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Atque ea diversa penitus dum parte geruntur, Irim de caelo misit Saturnia Iuno audacem ad Turnum. luco tum forte parentis Pilumni Turnus sacrata valle sedebat. |
Während sich dies in ganz verschiedener Gegend ereignet, Schickt vom Himmelsgezelt die saturnische Iuno zum kühnen Turnus die Iris herab. Er saß zufällig in seines Ahnen Pilumnus Hain, im Grunde des heiligen Tales, |
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ad quem sic roseo Thaumantias ore locuta est:
"Turne, quod optanti divum promittere nemo auderet, volvenda dies en attulit ultro. Aeneas urbe et sociis et classe relicta sceptra Palatini sedemque petit Euandri. |
Wo ihn des Thaumas Kind ansprach mit rosigem Munde:
"Turnus, es bringt, was dir der Unsterblichen keiner auf deinen Wunsch zu versprechen gewagt, freiwillig der Tage Verlauf jetzt. Flotte, Gefährten und Stadt hat Aineias verlassen und eilet Zum palatinischen Reich, zum Sitze des Königs Euander. |
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nec satis: extremas Corythi penetravit ad urbes Lydorumque manum, collectos armat agrestis. quid dubitas? nunc tempus equos, nunc poscere currus. rumpe moras omnis et turbata arripe castra." dixit, et in caelum paribus se sustulit alis |
Und nicht genug: Er dringt zu Corythus' äußersten Städten, Bietet der Lydier Schar dort auf und bewaffnet die Bauern. Zweifelst du noch? Zeit ist's, dass Ross und Wagen du forderst. Fort mit jeglicher Rast! Nimm in der Verwirrung das Lager!" Sprach's, und zum Himmel empor auf gleichhinschwebenden Schwingen |
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ingentemque fuga secuit sub nubibus arcum. agnovit iuvenis duplicisque ad sidera palmas sustulit ac tali fugientem est voce secutus: "Iri, decus caeli, quis te mihi nubibus actam
detulit in terras? unde haec tam clara repente |
Hob sie sich, weit im Flug das Gewölk mit dem Bogen durchschneidend. Und es erkennt sie der Jüngling und streckt zu den Sternen die beiden
Arme, indem er das Wort nachsendet der fliehenden Göttin: "Iris, der himmlischen Zier, wer hat aus den Wolken zur Erde Dich mir gesandt? Woher so plötzlich das heitere Wetter? |
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tempestas? medium video discedere caelum palantisque polo stellas. sequor omina tanta, quisquis in arma vocas." et sic effatus ad undam processit summoque hausit de gurgite lymphas multa deos orans, oneravitque aethera votis. |
Seh' ich den Himmel sich doch in der Mitte zerteilen; von Sternen Seh' ich den Pol umkreist. Ich folge der großen Verheißung, Wer du auch seist, der zu Waffen mich ruft." So er, und zur Woge Wendet er sich und schöpft von dem Nass sich der obersten Fluten Und schickt manches Gebet und Gelübd' in Fülle zum Aither. |
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Iamque omnis campis exercitus ibat apertis dives equum, dives pictai vestis et auri; Messapus primas acies, postrema coercent Tyrrhidae iuvenes, medio dux agmine Turnus: [vertitur arma tenens et toto vertice supra est.] |
Und schon zog sich das sämtliche Heer zum offnen Gefilde, Reich an Rossen und reich an Gold und bunten Gewändern. Während Messapus die Vorhut führt, ist die Sorge des Nachtrabs Tyrrhus' Söhnen vertraut, Fürst Turnus ist Führer der Mitte
[Wandelt in Waffen einher und ragt ganz vor mit dem Scheitel]. |
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ceu septem surgens sedatis amnibus altus per tacitum Ganges aut pingui flumine Nilus cum refluit campis et iam se condidit alveo. hic subitam nigro glomerari pulvere nubem prospiciunt Teucri ac tenebras insurgere campis. |
Wie wenn des Ganges' Schwall, wenn des Nils fruchtbares Gewässer Wieder beruhigten Laufs von den Feldern zurück in die sieben Mündungen still sich ergießt und im früheren Bette dahinrollt.
Da sehn plötzlich von fern aus finsterem Staub ein Gewölk sich
Ballen die Teukrer und schwarz sich über die Felder erheben.
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primus ab adversa conclamat mole Caicus: "quis globus, o cives, caligine volvitur atra? ferte citi ferrum, date tela, ascendite muros, hostis adest, heia!" ingenti clamore per omnis condunt se Teucri portas et moenia complent. |
Und Kaïkus zuerst ruft laut vom vordersten Walle: "Was für ein Qualm wälzt dort sich, o Bürger, mit nächtlichem Dunkel? Rasch herbei! Mit Stahl und Geschoss! und hinauf zu den Mauern! Hussa, der Feind ist da!" Es flüchten durch sämtliche Tore
Tobenden Rufs in die Stadt sich die Teukrer und füllen die Mauern. |
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namque ita discedens praeceperat optimus armis
Aeneas: si qua interea fortuna fuisset, neu struere auderent aciem neu credere campo; castra modo et tutos servarent aggere muros. ergo etsi conferre manum pudor iraque monstrat, |
Denn so gab den Befehl beim Scheiden der Kriegserfahrnen Bester, Aineias: "Sofern inzwischen sich etwas ereignet, Rückt nicht aus mit dem Heer und wagt euch nicht in das Blachfeld. Haltet im Lager euch nur, in des Bollwerks sichrer Umwallung!" Drum wie sehr sie auch Scham und Zorn anreize zum Nahkampf, |
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obiciunt portas tamen et praecepta facessunt, armatique cavis exspectant turribus hostem. Turnus, ut ante volans tardum praecesserat agmen viginti lectis equitum comitatus et urbi improvisus adest, maculis quem Thracius albis |
Schließen die Tore sie doch und tun, wie ihnen befohlen, Stehn in Waffen und harren des Feinds in der Höhlung der Türme. Turnus, der anfangs gleich mit zwanzig erlesenen Reitern Eilig dem langsamen Zug voranflog, ist vor der Feste, Eh man sich seiner versieht. Sein Ross ist ein Thraker mit weißen |
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portat equus cristaque tegit galea aurea rubra,
"ecquis erit mecum, iuvenes, qui primus in hostem - ? en," ait et iaculum attorquens emittit in auras, principium pugnae, et campo sese arduus infert.
clamorem excipiunt socii fremituque sequuntur |
Flecken, sein Helm von Gold, umwallt von purpurnem Haarbusch: "Jünglinge, wer von euch stürzt zuerst mit mir in die Feinde - Da!" - so spricht er und wirft in die Lüfte den wirbelnden Wurfspieß Als des Gefechtes Beginn und stürmt hochragend ins Blachfeld. Seinem Geschrei antwortet die Schar der Genossen, mit grausem |
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horrisono; Teucrum mirantur inertia corda, non aequo dare se campo, non obvia ferre arma viros, sed castra fovere. huc turbidus atque huc lustrat equo muros aditumque per avia quaerit. ac veluti pleno lupus insidiatus ovili |
Lärmen ihm folgend, erstaunt ob der zagenden Herzen der Teukrer, Die sich dem offenen Feld nicht vertraun, die bewaffnete Brust nicht Bieten, im Lager vielmehr sich kauern. Erbittert umspäht er Rings zu Rosse den Wall nach dem nirgends zu findenden Zugang. Und wie ein Wolf vor den Stallungen heult, wenn er tückisch der Schafe
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cum fremit ad caulas ventos perpessus et imbris
nocte super media; tuti sub matribus agni balatum exercent, ille asper et improbus ira saevit in absentis; collecta fatigat edendi ex longo rabies et siccae sanguine fauces: |
Volles Geheg umschleicht und über die Hälfte der Nacht schon Regen und Sturm aushielt - froh blöken die sicheren Lämmer Unter den Müttern; er tobt voll Wut, unbändigen Ingrimms Gegen die Schar, die ihm fern; ihn peinigt die lange verhaltne Rasende Gier nach Fraß und der trockene Schlund, der nach Blut lechzt-:
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haud aliter Rutulo muros et castra tuenti ignescunt irae, duris dolor ossibus ardet. qua temptet ratione aditus, et quae
via clausos excutiat Teucros vallo atque effundat in aequum? classem, quae lateri castrorum adiuncta latebat, |
Also entbrennt von Zorn auch der Rutuler, da er das Lager Schaut und die Mauern; es glüht ihm der Schmerz in den harten Gebeinen,
Wie er den Zugang wohl sich bahne und wie die verstoßnen Teukrer vertreibe vom Wall und wie in die Ebene jage? Längs der Verschanzung lag im Versteck dicht neben dem Lager |
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aggeribus saeptam circum et fluvialibus undis,
invadit sociosque incendia poscit ovantis atque manum pinu flagranti fervidus implet. tum vero incumbunt, urget praesentia Turni, atque omnis facibus pubes accingitur atris. |
Rings von Dämmen umhegt und den Wogen des Stromes die Flotte. Diese bestürmt er; er ruft zur Brandanlegung der Seinen Jubelnde Schar und fasst selbst glühend die flammende Fichte. Rastlos gehn sie ans Werk, da Turnus' Blick sie befeuert; Sämtliche Jugend bewehrt sich sofort mit düsteren Fackeln. |
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diripuere focos: piceum fert fumida lumen taeda et commixtam Volcanus ad astra favillam. Quis deus, o Musae, tam saeva incendia Teucris avertit? tantos ratibus quis depulit ignis? dicite: prisca fides facto, sed fama perennis. |
Bald sind die Herde beraubt; es wälzt pechdampfende Gluten Wirbelnd der Kien, und Vulkan sprüht Asche dazwischen gen Himmel. Welch ein Gott hat, o Musen, den rasenden Brand von den Teukrern Gnädig gewandt? So furchtbare Glut von den Schiffen getrieben? Sprecht! Gar alt ist der Sache Gewähr, doch die Sage besteht noch. |
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tempore quo primum Phrygia formabat in Ida
Aeneas classem et pelagi petere alta parabat, ipsa deum fertur genetrix Berecyntia magnum vocibus his adfata Iovem: "da, nate, petenti, quod tua cara parens domito te poscit Olympo. |
Zu der Zeit, da zuerst auf dem phrygischen Ida Aineias, Um auf die Höhe des Meers zu ziehn, sich baute die Flotte, Sprach Berekyntia selbst, so sagt man, die Mutter der Götter, So zum erhabenen Zeus: "Gib, Sohn, auf die Bitte der teuren Mutter ihr, was als Lohn nach besiegtem Olymp sie beansprucht. |
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pinea silva mihi multos dilecta per annos, lucus in arce fuit summa, quo sacra ferebant, nigranti picea trabibusque obscurus acernis. has ego Dardanio iuveni, cum classis egeret, laeta dedi; nunc sollicitam timor anxius angit. |
Mein ist ein Pinienwald, schon manch Jahrhundert mir teuer. Hoch auf dem obersten Joch war ein Hain, den mit Opfern man ehrte, Düster von Ahornstämmen umragt und schwärzlichen Fichten, Die von Herzen bereit dem dardanischen Jüngling ich schenkte, Da er der Flotte bedarf; jetzt ängstigt mich quälende Sorge. |
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solve metus atque hoc precibus sine posse parentem,
ne cursu quassatae ullo neu turbine venti vincantur: prosit nostris in montibus ortas." filius huic contra, torquet qui sidera mundi: "o genetrix, quo fata vocas? aut quid petis istis? |
Nimm mir die Furcht und gib so viel auf die Bitten der Mutter, Dass sie die Fahrt nicht zerschellt, dass kein Orkan sie zerschmettert; Sei es für sie ein Gewinn, dass auf meinem Gebirg sie gewachsen." Und es versetzt ihr Sohn, der die Sterne des Himmels in Schwung hält: "Mutter, was forderst du doch vom Geschick? Was wollen die Bitten? |
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mortaline manu factae immortale carinae fas habeant? certusque incerta pericula lustret Aeneas? cui tanta deo permissa potestas? immo, ubi defunctae finem portusque tenebunt Ausonios olim, quaecumque evaserit undis |
Sollen unsterbliches Recht von sterblichen Händen geschaffne Kiele besitzen? und soll unsichre Gefahren Aineias Sicher bestehn? Wo lebt ein Gott, der solche Gewalt hat? Doch, wenn die Fahrt vollbracht, wenn Ausoniens Grenzen und Häfen Einst sie erreicht, will jeglichem Schiff, das den Fluten entronnen |
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Dardaniumque ducem Laurentia vexerit arva, mortalem eripiam formam magnique iubebo aequoris esse deas, qualis Nereia Doto et Galatea secant spumantem pectore pontum." dixerat idque ratum Stygii per flumina fratris, |
