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Gaius Suetonius Tranquillus

Nero (37-68 n.Chr.)

1-5

 Nero als Kind seiner Familie

 

 
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1. Aus dem Geschlecht der Domitier sind zwei Familien bekannt geworden, die Calviner und die Ahenobarber. Die Ahenobarber haben zum Gründer ihrer Familie und gleichfalls ihres Beinamens den Lucius Domitius. Als dieser einmal von der Feldarbeit heimkehrte, begegneten ihm jugendliche Zwillingsbrüder von übermenschlich erhabener Gestalt; sie sollen ihm befohlen haben, dem Senat und Volk einen Sieg zu melden, von dem man noch nichts Zuverlässiges wusste, und ihm zum Zeichen ihrer Göttlichkeit seine Wangen leicht berührt haben, so dass sie sein bisher schwarzes Haupt- und Barthaar rötlich und bronzefarben machten. Diese Auszeichnung blieb auch seinen Nachkommen, und die meisten von ihnen hatten einen rötlichen Bart. (1,1) Ex gente Domitia duae familiae claruerunt, Calvinorum et Ahenobarborum. Ahenobarbi auctorem originis itemque cognominis habent L. Domitium, cui rure quondam revertenti iuvenes gemini augustiore forma ex occursu imperasse traduntur, nuntiaret senatui ac populo victoriam, de qua incertum adhuc erat; atque in fidem maiestatis adeo permulsisse malas, ut e nigro rutilum aerique adsimilem capillum redderent. quod insigne mansit et in posteris eius, ac magna pars rutila barba fuerunt.

