HISTORIA APOLLONII REGIS TYRI
23
DIE GESCHICHTE DES KÖNIGS APOLLONIUS VON TYRUS
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Die Hochzeitsfeier
(23) Rex ait: "Diem nuptiarum sine mora statuam." Postera vero die vocantur amici, invocantur vicinarum urbium potestates, viri magni atque nobiles.
23. Der König sprach: "Den Hochzeitstag will ich so bald wie möglich anberaumen." Am folgenden Tag aber beruft der König seine Freunde, und die Machthaber der Nachbarstädte werden geladen, große und hoch angesehene Herren.
Quibus convocatis in unum pariter rex ait: "Amici, scitis, quare vos in unum congregaverim?" Qui respondentes dixerunt: "Nescimus." Rex ait: "Scitote filiam meam velle nubere Tyrio Apollonio. Peto, ut omnibus sit laetitia, quia filia mea sapientissima sociatur viro prudentissimo." Inter haec diem nuptiarum sine mora indicit et, quando in unum se coniungerent, praecepit.
Als sie versammelt waren, sagte der König: "Meine Freunde, wisst ihr, warum ich euch zusammen hierher beschieden habe?" Sie antworteten: " Nein, es ist uns unbekannt." "So sollte ihr denn wissen", sprach der König, "dass meine Tochter den Apollonius von Tyrus heiraten will. Ich hoffe, ihr seid alle froh, dass meine überaus kluge Tochter sich dem allerverständigsten Mann zu verbinden wünscht." Danach setzte er unverzüglich den Hochzeitstag an und bestimmte, wann sie sich zu dem Fest einfinden sollten.
Quid multa? Dies supervenit nuptiarum, omnes laeti atque alacres in unum conveniunt. Gaudet rex cum filia, gaudet et Tyrius Apollonius, qui talem meruit habere coniugem. Celebrantur nuptiae regio more decora dignitate. Gaudet universa civitas, exultant cives, peregrini et hospites; fit magnum gaudium in citharis, lyris et canticis et organis modulatis cum vocibus.
Um es kurz zu machen: der Hochzeitstag kam, und alle finden sich froh und in rechter Feststimmung ein. Der König freut sich samt seiner Tochter, es freut sich auch Apollonius von Tyrus, der eine solche Gattin wohl verdiente. Die Hochzeit wird nach königlicher Weise gefeiert, mit würdigem Gepränge: es freut sich die gesamte Bürgerschaft, es frohlocken die Fremden und Gäste; eine große Freude herrscht bei den Tönen der Zither und Leier, bei Lied und sangbegleitetem Orgelspiel.
Peracta laetitia ingens amor fit inter coniuges, mirus affectus, incomparabilis dilectio, inaudita laetitia, quae perpetua caritate complectitur.
Nach den Lustbarkeiten der Hochzeit zeigt sich eine gewaltige Liebe zwischen den Ehegatten, eine wunderbare Zuneigung, eine unvergleichliche Herzensinnigkeit, ein unerhörtes Beglücktsein, das durch andauernde gegenseitige Wertschätzung umhegt wird.
Text nach der Ausgabe von Gareth Schmeling, Ãœbersetzung nach R.Peters. Bearbeitet v. E.Gottwein
Lat. zu "Historia Apollonii regis Tyrii"
Die Geschichte des Königs Apollonius von Tyrus, der Lieblingsroman des Mittelalters. Eingeleitet und nach der ältesten lateinischen Textform zum erstenmal übersetzt von Richard Peters
Berlin, Leipzig (J.Hegner) o.J. (ca. 1904)
Weymann, G.
in: Rh.Mus.64,1909, S. 156-157