2. Der Antrag des Megabyzos für die Aristokratie
(III 81)
(1) Hanc Otanes sententiam
dixit. Tum Megabyzus censens paucorum imperio res esse permittendas
in hunc modum locutus est: "Quae Otanes de abolenda regia potestate
dicit, eadem mihi quoque dicta sunto. Quod vero ad multitudinem deferri
iussit imperium, ab optimo sententia aberravit. Nam inutili turba
nihil est insipientius nihilque insolentius. |
(3,81,1) Ὀτάνης μὲν δὴ ταύτην [τὴν] γνώμην ἐσέφερε. Μεγάβυζος δὲ ὀλιγαρχίῃ
ἐκέλευε ἐπιτρέπειν, λέγων τάδε· "Τὰ μὲν Ὀτάνης εἶπε τυραννίδα
παύων, λελέχθω κἀμοὶ ταῦτα· τὰ δ' ἐς τὸ πλῆθος ἄνωγε φέρειν τὸ κράτος,
γνώμης τῆς ἀρίστης ἡμάρτηκε. Ὁμίλου γὰρ ἀχρηίου οὐδέν ἐστι ἀσυνετώτερον
οὐδὲ ὑβριστότερον.
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(1) Diesen Antrag stellte
Otanes. Megabyzos dagegen wollte die Regierung einer kleinen Zahl
überlassen und sprach sich darüber so aus: "Was Otanes
gesagt hat, um die Alleinherrschaft zu beseitigen, das soll auch von
mir gesagt sein. Wenn er aber die Macht auf das gesamte Volk übertragen
will, so hat er damit den besten Antrag verfehlt: denn es gibt nichts
Unverständigeres und Übermütigeres als ein großer
Haufe, der zu nichts nütze ist. |
(2) Atqui hoc neutiquam
ferendum, ut, qui regis contumeliam effugere cupimus, iidem in plebis
indomitae incidamus contumeliam. Nam ille si quid facit, intellegit
tamen, quid sit, quod facit. At plebi ne hoc quidem inest, ut intellegat.
Qúo enim pacto intellegat, cum nec didicerit necnoverit honestum aut
conveniens quidquam et deproperet negotia cum impetu sine mente irruens
torrenti flumini similis? |
(2) Καίτοι τυράννου
ὕβριν φεύγοντας ἄνδρας ἐς δήμου ἀκολάστου ὕβριν πεσεῖν ἐστι οὐδαμῶς
ἀνασχετόν· ὁ μὲν γὰρ εἴ τι ποιέει, γινώσκων ποιέει, τῷ δὲ οὐδὲ γινώσκειν
ἔνι. Κῶς γὰρ ἂν γινώσκοι, ὃς οὔτ' ἐδιδάχθη οὔτε εἶδε καλὸν οὐδὲν <οὐδ'>
οἰκήιον, ὠθέει τε ἐμπεσὼν τὰ πρήγματα ἄνευ νόου, χειμάρρῳ ποταμῷ ἴκελος; |
(2) Für uns wäre
es in der Tat unerträglich, wenn wir, dem Übermut eines
Alleinherrschers entgangen, in den Übermut eines zügellosen
Volkes gerieten. Denn wenn jener etwas tut, so tut er es mit Verstand,
in der Masse des Volks aber ist gar kein Verstand. Denn wie kann man
Einsicht bei dem erwarten, der weder eine Unterweisung erhalten, noch
überhaupt das kennt, was schön ist und sich gehört,
sondern sich auf die Geschäfte stürzt ohne Verstand, gleich
einem reißenden Bergstrom? |
(3) Populari igitur statu
hi utantur, qui Persis male cupiunt. Nos vero optimorum virorum seligamus
societatem et his imperium deferamus. Quorum nempe in numero nos quoque
erimus ipsi. Optimorum autem virorum consentaneum est optima etiam
esse consilia." |
(3) Δήμῳ μέν νυν, οἳ
Πέρσῃσι κακὸν νοεῦσι, οὗτοι χράσθων· ἡμεῖς δὲ ἀνδρῶν τῶν ἀρίστων ἐπιλέξαντες
ὁμιλίην τούτοισι περιθέωμεν τὸ κράτος· ἐν γὰρ δὴ τούτοισι καὶ αὐτοὶ
ἐνεσόμεθα, ἀρίστων δὲ ἀνδρῶν οἰκὸς ἄριστα βουλεύματα γίνεσθαι." |
(3) Die Volksherrschaft
also sollen die nehmen, die es übel mit den Persern meinen; wir aber wollen einige der besten Männer in einen Ausschuss
wählen und diesen die Macht übertragen, denn unter diesen
werden wir ja auch selbst enthalten sein. Die besten Männer aber
werden natürlich auch die besten Ratschläge erteilen. Das
also war der Vorschlag des Megabyzos. |
Übersetzung
nach: J.Chr.F.Bähr |
γνώμην ἐσφέρειν
- eine Meinung äußern, einen Antrag stellen (sententiam
dicere) | τὰ μὲν Ὀτάνης εἶπε - relativ zu ταῦτα | λελέχθω -- Imp.3.Sgl.