Und zur laurentischen Flur den dardanischen Fürsten getragen, Ich abnehmen die sterbliche Form und will zu des großen Meers Göttinnen sie machen, dass gleich der nereischen Doto, Gleich Galateia die schäumende See mit der Brust sie durchschneiden." Sprach's, und mit bindendem Eid bei den Strömen des stygischen Bruders
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per pice torrentis atraque voragine ripas adnuit, et totum nutu tremefecit Olympum. Ergo aderat promissa dies et tempora Parcae debita complerant, cum Turni iniuria Matrem admonuit ratibus sacris depellere taedas. |
Und beim nächtlichen Schlund der pechumwirbelten Ufer
Winkt' er ihr zu, und sein Wink durchschüttert den ganzen Olympos. Und jetzt kam der verheißene Tag, und den schuldigen Zeitraum Hatten die Parzen erfüllt, als Turnus' Frevel die Mutter Mahnte, des Kienbrands Glut von den heiligen Schiffen zu wenden. |
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hic primum nova lux oculis offulsit et ingens
visus ab Aurora caelum transcurrere nimbus Idaeique chori; tum vox horrenda per auras excidit et Troum Rutulorumque agmina complet: "ne trepidate meas, Teucri, defendere navis |
Erstlich erglänzt' ein Schein, wie nimmer gesehen: ein großer Lichtstreif zog von Auroras Sitz quer über den Himmel Mit dem idäischen Chor. Dann kam aus den Lüften ein grauser Ruf, der das Rutulerheer durchscholl und die troischen Scharen: "Lasst, o Teukrer, die ängstliche Hast mir, die Schiffe zu schützen, |
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neve armate manus; maria ante exurere Turno quam sacras dabitur pinus. vos ite solutae, ite deae pelagi; genetrix iubet." et sua quaeque continuo puppes abrumpunt vincula ripis delphinumque modo demersis aequora rostris |
Waffnet euch nicht! Das Meer setzt Turnus eher in Flammen, Eh er die heiligen Fichten verbrennt. Ihr ziehet in Freiheit, Meergöttinnen, die Mutter befiehlt's." Es reißen die Kiele
Alle sofort vom Ufer die fesselnden Bande und suchen, Gleich Delphinen mit Bug und Schnabel sich tauchend, des Meeres |
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ima petunt. hinc virgineae - mirabile monstrum - [quot prius aeratae steterant ad litora prorae]
reddunt se totidem facies pontoque feruntur. Obstipuere animis Rutuli, conterritus ipse turbatis Messapus equis, cunctatur et amnis |
Untersten Grund und zeigen von dort sich - seltsames Wunder! - [So viel, als eherne Schiffe zuvor noch lagen am Ufer,] Als Jungfrauen dem Blick aufs neu und gleiten zum Meere. Staunen erfasst der Rutuler Geist; bei den scheuenden Rossen Zeigt Messapus selbst sich erschreckt. Mit dumpfem Gebrause |
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rauca sonans revocatque pedem Tiberinus ab alto. at non audaci Turno fiducia cessit; ultro animos tollit dictis atque increpat ultro: "Troianos haec monstra petunt, his Iuppiter ipse auxilium solitum eripuit: non tela neque ignis |
Zögert der Fluss und tritt vom Meere zurück Tiberinus. Nur aus Turnus' wagender Brust wich nicht das Vertrauen. Selber erhebt er den Mut durch sein Wort mit heftigem Zuruf: "Gegen die Dardaner ist dies Zeichen gemeint; der gewohnten Hilfe hat Zeus sie beraubt. Nicht Rutulerschwerter und -brände |
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exspectant Rutulos. ergo maria invia Teucris, nec spes ulla fugae: rerum pars altera adempta est, terra autem in nostris manibus, tot milia gentes arma ferunt Italae. nil me fatalia terrent, si qua Phryges prae se iactant, responsa deorum; |
Warten sie ab. So ist denn das Meer unwegsam den Teukrern, Fort ist die Hoffnung auf Flucht und die Welt zur Hälfte verloren. Aber die Erd' ist in unserer Hand. Die italischen Völker, Soviel Tausende, sind in Wehr. Nicht schrecken der Götter Schicksalssprüche mich ab, wenn mit solchen die Phrygier prahlen.
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sat fatis Venerique datum, tetigere quod arva
fertilis Ausoniae Troes. sunt et mea contra fata mihi, ferro sceleratam exscindere gentem coniuge praerepta; nec solos tangit Atridas iste dolor, solisque licet capere arma Mycenis. |
Sei's dem Geschick und der Venus genug, dass Ausoniens reiche Flur die Troianer erreicht. Mir ward dagegen mein eigner Schicksalsspruch, mit dem Schwert das verruchte Geschlecht zu vernichten, Das mir die Gattin geraubt. Nicht bloß die Atriden empfinden Schmerzen wie die; nicht bloß Mykenai darf sich bewaffnen. |
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"sed periisse semel satis est": peccare fuisset ante satis, penitus modo non genus omne perosos femineum. quibus haec medii fiducia valli fossarumque morae, leti discrimina parva, dant animos; at non viderunt moenia Troiae |
Aber genug, wenn man einmal stirbt -: Ja, hätten sie einmal An dem Verbrechen genug nur gehabt und hassten das ganze Weibergeschlecht sie jetzt! Ihr Vertraun auf der hemmenden Gräben Und auf des Bollwerks Schutz - nur ein Haarbreit Raum bis zum Tode!- Macht sie getrost. Doch sahen sie nicht schon Ilions Mauern, |
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Neptuni fabricata manu considere in ignis? sed vos, o lecti, ferro qui scindere vallum apparat et mecum invadit trepidantia castra? non armis mihi Volcani, non mille carinis est opus in Teucros. addant se protinus omnes |
Von Neptunus' Händen erbaut, in Flammen versinken? Nun, ihr Erlesenen, wer von euch will jetzt mit dem Eisen Stürzen den Wall? Wer stürmt mit mir die verzagende Feste? Nicht vulkanische Wehr, nicht Tausend von Schiffen bedarf ich Gegen die Teukrer; es mag sich ganz Etruriens Streitmacht |
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Etrusci socios. tenebras et inertia furta
Palladii caesis late custodibus arcis ne timeant, nec equi caeca condemur in alvo: luce palam certum est igni circumdare muros. haud sibi cum Danais rem faxo et pube Pelasga |
Ihnen gesellen zum Kampf. Von der Nacht, des Palladiums feigem Diebstahl und von dem Mord der Besatzung im obersten Burgraum Fürchten sie nichts! Wir verstecken uns nicht im dunkelen Rossbauch! Öffentlich und bei Tag umgürten mit Brand wir die Mauern. Wahrlich, sie sollen es sehn: Mit Danaern nicht und Pelasgern |
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esse ferant, decimum quos distulit Hector in annum. nunc adeo, melior quoniam pars acta diei, quod superest, laeti bene gestis corpora rebus
procurate, viri, et pugnam sperate parari." interea vigilum excubiis obsidere portas |
Gilt es den Kampf, die Hektor vordem zehn Jahre zurückschlug. Jetzt, da der Tag doch schon zur besseren Hälfte dahin ist Und uns das Werk so geglückt, so pflegt denn die übrigen Stunden
Froh, ihr Männer, des Leibs und rüstet zum nahenden Kampf euch."
Mit Nachtwachen indes zu umstellen die Tore, die Mauern |
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cura datur Messapo et moenia cingere flammis. bis septem Rutuli muros qui milite servent delecti, ast illos centeni quemque sequuntur purpurei cristis iuvenes auroque corusci. discurrunt variantque vices, fusique per herbam |
Mit Wachtfeuern zu gürten, das ist Messapus' Besorgung. Zweimal sieben erliest er dazu, mit Rutulermannschaft Wahrzunehmen des Walls; es schließen an jeden sich hundert Jünglinge an, hellfunkelnd von Gold, mit purpurnem Helmbusch. Und sie verteilen sich, lösen sich ab, und im Grase gelagert |
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indulgent vino et vertunt crateras aënos. conlucent ignes, noctem custodia ducit insomnem ludo. Haec super e vallo prospectant Troes et armis alta tenent, nec non trepidi formidine portas |
Zechen sie froh, bis zur Neig' ausleerend die ehernen Krüge. Feuer durchstrahlen die Luft; es bringen die Wachen die Nachtzeit Schlaflos hin mit Spiel. All das sehen vom Wall herab die Troianer; bewaffnet Halten sie stand auf der Höh und prüfen mit ängstlicher Sorgfalt |
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explorant pontisque et propugnacula iungunt, tela gerunt. instat Mnestheus acerque Serestus, quos pater Aeneas, si quando adversa vocarent, rectores iuvenum et rerum dedit esse magistros. omnis per muros legio sortita periclum |
Jegliches Tor, die Bastein mit Brücken verbindend, und bringen Waffen herbei. Es treibt sie der kühne Serestus und Mnestheus, Die, wenn Gefahr und Not dazu riefen, der Vater Aineias Zu Anführern der Jugend bestimmt und Leitern des Kampfes. Rings auf die Mauern verteilt sich das Heer zu verschiedenem Wagnis. |
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excubat exercetque vices, quod cuique tuendum est.
Nisus erat portae custos, acerrimus armis, Hyrtacides, comitem Aeneae quem miserat Ida venatrix iaculo celerem levibusque sagittis, et iuxta comes Euryalus, quo pulchrior alter |
Jeder ist wach und versieht umsichtig den Dienst, der ihm obliegt. Nisus war Wächter des Tors, der beherzteste Mann in den Waffen, Hyrtakos' Sohn. Ihn gab dem Aineias die Jägerin Ida Mit auf die Fahrt. Flink schwang er den flüchtigen Pfeil und den Wurfspieß. Neben ihm zog als Genoss Euryalus, schöner als alle, |
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non fuit Aeneadum Troiana neque induit arma,
ora puer prima signans intonsa iuventa. his amor unus erat pariterque in bella ruebant; tum quoque communi portam statione tenebant. Nisus ait: "dine hunc ardorem mentibus addunt, |
Die dem Aineias gefolgt und in troische Wehr sich gekleidet. Frei noch sprosst' um das Kinn ihm der Flaum der beginnenden Mannheit. Einerlei Liebe beseelte das Paar und die selbige Kriegslust. Jetzt auch hatten das Tor sie besetzt mit gemeinsamen Posten. Nisus sprach: "Ob Götter die Glut einflößen dem Herzen |
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Euryale, an sua cuique deus fit dira cupido? aut pugnam aut aliquid iamdudum invadere magnum mens agitat mihi, nec placida contenta quiete est. cernis quae Rutulos habeat fiducia rerum: lumina rara micant, somno vinoque soluti |
Oder ob jedem zum Gott sein eigener heftiger Wunsch wird? Längst schon treibt mich der Geist in den Kampf fort, oder ein großes
Wagstück sonst zu bestehn, und erträgt die behagliche Rast nicht.
Sieh, in welchem Vertraun sich die Rutuler wiegen; die Feuer Blitzen nur da und dort; von Wein und Schlummer bewältigt, |
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procubuere, silent late loca. percipe porro quid dubitem et quae nunc animo sententia surgat. Aenean acciri omnes, populusque patresque, exposcunt, mittique viros qui certa reportent. si tibi quae posco promittunt - nam mihi facti |
Liegen sie; rings schweigt alles umher. Nun höre mich weiter, Was mich bewegt und welcher Entschluss im Geiste mir aufsteigt. Alle verlangen, das Volk und der Rat, den Aineias zu rufen, Männer hinauszusenden, die sichern Bericht ihm erstatten. Wenn sie den Lohn für dich, den ich fordre, versprechen (ich selber |
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fama sat est -, tumulo videor reperire sub illo posse viam ad muros et moenia Pallantea." obstipuit magno laudum percussus amore Euryalus, simul his ardentem adfatur amicum: "mene igitur socium summis adiungere rebus, |
Hab an dem Ruhme genug), so, dünkt mich, könnt ich am Hügel Dort auffinden den Weg zu den Mauern des Pallanteums." Aber Euryalus staunt, von des Jünglings erhabenem Ehrgeiz Heftig bewegt, und spricht sofort zum glühenden Freunde: "Und mich, Nisus, willst du verschmähn als Genossen der höchsten |
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Nise, fugis? solum te in tanta pericula mittam?
non ita me genitor, bellis adsuetus Opheltes, Argolicum terrorem inter Troiaeque labores sublatum erudiit, nec tecum talia gessi magnanimum Aenean et fata extrema secutus: |
Taten? Ich soll dich allein in solche Gefahren entsenden?
