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Griechische Tempelarchitektur
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Inhalt | Einleitung | Vorzeit | Tempeltypen | Peripteros | Dor.Ordnung | Ion.Ordnung | Vergleich | Anhang

ANHANG: KURZBESCHREIBUNGEN, ABBILDUNGEN, VERZEICHNIS

 

KURZBESCHREIBUNGEN EINIGER GRIECHISCHER TEMPEL

1. Ein Antentempel - Das Schatzhaus von Sikyon in Olympia

Die Grundform des Antentempels vertraten in den großen Heiligtümern vor allem die Schatzhäuser (thesauroi), z.B. in Olympia und Delphi, wo sie in Reihen nebeneinander standen, gefüllt mit Weihgeschenken der Stifterstadt. In Olympia wurden die Schatzhäuser in einer geordneten Reihe einheitlich im dorischen Stil errichtet; eines von diesen soll betrachtet werden. Die Schatzhäuser sind im Heiligtum daran zu erkennen, dass sie im Gegensatz zu den Tempeln keine Altäre besitzen. Pausanias überlieferte die Namen von zehn der zwölf  Thesauroi Olympias in der Abfolge von Westen nach Osten. Ein rekonstruiertes Beispiel aus klassischer Zeit stellt das jüngste und westlichste Schatzhaus von Sikyon (bei Korinth) dar. Der kleine Antentempel von 6.73 m x 11.85 m ist zugunsten der klaren, dorischen Ordnung auf die wesentlichsten Elemente reduziert und verzichtet auf schmückendes Beiwerk. Über dem flachen, nur zwei Stufen hohen, also der Größe des Bauwerks angepassten Stufenunterbau erhebt sich das isodome Mauerwerk der Cella. Das Schatzbaus besitzt einen umlaufenden Triglyphenfries. Aufgrund des dorischen Eckkonfliktes sind die Antenjoche schmaler als das Mitteljoch (1.81 m - 1 97 m), damit über den Mittelachsen der Säulen  Triglyphen zum Ruhen kommen. Die Einfachheit der dorischen Ordnung wird auch durch die zurückhaltende Ausschmückung mit Ornamenten betont. Auf plastischen Schmuck wird völlig (!) verzichtet. Der Fries ist nur blau und rot unterlegt. Lediglich die Traufen und der First des Marmordaches aus korinthischen Ziegeln sind mit Palmettenantefixen verziert.

Das Baumaterial ist ein feinkörniger Kalkstein aus der Gegend von Sikyon. Er wurde dort gebrochen, bearbeitet, und dann erst nach Olympia transportiert.(Vgl. Abb. 26)

2. Ein Amphiprostylos - Der Athena-Nike Tempel in Athen

Ein bekanntes Beispiel für einen Amphiprostylos gibt uns in Athen der Athena-Nike Tempel, geweiht der Stadtgöttin Athena als der Siegbringenden. Er steht sinnigerweise an einer der wichtigsten Stellen der Akropolis, auf einem weit nach Westen vorragenden Bollwerk der Toranlage. Der 449 v.Chr. nach dem Kalliasfrieden beantragte und zwischen 427 - 424 v.Chr. ausgeführte Bau erforderte die Erweiterung der Bastion und gleichzeitig die Verkürzung der Propyläen. Zusätzlich musste der Tempel kleiner als zuerst geplant gebaut werden. Ursprünglich sollte er wohl so groß wie der sogenannte Ilissos-Tempel werden (s. Abb. 27). So entstand schließlich dieser kleine Amphiprostylos; er ist breiter als tief (4.14 m x 3.79m).

Der Tempel wurde in der attisch - ionischen Form errichtet, seine Wirkung beruht auf seiner Grazilität. Auf dem Unterbau erhob sich die fast quadratische Cella mit den vorgelagerten attisch-ionischen Säulen. Die ungewöhnlcih gedrungenen Säulen (Höhe 7,8 U.D - 4.05 m zu 0.52 m), die Wände und die Stirnseiten der Stufen neigen sich leicht nach innen. Die attisch-ionische Basis der Säulen ist nicht ganz ausgebildet. Breite, relativ schwere Volutenkapitelle tragen den Architrav. Über den Faszien des Architravs verliefen ein skulptierter Fries, auf welchem die Schlacht von Platäa gegen die Perser und abtrünnige Griechen vor den Augen der versammelten Götter in Kampfgruppen dargestellt wurden. Dieser Fries ersetzte den kleinteiligen Zahnschnitt der kleinasiatisch-ionischen Ordnung. Über dem Fries folgten ein leicht unterschnittenes Geison und eine mit Blütenmustern bemalte Sima. Über plastische Giebelgruppen ist nichts bekannt. Auch über die Form der Akrotere lassen sich nur Vermutungen anstellen (vergoldete Niken?). (Vgl. Abb. 27)

 

3. Ein dorischer Peripteros - Der Zeustempel in Olympia

Der Zeustempel in Olympia wurde allgemein bereits im Altertum als die vollkommene Verwirklichung des dorischen Kanons bezeichnet. Der Bau wurde zwischen 470 - 456 v.Chr. durchgeführt, leider aber im 6. Jhdt. n.Chr. durch ein Erdbeben völlig zerstört. Vom Baumeister ist außer seinem Namen, Libon von Elis, nichts bekannt. Zum Aufbau des dorischen Peripteros sei auf die Kapitel 3/4 verwiesen. An dieser Stelle sollen besonders die Feinheiten der hier vorliegenden Konstruktion aufgezeigt werden.

