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Epidauros: Die Tholos
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Referat: Henning Oertel

Die Tholos von Epidauros

 

Tholos von Epidauros

Freundlicherweise uns von Herrn Chrysanthos Kanellopoulos (© 2002) überlassen.

 http://www.bowdoin.edu/dept/clas/arch201/greek4th/epidauros.column.html

Die Tempelanlage von Epidauros zählt zu den berühmtesten in Griechenland überhaupt. Sie besteht aus mehreren Gebäuden, von denen die Tholos als das prächtigste zählt. Es handelt sich, wie aus dem Begriff Tholos schon hervorgeht, um einen Rundbau. In 40 Jahren Bauzeit wurde sie von 560 bis 520 v. Chr. von Polyklet d. Jg. erbaut. Dieser gehörte vermutlich zur Familie - möglicherweise ein Enkel oder ein Neffe - des berühmten Baumeisters und Bildhauers Polyklet.

Der Grund für die Errichtung der Tholos ist nicht gesichert. Man geht davon aus, dass sie dem Asklepios geweiht war, dessen Tempel vis à vis steht, und dass sie seine Grabstätte ist. Man vermutet dies deshalb, weil das Untergeschoss eine Besonderheit aufweist:

Tholos: Grundriss

Das Untergeschoss

Um eine runde zentrale Kammer fügen sich in konzentrischer Anordnung zwei Gänge an. Sie waren labyrinthisch konzipiert, und zwar so, dass man einen fast vollständigen Kreis beschreiten musste, um in den nächsten Gang zu gelangen, wobei man nach dem Durchschreiten der Tür die Richtung wechseln musste. Wegen dieser labyrinthischen Anordnung vermutet man, dass in diesen Gängen die heiligen Schlangen des Asklepios aufbewahrt wurden. Die Tholos wurde als Thymele bezeichnet, was Opferstätte bedeutet. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass in der Tholos die heiligen Schlangen dem Asklepios, dem Sohn des Apollon, geopfert wurden.

Unklar ist, ob es zu diesen Gängen einen äußeren Zugang gab. Man konnte aber in den Mittelraum gelangen, indem man die Marmorplatte im Zentrum der Cella abhob und hinabstieg.

Heute ist von der Tholos nur noch das Untergeschoss mit den ringförmigen Mauern zu sehen. Wesentliche Architekturteile der Tholos kann man im Museum von Epidauros besichtigen.

 

Der Aufbau

Über dem Untergeschoss ruhte der Fußboden des eigentlichen Tempels. Zu ihm führten drei Stufen, die Krepis, zum Stylobat, der einen Durchmesser von 20,45 m aufweist. Der Durchmesser des äußeren Fundamentrings, also an der Kante der untersten Stufe der Krepis, beträgt 21,82 m. Die Cella wurde von 26 dorischen Säulen umgeben, die am Rand des Stylobats standen, also auf dem ersten aus Porosstein bestehenden Fundamentring. Dadurch entstand um die Cella herum ein beeindruckender Säulengang.

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Bildquelle Bildquelle Bildquelle

Die Außensäulen

Diese Außensäulen waren nach der dorischen Ordnung erbaut und hatten einen Durchmesser von 99 cm und eine Höhe von 6,88 m. Dadurch ergab sich ein Verhältnis zwischen Durchmesser und Höhe von fast genau 1:7, so dass sie die Säulen des benachbarten Asklepiostempels nicht nur deutlich überragten, sondern auch viel gestreckter aussahen; letztere hatten ein Verhältnis von 1:5,6.

Die Außensäulen waren 20-fach kanneliert, d.h. sie wiesen 20 Rillen, Kanneluren auf. Ihre Kapitelle waren typisch dorisch. Auf ihnen ruhte das geschmückte Gebälk mit Architrav (das sind die Quersteine, die unmittelbar auf den Kapitellen liegen), Triglyphon (Dreischlitzplatte) und Metopen (bauplastisch geschmückte Felder, die sich mit den Triglyphen abwechseln) und Geison (das Kranzgesims).

Das Dach war kegelförmig. Der Dachrand wurde von einer schönen Sima (Giebelgesims mit Traufrinne) bekränzt. Man vermutet, dass auf der Sima Figuren saßen, die Akrotere.

Die Cella

Von Osten her führte der Weg zwischen Säulen durch den Säulengang in die Cella hinein, die einem Durchmesser von 14,65 m hatte. Ihre 8 m hohen Mauern ruhten auf dem zweiten Fundamentring, das ist die Trennmauer zwischen den äußeren Gängen des Untergeschosses. Die Innenwände waren von Fresken des Pausias geschmückt, von denen jedoch nichts erhalten ist. Jedenfalls berichtet davon Pausanias (2,27,3). Dargestellt waren unter anderem Eros beim Leierspiel und die Methe („die Trunkenheit") , deren Gesicht man durch das Glas, aus dem sie trank, gesehen habe.

Vierzehn korinthische Säulen aus Marmor, die auf dem inneren Fundamentring ruhten, stützten die Cella im Inneren ab. Sie standen kreisförmig mit einem Abstand von ca. 2 m von der Cella-Wand. Die Säulen selbst waren 6,74 m hoch bei einem Durchmesser von 65,7 cm, so dass sich ein Verhältnis von mehr als 1:10 ergibt. Diese Säulen sind also noch viel schlanker als die Außensäulen. 

Mir ist zweierlei unklar: 

  1. Waren diese korinthischen Säulen schon von Anfang an vorhanden oder wurden sie erst später eingebaut, weil es diesen Säulentyp erst seit der Römerzeit in Griechenland gibt. [Anm.: Diese Annahme ist irrig. Die ersten korinthischen Säulen(kapitelle) fanden schon Ende des 5. Jh. im Innenraum des Zeustempels von Bassai Verwendung.]

  2. Die Säulen sind niedriger als die Cellawand. Es ist zu fragen, ob die Kapitelle in die Höhe von 6,74 eingerechnet waren oder nicht. 

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Ein Kapitell wurde neben der Tholos gefunden. Es war hier sorgsam eingegraben und man deutet es als das Modellstück des Meisters Polyklet, das nicht Bestandteil des Bauwerks war. Das Kapitell weist reiche Ornamente auf mit Blättern, Blüten und Spiralen.

Bildquelle

Prächtig ausgestattet waren auch die Kassetten der Decke. Sie waren mit zierlichen Ornamenten (Blüten und Ketten) geschmückt. Das gleiche gilt für die prachtvolle Tür, die in die Cella führte.

Der Boden der Cella bestand aus weißen und schwarzen Platten, die so angeordnet waren, dass sich rautenförmige konzentrische Kreise ergaben. Die weiße Platte in der Mitte stellte die schon erwähnte Verbindung zum Untergeschoss dar.

Die starke Wirkung, die von dem Bauwerk ausging, beruhte auf unterschiedlichen Baumaterialien, nämlich Marmor aus Paros und Penteli sowie Kalkstein aus Eleusis und Epidauros. Zusammen mit den „dekorativen und farbigen Kontrasten" (....S. 57) in der Cella war die Tholos eindrucksvoller als der Tempel des Asklepios.

Henning Oertel

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