Auch als die Familie dann bereits sieben Konsulate, zwei Triumphe und zwei Zensuren zählte und dauerhaft unter die Patrizier aufgenommen war, behielten alle den selben Zunamen bei. Selbst Vornamen verwendeten sie keine anderen als Gnaeus und Lucius, und zwar mit der bemerkenswerten Verschiedenheit, dass sie bald je einen davon für drei aufeinander folgende Personen beibehielten, bald einzeln damit abwechselten. Denn der erste, zweite und dritte Ahenobarbus hießen, wie uns berichtet wird, alle Lucius, die drei der Reihe nach folgenden wieder Gnaeus, die übrigen im regelmäßigen Wechsel bald Lucius, bald Gnaeus. Ich halte es für zweckmäßig, das amn mehrere Glieder dieser Familie kennen lerne, damit um so leichter erkennbar wird, dass Nero, was die Vorzüge seiner Familie angeht, zwar entartet ist, aber die Laster eines jeden gleichsam ererbt und angeboren widergibt. (1,2) functi autem consulatibus septem, triumpho censuraque duplici et inter patricios adlecti perseveraverunt omnes in eodem cognomine. ac ne praenomina quidem ulla praeterquam Gnaei et Luci usurparunt; eaque ipsa notabili varietate, modo continuantes unum quodque per trinas personas, modo alternantes per singulas. nam primum secundumque ac tertium Ahenobarborum Lucios, sequentis rursus tres ex ordine Gnaeos accepimus, reliquos non nisi vicissim tum Lucios tum Gnaeos. pluris e familia cognosci re ferre arbitror, quo facilius appareat ita degenerasse a suorum virtutibus Nero, ut tamen vitia cuiusque quasi tradita et ingenita rettulerit.
2. Um also etwas weiter auszuholen: ein Urahn war über die Pontifices ziemlich aufgebracht, weil sie einen anderen als ihn an Stelle seines Vaters zu ihrem Kollegen nachgewählt hatten, und entzog während seines Tribunats den Priesterkollegien das Recht der Selbstergänzung und übertrug es dem Volk. Als Konsul durchzog er nach seinem Sieg über die Allobroger und Arverner die Provinz sogar auf einem Elefanten, wobei ihn, wie auf einem Triumphzug, eine Schar Soldaten begleitete. (2,1) Ut igitur paulo altius repetam, atavus eius Cn. Domitius in tribunatu pontificibus offensior, quod alium quam se in patris sui locum cooptassent, ius sacerdotum subrogandorum a collegiis ad populum transtulit; at in consulatu Allobrogibus Arvernisque superatis elephanto per provinciam vectus est turba militum quasi inter sollemnia triumphi prosequente.
Über diesen Domitius sagte der Redner Licinius Crassus, es sei kein Wunder, dass er einen ehernen Bart habe, da seine Stirn aus Eisen und sein Herz aus Blei sei. Sein Sohn zog als Prätor Gaius Caesar am Ende seines Konsulats, das er, wie man glaubte, gegen Auspizien und Gesetze verwaltet hatte, zur Untersuchung vor den Senat. Später versuchte er als Konsul den Feldherrn von seinen gallischen Heeren abzuberufen und wurde von seiner Partei zu dessen Nachfolger ernannt und im Anfang des Bürgerkrieges bei Corfinium gefangen genommen. (2,2) in hunc dixit Licinius Crassus orator non esse mirandum, quod aeneam barbam haberet, cui os ferreum, cor plumbeum esset. huius filius praetor C. Caesarem abeuntem consulatu, quem adversus auspicia legesque gessisse existimabatur, ad disquisitionem senatus vocavit; mox consul imperatorem ab exercitibus Gallicis retrahere temptavit successorque ei per factionem nominatus principio civilis belli ad Corfinium captus est.
Nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft begab er sich zu den unter der Belagerung leidenden Massiliern und stärkte durch seine Ankunft ihren Mut, verließ sie aber plötzlich und fiel schließlich in der Schlacht von Pharsalus. Er war ein wenig beständiger Mann, aber von trotziger Sinnesart. In einer verzweifelten Lage erschrak er so vor dem Tod, den er aus Furcht gesucht hatte, dass er zwar Gift nahm, es aber voll Reue über seinen Entschluss durch ein Brechmittel wieder von sich gab und seinem Arzt die Freiheit schenkte, weil er ihm absichtlich eine unzureichende Dosis gemischt hatte. Andererseits stimmte er, als Gnaeus Pompeius über die Behandlung der Unentschlossenen beriet, die sich keiner von beiden Parteien anschlossen, als einziger dafür, sie als Feinde zu behandeln. (2,3) unde dimissus Massiliensis obsidione laborantis cum adventu suo confirmasset, repente destituit acieque demum Pharsalica occubuit; vir neque satis constans et ingenio truci in desperatione rerum mortem timore appetitam ita expavit, ut haustum venenum paenitentia evomuerit medicumque manumiserit, quod sibi prudens ac sciens minus noxium temperasset. consultante autem Cn. Pompeio de mediis ac neutram partem sequentibus solus censuit hostium numero habendos.
Er hinterließ einen Sohn, der ohne Zweifel vor allen sonst in seinem Geschlecht den Vorzug verdient. Er gehörte zu denen, die von dem Mordanschlag gegen Caesars Leben gewusst hatten, und wurde deswegen, obwohl er an der Tat unschuldig war, nach demPedische Gesetz verurteilt. Er begab sich zu Brutus und Cassius, mit denen er durch nahe Verwandtschaft verbunden war. Nach beider Untergang behauptete er die ihm unlängst anvertraute Flotte, verstärkte sie sogar und übergab sie erst, als seine Partei überall zerschlagen war, freiwillig dem Marcus Antonius, was man ihm hoch anrechnete. (3,1) Reliquit filium omnibus gentis suae procul dubio praeferendum. is inter conscios Caesarianae necis quamquam insons damnatus lege Pedia, cum ad Cassium Brutumque se propinqua sibi cognatione iunctos contulisset, post utriusque interitum classem olim commissam retinuit, auxit etiam, nec nisi partibus ubique profligatis M. Antonio sponte et ingentis meriti loco tradidit.
