ich wieder zu dem Schiff zurück, Und wenn ihr all zulange mir zu säumen scheint, So send ich ihn verkleidet als den Herrn des Schiffs, Damit er jenen täusche, wieder dir zurück; |
125 | |||
Und aus den bunten
Reden, die er führen wird, Nimm dir zu Nutz und Frommen, was du eben brauchst. |
130 | |||
189 NE. |
Dein Fisch kommt,
Netz. Ungleich sein Schritt noch immer. Sieh nicht auf mich. Mit mir gesehn stirbst du Eh du den Durst gestillt hast auf mein Blut. Mehr einem Tier als einem Menschen gleicht er Schwarz eine Wolke über ihm von Geiern. |
|||
OD. 195 |
Solang der sein
ist, fürchte seinen Bogen. Bis er uns folgt, in Stricken oder frei Nach Troja, wo Asklepios ihm den Fuß heilt Damit er uns hilft von der größern Wunde Aus der zu lang schon zweier Völker Blut geht |
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Ich gehe jetzt und lasse dich das Deine tun, |
132 |
200 |
Der Stinkende
uns vom Gestank der Schlacht Fürchte sein Elend mehr als seinen Bogen. Nur blind für seine Wunde heilst du die Nur taub für seinen Jammer stillst du den. Allein in deiner Hand liegt jetzt das ganze |
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Du aber, Götterbote Hermes, Gott der List, Du Hort der Stadt, Schutzgöttin Pallas, schützet uns! |
133 |
205 |
Denn was ich dabei
kann ist beten um Ein wenig Schläue mehr für dich zum schlauen Hermes, Athene auch helf dir zum Sieg Die Göttin, die der Gott sich aus dem Kopf schnitt. Ab. |
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