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Während aber von Tag
zu Tag die öffentlichen Übel drückender wurden, nahm
das, was Unterstützung bot, ab; so schied Burrus aus dem Leben, man weiß nicht, ob durch Krankheit oder durch
Gift. Man vermutete Krankheit, weil sein Schlund innerlich anschwoll
und ihn durch Erschwerung des Atmens ersticken ließ. Mehrere
behaupten, sein Gaumen sei auf Befehl Neros unter dem Vorwand, als Heilmittel zu dienen, mit einer schädlichen
Arznei bestrichen worden, und Burrus,
der die Bosheit durchschaute, habe sich von Nero,
als dieser nach seinem Befinden fragte, abgewendet und bloß
geantwortet: mir geht es gut. Die Bürgerschaft vermisste ihn
noch lange Zeit schmerzlich im Andenken an seine Verdienste und
um seiner zwei Nachfolger willen, von denen der eine ein ehrlicher,
aber schwacher Mann, der andere der abscheulichste Lüstling
war. Der Kaiser hatte nämlich zwei Kommandanten über die prätorischen Kohorten gesetzt: den Faenius
Rufus mit Rücksicht auf die Gunst des Volkes, weil er das
Getreidewesen, ohne an seinen Gewinn zu denken, verwaltete, und
den Sofonius
Tigellinus, in dem er den alten Lüstling und Schandbuben
vor Augen hatte. Sie waren auch ganz so, wie man sie schon kannte, Tigellinus von größerem Einfluss beim Fürsten und zu den geheimsten
Wollüsten herangezogen, Rufus beim Volk und bei den Soldaten wohl gelitten, was ihm die Abneigung Neros zuzog.
(14,51)
Sed gravescentibus in dies publicis malis subsidia minuebantur,
concessitque vita Burrus, incertum valetudine an veneno. valetudo
ex eo coniectabatur quod in se tumescentibus paulatim faucibus et
impedito meatu spiritum finiebat. plures iussu Neronis, quasi remedium
adhiberetur, inlitum palatum eius noxio medicamine adseverabant,
et Burrum intellecto scelere, cum ad visendum eum princeps venisset,
aspectum eius aversatum sciscitanti hactenus respondisse: 'ego me
bene habeo.' civitati grande desiderium eius mansit per memoriam
virtutis et successorum alterius segnem innocentiam, alterius flagrantissima
flagitia. quippe Caesar duos praetoriis cohortibus imposuerat, Faenium
Rufum ex vulgi favore, quia rem frumentariam sine quaestu tractabat,
Sofonium Tigellinum, veterem impudicitiam atque infamiam in eo secutus.
atque illi pro cognitis moribus fuere, validior Tigellinus in animo
principis et intimis libidinibus adsumptus, prospera populi et militum
fama Rufus, quod apud Neronem adversum experiebatur.
Durch Burrus' Tod hatte Senecas Macht einen Bruch erlitten; die guten Kräfte hatten nicht mehr
das alte Durchsetzungsvermögen, seit gleichsam der eine Führer
fehlte, und Nero neigte sich den schlimmeren Ratgebern zu. Diese griffen Seneca mit allerlei Anschuldigungen an: er suche sein ungeheueres, für
einen Privatmann viel zu großes Vermögen noch zu vermehren,
die Gunst der Mitbürger auf sich zu lenken und durch die Schönheit
seiner Gärten und die Pracht seiner Landhäuser den Fürsten
sozusagen zu überbieten. So warfen sie ihm auch vor, dass er
sich allein das Verdienst der Beredsamkeit zueignen wolle, und häufiger
Gedichte verfertige, seit Nero eine Vorliebe dafür entwickelt habe. Denn er werde den Vorlieben
des Fürsten in der Öffentlichkeit nicht gerecht, verkleinere
seine Überlegenheit im Wagenrennen und spotte, sooft er singe,
über seine Stimme. Wie lange solle nichts im Gemeinwesen für
ruhmwürdig gelten, wovon nicht er als der Erfinder gelte. Den
Kinderschuhn sei Nero doch gewiss entwachsen und er stehe in der Kraft seiner Jugend.
Er solle sich des Hofmeisters entledigen; würdige Vorbilder
an Bildung habe er genug an seinen Vorfahren.