Als einzigen von allen, die nach dem selben Gesetz verurteilt worden waren, wurde er nach Rom zurückgeholt und durchlief der Reihe nach die höchsten Ehrenstellen. Als danach der Bürgerkrieg von neuem ausbrach, war er Legat desselben Antonius. Da er es wegen einer plötzlichen Erkrankung nicht wagte, den Oberbefehl über die Armee, den ihm diejenigen antrugen, die sich der Cleopatra schämten, mit Bestimmtheit anzunehmen oder auszuschlagen, ging er zu Augustus über, und starb innerhalb weniger Tage. Auch sein Ruf litt darunter einigermaßen. Denn Antonius sagte ihm laut nach, nur die Sehnsucht nach seiner Geliebten, Servilia Nais, habe ihn überlaufen lassen. (3,2) solusque omnium ex iis, qui pari lege damnati erant, restitutus in patriam amplissimos honores percucurrit; ac subinde redintegrata dissensione civili, eidem Antonio legatus, delatam sibi summam imperii ab iis, quos Cleopatrae pudebat, neque suscipere neque recusare fidenter propter subitam valitudinem ausus, transiit ad Augustum et in diebus paucis obiit, nonnulla et ipse infamia aspersus. nam Antonius eum desiderio amicae Serviliae Naidis transfugisse iactavit.
Von ihm stammt jener Domitius, der, was man später allgemein als bedeutungsvoll anmerkte, im Testament des Augustus der Käufer der gesamten Hinterlassenschaft war, in seiner Jugend als Wagenlenker nicht weniger berühmt, als später durch die im Germanischen Krieg erworbenen Triumphabzeichen; allerdings anmaßend, verschwenderisch und gewalttätig. So zwang er als Ädil den Censor Lucius Plancus, ihm aus dem Weg zu gehen; als Prätor und Konsul ließ er römische Ritter und verheiratete Frauen zur Darstellung von Mimen auf dem Theater auftreten. Tierhetzen gab er nicht nur im Circus, sondern auch in allen Regionen der Stadt, ferner auch ein Gladiatorenspiel, wobei er so grausam verfuhr, dass Augustus sich gezwungen sah, ihn, da persönliche Ermahnung nichts fruchtete, durch einen Erlass zur Ordnung zu rufen. (4,1) Ex hoc Domitius nascitur, quem emptorem familiae pecuniaeque in testamento Augusti fuisse mox vulgo notatum est, non minus aurigandi arte in adulescentia clarus, quam deinde ornamentis triumphalibus ex Germanico bello, verum arrogans, profusus, immitis; censorem L. Plancum via sibi decedere aedilis coegit; praeturae consulatusque honore equites Romanos matronasque ad agendum mimum produxit in scaenam. venationes et in circo et in omnibus urbis regionibus dedit, munus etiam gladiatorium, sed tanta saevitia, ut necesse fuerit
Augusto clam frustra monitum edicto coercere.
Mit der älteren Antonia zeugte er den späteren Vater Neros, einen in jeder Beziehung abscheulichen Menschen. So ließ er als Begleiter des jungen Gaius Caesar in den Orient seinen Freigelassenen umbringen, weil dieser sich geweigert hatte, soviel zu trinken, wie ihm befohlen war, und wurde dafür aus dem Gefolge des Prinzen entlassen, lebte aber nichtsdestoweniger unbeherrscht weiter; denn gleich bei seiner Rückreise nach Rom gab er in einem Dorf an der Appischen Straße seinem Gespann die Peitsche und überfuhr in voller Absicht einen Knaben. In Rom schlug er einem römischen Ritter, der ihm im Streit allzu deutlich wurde, mitten auf dem Forum ein Auge aus. (5,1) ex Antonia maiore patrem Neronis procreavit omni parte vitae detestabilem, siquidem comes ad Orientem C. Caesaris iuvenis, occiso liberto suo, quod potare, quantum iubebatur, recusarat, dimissus e cohorte amicorum nihilo modestius vixit; sed et in viae Appiae vico repente puerum citatis iumentis haud ignarus obtrivit et Romae medio foro cuidam equiti Romano liberius iurganti oculum eruit;
Dabei war er von solcher Niedertracht, dass er nicht nur die Bankiers um die Beträge der für ihn gemachten Ankäufe, sondern während seiner Prätur sogar die Wagenlenker um ihre Siegespreise betrog. Als ihn seine Schwester deswegen verspottete und die Vorsteher der Renngesellschaften sich beschwerten, bestimmte er feierlich, in Zukunft sollten die Siegespreise sofort bar ausgezahlt werden! Auch wegen Majestätsbeleidigung, mehrfachen Ehebruchs und Blutschande mit seiner Schwester Lepida wurde er gegen das Ende der Regierung des Tiberius angeklagt, entkam aber infolge des Thronwechsels und starb zu Pyrgi an der Wassersucht. Von Agrippina, der Tochter des Germanicus, hinterließ er seinen Sohn Nero. (5,2) perfidiae vero tantae, ut non modo argentarios pretiis rerum coemptarum, sed et in praetura mercede palmarum aurigarios fraudaverit, notatus ob haec et sororis ioco querentibus dominis factionum repraesentanda praemia in posterum sanxit. maiestatis quoque et adulteriorum incestique cum sorore Lepida sub excessu Tiberi reus, mutatione temporum evasit decessitque Pyrgis morbo aquae intercutis, sublato filio Nerone ex Agrippina Germanico genita.
 

 

Deutsche Übersetzung nach: Stahr, A.  bearbeitet von E.Gottwein

 

Sententiae excerptae:
Lat. zu "Suet" und "Nero"
Literatur:
zu "Suet" und "Nero"
2152
Barrett, Anthony A.
Agrippina : mother of Nero
London : Batsford, 1996
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2222
Heinz, Kurt
Das Bild Kaiser Neros bei Seneca, Tacitus, Sueton und Cassius Dio
Biel: Schüler, 1948
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4532
Tacitus / Stegmann
P. Cornelius Tacitus. Annalen und Historien in Ausw. hrsg. von Carl Stegmann. Heft 1: Tiberus: Annalen I-VI nebst Ergänzungen aus Velleius, Sueton und Dio Cassius : Text m. Einl. (B. G. Teubners Schülerausgaben griechischer und lateinischer Schriftsteller). Heft 2: Nero (Annalen XII-XVI : Historien I-V)
Leipzig (u.a.) (Teubner) 5/1927, 1933
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2151
Vogt-Lüerssen, Maike
Neros Mutter : Agrippina die Jüngere und ihre Zeit
Mainz-Kostheim : Probst, 1/2002
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