I. Begräbnisformen

• Mykenische Zeit  

  • Schachtgräber (Gräberrund A; Gräberrund B) im Mittelhelladikum
  • Kuppelgräber (Grab des Aigisthos, Löwengrab; Schatzhaus des Atreus; Grab der Klytaimnestra). Nach der von Alan Wace vorgenommenen Einteilung unterscheidet man die Kategorien A, B und C:
    1. Zwischen 1500 und 1460: Mauerwerk aus Feldsteinen; Türsturz nicht gewölbt; kein Entlastungsdreieck; einfacher Dromos (unverkleidet aus dem Felsen ausgehauen). Beispiel: Grab des Aigisthos.
    2. Zwischen 1460 und 1400: Fassade aus Bruchsteinen; Tholosmauer (manchmal) mit Bruchsteinsockel, darüber Feldsteine. Dromos aus geglätteten Feldsteinen. Türsturz außen überkragend, innen gewölbt. Entlastungsdreieck. Beispiel: Löwengrab
    3. Zwischen 1400 und 1300: Durchweg aus Bruchsteinen. Fassade vertikal strukturiert. Hohe Entlastungsdreiecke. Beispiele: Atreusschatzhaus, Grab der Klytaimnestra.
     

• Geometrische Zeit

  • Unter dem Einfluss der Dorischen Wanderung hatte man in der Nekropole am Eridanos zeitweise die Feuer- und Urnenbestattung statt der Erdbestattung vorgenommen. 
  • Ca. 950 v.Chr. Rückkehr zur Erdbestattung. Einfache in Reihen angelegte Erdhügel am Eridanos (bis 800 v. Chr.).
  • Ummauerung der Erdgrube. Aufstellung großer Tonvasen (Amphoren und Kratere) (Dipylonvasen, z.T. mit Darstellung der Prothesis).
   

• Archaische Zeit

  • rechteckiger Aufbau aus luftgetrockneten Lehmziegeln und bemalten Tonplatten (G. Richter 63)
  • Stelen, Pfeiler (seit 7. Jh.); seit dem 6. Jh. idealisierte Darstellung des Toten durch Malerei, Ritzung oder Relief; Giebelabschluss, Anthemien [Florale Ornamente] und Sphingen als Akrotere. Epigramme nennen Namen, Vater, Heimatort.
  • Archaische Kuroi seit 600 v. Chr. ("Apoll von Tenea" (ca. 560/550 v. Chr.); "Münchner Kuros" (ca. 540/530)
  • In Ionien werden älterer Holztruhen als Marmorsarkophage nachgeahmt.
   

• Klassische Zeit

  (Mitte 5. Jh.: Verbot von Luxusgräbern; seit 430 nicht mehr beachtet)

  	Familiengrab des Koroibos auf dem Kerameikos (mit der Grabstele der Hegeso) [Plan: 16]     nach: O.W.v.Vacano: Grab, in: Lexikon der Alten Welt, Zürich (Artemis) 1965, Sp. 1118

  • Tumulus-Grab: gemauerte Kammer mit Grabhügel darüber (bes. in Kleinasien)
  • Ummauerung der Grabanlagen (mit Quader-, Polygonalmauern). Z.B. Grabstätte des Koroibos
  • Grabmal des Dexileos (394 v. Chr. bei Korinth gefallen); Grabmal der Mnesarete (380 v. Chr.), Grabmal der Hegeso; Grabrelief mit dem Jäger.
  • Sarkophage (Stein, Terrakotta) (Tempelform in Kleinasien): Satrapensarkophag (ca. 430 v. Chr.); Lykischer Sarkophag (ca. 400 v. Chr.); Sarkophag mit klagenden Frauen (ca. 350 v. Chr.)
  • Naiskoi (430 - 338 v. Chr.); 
  • Monumentale Grabbauten in Kleinasien: Nereidenmonument von Xanthos (Ende 5. Jh.); Mausoleum von Halikarnass (353 v. Chr.)
   

• Hellenismus

  (Demetrios von Phaleron, 317 - 307 v. Chr.) reduziert den Aufwand auf schmucklose Kioniskoi mit Namensinschrift.
  • Kioniskoi, Kolumellen (kleine runde, schmucklose Säulen) in Attika bis zur Kaiserzeit üblich
  • Sarkophage: Alexander-Sarkophag (Ende 4. Jh.)