So hat mein Vater mich nicht, der in Kriegen ergraute Opheltes, Mich, den im Griechentumult und in Troias Nöten Gebornen - So hat er nicht mich gewöhnt; noch trieb ich es so bei dir selber, Seit ich ins schlimmste Geschick nachfolgte dem großen Aineias. |
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est hic, est animus lucis contemptor et istum
qui vita bene credat emi, quo tendis, honorem." Nisus ad haec: "equidem de te nil tale verebar, nec fas; non ita me referat tibi magnus ovantem Iuppiter aut quicumque oculis haec aspicit aequis. |
Hier, hier wohnet ein Geist, der das Leben verachtet und jenen Ruhm, nach welchem du strebst, mit dem Dasein billig erkauft glaubt." Nisus darauf: "Nie hab ich von dir dergleichen gefürchtet -
Ruchlos war es -, so wahr zu dir im Triumph mich der große Iupiter bringe zurück und wer sonst gnädig mich anschaut. |
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sed si quis, quae multa vides discrimine tali,
si quis in adversum rapiat casusve deusve, te superesse velim, tua vita dignior aetas. sit qui me raptum pugna pretiove redemptum mandet humo, solita aut si qua id Fortuna vetabit, |
Doch wenn - wie es ja oft in solcher Gefahr sich ereignet -, Wenn ins Verderben mich fort ein Zufall oder ein Gott reißt, Wünscht ich, du bliebest zurück; dein Alter ist werter des Lebens.
Mein sei ein Freund, der dem Kampf mich entreißt - wo nicht, mich zurückkauft Und die erhaltene Leiche begräbt und, wehrt das Geschick dies, |
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absenti ferat inferias decoretque sepulcro. neu matri miserae tanti sim causa doloris, quae te sola, puer, multis e matribus ausa persequitur, magni nec moenia curat Acestae." ille autem: "causas nequiquam nectis inanis |
Doch in der Ferne mich ehrt durch Leichenbegängnis und Grabmal. Nicht auch mag so furchtbaren Schmerz ich bereiten der armen Mutter, der einzigen, die von so vielen, o Knab', es gewagt hat, Mit dir zu ziehn, die die Burg nicht lockte des großen Akestes." Jener versetzt: "Du umstrickst umsonst mich mit nichtigen Gründen; |
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nec mea iam mutata loco sententia cedit. acceleremus" ait, vigiles simul excitat. illi succedunt servantque vices; statione relicta ipse comes Niso graditur regemque requirunt. Cetera per terras omnis animalia somno |
Denn mein Entschluss steht fest, und du treibst ihn nicht aus der Stelle. Gehn wir schleunig ans Werk." - Und er weckt die Entschlummerten; diese
Lösen ihn ab und ziehn auf die Wacht. Dann verlässt er den Posten,
Schließt an Nisus sich an, und sie gehn und suchen den König. Rings auf der Welt umher hat der Schlummer die übrigen Wesen |
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laxabant curas et corda oblita laborum: ductores Teucrum primi, delecta iuventus, consilium summis regni de rebus habebant, quid facerent quisve Aeneae iam nuntius esset. stant longis adnixi hastis et scuta tenentes |
Schon von Sorgen erlöst und die Herzen der Mühen entladen; Doch die erlesene Schar, die erlauchtesten Fürsten der Teukrer, Waren vereint zum Rat ob des Reichs hochwichtigsten Fragen, Was zu tun und wer an Aineias als Bote zu senden. Schild am Arm und gelehnt auf ragende Lanzen, so stehn sie |
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castrorum et campi medio. tum Nisus et una
Euryalus confestim alacres admittier orant: rem magnam pretiumque morae fore. primus Iulus accepit trepidos ac Nisum dicere iussit. tum sic Hyrtacides: "audite o mentibus aequis |
Mitten im Lager und Feld: da erbitten den schleunigsten Zutritt Nisus, der Held, und Euryalus sich, kampffreudigen Herzens; Wichtiges brächten sie, wert des Gehörs. Es lässt die Erregten
Gleich Askanios vor und gebietet dem Nisus zu reden. Hyrtakos' Sohn hob an: "O hört mich geneigten Gemütes, |
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Aeneadae, neve haec nostris spectentur ab annis quae ferimus. Rutuli somno vinoque soluti conticuere. locum insidiis conspeximus ipsi, qui patet in bivio portae quae proxima ponto. interrupti ignes aterque ad sidera fumus |
Aeneaden, und messt das, was wir bringen, nach unsern Jahren nicht ab. Schlaff liegt, von Wein und Schlummer bewältigt, Schweigend der Feind. Wir erspähten den Ort zum heimlichen Durchgang Dort, wo der Weg sich teilt am Tor, das dem Meere zunächst liegt. Zwischen den Feuern ist dort ein Raum. Schwarz steigt zu den Sternen |
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erigitur. si fortuna permittitis uti quaesitum Aenean et moenia Pallantea, mox hic cum spoliis ingenti caede peracta adfore cernetis. nec nos via fallit euntis: vidimus obscuris primam sub vallibus urbem |
Qualm auf. Gebt ihr uns nur die Erlaubnis, das Glück zu versuchen, Dass zu Aineias wir ziehn und den Mauern des Pallanteums, Werdet ihr bald ihn mit Beute beschwert nach gewaltigem Blutbad Unter euch sehn. Auch kann uns der Weg auf dem Zuge nicht täuschen. Sahn wir die Spitzen der Stadt auf der Jagd doch oft aus dem dunkeln |
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venatu adsiduo et totum cognovimus amnem." hic annis gravis atque animi maturus Aletes: "di patrii, quorum semper sub numine Troia est, non tamen omnino Teucros delere paratis, cum talis animos iuvenum et tam certa tulistis |
Tal herschimmern, und dann ist der Stromlauf völlig bekannt uns." Drauf Aletes, gebeugt von Alter, doch reif an Erfahrung: "Götter der Heimat, die stets um Troia ihr schützend gewaltet, Wahrlich, ihr wollt doch nicht vollständig die Teukrer vernichten, Da ihr uns Jünglinge noch von solchem Gemüt und so festen |
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pectora." sic memorans umeros dextrasque tenebat
amborum et vultum lacrimis atque ora rigabat. "quae vobis, quae digna, viri, pro laudibus istis praemia posse rear solvi? pulcherrima primum di moresque dabunt vestri: tum cetera reddet
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Herzen gewährt!" So sprechend, ergriff er der Jünglinge Rechte, Hielt an den Schultern sie fest und benetzte mit Tränen das Antlitz. "Welche Belohnung der Welt soll ich so rühmlicher Taten Würdig erachten? Die Götter zuerst und die eigne Gesinnung Lohnen, ihr Männer, am köstlichsten euch. Doch der fromme Aineias
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actutum pius Aeneas atque integer aevi Ascanius meriti tanti non immemor umquam." "immo ego vos, cui sola salus genitore reducto," excipit Ascanius "per magnos, Nise, penatis Assaracique larem et canae penetralia Vestae |
Zahlt euch das übrige bald, und er, in blühendem Alter Prangend, Askanios, nie so großen Verdienstes vergessend." "Nein, ich, dem in der Rückkehr nur des Erzeugers das Heil winkt", Nimmt Iulus das Wort, "ich schwör's bei den großen Penaten,
Bei Assarakos' Lar und der heiligen Stätte der greisen |
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obtestor, quaecumque mihi fortuna fidesque est,
in vestris pono gremiis. revocate parentem,
reddite conspectum; nihil illo triste recepto. bina dabo argento perfecta atque aspera signis pocula, devicta genitor quae cepit Arisba, |
Vesta, dass jegliches Glück, o Nisus, und jedes Vertrauen Einzig in eueren Schoß ich gelegt. O ruft mir den Vater, Gebt mir sein Antlitz zu schaun; nichts schreckt mich, ist er mir gerettet.
Zwei Pokale, durchaus von Silber, noch neu mit erhabnem Bildwerk, die beim Fall von Arisba mein Vater erbeutet, |
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et tripodas geminos, auri duo magna talenta, cratera antiquum quem dat Sidonia Dido. si vero capere Italiam sceptrisque potiri contigerit victori et praedae dicere sortem, vidisti, quo Turnus equo, quibus ibat in armis |
Geb ich, ein Paar Dreifüße, an Gold zwei große Talente, Endlich, der Vorzeit Werk, den Krug, den Dido mir schenkte. Doch wenn Italien ich und der Herrschaft Zepter als Sieger Sollte gewinnen und dann die Verteilung der Beute mir freisteht: Sahst du das Ross, auf dem sich Turnus tummelt, die Goldwehr, |
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aureus; ipsum illum, clipeum cristasque rubentis
excipiam sorti, iam nunc tua praemia, Nise. praeterea bis sex genitor lectissima matrum corpora captivosque dabit suaque omnibus arma, insuper his campi quod rex habet ipse Latinus. |
Die ihn umstrahlt? - Dies Ross, den Schild und den purpurnen Helmbusch Nehm ich vom Los schon jetzt vorweg, dir, Nisus, zum Lohne. Dann wird der Vater dir noch sechs würdige Mütter erlesnen Körpers, gefangene Krieger dazu mit völliger Rüstung Und Feldfluren verleihn, die jetzt dem Latinus gehören. |
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te vero, mea quem spatiis propioribus aetas insequitur, venerande puer, iam pectore toto accipio et comitem casus complector in omnis. nulla meis sine te quaeretur gloria rebus: seu pacem seu bella geram, tibi maxima rerum |
Doch dich, dem in näherem Raum mein Alter sich anschließt, Nehm ich ganz in mein Herz, o verehrungswürdiger Jüngling, Jetzt schon auf, als Freund und Genossen in jedem Begegnis. Ohne dich will um keinerlei Ruhm für mich selber ich werben, Will in Frieden und Krieg dir stets in Worten und Werken |
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verborumque fides." contra quem talia fatur
Euryalus: "me nulla dies tam fortibus ausis dissimilem arguerit; tantum fortuna secunda haud adversa cadat. sed te super omnia dona unum oro: genetrix Priami de gente vetusta |
Schenken das größte Vertraun." Euryalus sprach zur Erwidrung: "Nie soll kommen der Tag, der mich so tapferm Beginnen Untreu zeigt. Nur wünsch ich, das Glück, das jetzo mir hold scheint,
Kehre sich gegen mich nicht. Doch nun statt aller Geschenke Bitt ich um eins. Noch lebt mir, von Priamos' altem Geschlechte |
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est mihi, quam miseram tenuit non Ilia tellus
mecum excedentem, non moenia regis Acestae. hanc ego nunc ignaram huius quodcumque pericli inque salutatam linquo - nox et tua testis dextera -, quod nequeam lacrimas perferre parentis. |
Stammend, die Mutter; es hielt nicht der ilische Boden die Arme (Nein sie begleitete mich) noch die Mauern des Königs Akestes. Diese nun, die nicht ahnt, was jetzt vielleicht für Gefahr droht, Lass ich zurück und abschiedslos. Ich schwör es bei deiner Rechten, ich schwör's bei der Nacht, nicht trüg ich die Tränen der Mutter; |
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at tu, oro, solare inopem et succurre relictae. hanc sine me spem ferre tui, audentior ibo in casus omnis." percussa mente dedere Dardanidae lacrimas, ante omnis pulcher Iulus, atque animum patriae strinxit pietatis imago. |
Doch du, steh der Verlassenen bei und tröste die Arme. Gib die Hoffnung auf dich mir mit; viel mutiger geh ich Dann in jedes Geschick." Und erschütterten Herzens vergossen Tränen die Dardaner rings; vor allen der schöne Iulus, Und ihn durchzuckte das Bild von der Treue des eigenen Vaters. |
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tum sic effatur: "sponde digna tuis ingentibus omnia coeptis. namque erit ista mihi genetrix nomenque Creusae solum defuerit, nec partum gratia talem parva manet. casus factum quicumque sequentur, |
Also sprach er darauf: "Was du begehrst, ich verheiß es als wert des erhabnen Beginnens: Die dich gebar, sei mir auch Mutter. Der Name Kreusas Fehl ihr allein. Nicht klein sei der Dank, den sie ernte für solches
Sohnes Geburt. Wie immer die Tat auch endet, bei diesem |
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per caput hoc iuro, per quod pater ante solebat:
quae tibi polliceor reduci rebusque secundis, haec eadem matrique tuae generique manebunt." sic ait inlacrimans; umero simul exuit ensem auratum, mira quem fecerat arte Lycaon |
Haupte beschwör ich's, bei dem mein Vater zu schwören gewohnt war: Was ich dir selber versprach, wenn du heil und glücklich zurückkämst, Soll auch deinem Geschlecht und der Mutter gesichert verbleiben." Also sprach er mit Tränen und nahm von der Schulter das goldne Schwert, ein herrliches Werk, Lykaons, des Gnosiers, Arbeit; |
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Cnosius atque habilem vagina aptarat eburna. dat Niso Mnestheus pellem horrentisque leonis exuvias, galeam fidus permutat Aletes.
