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481-595:
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1-78: actus I. 1, Vorspiel:
Das Vorspiel charakterisiert die Hauptperson,
den bramarbasierenden Offizier Pyrgopolynikes (Vielfachburgenzerstörer),
der auf Bitten des Königs Seleukus in Ephesus unterwegs
ist, um auf dem Marktplatz Truppen auszuheben. Großspurig
erteilt er seiner Dienerschaft den Auftrag, sein blutlechzendes
Schwert, das ihm die Kampfespause schon verübele, auf
Hochglanz zu bringen. Sein kontrastierender Gegenpart
ist der Schmarotzer Artotrogus (Brotnager), zwar ein armseliger
Charakter, doch mit einer realistischen Selbsteinschätzung,
die ihm im Dunstkreis des abgehobenen Offiziers ein gutes
Auskommen ermöglicht. Wie er seinem Brötchengeber geschickt
nach dem Mund redet und das Gespräch steuert, zeigt ihn
als Meister seines Fachs. Sein überzogenes Geltungsbedürfnis
entlarvt den großen Kriegs- und Frauenheld als abhängigen
und steuerbaren Kleingeist, bei dem es nicht wundert,
dass er der Intrige seines Sklaven Palaestrio erliegen
wird: ein Tongefäß, das laut tönt, doch erwarten lässt,
dass es bei der erst besten Erschütterung in sich zusammenbricht.
Pyrgopolynices,
Artotrogus
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Py. Curate, ut splendor meo
sit clupeo clarior,
quam solis radii esse olim, quom sudumst, solent,
ut, ubi usus veniat, contra conserta manu
praestringat oculorum aciem in acie hostibus. |
PY. Besorgt, dass meines Schildes
Schimmer heller gleißt
Als der Sonne Strahlen, wenn es klares Wetter
ist,
Dass, wenn es not tut, er beim Handgemenge gleich
Abstumpfe des Feindes Augenschärf' in scharfer
Schlacht. |
5 |
nam ego hanc machaeram mihi consolari volo,
ne lamentetur neve animum despondeat,
quia se iam pridem feriatam gestitem,
quae misera gestit fartum facere ex hostibus.
sed ubi Artotrogus?AR. Hic est.
stat propter virum |
Denn dies mein Kriegsschwert bin zu trösten
ich gewillt
In seinem Jammer und schierem Lebensüberdruss,
Weil längst es in der Scheide Ferien feiern muss,
Da es freudig verlangt, aus den Feinden zu machen
Frikassee!
– Allein wo steht Artotrogus? AR. Hier, dem Manne nah', |
10 |
fortem atque fortunatum et forma regia;
tam bellatorem - Mars <se> haud ausit dicere
neque aequiperare suas virtutes ad tuas.
Py. Quemne ego servavi in campis Curculionieis,
ubi Bumbomachides Clutomestoridysarchides |
Dem rüstigsten, ruhmreichsten, fürnehm fürstlichsten.
Als solchen Kriegeshelden rühmt Mars selbst sich nicht,
Noch vergleicht er seine Tapferkeit der deinigen.
PY. Ha, er, den im Weiberschwänzelfeld ich ranzioniert,
Wo der Bombomachide Klytomestoridysarchides, |
15 |
erat imperator summus, Neptuni nepos?
Ar. Memini. nempe illum dicis
cum armis aureis,
cuius tu legiones difflavisti spiritu,
quasi ventus folia aut paniculum tectorium.
Py. Istuc quidem edepol nihil
est. Ar. Nihil hercle hoc quidemst, |
Neptunus' Enkel, Generalfeldmarschall war?
AR. Ich erinnre mich wohl; du
meinest den in goldner Wehr,
Des Heeresscharen du zerbliesest mit deinem Hauch,
Wie der Sturm die Blätter oder ein Schilfrohrdach
zerfetzt.
