Tantalos
| - Tantalus
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Rekonstruktion eines
Gemäldes von Polygnot (Nekyia) |
Als Sohn des Zeus
war Tantalos bei den Göttern beliebt und durfte sogar an
der Tafel des Zeus speisen.
Dadurch wurde er übermütig und wollte die Allwissenheit
der Götter auf die Probe stellen; er ließ seinen
eigen Sohn Pelops schlachten
und setzte ihn den Göttern vor. Nur
Demeter aß in Gedanken (an ihre Tochter Persephone)
versunken ein Stück von der Schulter. Als die Götter
Pelops wieder lebendig werden
ließen, ersetzten sie deswegen die Schulter durch Elfenbein.
Noch wegen anderer Vergehen wurde Tantalos in die Unterwelt
verstoßen. |
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Dort stand er in einem Teich, litt
aber Durst, weil das Wasser, wenn er sich bückte, zurückwich.
Zugleich litt er unter einem Baum voll reifer Früchte Hunger,
weil ein Windstoß sie wegtrieb, wenn er sich danach reckte.
Dazu kam ständige Todesangst, weil über ihm ein Felsbrocken
ständig herabzustürzen drohte.
Rebecca (10d)
quaerit
aquas in aquis et poma fugacia captat
Tantalus; hoc illi garrula lingua dedit. |
Wasser sucht im Wasser
und greift nach flüchtigem Obst Tantalus; das hat
ihm seine Schwätzerzunge eingebracht. |
Ov.am.2,2,43 |
HYGINUS
(84): Tantalus Iovis et Plutonis filius procreavit ex
Dione Pelopem. Iuppiter Tantalo concredere sua consilia
solitus erat et ad epulum deorum admittere, quae Tantalus
ad homines renuntiavit; ob id dicitur ad inferos in
aqua media fine corporis stare semperque sitire et,
cum haustum aquae vult sumere, aquam recedere. Item
poma ei super caput pendent, quae cum vult sumere, rami
vento moti recedunt. Item saxum super caput eius ingens
pendet, quod semper timet ne super se ruat. |
Heiner
Müller (1969)
Opfer und Täter
Tantalos, König in Phrygien, raubt die Speise
der Götter, schlachtet Pelops, seinen Sohn, setzt
ihn den Göttern vor. Die Götter erkennen die
Mahlzeit, nur Demeter isst von einer Schulter. So bestrafen
sie den Raub: Tantalos hängt an einem Obstbaum,
der unter einem schwebenden Felsen in der dreifach ummauerten
Mitte des Hades aus einem
Teich wächst, in ewigem Hunger zwischen den Früchten.
Durst über dem Wasser, Angst unter dem Stein. Die
Götter verfluchen sein Geschlecht. Thyestes, Sohn
des Pelops, bricht die Ehe seines Bruders Atreus. Atreus
erschlägt die Söhne seines Bruders und bewirtet
ihn mit ihrem Blut und Fleisch. Thyestes tut seiner
eigenen Tochter Gewalt an. Ihr Sohn Aigisthos tötet
Atreus. Agamemnon, Sohn des Atreus, nimmt Klytaimnestra
zur Frau, sein Bruder Menelaos ihre Schwester Helena.
Helena wird von Paris verführt, folgt ihm nach
Troja, der Trojanische Krieg beginnt. Zum ersten Kriegsopfer
bestimmt ein Seherspruch Iphigenie, Tochter Agamemnons
und der Klytaimnestra. Klytaimnestra und Aigisthos töten
Agamemnon, nach seiner Heimkehr aus zehn Jahren Krieg,
im Bad mit Netz Schwert Beil. Elektra, zweite Tochter
Agamemnons, rettet Orestes, ihren Bruder, vor dem Schwert
des Aigisthos und schickt ihn nach Phokis. Zwanzig Jahre
lang träumt Klytaimnestra den gleichen Traum: eine
Schlange saugt Milch und Blut aus ihren Brüsten.
Im zwanzigsten Jahr kehrt Orestes heim nach Mykene,
erschlägt Aigisthos mit dem Opferbeil, nach ihm
seine Mutter, die mit entblößten Brüsten
vor ihm steht und um ihr Leben schreit. |
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- Homer fasst das zehnjährige Kampfgeschehen um Troja in
der kurzen, aber repräsentativen Episode vom "Zorn des
Achilleus" und seinen Folgen zusammen. Die Voraussetzungen
des Krieges (etwa das Parisurteil)
und die Eroberung der Stadt, werden in sein Werk nur indirekt
einbezogen. In der "natürlichen" Reihenfolge kann
man die Sagen Trojas bei Gustav Schwab nachlesen.
- Die Voraussetzungen: Wie richtige Historiker sollten wir Grund,
Ursache und Anlass unterscheiden:
- Tieferer Grund war angeblich Zeus'
Absicht, der überbevölkerten Erde eine Erleichterung
zu verschaffen. In den Kyprien und in der Ilias wird der Troianische
Krieg als Erfüllung dieses Planes gesehen (Hom.Il.1,5:
Διὸς δ' ἐτελείετο βουλή).