protinus armati incedunt; quos omnis euntis primorum manus ad portas, iuvenumque senumque, |
Schön war die Scheide gefügt, aus libyschem Zahne gemeißelt. Mnestheus schenkte dem Nisus ein Fell, vom Leibe des grausen Löwen entrafft, und den Helm vertauschte der treue Aletes. Gleich nun ziehn sie bewaffnet dahin; es begleitet der Fürsten Sämtliche Schar sie zum Tor, wo alt und jung mit Gelübden |
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prosequitur votis. nec non et pulcher Iulus, ante annos animumque gerens curamque virilem, multa patri mandata dabat portanda; sed aurae omnia discerpunt et nubibus inrita donant. Egressi superant fossas noctisque per umbram |
Noch auf den Weg sie entlässt. Auch hatte der schöne Iulus, Über sein Alter hinaus voll männlichen Sinns und bedachtsam, Mancherlei Auftrag noch an den Vater zu geben. Doch all das Ward von den Winden zerzaust, ein nichtiger Raub des Gewölkes. Über die Gräben hinaus ging's fort in nächtlichem Dunkel |
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castra inimica petunt, multis tamen ante futuri
exitio. passim somno vinoque per herbam corpora fusa vident, arrectos litore currus, inter lora rotasque viros, simul arma iacere, vina simul. prior Hyrtacides sic ore locutus: |
Zu den Gezelten des Feinds. Doch sollten sie vielen zuvor erst Bringen den Tod. Sie sehn die von Wein und Schlummer beschwerten Leiber zerstreut durch das Gras; aufrecht am Strande die Wagen. Zwischen den Rädern und Leinen gestreckt bei Waffen und Weinkrug Liegen die Männer umher. Zuerst sprach Hyrtakos' Sprössling: |
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"Euryale, audendum dextra: nunc ipsa vocat res. hac iter est. tu, ne qua manus se attollere nobis a tergo possit, custodi et consule longe; haec ego vasta dabo et lato te limite ducam." sic memorat vocemque premit, simul ense superbum |
"Jetzt, Euryalus, gilt's mit der Hand! Die Gelegenheit selbst ruft ; Hier ist der Weg. Du späh hinaus in die Ferne, mit Vorsicht Lauschend, dass hinter uns nicht ein Schwert sich erhebe; dann werd ich
Hier aufräumen den Plan und die breiteste Gasse dir öffnen." Also spricht er und schweigt; dann greift mit dem Schwert er den stolzen |
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Rhamnetem adgreditur, qui forte tapetibus altis
exstructus toto proflabat pectore somnum, rex idem et regi Turno gratissimus augur, sed non augurio potuit depellere pestem. tris iuxta famulos temere inter tela iacentis |
Rhamnes an, der auf Teppichen, hoch zum Lager gebettet, Tief aus der Fülle der Brust ausströmte den Atem des Schlummers, König zugleich und als Augur vor allem beliebt bei dem König Turnus; doch schützt' ihn die Augurnkunst nicht vor dem Verderben. Dann drei Diener erlegt' er, die sorglos zwischen den Waffen |
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armigerumque Remi premit aurigamque sub ipsis
nactus equis ferroque secat pendentia colla. tum caput ipsi aufert domino truncumque relinquit sanguine singultantem; atro tepefacta cruore terra torique madent. nec non Lamyrumque Lamumque |
Lagen, des Remus Knappen darauf und den Lenker der Rosse Unter dem eignen Gespann; er zerhaut mit dem Schwerte die Hälse, Nimmt ihm selbst, dem Gebieter, das Haupt und lässt den im Blute Zuckenden Rumpf zurück, dass Erd' und Pfühl von des schwarzen Stromes Besudelung dampft. Auch Lamus und Lamyrus, auch den |
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et iuvenem Serranum, illa qui plurima nocte luserat, insignis facie, multoque iacebat membra deo victus - felix, si protinus illum aequasset nocti ludum in lucemque tulisset: impastus ceu plena leo per ovilia turbans |
Jüngling Serranus, der tief in die Nacht noch gespielt, ihn erschlägt er, Wie er mit schönem Gesicht dalag, mit den Gliedern, von Bakchos' Reichlicher Gabe besiegt; o besser, er hätte die ganze Nacht mit dem Spiele verbracht und es gleich bis zum Morgen getrieben. Wie wenn ein hungriger Leu, den rasende Gier nach dem Fraß treibt, |
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- suadet enim vesana fames - manditque trahitque
molle pecus mutumque metu, fremit ore cruento. nec minor Euryali caedes; incensus et ipse perfurit ac multam in medio sine nomine plebem, Fadumque Herbesumque subit Rhoetumque Abarimque |
Sich in den wimmelnden Schafstall stürzt, das vor Schrecken verstummte Friedliche Vieh wild zausend zermalmt und knirscht und von Blut trieft: Auch Euryalus rast nicht minder mit Mord, da die Glut ihn Selber erfasst, und würgt viel Volk - unrühmliche Namen -,
Wie er sie trifft: hier Abaris, dort Herbesus und Fadus, |
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ignaros; Rhoetum vigilantem et cuncta videntem, sed magnum metuens se post cratera tegebat. pectore in adverso totum cui comminus ensem condidit adsurgenti et multa morte recepit. purpuream vomit ille animam et cum sanguine mixta |
Eh sie's geahnt, auch Rhoetus, der wach dies alles mit ansah, Aber aus Furcht sich verbarg; er versteckte sich hinter den großen Mischkrug. Bis an das Heft stieß jener das Schwert, wie er aufstand, Ihm von vorn in die Brust und zog es triefend vom Morde Wieder heraus, dass sterbend in purpurnem Strom er die Seele |
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vina refert moriens, hic furto fervidus instat.
iamque ad Messapi socios tendebat; ibi ignem deficere extremum et religatos rite videbat carpere gramen equos, breviter cum talia Nisus - sensit enim nimia caede atque cupidine ferri - |
Ausspie und mit dem Blute den Wein. Fort raste der Mörder, Jetzt auf dem heimlichen Pfad zu Messapus' Gefährten sich wendend. Hier war das Feuer bereits im Verglimmen; gekoppelte Rosse Grasten daneben; er sah's, als Nisus in Kürze das Wort nahm, Da er den Freund zu sehr von der Hitze des Mordens entbrannt sah: |
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"absistamus" ait, "nam lux inimica propinquat. poenarum exhaustum satis est, via facta per hostis." multa virum solido argento perfecta relinquunt armaque craterasque simul pulchrosque tapetas. Euryalus phaleras Rhamnetis et aurea bullis |
"Stehen wir ab", so sprach er, "es nahet der feindliche Morgen; Strafe genug ist verhängt und der Weg durch die Feinde geöffnet." Und so lassen sie denn von gediegenem Silber die vielen Rüstungen dort, Mischkrüge und köstliche Teppiche liegen. Rhamnes' Waffengehenk und den Gurt mit goldenen Buckeln, |
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cingula, Tiburti Remulo ditissimus olim quae mittit dona, hospitio cum iungeret absens, Caedicus; ille suo moriens dat habere nepoti; - post mortem bello Rutuli pugnaque potiti -: haec rapit atque umeris nequiquam fortibus aptat. |
Die dem tiburtischen Remulus einst aus der Ferne der reiche Caedicus als Gastgabe gesandt, die jener dann seinem Neffen beim Sterben geschenkt als Vermächtnis, worauf sie nach dessen
Tode durch Krieg und Kampf an die Rutuler kamen, die wirft jetzt Rasch Euryalus sich um die furchtlos tapferen Schultern; |
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tum galeam Messapi habilem cristisque decoram induit. excedunt castris et tuta capessunt. Interea praemissi equites ex urbe Latina, cetera dum legio campis instructa moratur, ibant et Turno regi responsa ferebant, |
Setzt noch den zierlichen Helm des Messapus mit prunkendem Haarbusch Sich aufs Haupt; so ziehn aus dem Lager sie fort in das Freie. Aber es zog ein Trupp von Reitern der übrigen Heerschar, Die bis jetzt bei der Stadt der Latiner im Felde bereitstand, Grade voraus zu Turnus, Bericht zu erstatten dem König, |
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ter centum, scutati omnes, Volcente magistro. iamque propinquabant castris murosque subibant cum procul hos laevo flectentis limite cernunt, et galea Euryalum sublustri noctis in umbra prodidit immemorem radiisque adversa refulsit. |
Alle mit Schilden bewehrt - dreihundert -; es führte sie Volscens. Und schon waren dem Lager sie nah, dicht unter den Wällen, Als sie die beiden erspähn, die links sich wenden den Fußpfad. Denn Euryalus' Helm, in der Nacht schon dämmernden Schatten, Blitzte mit funkelndem Licht und verriet den vergesslichen Jüngling. |
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haud temere est visum. conclamat ab agmine Volcens:
"state, viri. quae causa viae? quive estis in armis?
quove tenetis iter?" nihil illi tendere contra, sed celerare fugam in silvas et fidere nocti. obiciunt equites sese ad divortia nota |
Nicht umsonst ist der Schein. Laut ruft aus den Reisigen Volscens: "Halt dort, Männer! Was führt euch des Wegs? Was geht ihr bewaffnet? Wohin gilt's?" Nichts wagten darauf zu erwidern die beiden, Sondern beeilten die Flucht zum Wald und vertrauten der Nacht sich. Aber die Reiter, bekannt mit des Weges Verzweigungen, sperren |
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hinc atque hinc, omnemque aditum custode coronant.
silva fuit late dumis atque ilice nigra horrida, quam densi complerant undique sentes; rara per occultos lucebat semita callis. Euryalum tenebrae ramorum onerosaque praeda |
Hier ihn und dort; mit Wachen umstellt ist jeglicher Ausgang. Weit von Gestrüpp umstarrt, von schwärzlichen Eichen bewachsen, Stand ein Wald, ringsher durchsetzt von dornigem Dickicht. Spärlich schimmerte nur durch die dunkelen Stege der Fußpfad. Und Euryalus wird vom Dunkel der Zweig' und der schweren |
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impediunt, fallitque timor regione viarum. Nisus abit; iamque imprudens evaserat hostis atque locos qui post Albae de nomine dicti Albani, tum rex stabula alta Latinus habebat, ut stetit et frustra absentem respexit amicum: |
Beute gehemmt; auch täuscht ihn die Furcht in der Richtung des Weges. Nisus entkam und war in der Hast schon längst durch die Feinde Über die Stelle hinaus, die später Albanergefild hieß, Damals ein ragender Forst im Besitze des Königs Latinus. Da macht halt er und sieht sich umsonst nach dem fehlenden Freund um.
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"Euryale infelix, qua te regione reliqui? quave sequar?" rursus perplexum iter omne revolvens fallacis silvae simul et vestigia retro observata legit dumisque silentibus errat. audit equos, audit strepitus et signa sequentum; |
"Ach, Euryalus, wo, Unglücklicher, bist du geblieben? Und wo geh ich dir nach?" Er entwirrte des trügrischen Waldes Vielfach verschlungenen Pfad von neuem; er schloss an der Fußspur Kenntliche Zeichen sich an und durchirrte die stillen Gebüsche; Hört dann Rossegestampf, hört Lärm und den Ruf der Verfolger. |
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nec longum in medio tempus, cum clamor ad auris pervenit ac videt Euryalum, quem iam manus omnis fraude loci et noctis, subito turbante tumultu, oppressum rapit et conantem plurima frustra. quid faciat? qua vi iuvenem, quibus audeat armis |
Lang auch dauert es nicht, da dringt ein Geschrei ihm zu Ohren; Und nun sieht den Euryalus er, wie das ganze Geschwader Ihn, der von Nacht und Gegend berückt, von dem plötzlichen Lärmen
Völlig verwirrt, fortschleppt, wie sehr er dagegen sich anstemmt. Was hier tun? Durch welche Gewalt den Gefährten, mit welchen |
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eripere? an sese medios moriturus in enses inferat et pulchram properet per vulnera mortem? ocius adducto torquet hastile lacerto suspiciens altam Lunam et sic voce precatur: "tu, dea, tu praesens nostro succurre labori, |
Waffen befrein? Soll sterbend er sich in die Mitte der Feinde Werfen, mit Wunden bedeckt, sich dem schönen, dem schleunigen Tod weihn? Und rasch zieht er den Arm zurück, dreht kräftig den Speerschaft, Blickt zur erhabenen Luna empor und ruft mit Gebet sie: "Eil, o Himmlische, du zum Beistand unsrer Bedrängnis, |
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astrorum decus et nemorum Latonia custos. si qua tuis umquam pro me pater Hyrtacus aris dona tulit, si qua ipse meis venatibus auxi suspendive tholo aut sacra ad fastigia fixi, hunc sine me turbare globum et rege tela per auras." |
Zier der Gestirne, Latonas Spross, Schutzgöttin der Wälder, Wenn je Gaben für mich zu deinen Altären mein Vater Hyrtakos trug, wenn ich selbst durch eigene Jagd sie vermehrte, Unter der Kuppel des Dachs, am heiligen Giebel sie aufhing: Lass mich verwirren den Knäul und lenke den Schaft durch die Lüfte."