PY. Das ist doch
gar nichts. AR. Allerdings, das
ist noch nichts |
20 |
praeut alia dicam - quae tu numquam feceris.
periuriorem hoc hominem si quis viderit
aut gloriarum pleniorem, quam illic est,
me sibi habeto, ego me mancupio dabo;
nisi unum: hic epityrum estur insanum bene. |
Im Vergleich mit anderm – was du niemals hast
getan.
Wenn einer einen lästerlicheren Lügenhals
Bramarbarsierender jemals sah als diesen hier,
Der mag mich zu eigen nehmen als Knecht, – es
müsst' denn hier
Ein rasend guter Olivensalat zu verspeisen sein. |
25 |
Py. Ubi tu es? Ar. Eccum. edepol vel elephanto in India
quo pacto ei pugno praefregisti bracchium.
Py. Quid, bracchium? Ar. Illud dicere volui, femur.
Py. At indiligenter iceram. Ar. Pol
si quidem
conixus esses, per corium, per viscera |
PY. Wo steckst du? AR. Hier! – wahrhaftig und wie in Indien
Dem Elefanten du mit der Faust den Arm zerbrachst.
PY. Den Arm? AR. Ach nein! Ich wollte sagen das Schenkelbein.
PY. Ich schlug ganz lässig nur. AR. Freilich, hättest mit aller
Kraft
Du ausgeholt, du hättest den Arm durch Fell und
Bauch, |
30 |
perque os elephanti transmineret bracchium.
Py. Nolo istaec hic nunc. Ar. Ne hercle operae pretium
quidemst
mihi te narrare, tuas qui virtutes sciam.
venter creat omnis hasce aerumnas: auribus
perhaurienda sunt, ne dentes dentiant, |
Durch die Knochen des Elefanten schier hindurchgebohrt.
PY. Ich mag das jetzt nicht. AR. Nun wahrhaftig, es lohnt
auch nicht,
Dass du's erzählest, da deine Taten mir bekannt.
Der Hunger schafft mir all die Plagen; es muss
mein Ohr
Die Neige trinken, dass mir die Zähne nicht werden
lang. |
35 |
et adsentandumst, quidquid hic mentibitur.
Py. Quid illuc, quod dico? Ar. Ehem, scio iam, quid vis dicere.
factum hercle est, memini fieri. Py. Quid id est? Ar. Quidquid est.
Py. Habes - Ar. Tabellas vis rogare? habeo, et stilum.
Py. Facete advortis tuom animum ad animum
meum. |
Beistimmen muss ich allem, was der Mensch erlügt.
PY. Was mein' ich doch? AR. Hm! Ja, ich weiß schon, was du meinst;
In der Tat, so war's, ich erinnre mich. PY. Was? AR. Was es auch sei.
PY. Hast? AR. Tafeln zur Stammrolle? Ja, einen Griffel auch.
PY. Wie schickst gewandt du deinen
Geist nach meinem Geist! |
40 |
Ar. Novisse mores tuos me meditate
decet
curamque adhibere, ut praeolat mihi quod tu velis.
Py. Ecquid meministi? Ar. Memini: centum in Cilicia
et quinquaginta, centum in Scytholatronia,
triginta Sardi, sexaginta Macedones - |
AR. Mir ziemt es sorgsam zu
erspähen deinen Brauch
Und Acht zu haben, dass ich wittre, was du willst.
PY. Hast du behalten? AR. Ja, in Kilikien hundert Mann
Nebst fünfzig; hundert in Spitzbubispelunkien,
Sardinier dreißig, dreißig Makedonier, |
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sunt homines, quos tu - occidisti uno die.
Py. Quanta istaec hominum summast? Ar. Septem milia.
Py. Tantum esse oportet. recte rationem tenes.
Ar. At nullos habeo scriptos:
sic memini tamen.
Py.
Edepol memoria's optuma. Ar. Offae monent. |
So viele sind es, die du getötet in einem Tag.
PY. Wie viel sind das zusammen? AR. Siebentausend just.
PY. So viel auch müssen's grade
sein; die Rechnung stimmt.