(14,52)
Mors Burri infregit Senecae potentiam quia nec bonis artibus idem
virium erat altero velut duce amoto et Nero ad deteriores inclinabat.
hi variis criminationibus Senecam adoriuntur, tamquam ingentis et
privatum modum evectas opes adhuc augeret, quodque studia civium
in se verteret, hortorum quoque amoenitate et villarum magnificentia
quasi principem supergrederetur. obiciebant etiam eloquentiae laudem
uni sibi adsciscere et carmina crebrius factitare, postquam Neroni
amor eorum venisset. nam oblectamentis principis palam iniquum detrectare
vim eius equos regentis, inludere voces, quoties caneret. quem ad
finem nihil in re publica clarum fore quod non ab illo reperiri
credatur? certe finitam Neronis pueritiam et robur iuventae adesse:
exueret magistrum satis amplis doctoribus instructus maioribus suis.
Aber Seneca,
dem nicht unbekannt war, wer ihn beschuldigte - die Mitteilungen
stammten nämlich von Leuten, denen das Gute nicht ganz gleichgültig
war, und der Kaiser wich seinem näheren Umgang immer mehr aus
- erbat sich eine Unterredung und begann, nachdem sie ihm gewährt
worden war, folgendermaßen: Es sind jetzt 14 Jahre, Caesar,
seit ich den Hoffnungen, die du erregt hattest, beigegeben wurde,
acht Jahre, dass du die Regierung innehast. In der Zwischenzeit
hast du so viele Ehren und Güter auf mich gehäuft, dass
meinem Glück nichts fehlt als seine selbstgesetzte Beschränkung.
Ich will große Beispiele anführen - nicht aus meinem
Leben, sondern aus deinem: Dein Ahnherr Augustus hat dem Marcus
Agrippa den abgeschiedenen Ruhesitz in Mytilene gestattet, dem Gaius
Maecenas sozusagen sein Asyl in Rom gegönnt; sie hatten
- jener als Genosse seiner Kriege, der andere in Rom in ziemlich
vielen Geschäften umgetrieben, zwar reiche, aber im Verhältnis
zu ihren Verdiensten wohlverdiente Belohnungen erhalten. Ich - was
hatte ich als Gegengabe für deine Freigebigkeit anderes als
diese, sozusagen im Schatten auferzogene Wissenschaft, auf die bloß
er Glanz fällt, dass man glaubt, ich hätte den ersten
Anfängen deiner Jugend zur Seite gestanden, was schon ein großer
Lohn ist. Du aber hast Gnade ohne Maß und überschwänglichen
Reichtum verliehen, so dass sich oft mich selbst frage: Wie? Ich,
der ich aus dem Ritterstand und der Provinz entsprossen bin, zähle
unter die Vornehmsten der Stadt, habe mich als Neuling unter den
Adel emporgeschwungen, der eine lange Reihe von Ahnenbildern zählt?
Wo ist jener Sinn, der mit Wenigem zufrieden war? Legt er solche
Gärten an? Wandelte er in solchen Vorstadtvillen, ergeht er
sich in so weit gedehnten Ländereien, erwächst er zu solchen
Zinseinnahmen? Nur eine Entschuldigung kommt mir in den Sinn: dass
ich deine Wohltaten nicht ausschlagen durfte.
(14,53)
At Seneca criminantium non ignarus, prodentibus iis quibus aliqua
honesti cura et familiaritatem eius magis aspernante Caesare, tempus
sermoni orat et accepto ita incipit: 'quartus decimus annus est,
Caesar, ex quo spei tuae admotus sum, octavus ut imperium obtines:
medio temporis tantum honorum atque opum in me cumulasti ut nihil
felicitati meae desit nisi moderatio eius. utar magnis exemplis
nec meae fortunae sed tuae. abavus tuus Augustus Marco Agrippae Mytilenense secretum, C. Maecenati
urbe in ipsa velut peregrinum otium permisit; quorum alter bellorum
socius, alter Romae pluribus laboribus iactatus ampla quidem sed
pro ingentibus meritis praemia acceperant. ego quid aliud munificentiae
tuae adhibere potui quam studia, ut sic dixerim, in umbra educata,
et quibus claritudo venit, quod iuventae tuae rudimentis adfuisse
videor, grande huius rei pretium. at tu gratiam immensam, innumeram
pecuniam circumdedisti adeo ut plerumque intra me ipse volvam: egone
equestri et provinciali loco ortus proceribus civitatis adnumeror?
inter nobilis et longa decora praeferentis novitas mea enituit?
ubi est animus ille modicis contentus? talis hortos extruit et per
haec suburbana incedit et tantis agrorum spatiis, tam lato faenore
exuberat? una defensio occurrit quod muneribus tuis obniti non debui.
