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Publius Vergilius Maro
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Die vierte Ekloge gibt der Interpretation seit der Antike die größten Rätsel auf. Sie stammt aus dem Jahr 40
v.Chr., dem Konsulatsjahr des Asinius
Pollio. Sie geht weit über den Typus der Hirtendichtung hinaus. DerDichter will nicht mehr Diener der "Sicelides Musae" (
1) sein, sondern trägt als "vates Romanus" seine visionönäre Botschaft vor: Die Ekloge beruht nicht auf dem Vorbild Theokrits, sondern hat andere Voraussetzungen; insbesondere:
Die Geburt des Kindes wird unter dem Konsulat des Asinius
Pollio erwartet. Die Gliederung der Ekloge entspricht dem Heranwachsen des Kindes bis zu der Zeit, wann es als Mann aufgrund der vom Vater ererbten Tugenden den Erdkreis regieren wird (17). Es folgen die Prophezeiung der Parzen und der Segenswunsch des Dichters.
Die Rätselhaftigkeit liegt einmal im Gedicht selbst und seiner prohetischen Diktion, dann aber auch in der Frage, ob Vergil damit ideenhaft eine allgemeine und unspezifische Sehnsucht zum Ausdruck bringt oder auf eine bestimmte historische Persönlichkeit anspielt; wenn ja, auf welche. Z.B. auf
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Saeculi novi interpretatio
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Die Zeitenwende
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Sicelides Musae, paulo maiora canamus! non omnis arbusta iuvant humilesque myricae; si canimus silvas, silvae sint consule dignae. Ultima Cumaei venit iam carminis aetas; |
Höheres lasset uns jetzt, sikelische Musen besingen, denn nicht jeden erfreun Tamarisken und niederes Strauchwerk! Singen wir Lieder dem Hain, so seien sie würdig des Consuls. Schon ist das Ende der Zeit nach dem Lied von Cumae gekommen. |
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5 |
magnus ab integro saeclorum nascitur ordo. iam redit et Virgo, redeunt Saturnia regna; iam nova progenies caelo demittitur alto. tu modo nascenti puero, quo ferrea primum desinet ac toto surget gens aurea mundo, |
Und großartig beginnen den Lauf ganz neue Geschlechter.
Schon kehrt wieder Astraea, es kehrt Saturnus' Regierung: Neue Geburten entsteigen nun bald dem erhabenen Himmel. Sei nur dem werdenden Knaben, mit dem sich das eiserne Alter Schließt, und die goldene Zeit aufsteiget dem sämtlichen Erdkreis, |
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10 |
casta fave Lucina: tuus iam regnat Apollo. Teque adeo decus hoc aevi, te consule, inibit, Pollio, et incipient magni procedere menses; te duce, si qua manent sceleris vestigia nostri, inrita perpetua solvent formidine terras. |
Sei nur, keusche Lucina, ihm hold! Schon herrscht dein Apollo. Ja, es beginnt mit dir, o Consul Pollio, diese Glänzende Zeit: es entrollen von nun an wichtige Monde. Weil du waltest, wo irgend die Spur von unseren Greuln blieb, Wird sie, getilgt, von der ewigen Angst entlasten den Erdkreis. |
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15 |
ille deum vitam accipiet divisque videbit permixtos heroas et ipse videbitur illis pacatumque reget patriis virtutibus orbem. At tibi prima, puer, nullo munuscula cultu errantis hederas passim cum baccare tellus |
Er wird göttliches Leben empfahn: Heroen mit Göttern Wird er vermischt anschaun und selbst sich ihnen gesellt sehn, Und im Frieden die Welt mit der Tugend des Vaters beherrschen. Aber dir wird, o Knabe, zuerst ungebauet das Erdreich Kleine Geschenke in Fülle, mit Narden den schweifenden Efeu, |
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20 |
mixtaque ridenti colocasia fundet acantho. ipsae lacte domum referent distenta capellae ubera nec magnos metuent armenta leones; ipsa tibi blandos fundent cunabula flores. occidet et serpens et fallax herba veneni |
Wird mit dem heitern Akanthus vermischt Kolokasien spenden. Selbst auch werden zum Stall milchstrotzenden Euters die Ziegen Heimgehn, und den gewaltigen Leun nicht fürchten die Rinder. Selber die Wiege sogar wird liebliche Blumen dir spenden. Nicht mehr wird da die Schlang', und die tückische Pflanze des Giftes |
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25 |
occidet; Assyrium vulgo nascetur amomum. At simul heroum laudes et facta parentis iam legere et quae sit poteris cognoscere virtus, molli paulatim flavescet campus arista incultisque rubens pendebit sentibus uva |
Nicht mehr sein: Allwärts wird wachsen assyrisches Würzkraut. Aber sobald du wirst einmal lesen vom Ruhme der Helden, Und von den Taten des Vaters, des Mannsinns Wesen begreifend, Wird sich mählich das Feld mit friedlichen Ähren vergolden, Wird rotglühend die Traub' dahängen am wildernden Dornbusch, |
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30 |
et durae quercus sudabunt roscida mella. Pauca tamen suberunt priscae vestigia fraudis, quae temptare Thetim ratibus, quae cingere muris oppida, quae iubeant telluri infindere sulcos. alter erit tum Tiphys et altera quae vehat Argo |
Tauiger Honig wird hartstämmigen Eichen enttriefen.