II. Mykene

• Kuppelgräber: "Schatzhaus des Atreus" (3):

  • Noch vor der Palastanlage stößt man auf des "Schatzhaus des Atreus" (auch "Grab des Agamemnon") (3). Die irreführende Benennung geht auf Pausanias zurück. Es gehört zum Typ C und ist das jüngste und prachtvollste Kuppelgrab in Mykene. Es wurde von Ephor Stamatakis in der Nachfolge von H. Schliemann bei Ausgrabungen 1877 - 1878 entdeckt. Die Kuppel ist aus rechteckigen, gut bearbeiteten Steinen in Form eines Bienenkorbes gebaut. 
  • Auf den Eingang des Grabes führt ein 35,5 m langer und 6 m breiter Weg (Dromos) zu, der von Mauern aus ebenfalls rechteckigen Steinen begrenzt wird. Das Eingangstor bilden zwei grünliche, mit Reliefen geschmückte, Halbsäulen; darüber zwei gigantische Steinblöcke als Türsturz (allein der innere schätzungsweise 120 t)  und darüber ein (reliefverziertes) Entlastungsdreieck. Verschlossen wurde dieser Eingang mit einer doppelflügeligen mit Bronze verzierten Holztür. 
  • Im Innern führt eine unverschlossene Tür in einen in den Fels eingehauenen Nebenraum mit einem Kammergrab.
  • Als das Grab geöffnet wurde, war es leider schon zum größten Teil geplündert.

  	Dromos Stomion Tholos (mit Kuppel aus Kraggewölbe) Grabkammer Dromos und Stomion bilden einen Palasteingang nach. Nur einige Kuppelgräber haben eine eigene Grabkammer.
  nach: Sp. Marinatos, Kreta, Thera und das mykenische Hellas, München 1973

• Gräberrund A (in der Palastanlage) (1):

  • Durch das Löwentor betreten wir die Burganlage und erreichen die Königsgräber, die 1876 von Schliemann ausgegraben wurden. Es handelt sich um sechs Schachtgräber, in den Boden eingelassene Räume, deren Wände mit Steinen befestigt sind und mit Holz abgedeckt waren. Sie wurden im 16. Jh. außerhalb der damals noch kleineren Burg angelegt, im 13. Jh. in die Burg einbezogen. Wegen der Aufschüttungen wurde das doppelwandige Mauerrund (überdachte und begehbare Orthostaten) angelegt. Die Gräber waren mit reliefierten Stelen gekennzeichnet. In der Mitte diente ein Altar dem Totenkult. Enthalten waren die Leichen von 8 Männern, 9 Frauen und 2 Kindern. Die kostbaren Grabbeilagen (Waffen, Schmuck, verzierte Vasen) konnten geborgen werden und sind heute im Nationalmuseum in Athen zu besichtigen).

• Andere Gräber in Mykene

  • Ganz in der Nähe des Parkplatzes findet sich das Kuppelgrab der Klytaimnestra (4), das sich nur wenig von dem des "Agamemnon" unterscheidet.
  • Unweit davon entfernt liegt das Gräberrund B (2), älter als A und 1952 - 1954 ausgegraben. Hier finden sich ca. 24 Kammergräber, von denen 11 wie im ersten Rund und 13 vielseitig in den Stein gehauen sind. 

  	Gräberrund im Innern der Palastanlage Gräberrunde außerhalb der Palastanlage Schatzhaus des Atreus (Grab des Agamemnon) Grab der Klytaimnestra Kuppelgrab des Aigisthos Löwengrab 7 - 9: Drei Kaufmannshäuser. In ihnen wurden 48 Täfelchen mit Linear B und mehrere Elfenbeintäfelchen gefunden.  Haus der Schilde  Haus des Ölhändlers Haus der Sphingen
  nach: K.P.Kontorlis: Die mykenische Kultur, Athen 1974, S. 53

   

  III. Rundgang durch den Kerameikos

  (erweitert, aktualisiert und mit Bildern)