Doch wir haben beide das
Maß voll gemacht: du gabst alles, was der Fürst dem Freund
geben, ich nahm alles, was der Freund vom Fürsten empfangen
konnte. Was darüber ist, mehrt nur die Missgunst. Diese liegt
zwar, wie alles Menschliche, tief unter deiner Hoheit, aber auf
mir lastet sie, ich bedarf der Hilfe. Gleich wie ich, wenn ich im
Kriegsdienst oder auf dem Marsch ermattet wäre, um eine Stütze
bäte, so bitte ich, weil ich auf diesem meinem Lebensweg alt
geworden und selbst den leichtesten Sorgen nicht mehr gewachsen
bin, da ich meinen Reichtum nicht weiter tragen kann, um deine Hilfe:
Lasse du ihn durch einen Prokuratoren verwalten, in deinen Besitz
übergehen. Damit stoße ich mich nicht in die Armut, sondern
ich gebe ab, was mich durch seinen Schimmer blendet, und will die
Zeit, die ich jetzt für die Besorgung der Gärten und Landhäuser
abzweige, meinen geistigen Interessen zuwenden. Du stehst noch in
voller Kraft und hast schon so viele Jahre die Lenkung des höchsten
Amtes kennen gelernt. Wir älteren Freunde können dich
bitten, uns Ruhe zu gönnen. Auch das wird zu deinem Ruhme gehören,
dass du die zum Gipfel erhoben hast, die sich zu bescheiden wussten.
(14,54)
Sed uterque mensuram implevimus, et tu, quantum princeps tribuere
amico posset, et ego, quantum amicus a principe accipere: cetera
invidiam augent. quae quidem, ut omnia mortalia, infra tuam magnitudinem
iacet, sed mihi incumbit, mihi subveniendum est. quo modo in militia
aut via fessus adminiculum orarem, ita in hoc itinere vitae senex et levissimis quoque curis
impar, cum opes meas ultra sustinere non possim, praesidium peto.
iube rem per procuratores tuos administrari, in tuam fortunam recipi.
nec me in paupertatem ipse detrudam, sed traditis quorum fulgore
praestringor, quod temporis hortorum aut villarum curae seponitur
in animum revocabo. superest tibi robur et tot per annos visum summi
fastigii regimen: possumus seniores amici quietem reposcere. hoc
quoque in tuam gloriam cedet, eos ad summa vexisse qui et modica
tolerarent.'
Nero erwiderte darauf in etwa: Dass ich auf deine vorbereitete Rede sogleich
entgegne, ist schon ein Geschenk von dir, da du mich gelehrt hast,
nicht nur vorbereitet, sondern auch aus dem Stegreif zu sprechen.
Mein Ahnherr Augustus hat Agrippa und Maecenas den Genuss ihres Ruhestandes nach ihren Anstrengungen gegönnt,
aber er befand sich dabei in einem Alter, dessen Selbstständigkeit
alles rechtfertigte, was und wie beschaffen das war, was er ihnen
zuteil werden ließ. Dennoch entzog er beiden die einmal gemachten Geschenke nicht. Sie
hatten es verdient in Krieg und sonstigen Gefahren; denn darin erschöpfte
sich die Jugend des Augustus.
Auch mir hätte dein Arm und Schild nicht gefehlt, wenn ich
Krieg hätte führen müssen. Aber wie Zeit und Umstände
es erforderten, hast du getan, hast durch planmäßige
Führung, guten Rat und Weisheit meine frühe Kindheit und
später mein Jugendalter gefördert. Deine Dienste an mir
werden, solange mein Leben währt, Bestand haben. Was du von
mir hast, Gärten, Zinseinnahmen und Landgüter, ist vom
Zufall abhängig. Sollte dies auch viel scheinen, gar viele,
die mit dir nicht gleichzustellen sind, haben noch Größeres
empfangen. Die Freigelassenen mag ich gar nicht anführen, die
man in größerem Reichtum erblickt. Ja, es macht mich
erröten, dass du, obwohl du in meiner Zuneigung obenan stehst,
noch nicht alle an Besitztum übertriffst.
