HISTORIA APOLLONII REGIS TYRI
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DIE GESCHICHTE DES KÖNIGS APOLLONIUS VON TYRUS
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Drei konkurrierende Freier bringen sich auf dem Forum in Erinnerung.
(19) Rex autem post paucos dies tenens Apollonium manu forum petit et cum eo deambulavit. Iuvenes scolastici tres nobilissimi, qui per longum tempus filiam eius petebant in matrimonium, pariter omnes una voce salutaverunt eum. Quos videns rex subridens ait illis: "Quid est hoc, quod una voce me pariter salutastis?" Unus ex ipsis ait: "Petentibus nobis filiam tuam in matrimonium tu saepius nos differendo fatigas: propter quod hodie una simul venimus. Elige ex nobis, quem vis habere generum."
19.. Der König aber suchte nach wenigen Tagen mit Apollonius an der Hand den Marktplatz auf und machte mit ihm einen Spaziergang. Drei hochedle gelehrte Herren, die schon seit langer Zeit seine Tochter zur Ehe begehrten, grüßten ihn alle drei wie aus einem Munde. Als der König sie sah, lächelte er und sprach zu ihnen: "Wie kommt es, dass ihr mich zusammen wie aus einem Munde begrüßt habt?" Einer von ihnen sagte: "Wir haben schon wiederholt um die Hand deiner Tochter angehalten, aber immer wieder setzt du uns dadurch zu, dass du uns hinhältst: deshalb kamen wir heute miteinander. Wähle von uns aus, wen du zum Schwiegersohn haben willst!"
Rex ait: "Non apto tempore me interpellastis; filia enim mea studiis vacat et prae amore studiorum imbecillis iacet. Sed ne videar vos diutius differre, scribite in codicillos nomina vestra et dotis quantitatem; et dirigo ipsos codicillos filiae meae, et illa sibi eligat, quem voluerit habere maritum."
Der König entgegnete: "Ihr habt mich zu ungelegener Stunde angesprochen: meine Tochter, müsst ihr wissen, hat sich der Musik verschrieben, und ihre übermäßige Liebe zu dieser Kunst hat sie nun auf das Krankenbett geworfen. Doch damit ihr nicht denkt, dass ich euch länger hinhalten wolle, so schreibe ein jeder seinen Namen und die Größe der Brautgabe auf ein Täfelchen. Ich will diese dann meiner Tochter zukommen lassen, und sie mag selbst wählen, wen sie zum Mann haben will."
Illi tres itaque iuvenes scripserunt nomina sua et dotis quantitatem. Rex accepit codicellos anuloque suo signavit datque Apollonio dicens: "Tolle, magister, praeter tui contumeliam hos codicillos et perfer discipulae tuae: hic enim locus te desiderat."
Die drei jungen Leute schrieben daraufhin ihren Namen nieder und die Größe der Brautgabe. Der König nahm die Täfelchen entgegen, versiegelte sie mit seinem Ring und übergibt sie dem Apollonius mit den Worten: "Nimm, Meister, ohne dass es dir unangenehm sei, diese Täfelchen und bringe sie deiner Schülerin; denn gerade dich verlangt dieser Auftrag."
Text nach der Ausgabe von Gareth Schmeling, Ãœbersetzung nach R.Peters. Bearbeitet v. E.Gottwein
Die Geschichte des Königs Apollonius von Tyrus, der Lieblingsroman des Mittelalters. Eingeleitet und nach der ältesten lateinischen Textform zum erstenmal übersetzt von Richard Peters
Berlin, Leipzig (J.Hegner) o.J. (ca. 1904)
Weymann, G.
in: Rh.Mus.64,1909, S. 156-157