- Die Ursachen- Wirkungskette beginnt mit dem bekannten Schönheitsstreit
der drei eitlen Göttinnen Hera,
Athena und Aphrodite,
den Eris bei der Hochzeit des
Peleus mit Thetis in der
Höhle des Kentauren
Cheiron auslöst, und
nimmt mit dem Parisurteil und
der Entführung der Helena
ihre konsequente Fortsetzung.
- Die wichtigsten Teilnehmer waren:
- Menelaos als Betroffener.
Um die Widergutmachung der ihm von Paris
zugefügten Schmach ging es ja.
- Agamemnon als sein mächtiger
Bruder, den König von Mykene,
der den Oberbefehl führte.
- Nestor nahm freiwillig und
auf persönliche Bitten der beiden Atriden teil, obwohl
er nicht durch den Schwur, den die früheren Freier Helenas
ihrem Vater Tyndareos geleistet
hatten, gebunden war. Man wusste: Als kluger und lebenserfahrener
Ratgeber war er ein unschätzbarer Gewinn. Dem Rat des
Alten gesellte sich die Schnelligkeit und Kraft des Jungen:
denn auch sein ältester Sohn Antilochos
war mit von der Partie.
- Odysseus war zwar eidlich
zur Teilnahme verpflichtet, wollte aber lieber bei seiner
Frau und dem neugeborenen Telemachos
bleiben. Weil es damals keine anerkannte Kriegsdienstverweigerung
gab, griff er - typisch Odysseus
- zu einer List: Er stellte sich, als Palamedes
kam, um ihn zu holen, kurzerhand verrückt. Oder sollte
einer klar im Kopf sein, der den Salzstrand pflügt und
Salz in die Furche sät? Und das mit einem Gespann aus
Pferd und Ochse! Doch Palamedes
entlarvte - nicht weniger schlau - seine Heuchelei, indem
er ihm den kleinen Telemachos
vor den Pflug legte und Odysseus
so zu einer vernünftigen Reaktion zwang. Das brachte
ihm nun 20 Jahre fern der Heimat ein. Doch dem Palamedes
hat er es nie vergessen.
- Achilleus, der tapferste
Held, hätte, wäre es seiner Mutter Thetis
nach gegangen, auch nicht teilgenommen. Sie versteckte ihn
in Mädchenkleidern unter den 50 Töchtern des Lykomedes,
des Königs von Skyros. Doch diesmal war es Odysseus,
zusammen mit Diomedes, der
Achilleus entlarvte. Ein
einfaches, Kampf ankündigendes Trompetensignal ließ
die echten Töchter fliehen, aber den wahren Achilleus
zu den bereit gelegten Waffen greifen und sich so verraten.
So musste Achilleus mit
nach Troia ziehen. Mit ihm aber kamen Patroklos,
sein bester Freund, und beider greiser Lehrer, Phoinix.
Später benötigte man, um Troia nehmen zu können,
auch noch Achilleus' Sohn
Neoptolemos, den er auf
Skyros trotz seiner Mädchenkleider mit Deidameia
gezeugt hatte.
- Aias, der Sohn des Telamon,
kam von Salamis; mit ihm sein Halbbruder Teukros. Aias
sollte ein schlimmes Schicksal haben. Im Streit darum, wer
die Waffen des Achilleus
erben sollte - sie waren dem nächst tapferen Helden zugedacht
- unterlag er Odysseus. Diese
Zurücksetzung trieb ihn in den Selbstmord. Dass Teukros
nicht besser auf ihn aufpasste, trug ihm die Missgunst ihres
Vaters Telamon ein.
- Der "Kleine Aias",
der Sohn des Oileus, der den
Griechen die Gunst der Athena
und damit eine reibungslose Heimkehr verscherzen sollte, weil
er bei der Eroberung Troias in ihrem Tempel einen Frevel übte.
- Diomedes, einer er größten
Helden, der in seiner Aristie selbst Aphrodite
verwundete und sogar gegen Ares
anging. Ihm gelang auch (zusammen mit Odysseus)
der Raub des Palladions aus dem Allerheiligsten des
Athenatempels in Troia: nach einer Weissagung eine unabdingbare
Vorraussetzung für die Eroberung Troias.
- Wir fassen uns kürzer:
- Idomeneus und Meriones
aus Kreta
- Philoktetes, in
dessen Besitz der Bogen des Herakles
war,
- Kalchas als Seher
- Podaleirios und
Machaon, Söhne des
Asklepios, als Ärzte
- Protesilaos, ebenso
jung verheiratet wie Odysseus,
doch weniger zimperlich,
- Tlepolemos, ein Sohn
des Herakles,
- Medon, ein Sohn des Oileus,
- Amphimachos und Diores als Führer der Epeier.
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- Letzte Aktualisierung: 17.07.2024 - 16:00 |