AR. Und doch hab' ich nichts schriftlich; alles steht
im Kopf.
PY. Ein Prachtgedächtnis,
wirklich. AR. Fress-Mnemonik
nur. |
50 |
Py. Dum tale facies, quale
adhuc, assiduo edes,
communicabo semper te mensa mea.
Ar. Quid in Cappadocia, ubi tu quingentos simul,
ni hebes machaera foret, uno ictu occideras?
Py. At peditastelli quia erant,
sivi viverent. |
PY. Stets sollst du zu essen
haben, wenn du wie bisher
Dich immer führst; ich teile meinen Tisch mit
dir.
AR. Und in Kappadokien,
weißt du, wie fünfhundert du
Mit einem Hieb – war nicht dein Säbel stumpf –
erschlugst?
PY. Gemeines
Fußvolk war es; drum am Leben ließ ich sie. |
55 |
Ar. Quid tibi ego dicam, quod
omnes mortales sciunt,
Pyrgopolynicem te unum in terra vivere
virtute et forma et factis invictissumis?
amant ted omnes mulieres, neque iniuria,
qui sis tam pulcher; vel illae, quae here pallio |
AR. Was soll ich dir noch sagen,
was ja jeder weiß,
Dass du, Pyrgopolynikes, in der ganzen Welt
An Tugend, Tatkraft, Schönheit dastehst unbesiegt!
Dich lieben alle Weiber, und mit Unrecht nicht:
So schön bist du; erst gestern, die an dem Mantel
mich |
60 |
me reprehenderunt. Py. Quid
eae dixerunt tibi?
Ar. Rogitabant: 'hicine Achilles est?' inquit mihi.
'immo eius frater' inquam 'est'. ibi illarum altera
'ergo mecastor pulcher est' inquit mihi
'et liberalis. vide, caesaries quam decet. |
Festhalten wollten. PY. Ei,
und was sagten sie zu dir?
AR. Sie fragten: "Ist das Achilles?" fragte
die eine mich.
"Nein," sagt' ich,
"doch sein Bruder" – und die andre sagt:
"Beim Castor!" sagt sie, "darum
ist er auch so schön
Und so genial; sieh wie das Lockenhaar ihm steht! |
65 |
ne illae sunt fortunatae, quae cum isto cubant!'
Py. Itane aibant tandem? Ar. Quaen me ambae obsecraverint,
ut te hodie quasi pompam illa praeterducerem?
Py. Nimiast miseria nimi'
pulchrum esse hominem. Ar. Immo
itast.
molestae sunt: orant, ambiunt, exobsecrant, |
Beglückt die Schöne, die mit ihm das Lager teilt!"
PY. So sagten sie wirklich? AR. Beide beschworen mich Stein und Bein,
Dich heute vorbeizuführen wie in Prozession.
PY. Es ist eine rechte Qual,
doch gar zu schön zu sein.
AR. Für mich ist's lästig – sie bieten, schmeicheln,
bschreien mich, |
70 |
videre ut liceat, ad sese arcessi iubent,
ut tuo non liceat dare operam negotio.
Py. Videtur tempus esse, ut eamus
ad forum,
ut in tabellis, quos consignavi hic heri
latrones, ibus denumerem stipendium. |
Um dich zu sehn, sie lassen mich rufen in ihr
Haus.
Ich kann in Ruhe gar nicht nachgehn meinem Dienst.
PY. Es scheint mir Zeit jetzt,
wir begeben uns auf den Markt,
Damit den Lanzenknechten, die ich einrolliert,
Ich Mann für Mann die fällige Löhnung zahle aus. |
75 |
nam rex Seleucus me opere oravit maxumo,
ut sibi latrones cogerem et conscriberem.
regi hunc diem mihi operam decretumst dare.
Ar. Age eamus ergo. Py. Sequimini, satellites. |
Denn König Seleukus hat höchst dringend mich
ersucht,
Landsknechte zu werben und auszuheben für seinen
Dienst.
