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Referat Nr. 6: Griechischer Tempelbau
Urs Wiesel (MSS 12 - 1999/2000)
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Griechischer Tempelbau: III.) EleusisDas Demeter-Heiligtum und die Eleusinischen Mysterien |
Die Fackel als wichtigstes Requisit der Mysterienfeier: Demeter suchte mit der Fackel in der Hand nach ihrer Tochter. Dem Mysten dient sie als Zeichen der Reinigung. |
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Demeter war die Fruchtbarkeitsgöttin und die Getreidegöttin. Ihre einzige Tochter war Persephone, die in Eleusis "Kore" heißt. Hades raubte das Mädchen in Sizilien und machte es in der Unterwelt zu seiner Gemahlin. Auf der Suche nach ihrer Tochter irrte Demeter neun Tage in Menschengestalt auf der Erde umher. Von Helios erfuhr Demeter, dass Hades ihre Tochter mit Billigung des Zeus geraubt hatte. Als sie traurig am Kallichoros-Brunnen (Καλλιχόρου φρέαρ: "Schöner Tanz") in Eleusis ankommt und ausruht (Wortspiel: Ἐλευσίς = Eleusis - Ἔλευσις = Ankunft), bringt sie die Tochter des Königs Keleos in den Palast ihres Vaters, wo sie freundlich aufgenommen und beherbergt wird. Die Sklavin Iambe heitert sie mit ihren Scherzen auf. Man bietet ihr Wein an, doch statt dessen trinkt sie einen Mischtrank (Kykeon: ὁ κυκεών, ῶνος) aus Gerstensaft und Minze. Sie dient bei Keleos als Amme des Königssohnes Demophon. Der Versuch, ihn unsterblich zu machen scheitert am Misstrauen des Vaters. Zum Dank für ihre Aufnahme gab sie sich zu erkennen. |
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εἰμὶ
δὲ Δημήτηρ
τιμάοχος, ἥτε
μέγιστον ἀθανάτοις θνητοῖς τ' ὄνεαρ καὶ χάρμα τέτυκται. ἀλλ' ἄγε μοι νηόν τε μέγαν καὶ βωμὸν ὑπ' αὐτῷ τευχόντων πᾶς δῆμος ὑπαὶ πόλιν αἰπύ τε τεῖχος Καλλιχόρου καθύπερθεν ἐπὶ προὔχοντι κολωνῷ. ὄργια δ' αὐτὴ ἐγὼν ὑποθήσομαι, ὡς ἂν ἔπειτα εὐαγέως ἔρδοντες ἐμὸν νόον ἱλάσκοισθε. |
Ich bin Demeter, die ehrenvolle, die den Unsterblichen | zu größtem Nutzen und Ergötzen geschaffen ist. | Auf denn, sie sollen einen großen Tempel und Altar davor | mir bauen, das ganze Volk, unterhalb der Stadt und eine steile Mauer | über dem schönen Tanzplatz auf erhobenem Hügel. | Die Weihen will selbst ich stiften, | damit fürderhin ihr fromm opfernd meinen Sinn gnädig stimmt. |
Man errichtete ihr einen Tempel. In ihm nimmt Demeter Wohnung. Doch aus Zorn über Zeus lässt sie die Felder verdorren, was eine Hungersnot zur Folge hatte. Weil Persephone in der Unterwelt bereits den Kern eines Granatapfels gegessen hat, ist sie bereits dem Hades verfallen. Zeus lässt sie also 8 Monate auf der Erde (Vegetation) und 4 Monate in der Unterwelt (Saat) leben, wodurch sich der Wechsel der Jahreszeiten erklärt. Hades selbst bringt sie in der "Hadesgrotte" in Eleusis ihrer jubelnden Mutter zurück.
Demeter lehrte den Königssohn Triptolemos den Ackerbau. Der verbreitet auf einem geflügelten Wagen allen Menschen die neue Kulturleistung. Ein Relief aus dem Nationalmuseum in Athen zeigt seine Entsendung durch Demeter. Demeter wurde alljährlich in den Festspielen Eleusis gefeiert.
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ὄλβιος, ὃς
τάδ' ὄπωπεν
ἐπιχθονίων
ἀνθρώπων· ὃς δ' ἀτελὴς ἱερῶν ὅς τ' ἄμμορος, οὔποθ' ὁμοίων αἶσαν ἔχει φθίμενός περ ὑπὸ ζόφῳ εὐρόεντι. |
Glücklich, wer dies gesehen hat von den sterblichen Menschen; | wer aber nicht eingweiht in die Riten, wer unteilhaftig, hat niemals Teil an solchem Glück: | geschwunden liegt er in modrigem Dunkel. |
Eleusinische Symbole von den "Kleinen Propyläen" (16): Ähren, Nieswurz (?), "cista mystica" |
Die Mysterien waren
Geheimzeremonien, die nur den Eingeweihten, die sogenannten „mystai"
zugänglich waren. Sie besaßen in Griechenland hohe Geltung. Sie galten der Verehrung der Demeter und
des unter dem Namen Iakchos bekannten Dionysos.