Die Fundamente erheben sich drei Meter über den Erdboden und wurden ringsum mit Erde angeschüttet, so dass selbst die Ruine noch über dem Gelände der Altis liegt. Die Autarkie des Tempels wird hier noch einmal deutlich. Um dem Stylobat eine besondere Betonung zu geben, wurde er über den anderen Stufen um ein sechstel erhöht (56 cm : 48 cm).

Die Vollkommenheit des Tempels beruht sicherlich darauf, dass zum ersten Mal alle Längen und Teile nach einem einheitlichen Grundmaß von 16 dorischen Fuß (= 5.22 m) abgeleitet sind. Die Peristasis steht im Verhältnis von 5 Frontjochen zu 12 Längsjochen (= 80 x 192 Fuß), also von 6 x 13 Säulen. Der Naos fügt sich mit einem anderen Proportionsverhältnis von 3 x 9 Jochen in die Peristasis ein. Durch diese Änderung wird der Richtungsbau betont, denn die Seitenhallen sind nur ein Joch breit, erweitern sich dagegen in den Fronthallen zu einer Breite von 1.5 Jochen (s. Abb.28). Die Höhe der dorischen Säulen mit den straffen, im 45 Gradwinkel aufsteigenden Kapitellen ist mit 10.51 m fast genau gleich zu zwei Jochen.

Auch die Cella richtet sich mit 2.5 x 5.5 Jochen (= 40 x 88 Fuß) nach dem Grundmaß. Zwei Säulenreihen zu je sieben Säulen teilen den Innenraum in drei Schiffe. Das mittlere Schiff ist so breit wie die beiden äußeren zusammen (20 Fuß : 10 Fuß). Im Hauptschiff findet sich auch noch die Basis des berühmten Zeusstandbildes des Phidias die fast ein Drittel der Fläche einnimt. Die Seitenansicht des Tempels wird ebenfalls durch das Grundmaß bestimmt. Auf das 16 Fuß breite Joch folgen je 8 Fuß voneinander entfernte Triglyphen und Metopen, je 4 Fuß voneinander entfernte Wasserspeier (Sima) und je zwei Fuß breite Dachziegel aus parischem Marmor. Es ergibt sich damit ein Verhältnis Joch : Metopen : Wasserspeier : Ziegel von 1 : 2 : 4 : 8.  Die Fugenkonkordanz, die bereits an dem Aphaia-Tempel in Aigina (Baubeginn ca. 500  v. Chr.) zu finden ist, wurde exakt durchgeführt. Fugenkonkordanz bedeutet, dass sich die Stoßfugen der Platten und Quader durch den ganzen Bau ziehen, z. B. indem die Fugen der Eutyntherie, abgestimmt auf die Krepis, versetzt zu deren Fugen stehen. So spiegelt sich auch die Einteilung des Tempels in Säulenkranz und Ringhalle in den Bodenplatten (s. Abb. 8);  die Eckkontraktion äußert sich in einer Verengung der betreffenden Bodenplatten. Der Zeustempel war reich an Skulpturenschmuck. Die zwölf Metopen an dem Gebälk über Pronaos und Opisthodom wurden durch die Darstellung der Taten des Herakles verziert; die Giebelfelder wurden von liegenden knienden und stehenden Figuren, die sich der Höhe des Tympanons anpassten, erfüllt.

Feinste Kurvaturen, optische Korrekturen und Neigungen verhindern, dass das feste Proportionengerüst zu einer Erstarrung des Bauwerks führt. So neigen sich die Säulen der Längsseite um 62 mm nach innen, die zweite und vierte Säule der Frontseite neigen sich um lediglich 17 mm. Dadurch wird die Neigung der Längsseiten harmonisch abgefedert und langsam vermindert. Eine Kurvatur des Stylobats, wie sie sich am Parthenon findet, ist aufgrund der Verschiebungen und Verwerfungen durch Erdbeben nicht mehr nachweisbar. Der Zeustempel wurde zum Vorbild für eine Reihe von weiteren Tempeln. Die absolute Harmonie und das Ebenmaß der Proportionen des olympischen Zeustempels wurden doch in keinem anderen dorischen Tempel in gleichem erreicht. (Vgl. Abb. 28)

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