Für dies Geschäft nun hab' ich den heutigen Tag
bestimmt.
AR. So lasst
uns gehn denn! PY. Auf, Trabanten,
folgt mir nach! |
Sententiae excerptae: Lat. zu "Plaut" und "mil"96
hicine Achilles est?
ist das (ein) Achill(eus)
Plaut. mil. 61
243
Me habent venalem.
Ich bin verraten und verkauft.
Plaut.Mil.580
81
facile est imperium in bonos
Gute lassen sich leicht beherrschen
Plaut.Mil.611
266
de vesperi vivat suo.
er lebt auf eigene Kosten, führt eine unabhängige Existenz.
Plaut.Mil.995
Literatur: zu "Plaut" und "mil"4123
Abel, K.
Die Plautusprologe
Diss.Frankfurt/M. 1955.
3094
Bardt, C.
Römische Komödien, deutsch von C. Bardt
I. Plautus: Der Schatz (Aulularia), Die Zwillinge (Menaechmi), Terenz: Das Mädchen von Andros (Andria), Die Brüder (Adelphoi).
II. Plautus: Die Gefangenen (Captivi), Der Bramarbas (Miles gloriosus), Der Schiffbruch (Rudens); Terenz: Der Selbstquäler (Hautontimorumenos)
Berlin, Weidmann, I: 1903, II: 1907
4124
Bubel
Bibliographie zu Plautus 1976 - 1989. Hrsg. v. Bubel, Frank. 1992.
1992.
2157
Gaiser, K.
Zum "Miles Gloriosus" des Plautus. Menander. literaturgesch.Stellung
in: Lefevre: Komödie, WBG 1973 (WdF 236)
4128
Plautus / Brix
Ausgewählte Komödien, f.d.Schulgebr. erkl.v. J.Brix/ M.Niemeyer, Bdchen 4: Miles gloriosus. 4.A., bearb.v. O.Köhler. 1916
1916
4130
Plautus / Hammond
Plautus: Miles gloriosus, ed.with an introd.and notes by M.Hammond / A.M.Mack / W.Moskalew.
1963
3095
Plautus / Hertzberg, W.A.B.
T.Maccius Plautus. Ausgewählte Komödien im Versmaß der Urschrift übersetzt von W.A.B. Hertzberg (mit Anmerkungen)(Trinummus, Miles gloriosus, Captivi, Rudens)
Stuttgart (Metzler) 1861
4126
Plautus / Lorenz
Plautus: Ausgewählte Komödien, erkl.v. A.O.F.Lorenz, Bd. 3: Miles Gloriosus.
Berlin, Weidmann 1869, 2/1886.
4120
Plautus / Rau
Peter Rau. Plautus, Komödien – IV: Miles gloriosus – Mostellaria – Persa: Lateinisch und deutsch. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert.
Darmstadt: WBG, 2008
4132
Plautus / Rau
T. Maccius Plautus: Miles gloriosus, Der glorreiche Hauptmann, (lat. /dtsch) übers. u. herausgeg. v. Peter Rau
Stuttgart, Reclam, 1984
3092
Plautus / Schmilinsky, G.
Plautus, Schiffbruch (Rudens). Lustspiel. Für die Bibliothek der Gesamtliteratur neu übersetzt von Gustav Schmilinsky.
Halle, Verlag v. Otto Hendel, 1899
3009
Plautus / Terenz / Walther Ludwig
Antike Komödien. Plautus / Terenz, in zwei Bänden herausgegeben (mit Nachwort und Anmerkungen). Plautus in einer grundlegenden Neubearbeitung der Übersetzung von Wilhelm Binder (Stuttgart 1864ff.), Terenz in der Übersetzung von J.J. Donner (Leipzig und Heidelberg 1864)
Darmstadt, WBG, 1966
- /Lat/plaut/mil0001_0078.php - Letzte Aktualisierung: 17.07.2024 - 15:58
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