Die "Kleinen Mysterien waren eine notwendige Vorstufe für
die Einweihung in Eleusis. Man feierte sie im Frühling, im
"Blütenmonat" (Anthesterion: Febr. / März), am Stadtrand von
Athen, in Agrai, am Ilissos an der Heiligen Straße. Ab dem 6. Jh. konnte
sich jeder, der Griechisch sprach und frei von Blutschuld war, einweihen
lassen.
Die "Großen Mysterien feierte
man im Monat "Boedromion" (Sept. / Okt.), in der Zeit des Pflügens und Erntens.
Vor der Einweihung musste zunächst ein Ferkel geopfert werden, am Folgetag
ein Opferkuchen aus heiliger Gerste. Zur Vorbereitung gehörten weiterhin
Fasten und das Trinken des Kykeon.
Der Festzug von Athen nach Eleusis: Am folgenden Tag zogen die "Mysten" (mèstai)
mit einem Myrtenkranz auf dem Kopf auf dem „heiligen Weg" von Athen nach Eleusis.
Sie trugen beim
Marsch
Paus. 1, 37, 4: διαβᾶσι δὲ τὸν Κηφισὸν βωμός ἐστιν ἀρχαῖος Μειλιχίου Διός· ἐπὶ τούτῳ Θησεὺς ὑπὸ τῶν ἀπογόνων τῶν Φυτάλου καθαρσίων ἔτυχε, λῃστὰς καὶ ἄλλους ἀποκτείνας καὶ Σίνιν τὰ πρὸς Πιτθέως συγγενῆ. |
Abends kam man bei Fackellicht in Eleusis an und lagerte beim Heiligtum. Fackeltänze wurden aufgeführt und das Suchen Demeters nach ihrer Tochter wurde symbolisiert.
Diejenigen, die die Weihen empfangen hatten, lebten in der Hoffnung, im
Jenseits ein neues und besseres Leben zu erlangen. Hier finden wir
die einzige Jenseitsverheißung, die die Griechen kannten.
Diese Mysterien wurden das ganze Altertum über bewahrt. Im 4. Jh. n.
Chr. werden alle Mysterien von Theodosius
I. verboten.
Plat.Phaid.69c über die Wirkung der Mysterien | |
κινδυνεύουσι καὶ οἱ τὰς τελετὰς ἡμῖν οὗτοι καταστήσαντες οὐ φαῦλοί τινες εἶναι, ἀλλὰ τῷ ὄντι πάλαι αἰνίττεσθαι, ὅτι ὃς ἂν ἀμύητος καὶ ἀτέλεστος εἰς Ἅιδου ἀφίκηται ἐν βορβόρῳ κείσεται, ὁ δὲ κεκαθαρμένος τε καὶ τετελεσμένος ἐκεῖσε ἀφικόμενος μετὰ θεῶν οἰκήσει. εἰσὶν γὰρ δή, [ὥς] φασιν οἱ περὶ τὰς τελετάς, "ναρθηκοφόροι μὲν πολλοί, βάκχοι δέ τε παῦροι·" | So waren offenbar auch diejenigen, welche uns die Mysterien gestiftet haben, keine schlechten Leute, sondern machten in der Tat von Anfang an deutlich, dass, wer ohne in die Mysterien eingeweiht zu sein in den Hades gelangt, im Schlamm liegen wird; wer aber gereinigt und eingeweiht dorthin kommt, unter den Göttern wohnt. Denn die, die mit den Wei hen zu tun haben, sagen "Thyrsosträger gibt es viele, doch echte Begeisterte wenig." |
Plan nach R. Speich (S. 240/1): |
Das Heiligtum von Eleusis befindet sich auf einem Hügel, auf dem sich bereits im 2. Jahrtausend vor Christus ein achäischer Herrscherpalast befand. Eine spezielle Demeterverehrung ist allerdings erst seit dem 7. Jahrhundert vor Christus für Eleusis belegt. Das Heiligtum wurde ständig erweitert, wie an den verschiedenen Ummauerungen zu erkennen ist. Besonders die Römer haben zum Ausbau erheblich beigetragen. Innerhalb und außerhalb der Tempelanlage entstanden Bauten, Statuen und Ehrenbögen. Letztlich war bis zu der Zerstörung durch den Westgotenkönig Alarich 395 n. Chr. das Heiligtum von Eleusis zwar noch eine Kultstätte von uralter Tradition, jedoch in baulicher Hinsicht eine römische Anlage.
Gebälkteile vom südöstlichen Triumphbogen (6) | Gebälkteile von den "Großen Propyläen" mit dem Bild des Antoninus Pius (oder des Marc Aurel). |
Die Vorderfront des Artemistempels (3) | Die "Hadesgrotte" mit dem Bezirk des Pluton (18), wo Persephone zwischen Ober- und Unterwelt wechselt |
Die großen Propyläen (9) | Die kleinen Propyläen (16) |
Das Telesterion (21) von der Portikus des Philon (22) aus gesehen | Blick in den ältesten, vorgeschichtlichen Teil (Rundbau) in der östlichen Ecke des Telesterions (21) |