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dixerat et toto conixus corpore ferrum
conicit. hasta volans noctis diverberat umbras et venit aversi in tergum Sulmonis ibique frangitur, ac fisso transit praecordia ligno. volvitur ille vomens calidum de pectore flumen |
Sprach's und schleuderte drauf mit voller Gewalt des gesamten Körpers den Stahl. Es sauste der Speer durch die nächtlichen Schatten,
Drang in den Rücken des Sulmo ein, dort brach er, doch flog noch Nach zersplittertem Schaft durch Herz und Lungen die Spitze. Hin stürzt dieser und wälzt sich am Grund, und der lauliche Strom schießt |
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frigidus et longis singultibus ilia pulsat. diversi circumspiciunt. hoc acrior idem ecce aliud summa telum librabat ab aure. dum trepidant, it hasta Tago per tempus utrumque stridens traiectoque haesit tepefacta cerebro. |
Aus der erkalteten Brust, und Krampf durchzuckt ihm die Weichen. Hier- und dorthin schaun sie sich um. Nun kühner geworden, Schwingt er ein zweites Geschoss und holt hoch aus von dem Ohre. Während verwirrt sie noch stehn, fliegt zischend der Speer durch die beiden Schläfen des Tagus und haftet erwärmt im durchbohrten Gehirne. |
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saevit atrox Volcens nec teli conspicit usquam
auctorem nec quo se ardens immittere possit. "tu tamen interea calido mihi sanguine poenas persolves amborum" inquit; simul ense recluso ibat in Euryalum. tum vero exterritus, amens, |
Volscens tobt vor Grimm, da er nirgends den Schleudrer der Waffe Sehn kann und nicht weiß, auf wen in der Wut er sich wende. "Du zahlst wenigstens mir inzwischen die Strafe mit warmem Blut für beide zugleich!" So sprach er und drang mit gezücktem Schwert auf Euryalus ein. Da schrie, vor Schreck und Entsetzen |
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conclamat Nisus nec se celare tenebris amplius aut tantum potuit perferre dolorem: "me, me, adsum qui feci, in me convertite ferrum, o Rutuli! mea fraus omnis, nihil iste nec ausus nec potuit; caelum hoc et conscia sidera testor; |
Außer sich, Nisus laut - denn er konnte sich weder im Dunkel Länger verbergen, noch war so furchtbarer Schmerz zu ertragen: "Hier, hier steht, der es tat! Mich, Rutuler, trefft mit dem Eisen!
Mein ist der ganze Betrug; nichts wagte, noch konnte der Arme Wagen. Das Himmelsgezelt, ich rufe die Sterne zu Zeugen, |
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tantum infelicem nimium dilexit amicum." talia dicta dabat, sed viribus ensis adactus transadigit costas et candida pectora rumpit. volvitur Euryalus leto, pulchrosque per artus it cruor inque umeros cervix conlapsa recumbit: |
Nur dass den Freund er zu sehr, mich Unglückseligen, liebte!"
Also sprach er, doch war mit gewaltigem Stoß durch die Rippen Schon ihm gedrungen das Schwert und die glänzende Brust ihm durchbrochen: Schon wälzt tot auf dem Grund sich Euryalus; starr in den schönen Gliedern gerinnt ihm das Blut; schlaff sinkt ihm der Hals auf die Schultern,
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purpureus veluti cum flos succisus aratro languescit moriens, lassove papavera collo demisere caput pluvia cum forte gravantur. at Nisus ruit in medios solumque per omnis Volcentem petit, in solo Volcente moratur. |
Wie, von der Schärfe des Pflugs durchschnitten, die purpurne Blume Matt hinsterbend verwelkt, wie der Mohn sein Haupt auf den schlaffen Hals senkt, wenn zu schwer ihn die Fülle des Regens belastet. Mitten hinein stürzt Nisus sich jetzt; er sucht durch die ganze Schar sich den Volscens aus, hält Volscens nur mit dem Blick fest. |
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quem circum glomerati hostes hinc comminus atque hinc proturbant. instat non setius ac rotat ensem fulmineum, donec Rutuli clamantis in ore condidit adverso et moriens animam abstulit hosti. tum super exanimum sese proiecit amicum |
Aber im Knäul umschließt ihn der Feind und wehrt den Ergrimmten Hier wie dort von ihm ab. Der weicht nicht, wirbelt die Klinge Blitzend ums Haupt und begräbt sie zuletzt in des Rutulers Munde, Wie er ihn öffnet zum Ruf, und erschlägt, selbst sterbend, den Gegner. Und nun stürzt er durchbohrt sich über des Freundes entseelten |
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confossus, placidaque ibi demum morte quievit. Fortunati ambo! si quid mea carmina possunt, nulla dies umquam memori vos eximet aevo, dum domus Aeneae Capitoli immobile saxum accolet imperiumque pater Romanus habebit. |
Leichnam, um erst dort in friedlichem Tod zu entschlummern. O glückseliges Paar, wenn etwas Kraft mein Gesang hat, Soll kein kommender Tag dem Gedächtnis der Zeit euch entreißen, Weil Aineias' Geschlecht noch des kapitolinischen Felsens Ewige Höhen umwohnt und der römische Vater gebietet! |
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Victores praeda Rutuli spoliisque potiti Volcentem exanimum flentes in castra ferebant. nec minor in castris luctus Rhamnete reperto exsangui et primis una tot caede peremptis, Serranoque Numaque. ingens concursus ad ipsa |
Als der Trophä'n und des Raubs sich die siegenden Feinde bemächtigt, Trugen den Volscens sie, den erschlagenen, weinend ins Lager. Doch hier war nicht minderes Weh, da man Rhamnes verblutet Fand und der Fürsten so viel in einem Gemetzel ermordet, Numa tot und Serranus. Es war ein gewaltiger Auflauf |
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corpora seminecisque viros, tepidaque recentem caede locum et pleno spumantis sanguine rivos. agnoscunt spolia inter se galeamque nitentem Messapi et multo phaleras sudore receptas. Et iam prima novo spargebat lumine terras |
Um die Entseelten, die halb noch Lebenden, den von dem frischen Mord noch dampfenden Platz und die Bäche des schäumenden Blutes.
Und man erkennt die Trophä'n und Messapus' glänzenden Erzhut Und das Gehenk, des Wiedererwerb viel Hitze gekostet. Und schon streute, den Safranpfühl des Tithonos verlassend, |
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Tithoni croceum linquens Aurora cubile. iam sole infuso, iam rebus luce retectis Turnus in arma viros armis circumdatus ipse suscitat: aeratasque acies in proelia cogunt, quisque suos, variisque acuunt rumoribus iras. |
Eos ihr neu sich erhebendes Licht durch die Länder; der Sonne Strahlen ergossen sich schon, und die Welt lag klar vor den Blicken, Als zu den Waffen das Heer Held Turnus, selber in Waffen, Aufruft, jeder zum Kampf die ihm folgenden ehernen Schlachtreihn Um sich vereint und ihnen den Zorn durch manches Gerücht schärft. |
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quin ipsa arrectis - visu miserabile - in hastis praefigunt capita et multo clamore sequuntur Euryali et Nisi. Aeneadae duri murorum in parte sinistra opposuere aciem - nam dextera cingitur amni -, |
Ja sie steckten - ein Jammer zu schaun! - auf erhobene Lanzen Nisus' und Euryalus' Haupt, und die tobende Menge Folgt mit lautem Geschrei. Links auf dem Walle gereiht - denn umspühlt vom Strom ist die Rechte -, Stellt Aineias' hartes Geschlecht sich entgegen, die tiefen |
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ingentisque tenent fossas et turribus altis stant maesti; simul ora virum praefixa movebant nota nimis miseris atroque fluentia tabo. Interea pavidam volitans pennata per urbem nuntia Fama ruit matrisque adlabitur auris |
Gräben beschützend. Sie stehen betrübt auf den ragenden Türmen, Bebend zugleich bei dem Blick auf die ach! zu wohl nur bekannten Häupter - von Spießen durchbohrt und umtrieft von schwarzer Verwesung.
Durch die erschrockene Stadt indes mit geflügelten Schritten Stürzt der verkündende Ruf und schafft bei Euryalus' Mutter |
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Euryali. at subitus miserae calor ossa reliquit,
excussi manibus radii revolutaque pensa. evolat infelix et femineo ululatu scissa comam muros amens atque agmina cursu prima petit, non illa virum, non illa pericli |
Bald sich Gehör. Es verlässt urplötzlich die Wärme der Armen Glieder; das Webschiff stürzt aus der Hand, hinrollen die Knäuel. Ha! wie die elende Frau hinaus mit schrillem Geschrei eilt Und mit zerrissenem Haar sinnlos zu den Mauern und ersten Schlachtreihn stürzt, nicht der Männer gedenk und nicht der Gefahren, |
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telorumque memor, caelum dehinc questibus implet:
"hunc ego te, Euryale, aspicio? tune ille senectae sera meae requies, potuisti linquere solam, crudelis? nec te sub tanta pericula missum adfari extremum miserae data copia matri? |
Nicht der Geschosse gedenk, und die Lüfte mit Jammern erfüllet: "Muss ich, Euryalus, so dich sehn? Bist du es, der späte Trost für mein alterndes Haupt? Grausamer, du konntest allein mich
Lassen? Ich durfte dir nicht, da in solche Gefahr man dich sandte, Durfte den Abschied nicht, ich elende Mutter, dir sagen! |
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heu, terra ignota canibus data praeda Latinis alitibusque iaces! nec te tua funere mater produxi pressive oculos aut vulnera lavi, veste tegens tibi quam noctes festina diesque urgebam, et tela curas solabar anilis. |
Weh, auf fremdem Gebiet, den latinischen Hunden und Vögeln Liegst du zum Raub nun da. Nicht hab ich, die eigene Mutter, Dich zur Bestattung geführt, dir die Augen geschlossen, die Wunden Rein dir gespült, mit dem Kleid dich bedeckt, das so emsig ich webte,
Tag und Nacht mit dem Werk mir die Sorgen des Alters verscheuchend. |
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quo sequar? aut quae nunc artus avulsaque membra
et funus lacerum tellus habet? hoc mihi de te, nate, refers? hoc sum terraque marique secuta? figite me, si qua est pietas, in me omnia tela
conicite, o Rutuli, me primam absumite ferro; |
Wohin folg ich dir nach? Welch Land birgt jetzt den zerrissnen Leib, das zerstückte Gebein und die Glieder? Und bringst du, o Sohn, nichts Weiter zurück von dir? Zog dem ich zu Wasser und Land nach? Habt ihr von frommem Gemüt nur etwas, ihr Rutuler - trefft mich, Werft mich mit jedem Geschoss! Mich tötet zuerst mit dem Eisen! |
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aut tu, magne pater divum, miserere, tuoque invisum hoc detrude caput sub Tartara telo, quando aliter nequeo crudelem abrumpere vitam." hoc fletu concussi animi, maestusque per omnis it gemitus, torpent infractae ad proelia vires. |
Oder erbarme dich du, o erhabener Vater der Götter, Schleudre mit deinem Geschoss mein Haupt, das verhasste, zur Hölle, Da mir nicht anders vergönnt, dies quälende Leben zu enden." Jegliches Herz ist bewegt durch den Jammer; bekümmertes Seufzen Geht durch die Reihen: gebrochen und stumpf für den Kampf sind die Kräfte. |
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illam incendentem luctus Idaeus et Actor Ilionei monitu et multum lacrimantis Iuli corripiunt interque manus sub tecta reponunt. At tuba terribilem sonitum procul aere canoro increpuit, sequitur clamor caelumque remugit. |
Da sie noch weiter den Schmerz anfacht, so nehmen sie Aktor Und Idaeus auf Rat des Ilioneus und des Iulus, Der in Tränen zerfließt, am Arm und führen nach Haus sie.