(14,55)
Ad quae Nero sic ferme respondit: 'quod meditatae orationi tuae
statim occurram id primum tui muneris habeo, qui me non tantum praevisa
sed subita expedire docuisti. abavus meus Augustus Agrippae et Maecenati usurpare otium post labores
concessit, sed in ea ipse aetate cuius auctoritas tueretur quidquid
illud et qualecumque tribuisset; ac tamen neutrum datis a se praemiis
exuit. bello et periculis meruerant; in iis enim iuventa Augusti
versata est: nec mihi tela et manus tuae defuissent in armis agenti;
sed quod praesens condicio poscebat, ratione consilio praeceptis
pueritiam, dein iuventam meam fovisti. et tua quidem erga me munera,
dum vita suppetet, aeterna erunt: quae a me habes, horti et faenus
et villae, casibus obnoxia sunt. ac licet multa videantur, plerique
haudquaquam artibus tuis pares plura tenuerunt. pudet referre libertinos
qui ditiores spectantur: unde etiam mihi rubori est quod praecipuus
caritate nondum omnis fortuna antecellis.
Aber du stehst noch in
einem rüstigen Alter, bist zu Geschäften und zum Genuss
noch fähig, während ich mich erst am Anfang der Herrscherlaufbahn
befinde; du müsstest denn dich niedriger stellen als Vitellius mit seinem dreimaligen Konsulat und mich geringer als Claudius.
Auch vermag ja alle meine Freigebigkeit nicht so viel auf dich
zu häufen, wie die lang geübte Sparsamkeit bei Volusius zusammengebracht hat. Warum führst du mich nicht, wenn ich
auf der schlüpfrigen Bahn der Jugend vom rechten Pfad abirren
will, zurück und leitest mich nicht, nachdem ich durch deine
Lehren erstarkt bin, um so nachdrücklicher durch deine Unterstützung?
Nicht deine Selbstbeherrschung, wenn du die Schätze zurückgibst,
noch deine Zurückgezogenheit, wenn du den Fürsten verlässt,
sondern meine Habsucht und der Schrecken vor meiner Grausamkeit
wird in aller Munde sein. Und wenn du noch so sehr um deiner Uneigennützigkeit
willen gelobt würdest, so wäre es für einen Weisen
nicht anständig, sich Ruhm mit etwas zu gewinnen, womit er
seinen Freund in üblen Ruf brächte. Dazu fügte
er noch Umarmung ein und Küsse, von Natur und durch Gewöhnung
dazu gemacht, seinen Hass hinter trügerischen Liebkosungen
zu verbergen. Seneca - so enden ja in der Regel die Gespräche mit großen
Herren - bezeugte seinen Dank, aber er verhält sich anders
als zu der Zeit seines früheren Einflusses, wehrt die zahlreichen
Aufwartungen ab, vermeidet großes Gefolge, weilt selten
in der Stadt und tut, als sei er krank oder hielten ihn seine
philosophische Studien zu Hause fest.
(14,56)
Verum et tibi valida aetas rebusque et fructui rerum sufficiens,
et nos prima imperii spatia ingredimur, nisi forte aut te Vitellio
ter consuli aut me Claudio postponis et quantum Volusio longa parsimonia
quaesivit, tantum in te mea liberalitas explere non potest. quin,
si qua in parte lubricum adulescentiae nostrae declinat, revocas
ornatumque robur subsidio impensius regis? non tua moderatio, si
reddideris pecuniam, nec quies, si reliqueris principem, sed mea
avaritia, meae crudelitatis metus in ore omnium versabitur. quod
si maxime continentia tua laudetur, non tamen sapienti viro decorum
fuerit unde amico infamiam paret inde gloriam sibi recipere.' his
adicit complexum et oscula, factus natura et consuetudine exercitus
velare odium fallacibus blanditiis. Seneca, qui finis omnium cum
dominante sermonum, grates agit: sed instituta prioris potentiae
commutat, prohibet coetus salutantium, vitat comitantis, rarus per
urbem, quasi valetudine infensa aut sapientiae studiis domi attineretur.
Deutsche Übersetzung nach: Bahrdt, C.F. bearbeitet von E.Gottwein
Cornelius Taciuts, Ab excessu divi Augusti (Annalen), Textauswahl und Namensverzeichnis von Hans Haas, Einleitung von Karl Meister, 3. Aufl., durchgesehen von Egon Römisch
P. Cornelius Tacitus. Annalen und Historien in Ausw. hrsg. von Carl Stegmann.
Heft 1: Tiberus: Annalen I-VI nebst Ergänzungen aus Velleius, Sueton und Dio Cassius : Text m. Einl. (B. G. Teubners Schülerausgaben griechischer und lateinischer Schriftsteller).
Heft 2: Nero (Annalen XII-XVI : Historien I-V)
Auswahl aus den Schriften des P. Cornelius Tacitus. Mit Einleitung und Namensverzeichnis herausgegeben von Dr. Friedrich Wotke. Text und Kommentar.
9. Auflage von Dr. H. Malicsek