Perf.Pass. | κἀμοὶ = καὶ ἐμοί - Dat. auct. | τὰ δ' ἐς τὸ πλῆθος ἄνωγε
- adv.Akk. (was das aber angeht, dass er befahl, die Macht...) | ἁμαρτάνω
τινός - ich verfehle etwas | ὁ ὅμιλος - Menschenmenge, Volksversammlung
(abwertend statt ἐκκλησία) | ἀχρήϊος ion. = ἀχρεῖος - unnütz,
unbrauchbar | ἀσύνετος, ον - unverständig, einsichtslos | ὑβριστός,
ή, όν - übermütig, gewalttätig
Stammformen:
φέρω | κελεύω | τρέπω | ἀγορεύω | παύω | ἁμαρτάνω
καίτοι - und
doch | ἀκόλαστος, ον - zügellos, unbeherrscht | ἀνασχετός,
όν - (ἀνέχομαι) erträglich | ἔνι = ἔνεστιν | οἰκεῖος, ον -
h.: geeignet, angemessen | χείμαρρος, ον - winterlich (angeschwollen)
flutend; ὁ χείμαρρος - Bergbach, Sturzbach | ἴκελος, η, ον ion.
= εἴκελος - ähnlich, gleich
δήμῳ χρᾶσθαι
- die Demokratie einführen | χράσθων - Imp. 3.Pl. | κακὸν νοέω
τινί - bin jdm. schlecht gesonnen, will jdm. übel | ἐπιλέγω
- wähle aus | τὸ κράτος περιτιθέναι τινί - jdm. die Macht übertragen
| οἰκός = εἰκός <ἐστιν> |
Aufgaben:
- Welche Argumente findet Megabyzos gegen die Demokratie?
- 81,1f.: Unverstand und Hybris:
Ὁμίλου γὰρ ἀχρηίου οὐδέν ἐστι ἀσυνετώτερον οὐδὲ ὑβριστότερον
| δήμου ἀκολάστου ὕβριν | τῷ δὲ (δήμῳ) οὐδὲ γινώσκειν
ἔνι
- 81,2: Unwissenheit statt Kompetenz:
οὔτ' ἐδιδάχθη οὔτε εἶδε καλὸν οὐδὲν [οὐδ'] οἰκήιον
- 81,2: Unbeherrschtheit statt Selbstkontolle:
ὠθέει τε ἐμπεσὼν τὰ πρήγματα ἄνευ νόου, χειμάρρῳ ποταμῷ
ἴκελος;
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- Welcher Bildungshöhe müssen in einer Demokratie die
Bürger mindestens haben, so dass Demokratie überhaupt
machbar wird? Welcher Stellenwert kommt insofern der Bildungspolitik
zu?
- Welche Gründe nennt Megabyzos zugunsten der Aristokratie?
Er nennt keine sachlichen Gründe,
statt dessen:
- persönlicher Vorteil: Er erhofft sich, auf
diese Weise zu den Herrschenden zu gehören (ἐν
γὰρ δὴ τούτοισι καὶ αὐτοὶ ἐνεσόμεθα, 81,3). Im Gegensatz
zu Dareios ist er nicht der "Starke", dem es gelingen
könnte, sich allein an die Spitze zu setzen.
Also plädiert er für den Kompromiss der
Oligarchen.
- wie Otanes eine Gnome, die vom Wort ἄριστος ausgeht.
Wenn sie aber bei Otanes ein wirkungsvoller Abschluss
war, bleibt sie hier allein für sich; es ist
nichts da, was sie zusammenfassen könnte. Auch
dadurch ist Megabyzos als eine schwache Figur charakterisiert:
ἀρίστων δὲ ἀνδρῶν οἰκὸς ἄριστα βουλεύματα γίνεσθαι
(81,3).
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Sententiae excerptae: Griech. zu "Herod"38
Οὐδεὶς οὕτω ἀνόητός ἐστι, ὅστις πόλεμον πρὸ εἰρήνης αἱρέεται· ἐν μὲν γὰρ τῇ οἱ παῖδες τοὺς πατέρας θάπτουσι, ἐν δὲ τῷ οἱ πατέρες τοὺς παῖδας.
niemand ist so töricht, den Krieg dem Frieden vorzuziehen; denn in dem einen begraben die Söhne die Väter, in dem andern aber die Väter ihre Söhne.
Herod.1,87
57
ἐπὶ ξυροῦ ἀκμή
auf des Messers Schneide
Hom. Il 10, 173; Herod. 6, 11
Literatur: zu "Herod" und "Verfassung"115
Bringmann, K.
Verfassungsdebatte bei Herodot 3,80-82 und Dareios' Aufstieg..
in: Herm.104/1976,266
30
Huber, A.
Verfassungsdebatte bei Herodot (III 80-82) als ein Beitrag zur politischen Bildung
in: Anreg.3/1977 S.163ff.
69
Lasserre, F.
Herodote et Protagoras: Le debat sur les constitutions (Hdt.3,80-82)
in: Mus.Helv.33/1976,65-84
- /Grie/herod/hdt03081.php - Letzte Aktualisierung: 17.07.2024 - 15:55 |