Schrecken erweckender Klang vom schmetternden Erz der Posaune Dröhnt aus der Fern', und Schlachtruf folgt, dass donnernd die Luft hallt. |
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accelerant acta pariter testudine Volsci et fossas implere parant ac vellere vallum; quaerunt pars aditum et scalis ascendere muros, qua rara est acies interlucetque corona non tam spissa viris. telorum effundere contra |
Rasch nun ziehen die Volsker herbei mit erhobenem Schilddach, Schicken die Gräben zu füllen sich an und den Wall zu zerstören. Andre versuchen, im Sturm mit Leitern die Mauern zu nehmen, Da wo dünner die Reihn, wo, von Lücken durchschimmert, der Männer
Kreis so dicht nicht steht. Doch die Teukrier schleudern mit Waffen |
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omne genus Teucri ac duris detrudere contis, adsueti longo muros defendere bello. saxa quoque infesto volvebant pondere, si qua possent tectam aciem perrumpere, cum tamen omnis ferre iuvet subter densa testudine casus. |
Jeglicher Art und stoßen den Feind herunter mit harten Stangen - geübt im Verteidigungskrieg durch lange Erfahrung, Wälzen auch Felsen hinab von bedrohlicher Wucht, die bedeckten Züge damit vielleicht zu durchbrechen; doch die, von des Schilddachs Dichter Umwölbung gedeckt, froh trotzen sie jeglichem Unfall. |
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nec iam sufficiunt. nam qua globus imminet ingens,
immanem Teucri molem volvuntque ruuntque, quae stravit Rutulos late armorumque resolvit tegmina. nec curant caeco contendere Marte amplius audaces Rutuli, sed pellere vallo |
Doch schon wird es zu viel. Wo die Schar in Masse herandrängt, Rollen die Teukrer mit Macht und stürzen ein riesiges Felsstück, Welches die Rutuler weit hinstreckt und der Schilde Verbindung Auflöst. Und es verschmähn in blindem Gefecht die beherzten Rutuler ferner sich noch zu messen. Vom Wall mit Geschossen |
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missilibus certant. parte alia horrendus visu quassabat Etruscam pinum et fumiferos infert Mezentius ignis; at Messapus equum domitor, Neptunia proles, rescindit vallum et scalas in moenia poscit. |
Wollen sie treiben den Feind. Grausigen Anblicks schwang Mezentius, fern von der Stelle, Wild den etruskischen Kien und warf qualmwirbelndes Feuer. Aber der reisige Held Messapus, der Spross des Ncptunus, Riss die Verschanzungen ein und drohte mit Leitern der Mauer. |
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Vos, o Calliope, precor, aspirate canenti quas ibi tum ferro strages, quae funera Turnus ediderit, quem quisque virum demiserit Orco, et mecum ingentis oras evolvite belli. [et meministis enim, divae, et memorare potestis.] |
Jetzo fleh ich zu euch, Kalliope, helft mir verkünden, Was für ein Blutbad dort und was für ein Morden des Turnus Stahl anstiftete, wen ein jeglicher sandte zum Orkus. Helft des gewaltigen Kampfs umfassendes Bild mir entrollen. [Denn ihr Göttinnen seit des gedenk und könnt es verkünden.] |
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Turris erat vasto suspectu et pontibus altis,
opportuna loco, summis quam viribus omnes expugnare Itali summaque evertere opum vi certabant, Troes contra defendere saxis perque cavas densi tela intorquere fenestras. |
Riesig von Ansehn stand ein Turm, hoch schwebten die Brücken; Trefflich gewählt war der Platz. Mit aller Gewalt ihn zu stürmen Und mit der äußersten Macht zu zerstören vereinigten alle
Italer sich; doch verteidigten ihn mit Steinen die Troer Und mit Geschossen, die dicht durch die Höhlung der Fenster sie warfen.
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princeps ardentem coniecit lampada Turnus et flammam adfixit lateri, quae plurima vento corripuit tabulas et postibus haesit adesis. turbati trepidare intus frustraque malorum velle fugam. dum se glomerant retroque residunt |
Turnus entsandte zuerst die entzündende Fackel. Die Flamme Fasste die Seite des Turms, und im Wind hochwachsend ergriff sie Rasch das Getäfel und fraß sich fest in den glimmenden Balken.
Hast und Verwirrung ergreift die Besatzung; sie suchen dem Unheil - Doch umsonst - zu entfliehn. Da im Knäul sie gedrängt nach der Seite |
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in partem quae peste caret, tum pondere turris
procubuit subito et caelum tonat omne fragore. semineces ad terram immani mole secuta confixique suis telis et pectora duro transfossi ligno veniunt. vix unus Helenor |
Weichen, die frei von dem grausen Verderb, da stürzt von der großen Last urplötzlich der Turm, dass vom Krach rings donnert der Himmel. Halbtot kamen sie an auf dem Grund, da die riesige Masse Nachfolgt, viele durchbohrt von den eigenen Waffen, von harten Splittern gespießt durch die Brust. Kaum kam noch der einzige Lykos
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et Lycus elapsi; quorum primaevus Helenor, Maeonio regi quem serva Licymnia furtim sustulerat vetitisque ad Troiam miserat armis, ense levis nudo parmaque inglorius alba. isque ubi se Turni media inter milia vidit, |
Und Helenor davon; sehr jung an Jahren Helenor, Den dem maionischen König die Magd Likymnia heimlich Aufzog und zum verbotenen Krieg nach Troia entsandte. Nackt und leicht war sein Schwert und weiß und bescheiden der Rundschild.
Da er von Turnus' Tausenden jetzt allseits sich bedrängt sieht, |
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hinc acies atque hinc acies astare Latinas, ut fera, quae densa venantum saepta corona contra tela furit seseque haud nescia morti inicit et saltu supra venabula fertur - haud aliter iuvenis medios moriturus in hostis |
Hier von den Reihn und dort von den Reihn der Latiner umstanden, Da, wie ein Wild, das dicht umhegt vom Kreise der Jäger Gegen die Waffen sich bäumt, in den Tod nicht ohne Bewusstsein Selbst sich wirft und im Sprung weit hin setzt über die Spieße: So stürzt todesgewiss sich der Jüngling recht in der Feinde |
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inruit et qua tela videt densissima tendit. at pedibus longe melior Lycus inter et hostis inter et arma fuga muros tenet, altaque certat prendere tecta manu sociumque attingere dextras. quem Turnus pariter cursu teloque secutus |
Mitte und wählt sich den Weg, wo die Schwerter am dichtesten starren. Lykos jedoch, viel flinker zu Fuß, flieht zwischen den Feinden, Zwischen den Waffen hindurch zum Wall, streckt eben die Hand schon Aus, um das hohe Gesims, um die Rechten der Freunde zu fassen – Da fährt Turnus ihn an, der siegreich ihn mit der Waffe |
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increpat his victor: "nostrasne evadere, demens,
sperasti te posse manus?" simul arripit ipsum pendentem et magna muri cum parte revellit: qualis ubi aut leporem aut candenti corpore cycnum sustulit alta petens pedibus Iovis armiger uncis, |
Und im Laufe gefolgt: "Wie konntest du, Rasender, hoffen, Unserer Hand zu entgehn?" Dann erfasst er den Schwebenden, reißt ihn
Selbst und zugleich ein beträchtliches Stück von der Mauer herunter,
Wie wenn des Zeus Blitzträger in kralligen Fängen ein Häslein Oder den Schwan mit schimmerndem Leib hinauf in die Luft rafft |
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quaesitum aut matri multis balatibus agnum Martius a stabulis rapuit lupus. undique clamor tollitur: invadunt et fossas aggere complent, ardentis taedas alii ad fastigia iactant. Ilioneus saxo atque ingenti fragmine montis |
Oder der martische Wolf ein Lamm, das die blökende Mutter Lange gesucht, aus der Stallung entführt. Rings hebt sich der Kriegsruf.
Vorwärts geht's in den Feind; sie füllen die Gräben mit Schutt an, Während ein anderer Schwarm zum Giebel den flammenden Brand wirft. Doch den Lucetius, wie er dem Tor nahtritt mit dem Feuer, |
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Lucetium portae subeuntem ignisque ferentem, Emathiona Liger, Corynaeum sternit Asilas, hic iaculo bonus, hic longe fallente sagitta, Ortygium Caeneus, victorem Caenea Turnus, Turnus Ityn Cloniumque, Dioxippum Promolumque |
Streckt Ilioneus hin durch ein Felsstück riesigen Umfangs, Während, gewandt mit dem Spieß, den Emathion Liger, mit weithin
Täuschendem Pfeil Asilas darauf Korynaios erlegte, Kaineus Ortygios dann und Turnus den siegenden Kaineus, Turnus den Promolos auch, Dioxippos, Klonios, Itys, |
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et Sagarim et summis stantem pro turribus Idan,
Privernum Capys. hunc primo levis hasta Themillae strinxerat, ille manum proiecto tegmine demens ad vulnus tulit; ergo alis adlapsa sagitta et laevo infixa est alte lateri, abditaque intus |
Sagaris, endlich den Idas, der hoch auf der Zinne des Turms stand. Capys erlegt den Privernus. Ihn hatte der Speer des Themillas Leicht nur gestreift, doch als er betört mit der Hand nach der Wunde
Fuhr und den Schild wegwarf, da schwirrt der geflügelte Pfeil her,
Heftet ihm links an die Seite die Hand und zerreißt die verborgnen |
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spiramenta animae letali vulnere rupit. stabat in egregiis Arcentis filius armis pictus acu chlamydem et ferrugine clarus Hibera, insignis facie, genitor quem miserat Arcens eductum Martis luco Symaethia circum |
Gänge des Atems ihm tief in der Brust mit tödlicher Wunde. Arkens' Sohn stand da in prächtigen Waffen; sein Mantel Zierlich gestickt im dunkelen Glanz des hiberischen Purpurs; Herrlich er selbst von Gesicht, den, im Haine der Mutter erzogen An des Symaethis Strom, wo den fetten Altar der Pauker |
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flumina, pinguis ubi et placabilis ara Palici:
stridentem fundam positis Mezentius hastis ipse ter adducta circum caput egit habena et media adversi liquefacto tempora plumbo diffidit ac multa porrectum extendit harena. |
Leicht durch Opfer man sühnt, Arkens, sein Vater, gesendet. Und Mezentius stellte den Speer fort, schwang mit dem straffen Riemen sich selbst dreimal um das Haupt die sausende Schleuder, Warf und schlug mit dem schmelzenden Blei durch die Schläfe des Gegners Mitten hindurch und streckt' ihn selbst langhin durch den Sand aus. |
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Tum primum bello celerem intendisse sagittam dicitur ante feras solitus terrere fugacis Ascanius, fortemque manu fudisse Numanum, cui Remulo cognomen erat, Turnique minorem germanam nuper thalamo sociatus habebat. |
Hier nun war's, wo zuerst, wie man sagt, Iulus den raschen Pfeil absandte zum Kampf, da zuvor nur flüchtiges Wild er Pflegte zu schrecken; er schlug zu Boden den tapfern Numanus, Dem der Beiname Remulus war, mit der jüngsten von Turnus' Schwestern vor einiger Zeit in ehlichem Bunde vereinigt. |
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is primam ante aciem digna atque indigna relatu vociferans tumidusque novo praecordia regno ibat et ingentem sese clamore ferebat: "non pudet obsidione iterum valloque teneri, bis capti Phryges, et morti praetendere muros? |
Er, vor den vordersten Reihn herschreitend, erging sich in Worten, Teils der Erwähnung wert, teils nicht, sein Herz von der neuen Würde gebläht, und tat sich hervor mit gewaltigem Lärmen. "Schämt ihr euch nicht, aufs neu vom Wall umhegt und belagert, Hinter die Mauern zu fliehn, ihr zweimal gefangenen Phryger? |
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en qui nostra sibi bello conubia poscunt! quis deus Italiam, quae vos dementia adegit? non hic Atridae nec fandi fictor Ulixes: durum a stirpe genus natos ad flumina primum deferimus saevoque gelu duramus et undis; |
Seht, die wollen von uns durch Krieg Heiraten ertrotzen!