• Man vermutet, dass der Friedhof  im "Töpferviertel" Kerameikos - schon im 12. Jh. v. Chr. weit außerhalb der Stadt zu beiden Seiten des Eridanos angelegt wurde. Die expandierende Stadt rückte immer naher an ihn heran. Die Grabanlagen waren für die Prominenz der Stadt (Familiengräber) reserviert. 16 Jahrhunderte lang wurden durch neue Aufschüttungen weitere Gräber hergerichtet. 
• Auf diesem Gelände befinden sich drei Hauptstraßen: die Gräberstraße (West- und Südstraße), die Querstraße (Heilige Straße) und die weiter nördlich verlaufende Akademiestraße "Demosion Sema", weil an ihr die Staatsgräber lagen). 
• Das Kerameikos-Museum enthält die gefundenen Grabbeigaben. 
  • In der Eingangshalle befinden sich ein Relief aus dem Hekate-Heiligtum, das Grabrelief des Ritters Dexileos, der Torso eines Reiters, eine archaische Sphinx und ein Marmorlöwe. 
• Wenn man den Kerameikos-Friedhof betritt, kommt man als erstes die Querstraße (Südstraße) (1) entlang.
  • Linker Hand taucht der Grabbezirk des Philoxenos (3) auf; dort steht ein Frauentorso.
  • Weiter links befinden sich die letzten Ruhestätten der Pamphile und Demetria (4). 
  • Gehen wir weiter geradeaus, kommen wir auf die breitere Gräberstraße (Weststraße) (2). Dort biegen wir links ein, um uns ebenfalls auf der linken Seite die Kopie des im Museum schon betrachteten Reliefs des Dexileos nochmals an Ort und Stelle anzusehen. 
  • Direkt dahinter befindet sich der Grabbezirk der Brüder Agathon und Sosikrates und ein Relief von Korallion , der Gattin des Agathon (9).
  • Einige Meter weiter das Grab des Dionysios (10) mit einem über den Naiskos erhöhten Stier. 
  • Um in den Grabbezirk des Lysimachides (11) zu gelangen, müssen wir einige Stufen überwinden. Er war erster Archont der Athener. Dort zu sehen ist eine Marmorlöwin und ein Molosserhund. Das Charon-Relief zeigt neben dem Fährmann der Unterwelt eine Familie, die gerade Totenschmaus hält. 
  • Südlich davon können wir die Überreste des Hekate-Heiligtums bewundern und zahlreiche Sarkophage und Lutrophoren, wie sie zur Bestattung von Unverheirateten benutzt wurden. 
  • Am Ende der Weststraße die beiden Grabbezirke des Tephisodaros (12) und Nikostrates (13).
  • Wenn wir nun nach rechts abdrehen, sehen wir die Grabstätte des Eubios aus Patmos (14).
  • Etwas weiter das Grabmal des Koroibos (16) mit der Kopie der Grabstele der Hegeso (Original im Nationalmuseum).
  • Wenig davon entfernt die Stele des als Reiter dargestellten Menes (17).
  • Hipparete (18) war wahrscheinlich Enkelkind des Alkibiades.  
  • Unweit von hier mündet die Gräberstraße in die Heilige Straße (27), nämlich am Tritopatreion (20), dem Heiligtum der "Tritopatreis", ("Dreiväter"). Sie waren erdgeborene, lebensspendende Windgottheiten. (Die in der Nähe stehende "Dreifaltigkeitskirche" knüpft bewusst an die Dreizahl an). 
  • Gegenüber finden sich zwei schlichte von Athen gestiftete Grabpfeiler für Proxenoi (diplomatische Vertreter der Stadt): für Pythagoras aus Selymbria (25) und die beiden korphiotischen (kerkyräischen) Gesandte Thersandros und Simylos (26), die auf einer offiziellen Reise 375 v. Chr. in Athen verstarben. 
• Durch das Heilige Tor (30) und über die Heilige Straße (27) zog der Festzug (Pompe, Theoria) nach Eleusis. 
• Neben dem Heiligen Tor befindet sich ein ca. 43 x 18 m großer Platz, auf dem das "Pompeion" (33) stand. Ursprünglich wurden hier Geräte für den Festzug nach Eleusis und den Panathenäenzug aufbewahrt. Es diente später auch als Gymnasium und  besaß Unterrichtsräume und Trainingsplätze. Ihm war eine kleine Säulenhalle vorgelagert, das Propylon. 
• Im Westen schließt sich nun das Doppeltor an, das sogenannte Dipylon (31). Nach dem Eingangstor folgt ein Innenhof, der mit hohen Mauern geschützt war; darauf das Außentor. Laufen wir geradeaus weiter, kommen wir auf die Straße der Akademie, wo wir links die Ruine eines römischen Schwitzbades (35) und danach das Grabmal der Lakedaimonier (36) bestaunen: Sie waren 403 v. Chr. bei der Befreiung Athens von den 30 Tyrannen ums Leben gekommen. 
• Von hier aus können wir wieder zum Ausgangspunkt zurückgehen. 

nach: R. Speich: Südgriechenland I, Stuttgart (Kohlhammer) 1978, S. 117

Literatur:

• A. Brückner: Der Friedhof am Eridanos, 1909
• F. Matz: Hellenistische und römische Grabbauten, in: Antike 4, 1928. S. 266-299
• O.W.v.Vacano: Grab, in: Lexikon der Alten Welt, Zürich (Artemis) 1965, s.v. "Grab"

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