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35 |
delectos heroas; erunt etiam altera bella atque iterum ad Troiam magnus mittetur Achilles. Hinc, ubi iam firmata virum te fecerit aetas, cedet et ipse mari vector nec nautica pinus mutabit merces: omnis feret omnia tellus. |
Träget ein Argosschiff: ein anderer Krieg kömmt.
Wieder ein großer Achill wird dann gen Troia gesendet. Wenn zum Manne dich nun das gekräftigte Alter gereift hat, Selber der Schiffer verschwindet vom Meer dann: Waren vertauscht kein Seeschiff mehr: denn jegliches Land wird alles erzeugen. |
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40 |
non rastros patietur humus, non vinea falcem; robustus quoque iam tauris iuga solvet arator; nec varios discet mentiri lana colores, ipse sed in pratis aries iam suave rubenti murice, iam croceo mutabit vellera luto, |
Nicht mehr duldet der Boden den Karst, nicht Hippen der Weinberg: Dann entspannet dem Joche der rüstige Pflanzer die Stiere. Nicht mehr lernet das Vlies buntschillernde Farben zu lügen, Sondern der Widder sogar wird wechseln die Farb' auf den Wiesen, Bald in liebliches Rot, bald safrangelbliche Wolle; |
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45 |
sponte sua sandyx pascentis vestiet agnos. "Talia saecla" suis dixerunt "currite" fusis concordes stabili fatorum numine Parcae. adgredere o magnos - aderit iam tempus - honores, cara deum suboles, magnum Iovis incrementum! |
Scharlach wird auf der Weide von selbst umkleiden die Lämmer. Also entrollt, Jahrhunderte, fort: zu ihrem Gewebe Sprachen die Parzen das Wort, standhaft, einträchtiglich waltend. Jetzo beginne - die Zeit ist da - die erhabene Ruhmbahn, Sprössling, den Göttern so wert, du, Juppiters herrlicher Nachwuchs! |
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50 |
aspice convexo nutantem pondere mundum, terrasque tractusque maris caelumque profundum, aspice, venturo laetantur ut omnia saeclo! o mihi tum longae maneat pars ultima vitae, spiritus et quantum sat erit tua dicere facta: |
Schau, wie freudig erbebet des Weltalls lastende Wölbung, Länder umher und Räume des Meers und tiefen des Himmels! Schau, wie des Weltjahrhunderts Erscheinung alles entzücket! Wäre so weit mir gesteckt des Daseins äußerstes Grenzziel, Möchte mir, würdig dein Tun zu verkündigen, dauern der Atem! |
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55 |
non me carminibus vincat nec Thracius Orpheus nec Linus, huic mater quamvis atque huic pater adsit, Orphei Calliopea, Lino formosus Apollo. Pan etiam, Arcadia mecum si iudice certet, Pan etiam Arcadia dicat se iudice victum. |
Nicht obsiegen im Lied dann soll mir Thracias Orpheus,
Linus nicht: ob dem die Erzeugerin Kalliopea Helfe, dem Linus der Vater, der anmutstrahlende Phoebus. Stritte mit mir selbst Pan, und würd' Arkadia richten, Müsst' er besiegt sich erkennen, wenn auch Arkadia richtet. |
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60 |
Incipe, parve puer, risu cognoscere matrem: matri longa decem tulerunt fastidia menses. incipe, parve puer: qui non risere parenti, nec deus hunc mensa, dea nec dignata cubili est. |
Knäblein auf, und erkenn' am Lächeln die Mutter; es haben Schwer sie beängstiget zehn langwierige Monde der Mühsal. Knäblein, auf! Wen nimmer der Blick anlachte der Eltern, Würdigte weder des Mahles der Gott, noch die Göttin des Lagers. |
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zu "Vergil" und "Osiander" 3537
Vergil / Osiander, Hertzberg
Die Gedichte des Publius Virgilius Maro:
Stuttgart, Metzler, 1853 |
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