Was für ein Gott trieb euch nach Italien? was für ein Wahnsinn? Nicht die Atriden sind hier noch der zungenbehende Odysseus. Wir, ein Geschlecht von Geburt schon hart, wir tragen die Kinder Gleich zum Strom, durch die Flut und den grimmigen Frost sie zu stählen. |
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venatu invigilant pueri silvasque fatigant, flectere ludus equos et spicula tendere cornu. at patiens operum parvoque adsueta iuventus aut rastris terram domat aut quatit oppida bello. omne aevum ferro teritur, versaque iuvencum |
Früh und spät bei der Jagd durchstören die Knaben die Wälder, Tummeln die Rosse zum Spiel und schnellen den Pfeil von dem Bogen. Aber die Jugend, geduldig beim Werk, mit Geringem zufrieden, Bändigt das Land mit dem Karst und erschüttert im Kriege die Festen. Eisen umstarrt uns das Leben hindurch; mit gewendeter Lanze |
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terga fatigamus hasta, nec tarda senectus debilitat viris animi mutatque vigorem: canitiem galea premimus, semperque recentis comportare iuvat praedas et vivere rapto. vobis picta croco et fulgenti murice vestis, |
Stacheln des Zugstiers Rücken wir an; nicht schleichendes Alter Schwächt uns die Kräfte des Geists und raubt ihm die rüstige Frische,
Trägt doch das weißgraue Haupt noch den Helm; stets freut es uns, neue Beute zu häufen und stets vom Ertrag zu leben des Raubes. Ihr liebt Kleider, mit Safran gefärbt, und schimmernden Purpur, |
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desidiae cordi, iuvat indulgere choreis, et tunicae manicas et habent redimicula mitrae. o vere Phrygiae, neque enim Phryges, ite per alta Dindyma, ubi adsuetis biforem dat tibia cantum. tympana vos buxusque vocat Berecyntia Matris |
Frönet dem Nichtstun, habt an Ringen und Tänzen Behagen, Tragt Prunkmützen, mit Bändern besetzt, und Röcke mit Ärmeln,
Phrygierinnen fürwahr, nicht Phrygier; geht zu dem hohen Dindyma, wo nach dem Brauch man mit Doppelschalmeien euch aufspielt! Mit berekyntischer Flöt' und Trommel lädt ein euch des Ida |
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Idaeae; sinite arma viris et cedite ferro." Talia iactantem dictis ac dira canentem non tulit Ascanius, nervoque obversus equino contendit telum diversaque bracchia ducens constitit, ante Iovem supplex per vota precatus: |
Mutter. So lasst denn den Männern die Wehr und weichet dem Eisen." Prahlende Reden wie die und grausige Schmähungen trug nicht Länger Askanios, legte den Pfeil auf die Sehne aus Rosshaar Spannt' gegen ihn das Geschoss, zog weit auseinander die Arme, Stellte sich fest und rief demütig dem Zeus mit Gelübden: |
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"Iuppiter omnipotens, audacibus adnue coeptis.
ipse tibi ad tua templa feram sollemnia dona, et statuam ante aras aurata fronte iuvencum candentem pariterque caput cum matre ferentem, iam cornu petat et pedibus qui spargat harenam." |
"Neig, allmächtiger Zeus, voll Huld dich dem kühnen Beginnen! Jährliches Weihegeschenk will selbst ich zum Tempel dir bringen, Will dir den glänzendsten Stier mit goldener Stirn vor den Altar Stellen, der gleich hoch schon mit der eigenen Mutter das Haupt trägt, Der mit dem Hörn schon stößt und den Sand aufwühlt mit den Füßen." |
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audiit et caeli genitor de parte serena intonuit laevum, sonat una fatifer arcus. effugit horrendum stridens adducta sagitta perque caput Remuli venit et cava tempora ferro traicit. "i, verbis virtutem inlude superbis! |
Und es erhört sein Flehn der Unsterblichen Vater und donnert Links aus heiterer Luft. Da klirrt todkündend der Bogen; Schrecklich zischend, entflieht das Geschoss von der schnellenden Sehne, Fährt durch Remulus' Haupt und durchbohrt mit dem Eisen der Schläfe Höhlungen: "Geh und verspotte voll Hochmut mannhafte Tatkraft! |
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bis capti Phryges haec Rutulis responsa remittunt":
hoc tantum Ascanius. Teucri clamore sequuntur laetitiaque fremunt animosque ad sidera tollunt. Aetheria tum forte plaga crinitus Apollo desuper Ausonias acies urbemque videbat |
Nehmet zur Antwort dies von den zweimal gefangenen Phrygern!" Mehr nicht sprach Askanios. Jauchzend begleiten die Teukrer Ihn mit Jubelgeschrei und erheben den Mut zu den Sternen. Von aitherischen Höhn, auf wolkigem Pfühle gelagert, Schaut' auf das Ausonerheer und die Stadt der gelockte Apollo |
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nube sedens, atque his victorem adfatur Iulum:
"macte nova virtute, puer, sic itur ad astra, dis genite et geniture deos. iure omnia bella gente sub Assaraci fato ventura resident, nec te Troia capit." simul haec effatus ab alto |
Grade herab und sprach also zum Sieger Iulus: "Heil zu der Erstlingstat! Der Weg führt sicher zum Himmel, Knabe, von Göttern entsprosst und Ahnherr künftiger Götter. Unter Assarakos' Stamm kommt jeglicher Krieg, den das Schicksal Sendet, mit Recht zur Ruhe. Doch dich kann Troia nicht fassen!" |
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aethere se mittit, spirantis dimovet auras Ascaniumque petit; forma tum vertitur oris antiquum in Buten. hic Dardanio Anchisae armiger ante fuit fidusque ad limina custos; tum comitem Ascanio pater addidit. ibat Apollo |
Sprach's und schwang von den Höhn sich des Aithers, die wehenden Lüfte Teilend, herab zu Askanios und tauscht sein Gesicht mit des alten Butes' Gestalt, den einst sich der Dardanerfürst Anchises Zum Schildknappen ersehn und redlichem Hüter der Schwelle, Doch zum Begleiter hernach dem Askanios gab ihn sein Vater. |
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omnia longaevo similis vocemque coloremque et crinis albos et saeva sonoribus arma, atque his ardentem dictis adfatur Iulum: "sit satis, Aenide, telis impune Numanum oppetiisse tuis. primam hanc tibi magnus Apollo |
Ähnlich in allem dem Greis an Stimm' und an Farbe, mit weißen Haaren und grausig umklirrt von Waffen, so nahte Apollo, Und hob also an zum mutdurchflammten Iulus: "Sei es genug, Aineias' Sohn, dass mit deinen Geschossen Straflos du den Numanus bekämpft: der erhabne Apollo |
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concedit laudem et paribus non invidet armis;
cetera parce, puer, bello." sic orsus Apollo mortalis medio aspectus sermone reliquit et procul in tenuem ex oculis evanuit auram. agnovere deum proceres divinaque tela |
Gönnt dir den Erstlingsruhm und das Lob gleich trefflicher Waffen. Jetzt lass ab von dem Krieg, o Knabe!" So sagte Apollo, Und inmitten des Worts sich den sterblichen Blicken entziehend, Schwand aus den Augen er fern und verschwamm in duftigem Nebel. Doch es erkannten den Gott und das Göttergeschoss die gesamten |
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Dardanidae pharetramque fuga sensere sonantem. ergo avidum pugnae dictis ac numine Phoebi Ascanium prohibent, ipsi in certamina rursus succedunt animasque in aperta pericula mittunt. it clamor totis per propugnacula muris, |
Dardanerfürsten; es klang in ihr Ohr des Enteilenden Köcher. Also beschwichtigten sie auf Phoibos' Geheiß des Iulus Glühende Lust zum Kampf. Sie selber begeben aufs neue Sich ins Gefecht und vertraun ihr Leben den offnen Gefahren. Rings um die Mauern erhebt durch alle Bastein sich der Kampfruf, |
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intendunt acris arcus amentaque torquent. sternitur omne solum telis, tum scuta cavaeque dant sonitum flictu galeae, pugna aspera surgit: quantus ab occasu veniens pluvialibus Haedis verberat imber humum, quam multa grandine nimbi |
Scharf wird der Bogen gespannt und der Speer vom Riemen geschleudert, Rings mit Pfeilen bestreut ist der Grund, von der Schild' und der Helme Höhlungen klingt es und klirrt es zurück, wild hebt sich der Kampf nun. Wie von Westen daher bei des Böckleins wetterndem Aufgang Regen die Länder durchpeitscht, wie wolkige Massen von Hagel |
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in vada praecipitant, cum Iuppiter horridus Austris
torquet aquosam hiemem et caelo cava nubila rumpit. Pandarus et Bitias, Idaeo Alcanore creti, quos Iovis eduxit luco silvestris Iaera abietibus iuvenes patriis et montibus aequos, |
Rauschen hinab in das Meer, wenn Iupiter schaurig aus Süden Schleudert den triefenden Sturm und am Himmel das hohle Gewölk trennt.
Sieh, da schließen das Tor, das ihnen vom Herrscher vertraute, Pandaros selbst und Bitias auf, des Idäers Alkanor Söhne, in Iovis Hain von Iaira erzogen, der Waldfrau; |
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portam, quae ducis imperio commissa, recludunt freti armis, ultroque invitant moenibus hostem. ipsi intus dextra ac laeva pro turribus astant armati ferro et cristis capita alta corusci: quales aëriae liquentia flumina circum |
Jünglinge, hoch wie die Tannen zu schaun, wie die Berge der Heimat, Laden im kecken Vertraun auf ihr Schwert in die Feste den Feind ein. Links und rechts stehn drinnen sie selbst zur Seite der Türme, Stahlumschirmt und das ragende Haupt von Mähnen umflattert, So wie ein Eichbaumpaar am Rand hellflutender Ströme, |
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sive Padi ripis Athesim seu propter amoenum consurgunt geminae quercus intonsaque caelo attollunt capita et sublimi vertice nutant. inrumpunt aditus Rutuli ut videre patentis: continuo Quercens et pulcher Aquiculus armis |
Dort am Gestade des Po, an der Etsch anmutigen Ufern,
Schlank in die Luft sich streckt und die nimmer geschorenen Häupter Hoch zum Himmel erhebt und mit ragenden Wipfeln herabnickt. Und nun brechen die Rutuler ein, wie sie offen das Tor sehn. Quercens stürzt sich voran und Aquiculus, herrlich gerüstet, |
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et praeceps animi Tmarus et Mavortius Haemon agminibus totis aut versi terga dedere aut ipso portae posuere in limine vitam. tum magis increscunt animis discordibus irae, et iam collecti Troes glomerantur eodem |
Marus erhitzten Gemüts, der mavortische Haimon mit ganzen Scharen, so dringen sie ein; doch kehren sogleich sie den Rücken Oder sie lassen sofort an der Schwelle des Tores ihr Leben. Aber der Ingrimm wächst noch mehr in den hadernden Herzen, Und schon sammeln gedrängt sich die Troer an eben der Stelle, |
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et conferre manum et procurrere longius audent.
Ductori Turno diversa in parte furenti turbantique viros perfertur nuntius, hostem fervere caede nova et portas praebere patentis. deserit inceptum atque immani concitus ira |
Wagen sich Mann an Mann zu messen und weiter zu schweifen. Turnus, der Fürst, der, fern von hier hinrasend, mit Schrecken Andere Männer verwirrt, empfängt den Bericht, dass in neuem Morden der Feind entbrenne und biete geöffnete Tore. Von dem begonnenen Werk abstehend, in furchtbarem Ingrimm |
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Dardaniam ruit ad portam fratresque superbos. et primum Antiphaten - is enim se primus agebat -, Thebana de matre nothum Sarpedonis alti,
coniecto sternit iaculo: volat Itala cornus aëra per tenerum stomachoque infixa sub altum |
Stürzt er zum Dardanertor und den zwei hochmütigen Brüdern; Streckt den Antiphates erst, da zuerst er sich bietet - den Bastard, Den ein thebanisches Weib dem erhabnen Sarpedon geboren -, Mit dem geschleuderten Speer in den Staub; die italische Esche Schwirrt durch die flüchtige Luft und dringt, durch den Magen sich bohrend, |
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pectus abit; reddit specus atri vulneris undam spumantem, et fixo ferrum in pulmone tepescit. tum Meropem atque Erymanta manu, tum sternit Aphidnum, tum Bitian ardentem oculis animisque frementem, non iaculo, neque enim iaculo vitam ille dedisset; |
Tief in die Brust; es ergießt in schäumender Flut sich der Wunde Dunkele Kluft, und der haftende Stahl wird warm in der Lunge; Wirft dann den Meropes nieder, den Erymas dann und Aphydnus, Bitias dann, der, knirschend vor Grimm, Glut sprüht aus den Augen; Nicht mit dem Spieß, nie hätte ein Spieß ihm das Leben genommen; |
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sed magnum stridens contorta phalarica venit
fulminis acta modo, quam nec duo taurea terga nec duplici squama lorica fidelis et auro sustinuit; conlapsa ruunt immania membra, dat tellus gemitum et clipeum super intonat ingens. |
Nein in wirbelndem Schwung schlug furchtbar sausend ein Wurfpfeil Gleichwie ein Blitz durch die Luft, dem des Stierfells doppelte Lage Nicht standhielt noch der Panzer, aus zwiefach goldenen Schuppen Sicher gefügt. Jäh stürzen die riesigen Glieder zusammen. Rundum stöhnte der Grund: dumpf krachte das wuchtige Schilddach. |
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talis in Euboico Baiarum litore quondam saxea pila cadit, magnis quam molibus ante constructam ponto iaciunt, sic illa ruinam prona trahit penitusque vadis inlisa recumbit; miscent se maria et nigrae attolluntur harenae, |
Also stürzt am euboiischen Strand von Baiae ein Pfeiler, Den, aus Felsen gehaun, zuvor in ein großes Gerüst man Künstlich gefügt und dann in das Meer wirft. Also vornüber Fährt er im Sturz, schlägt tief in die Flut und liegt in dem Grund fest. Wild nun woget das Meer und wirft schwarzwirbelnden Sand auf. |
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tum sonitu Prochyta alta tremit durumque cubile
Inarime Iovis imperiis imposta Typhoeo. Hic Mars armipotens animum virisque Latinis addidit et stimulos acris sub pectore vertit, immisitque Fugam Teucris atrumque Timorem. |
Prochytas Felshöh bebt von dem Krach und Inarimes hartes Pfühl, das nach Iovis Gebot auf Typhoeus' Glieder gewälzt ward.
Kraft und Mut hebt jetzt den Latinern der waffengewaltge Mars und bohrt in die Herzen des Volks scharf reizende Stacheln; Aber die Teukrer erfüllt er mit Furcht und schwarzem Entsetzen. |
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undique conveniunt, quoniam data copia pugnae,
bellatorque animo deus incidit. Pandarus, ut fuso germanum corpore cernit et quo sit fortuna loco, qui casus agat res, portam vi multa converso cardine torquet |
Ringsher strömen sie nun, da die Schranken des Kampfes eröffnet Und von dem Kriegsgott selbst sie begeistert sind. Pandaros, da er gewahrt, dass sein Bruder am Boden gestreckt liegt, Wie das Geschick sich gewandt und wohin jetzt steure der Zufall, Dreht mit aller Gewalt und fest anstemmend die beiden |
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obnixus latis umeris, multosque suorum moenibus exclusos duro in certamine linquit; ast alios secum includit recipitque ruentis, demens, qui Rutulum in medio non agmine regem viderit inrumpentem ultroque incluserit urbi, |
Schultern, das Tor in der Angel herum, und viele der Seinen Schließt aus den Mauern er aus und lässt sie im harten Gefechte.
Andre jedoch schließt drinnen er ein, wie im Sturze sie kamen, Tor! der nicht es gesehn, dass darunter der Rutulerkönig Mitten im Schwarm eindrang, der selbst ihn sperrt' in die Feste, |
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immanem veluti pecora inter inertia tigrim. continuo nova lux oculis effulsit et arma horrendum sonuere, tremunt in vertice cristae sanguineae clipeoque micantia fulmina mittit. agnoscunt faciem invisam atque immania membra |
Wie wer zu friedlichem Vieh einpferchte den mördrischen Tiger. Und nun flammt ihm ein Licht, wie es nimmer gesehn, aus den Augen, Furchtbar klirrt ihm die Wehr; es zittert mit blutigem Schimmer Ihm auf dem Scheitel der Busch, sein Schild schießt zuckende Blitze.
Und man erkennt das verhasste Gesicht und die riesigen Glieder |
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turbati subito Aeneadae. tum Pandarus ingens emicat et mortis fraternae fervidus ira effatur: "non haec dotalis regia Amatae, nec muris cohibet patriis media Ardea Turnum. castra inimica vides, nulla hinc exire potestas." |
Plötzlich entsetzt in Aineias' Heer. Mit gewaltigem Leib springt Pandaros vor, wild flammend vor Zorn ob des Bruders Ermordung. "Nicht ist die Mitgift dies und das Erbschloss deiner Amata, Nicht schließt Ardea hier dich ein mit heimischen Mauern; Dies ist die feindliche Burg, von hier ist nicht zu entkommen!" |
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olli subridens sedato pectore Turnus: "incipe, si qua animo virtus, et consere dextram, hic etiam inventum Priamo narrabis Achillem." dixerat. ille rudem nodis et cortice crudo intorquet summis adnixus viribus hastam; |
Sprach's; doch ruhigen Muts und lächelnd erwiderte Turnus: "Fang denn an, wenn du Mut in der Brust hast! hebe die Hand auf, Melde dem Priamos, hier auch sei ein Achilleus gefunden!" Also er; doch mit aller Gewalt ausholend, entschleudert Jener den Speer, den roh von Rinde und Knoten umstarrten; |
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excepere aurae, vulnus Saturnia Iuno detorsit veniens, portaeque infigitur hasta. "at non hoc telum, mea quod vi dextera versat, effugies, neque enim is teli nec vulneris auctor": sic ait, et sublatum alte consurgit in ensem |
Zwar er fliegt in die Luft, doch lenkt die saturnische Iuno Seitwärts den drohenden Stoß, und im Stadttor haftet die Lanze.
"Doch du entgehst nicht dem Stahl, den hier mit Macht mir die Rechte Schwingt. Zu gut ist der Mann, der ihn schuf, und er, der den Hieb führt."
Also sprach er und reckte sich hoch, dem erhobenen Schwert nach, |
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et mediam ferro gemina inter tempora frontem dividit impubisque immani vulnere malas. fit sonus, ingenti concussa est pondere tellus; conlapsos artus atque arma cruenta cerebro sternit humi moriens, atque illi partibus aequis |
Hieb mit dem Stahl gleich weit von den Schläfen die Stirn und der Wangen Bartlos blühendes Paar auseinander mit grausiger Wunde. Schütternd erbebt von der riesigen Last und krachend die Erde, Als er zu Boden im Tod die zusammengesunkenen Glieder Streckt und die Waffen, von Hirn umtrieft; es hing ihm zu gleichen |
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huc caput atque illuc umero ex utroque pependit.
Diffugiunt versi trepida formidine Troes, et si continuo victorem ea cura subisset, rumpere claustra manu sociosque immittere portis, ultimus ille dies bello gentique fuisset. |
Hälften zerspellt sein Haupt nach hier und dort von den Schultern. Jäh auseinandergescheucht von Schrecken entfliehen die Troer. Ja, und wäre sogleich der Gedanke dem Sieger gekommen, Aufzubrechen das Schloss und die Freund' in die Tore zu lassen, Wäre der Tag das Ende des Kriegs und des Volkes gewesen. |
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sed furor ardentem caedisque insana cupido egit in adversos. principio Phalerim et succiso poplite Gygen excipit, hinc raptas fugientibus ingerit hastas in tergus, Iuno viris animumque ministrat. |
Aber der Ingrimm trieb den Erhitzten und rasende Mordgier Grad in die feindlichen Reihn. Phalaris traf er zuerst und den Gyges, dem er des Kniebugs Sehnen zerhieb, griff Speere dann auf, in der Fliehenden Rücken Sie zu begraben; es leiht ihm Iuno den Mut und die Kräfte. |
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addit Halyn comitem et confixa Phegea parma, ignaros deinde in muris Martemque cientis Alcandrumque Haliumque Noemonaque Prytanimque. Lyncea tendentem contra sociosque vocantem vibranti gladio conixus ab aggere dexter |
Halys schickt zur Begleitung er nach und Phegeus - er spießt ihn Fest an den Schild - und die auf dem Wall nichts ahndend noch kämpfen, Halius und Alkander und Prytanis samt dem Noemon. Lynkeus geht auf ihn los und warnt die Genossen durch Zuruf; Aber er trifft ihn zuvor mit dem flammenden Schwert, von der Böschung |
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occupat, huic uno deiectum comminus ictu cum galea longe iacuit caput. inde ferarum vastatorem Amycum, quo non felicior alter unguere tela manu ferrumque armare veneno, et Clytium Aeoliden et amicum Crethea Musis, |
Rechts ausholend, und haut ihm den Kopf mit einem gewaltgen Hieb vom Rumpf, dass er weit mit dem Helm fliegt; Amykos ferner, Ihn, den Vertilger des Wilds, den keiner besiegt an Gewandtheit, Salben zu streichen auf Stahl und Geschosse mit Gift zu bewaffnen; Klytios, Aiolos' Sohn, und Kretheus, den Liebling der Musen, |
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Crethea Musarum comitem, cui carmina semper et citharae cordi numerosque intendere nervis, semper equos atque arma virum pugnasque canebat. Tandem ductores audita caede suorum conveniunt Teucri, Mnestheus acerque Serestus, |
Kretheus, der Musen Genossen und Freund, der stets sich der Lieder, Stets sich der Zither gefreut und die Saiten melodisch zu stimmen, Der stets Rosse besang und Waffen der Männer und Schlachten. Endlich vernahmen des teukrischen Heers Anführer der Ihren Blutbad, eilten herbei - der beherzte Serestus und Mnestheus |
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palantisque vident socios hostemque receptum. et Mnestheus: "quo deinde fugam, quo tenditis?" inquit. "quos alios muros, quaeve ultra moenia habetis? unus homo et vestris, o cives, undique saeptus aggeribus tantas strages impune per urbem |
Sahn die Genossen zerstreut und den Feind inmitten des Lagers. Mnestheus rief: "Wohin? wohin doch wollt ihr entfliehen? Habt ihr noch sonstwo Mauern, noch sonstwo schützende Wälle? Soll ein Mensch, zumal von eurer Verschanzung, o Bürger, Rings umhegt, straflos durch die Stadt solch Morden begehen? |
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ediderit? iuvenum primos tot miserit Orco? non infelicis patriae veterumque deorum et magni Aeneae, segnes, miseretque pudetque?" talibus accensi firmantur et agmine denso consistunt. Turnus paulatim excedere pugna |
Soll er zur Styx so viel von den edelsten Jünglingen senden? Kann nicht der Heimat Schmach, ihr Feigen, die Götter der Ahnherrn, Nicht Aineias, der Held, mit Scham euch und Jammer erfüllen?" Also entflammt und stärkt er das Heer, und sie kommen in dichtem Zug zum Stehn, und Turnus entweicht allmählich dem Treffen, |
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et fluvium petere ac partem quae cingitur unda.
acrius hoc Teucri clamore incumbere magno et glomerare manum, ceu saevum turba leonem cum telis premit infensis; at territus ille, asper, acerba tuens, retro redit et neque terga |
Zieht zum Strom sich herab, wo die Stadt von den Wogen bespült wird. Heftig drängen ihn nun mit gewaltigem Lärmen die Teukrer, Scharen sich dicht zum Knäul, wie wenn ein Haufe den wilden Löwen mit drohenden Waffen verfolgt; und jener, geschreckt zwar, Aber ergrimmt, mit giftigem Blick weicht langsam; es leidet |
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ira dare aut virtus patitur, nec tendere contra
ille quidem hoc cupiens potis est per tela virosque. haud aliter retro dubius vestigia Turnus improperata refert et mens exaestuat ira. quin etiam bis tum medios invaserat hostis, |
Weder die Wut noch der Mut, dass den Rücken er kehrt; und zum Angriff Lassen, wie sehr er es wünscht, ihn Waffen und Männer nicht kommen:
In der selbigen Art, mit nimmer beschleunigtem Schritte, Zieht sich Turnus zurück, und es kocht sein Herz ihm vor Ingrimm. Zweimal stürzt er sogar noch jetzt in die Mitte der Feinde, |
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bis confusa fuga per muros agmina vertit; sed manus e castris propere coit omnis in unum nec contra viris audet Saturnia Iuno sufficere; aëriam caelo nam Iuppiter Irim demisit germanae haud mollia iussa ferentem, |
Zweimal jagt er die Schar in verworrener Flucht durch die Feste. Doch nun einigt in Hast sich die ganze Besatzung des Lagers. Auch wagt ferner ihn nicht mit Kraft die saturnische Iuno Auszurüsten; es hat ihr Zeus vom Himmel die luftge Iris gesandt, kein mildes Geheiß für die Schwester zu bringen, |
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ni Turnus cedat Teucrorum moenibus altis. ergo nec clipeo iuvenis subsistere tantum nec dextra valet, iniectis sic undique telis obruitur. strepit adsiduo cava tempora circum tinnitu galea et saxis solida aera fatiscunt |
Wiche nicht Turnus sofort aus den ragenden Mauern der Teukrer. Deshalb hält mit dem Schild und hält mit der Rechten der Jüngling
Nicht mehr stand wie zuvor; so wird von hagelnden Waffen Rings er beschüttet; es klirrt und klingt um die Wölbung der Schläfe Unablässig der Helm; es zerbirst von den Steinen das derbe |
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discussaeque iubae, capiti nec sufficit umbo
ictibus; ingeminant hastis et Troes et ipse fulmineus Mnestheus. tum toto corpore sudor liquitur et piceum - nec respirare potestas - flumen agit, fessos quatit aeger anhelitus artus. |
Erz; auf dem Haupt sind die Mähnen zerfetzt, nicht hält bei den Stößen Länger der Schild, Speer schleudern auf Speer die Troianer und Mnestheus Selber, der Blitz in der Schlacht. Da trieft ihm der Schweiß von dem ganzen Körper wie rinnendes Pech, es geht ihm zum Atmen die Kraft aus, Und krankhaftes Gekeuch durchzuckt die ermatteten Glieder. |
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tum demum praeceps saltu sese omnibus armis in fluvium dedit. ille suo cum gurgite flavo accepit venientem ac mollibus extulit undis et laetum sociis abluta caede remisit. |
Da erst stürzt er sich jäh im Sprung mit sämtlichen Waffen Von dem Gestad in den Strom. Der nahm in den gelblichen Wirbeln Freundlich den Kommenden auf, und mit sanftem Gewog ihn erhebend, Wusch er von Mord ihn rein und entsandt ihn froh zu den Seinen. |
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Übersetzung nach W.Hertzberg bearbeitet von E.Gottwein |
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